Auf dem Weg zur "Blechschmiede": Holz und Schlaf als "Klapphornisten" : mit neunzehn Klapphorn-Gedichten auf Postkarten an Emil Richter (1890/91) / mitgeteilt und kommentiert von Peter Sprengel

  • Als Schlußstein und Bilanz ihrer literaturgeschichtlich so folgenreichen Zusammenarbeit gaben Arno Holz und Johannes Schlaf 1892 im Berliner Verlag Fontane & Co einen Band mit dem Titel "Neue Gleise" heraus, der alle ihre naturalistischen Gemeinschaftswerke enthielt: von der Erzählung "Papa Hamlet" (1889) bis zum Drama "Die Familie Selicke" (1890). Als eine Art Satyrspiel ließen sie ihm im gleichen Jahr eine letzte Koproduktion folgen, die freilich ganz und gar nicht mehr naturalistisch anmutet: "Der geschundne Pegasus. Eine Mirlitoniade in Versen von Arno Holz und 100 Bildern von Johannes Schlaf". Es handelt sich dabei um eine Bildergeschichte im Stile Wilhelm Buschs, in der die beiden Freunde (denn damals waren sie es noch) selbstironisch die relative Erfolglosigkeit ihrer literarischen Doppelexistenz verarbeiteten. Schlaf zeichnete sich und seinen Partner bei unübersehbarer Porträtähnlichkeit als zwergwüchsig-kindische Protagonisten, ausgestattet mit einem Erkennungszeichen, das beide durch alle Bilder des Buchs begleitet und gewissermaßen als Emblem ihrer bohemehaften Opposition zur bürgerlichen Gesellschaft dient. Dieses Erkennungszeichen ist eine gestreifte Tröte. Der französische Ausdruck dafür lautet "Mirliton"; er hat einem bekannten Pariser Cabaret jener Zeit den Namen und dem "Geschundnen Pegasus" die Gattungsbezeichnung "Mirlitoniade" gegeben, in der natürlich auch die Anspielung auf Miltons Epos mitschwingt. Die Verserzählung selbst nimmt auf das Instrument nur in der ersten Strophe Bezug: Zwei Knaben hier mit viel Pläsir Mißbrauchen Feder und Papier Und blasen möglichst mit Elong Das Klopp-Klipp-Klapphornmirlitong. Nimmt man diese Verse beim Wort, so verraten sie uns etwas, was noch niemand realisiert zu haben scheint: die Provenienz des "Geschundnen Pegasus" von der Klapphorn-Dichtung. Das Mirliton wird ja offenbar mit dem Klapp(en)horn gleichgesetzt - einem im Laufe des 19.Jahrhunderts außer Gebrauch gekommenen trompetenähnlichen Signalhorn mit sechs Klappen.

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Metadaten
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-483323
URL:http://hofmannsthal.de/?page_id=191
ISBN:3-7930-9108-2
ISSN:0946-4018
ISSN:2510-7305
Parent Title (German):Hofmannsthal : Jahrbuch ; zur europäischen Moderne ; im Auftr. der Hugo von Hofmannsthal-Gesellschaft hrsg
Publisher:Rombach Verlag
Place of publication:Freiburg
Editor:Peter Sprengel
Contributor(s):Arno Holz, Johannes Schlaf
Document Type:Article
Language:German
Year of Completion:2019
Year of first Publication:1994
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2019/06/21
Tag:Holz, Emilie; Klapphornvers; Wittenberg, Emilie
GND Keyword:Holz, Arno; Schlaf, Johannes; Richter, Emil; Lyrik
Volume:2
Page Number:32
First Page:79
Last Page:110
Note:
Anhang: Arno Holz - Johannes Schlaf - Emilie Wittenberg: Klapphorn-Gedichte auf Postkarten an Emil Richter (1890/91), Seite 99-110
HeBIS-PPN:450622509
Dewey Decimal Classification:8 Literatur / 83 Deutsche und verwandte Literaturen / 830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
Sammlungen:Germanistik / GiNDok
Germanistik / GiNDok / Rombach Verlag
Germanistik / GiNDok / Hugo von Hofmannsthal-Gesellschaft
BDSL-Klassifikation:16.00.00 Jahrhundertwende (1880-1914) / BDSL-Klassifikation: 16.00.00 Jahrhundertwende (1880-1914) > 16.15.00 Zu einzelnen Autoren
Zeitschriften / Jahresberichte:Hofmannsthal : Jahrbuch / Hofmannsthal 2.1994
:urn:nbn:de:hebis:30:3-483308
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