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Erst in der Zeit zwischen 1815 und 1848 dockte die neuere österreichische Literatur an den Kanon der deutschsprachigen Literatur an. Ein beträchtlicher Teil der heute noch viel gelesenen und in den Schulen unterrichteten Dichter zwischen Restauration und Vormärz kam bekanntlich aus dem Kaisertum Österreich: Genannt seien nur Franz Grillparzer, Nikolaus Lenau, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Adalbert Stifter. Über das Wiener Verlagsumfeld dieser Autoren, deren Lebensmittelpunkt die kaiserliche Residenzstadt häufig war, ist aber nach wie vor wenig bekannt. Das Bild eines von Zensur und Metternichscher Repression eingeschnürten Buchmarkts besteht nicht zu Unrecht; was aber in den Wiener Buchhandlungen verkauft und verlegt wurde, und wer die dort ansässigen Verleger waren, ist nach wie vor weitgehend 'terra incognita' der Germanistik. Dieser Beitrag möchte daher in aller Kürze einige Schlaglichter auf das Verlagswesen des vormärzlichen Wien werfen, das zu dieser Zeit die größte deutschsprachige Stadt und zugleich das multiethnische Zentrum des Kaisertums Österreich war. Eingegangen wird zunächst auf die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen des Buchhandels, danach werden einige wichtige Wiener Verlage und ihre Produktion im Überblick dargestellt.
Obgleich die Brüder Johann Friedrich (1795-1865) und Friedrich Gottlob Franckh (1802-1845) zu den wirkungsmächtigsten Verlegern in Süddeutschland gehörten und politisch bewegte Biographien aufweisen, existieren bis auf wenige kleinere Festschriften keine modernen Darstellungen, die der Bedeutung des Verlagsunternehmens gerecht würden. Es hatte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Firma profiliert, die sich mit einem neuen Selbstverständnis und spektakulären Vermarktungsstrategien nicht nur im süddeutschen Raum schnell einen Namen machte. Die Gebrüder Franckh spezialisierten sich auf preiswerte Lieferungswerke und Buchreihen, die nicht allein über den regulären Sortimentsbuchhandel, sondern vielmehr über die weit verzweigten Kolportagenetzwerke im süddeutschen Raum ihren Absatz fanden. In der Gründungsphase bemühte sich der Verlag um die Einbindung junger, noch wenig bekannter Autoren aus dem Schwäbischen Dichterkreis. Zu den namhaftesten Autoren zählten Wilhelm Waiblinger, Wilhelm Hauff, Eduard Mörike und Carl Spindler. [...] Das Spekulieren auf den schnellen ökonomischen Erfolg, kurzfristige Auf- und Zukäufe von Firmenanteilen, schnelle Inhaber- und Geschäftsführerwechsel, eine von schnellen Entscheidungen geprägte Strategie, die nach dem Ende der Napoleonischen Kriege für den süddeutschen Buchhandel zum Markenzeichen wurde, blieb dem norddeutsch-protestantischen Buchhandel zunächst suspekt. Der vorliegende Beitrag versteht sich lediglich als Forschungsskizze, gilt es das Verlagsunternehmen der Brüder Franckh im Rahmen des Editionsprojekts "Digitale Gesamtausgabe der Werke Karl Gutzkows" an anderer Stelle gründlich aufzuarbeiten. Hier soll versucht werden, den Verlag der Gebrüder Franckh als ein im Vormärz womöglich prototypisches Unternehmen zu profilieren und seine Bedeutung für die Vormärzforschung aufzuzeigen.