Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 44 (2007), Heft 2
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Da in Sachsen-Anhalt alle vorkommenden Branchiopodenarten (= Blatt- oder Kiemenfüßer) in ihrer Existenz gefährdet sind (Neumann & Heinze 2004), erscheint eine verstärkte Aufmerksamkeit gegenüber ihren Vorkommen angebracht. Auch die beeindruckende Tatsache, dass diese Tiere in fast unveränderter Form bereits vor rund 500 Millionen Jahren auf der Erde lebten, die ihnen auch den Namen „Urzeitkrebse“ eingebracht hat, rechtfertigt diese gebotene Aufmerksamkeit. Da auch Engelmann & Hahn (2004) im Ergebnis ihrer umfangreichen Recherche über das Vorkommen der Branchiopodenarten in Deutschland „ermutigen, bekannte und potentielle Vorkommen … publik und behördenzugänglich zu machen“, soll hier das Ergebnis einer Suche nach dem Blattfußkrebs Lepidurus apus in der Umgebung von Lutherstadt Wittenberg dargelegt werden.
Die Weißflügel- und Weißbart-Seeschwalbe konnten nun auch für Sachsen-Anhalt als Brutvögel nachgewiesen werden. In der unteren Havelniederung im Biosphärenreservat „Mittelelbe“ (BR ME) wurden am 06.06.2007 neben nahrungssuchenden Weißflügel-Seeschwalben auch Nistmaterial tragende und brütende Weißbart-Seeschwalben festgestellt. Am nächsten Tag erfolgte eine nochmalige Kontrolle des Gebietes, während dieser auch noch das Brutvorkommen der Weißflügel-Seeschwalbe nachgewiesen werden konnte.
Wenn die überarbeitete und gänzlich neu gestaltete Fassung eines NBB-Bandes nach über 50 Jahren (!) endlich wieder in gedruckter Form verfügbar ist, so löst allein schon dieser Umstand bei der interessierten Leserschaft Glücksgefühle aus. Aber nun ist er ja endlich wieder auf dem Buchmarkt erhältlich: „Der Feldhamster“.
Das Recht des Eigentümers, seine Waldflächen im Naturschutzgebiet z.B. durch Errichtung von Holzabfuhrwegen effektiv zu bewirtschaften, wird durch das Naturschutzgesetz und auf dessen Grundlage erlassene Verordnungen eingeschränkt. Diese Einschränkung kann zur Interessenskollision zwischen dem Interesse des Eigentümers der Waldflächen aus Artikel 14 Grundgesetz und den Grundsätzen von Naturschutz und der Landschaftspflege führen, wenn es um eine beantragte Befreiung von den Verboten des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) geht.
Der Verlust und die Beeinträchtigung von Lebensräumen und die damit verbundene Dezimierung der Artenvielfalt gehören nach wie vor zu den zentralen Umweltproblemen unserer Zeit.. Die Publikation besteht aus 3 Teilen. Der erste Teil „Biotopverbundkonzepte und ihre ökologischen Grundlagen“ umfasst eine bundesweite Analyse der gegenwärtigen Gefährdungssituation von Tier- und Pflanzenarten und die Erläuterung verschiedener fachwissenschaftlicher Lösungsansätze insbesondere zu den verschiedenen Biotopverbundkonzepten. Als Schwerpunkt der Publikation erfolgt im 2. Teil „Rechtliche Schutz- und Gestaltungsvorgaben“ eine intensive Auseinandersetzung mit dem bestehenden gesetzlichen Instrumentarium zur Errichtung und Sicherung von Biotopverbundsystemen. Im Teil 3 erfolgt abschließend eine Zusammenfassung der Ergebnisse in 57 Thesen zu den zuvor behandelten Themen.
Die Zusammenstellung der Liste der charakteristischen Tierarten erfolgte analog der vom LAU (2002) geschilderten Vorgehensweise. Inzwischen konnten durch die vom LAU in den FFH-LRT Sachsen-Anhalts durchgeführten intensiven faunistischen Untersuchungen ein besseres Bild der charakteristischen und regional typischen Artengemeinschaften vermittelt werden. Allerdings stehen für einige der neu aufgenommenen FFH-LRT solche Untersuchungen noch aus. Deshalb werden hier in naher Zukunft verstärkte Anstrengungen nötig sein, die Wissenslücken zu schließen.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des 3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Der Lebensraumtyp 3130 umfasst nährstoff- und basenarme Seen, Weiher, Sölle, Altwasser und Teiche, deren Ufer auch periodisch trockenfallen können. Dem Lebensraumtyp sind Gewässer zuzuordnen, die entweder niedrigwüchsige, amphibische oder submerse Strandlingsgesellschaften (Littorelletea) im Litoral oder – bei spätsommerlichem Trockenfallen – einjährige, sehr niedrige und kurzlebige Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea) aufweisen. Beide Vegetationseinheiten können sowohl in enger räumlicher Nachbarschaft als auch isoliert auftreten.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des 91T0 Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Dieser artenarme Lebensraumtyp erhält durch die absolute Vorherrschaft der Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) in der Baumschicht sowie einen hohen Deckungsgrad an Strauchflechten in der Feldschicht seine Prägung. Bedingt durch die Nähe der westlichen Arealgrenze von Pinus sylvestris klingt auch das natürliche Verbreitungsgebiet der Flechten-Kiefernwälder in Sachsen-Anhalt aus.
Der Drömling ist mit einer Fläche von ca. 320 km2 das größte Feucht- und Niedermoorgebiet im deutschen Altpleistozän, das noch große geschlossene Niedermoorkomplexe aufweist. Das Gebiet ist Lebensraum zahlreicher seltener und vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Mit dem im Zuge der Kultivierung entstandenen umfangreichen Graben- und Stauanlagensystem und den historisch bedeutsamen Rimpau’schen Moordammkulturen ist die Drömlingsniederung zugleich eine einmalige Kulturlandschaft.
Die Arterfassung in den Naturschutzgebieten Sachsen-Anhalts weist einen heterogenen Bearbeitungsstand auf. Gerade für die Untersuchungen zur Biodiversität von Naturräumen ist sie aber unerlässlich. Fliegen-Familien spielten dabei bislang zumeist eine untergeordnete Rolle. Dennoch hat die Anzahl der aktiven Dipterologen in Sachsen-Anhalt zugenommen und erste Arbeitsergebnisse wurden als Checklisten (Frank & Neumann, 1999) sowie Rote Listen (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 2004) dokumentiert. Weiterhin gibt es aber Fliegenfamilien, die trotz der relativen Häufigkeit zahlreicher Arten deutliche Erfassungsdefizite aufweisen oder gänzlich unbearbeitet sind. Mit der vorliegenden Arbeit soll die Dipterenfauna des Naturschutzgebiets (NSG) „Sprohne“ und seiner geplanten Erweiterungsflächen vorgestellt werden.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 4010 Feuchte Heidegebiete des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zum Lebensraumtyp zählen feuchte Zwergstrauchheiden und Heidevermoorungen im nordatlantischen und mitteleuropäischen Raum, die durch Dominanz der Glockenheide (Erica tetralix) bestimmt werden.
Zum Einfluss des Waschbären auf den Graureiher-Brutbestand im ehemaligen Landkreises Bernburg
(2007)
Im NSG „Auwald bei Plötzkau“ (Salzlandkreis) befand sich bis vor kurzem eine Graureiherkolonie. Noch im Jahr 2001 waren hier 109 Brutpaare zu finden. Diese Kolonie hatte sich jedoch zwischen 2002 und 2004 im wesentlichen aufgelöst (A. Bobbe und U. Henkel, mdl. Mitt.). Zur Klärung der Ursachen veranlasste der Tierschutzverein Bernburg und Umgebung e.V. die Durchführung eines Forschungsprojekts, dass zum Ziel hat, über mehrere Jahre hinweg festzustellen, ob sich der Abwanderungstrend der Graureiher fortsetzt und inwieweit der Waschbär Einfluss auf das Brutgeschehen in den Graureiherkolonien des ehemaligen Landkreises Bernburg genommen hat.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen (Characeae) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zu dem Lebensraumtyp zählen Stillgewässer mit nährstoffarmem bis mäßig nährstoffreichem sowie basenreichem Wasser und einer vorwiegend oder ausschließlich von Armleuchteralgen gebildeten submersen Vegetation (Charetalia hispidae).
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 7220 Kalktuff-Quellen (Cratoneurion) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zum Lebensraumtyp gehören Sicker-, Sturz- oder Tümpelquellen mit kalkhaltigem Wasser und Ausfällungen von Kalksinter und/oder Kalktuff in unmittelbarer Umgebung des Quellwasseraustrittes. Die mitunter spärliche Vegetation wird von Moosen beherrscht, Samenpflanzen sind nur in geringem Maße am Aufbau der Quellufergesellschaften beteiligt oder fehlen.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 7150 Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Dieser umfasst Torfmoor-Regenerations- und Pionierstadien in Torfstichen und auf feuchten Sandböden mit Rhynchosporion albae-Gesellschaften. Natürlich auf frostbeeinträchtigten feuchten Sanden und geringmächtigen Torfen am Rande oligo- oder dystropher Stillgewässer.
Die 1992 veröffentlichte FFH-Richtlinie der EU (92/43/EWG) legt fest, dass die Länder ein kohärentes System von Schutzgebieten für die in den Anhängen I und II genannten Schutzgüter aufzubauen haben. Im Anhang I der FFH-Richtlinie sind die aus Sicht der EU zu berücksichtigenden Lebensraumtypen (LRT) aufgelistet. Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt veröffentlichte im Jahr 2002 eine Übersicht über die bis dahin für das Bundesland Sachsen-Anhalt nachgewiesenen Lebensraumtypen (LAU 2002). Diese wird mit den nachfolgenden Beiträgen ergänzt um Lebensraumtypen, die im Rahmen von Kartierungsarbeiten neu für das Bundesland nachgewiesen werden konnten bzw. die in Folge der EU-Osterweiterung neu in den Anhang I der FFH-RL aufgenommen wurden (Balzer et al.2004) und auch in Sachsen-Anhalt vorkommen.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 3190 Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Als Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund werden permanent wasserführende Seen in aktiven Gipskarstgebieten bezeichnet, die durch große Schwankungen des Wasserspiegels, hohe Konzentrationen von Ca2+ und SO2- Ionen und oft durch die Ausbildung spezifischer Plankton-Lebensgemeinschaften gekennzeichnet sind.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 40A0* Subkontinentale peripannonische Gebüsche nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Dieser umfasst niedrige sommergrüne Gebüsche (Prunion fruticosae) wärmebegünstigter Lagen kontinentaler und submediterraner Prägung auf basenreichen oder silikatischen Böden.
Am 27. Dezember diesen Jahres vollendet Herr Reinhold Brennecke sein 70. Lebensjahr. Als engagierter Naturschützer ist er in der Region bekannt und geachtet, als Vogelkundler und neuerdings vermehrt auch als Geschichtsforscher hat er sich über die Region hinaus einen Namen gemacht. Mehr als 30 Jahre leitet er nunmehr die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Haldensleben (OAG) - ein Anlass, seinen Lebensweg nachzuzeichnen und seine Verdienste zu würdigen.
Dr. Lutz Reichhoff besprach die beiden nach Zielsetzung und Zustandekommen höchst unterschiedlichen Publikationen „Natur und Staat“ (Bundesamt für Naturschutz. – Naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 25 - 2006) und „Lexikon der Naturschutzbeauftragten. Band 2: Sachsen-Anhalt“ (Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. - 2007). Einen Entwurf seiner Besprechung hatte er mir Anfang Januar 2007 freundlicherweise zukommen lassen und ich hatte ihm am 6.2.2007 eine Stellungnahme zum Entwurf zurückgesandt.
Löderburg ist ein kleines Dorf nordwestlich der alten Salzstadt Staßfurt, gezeichnet von jahrhundertelangem Braunkohlentiefbau. Hier wurde Joachim Müller am 8. Dezember 1942 als drittes Kind einer Bergmannsfamilie geboren. Mit der Vollendung seines 65. Lebensjahres und dem Eintritt in den Ruhestand übergibt Dr. Joachim Müller seinen Nachfolgern ein sorgfältig aufgebautes, aber vor allem fachlich solide gegliedertes System von Schutzgebieten. Bei dessen Aufbau hat er stets hohen Wert auf Ausgleich der Naturnutzer- und Naturschützerinteressen gelegt und damit die hauptamtliche Naturschutzarbeit in Sachsen-Anhalt wesentlich mitgeprägt.