830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Margarete Steffin blieb es, von wenigen Ausnahmen abgesehen, versagt, ihr eigenes literarisches Werk zu Lebzeiten veröffentlicht zu sehen. Im Dezember 1936 druckte die Zeitschrift Das Wort das Lied des Schiffsjungen aus ihrem Theaterstück für Kinder Wenn er einen Engel hätte, im Juli des folgenden Jahres folgte ein Abdruck des zweiten Bildes dieses Stücks in der Internationalen Literatur. Ferner erschien im Monatsheft des Deutschen Hauses Agra Die Terrasse ein Reisebericht von ihr über das Sanatoriumsleben auf der Halbinsel Krim. Jedoch gelang es ihr trotz intensiver Bemühungen nicht, weitere literarische Texte zu publizieren...
Memorialforschung hat Konjunktur, und dass die lebens- und literaturgeschichtliche Erinnerung in den Werken Peter Handkes eine Rolle spielt, ist bekannt. Daß aber Handke seit den 70er Jahren vor allem eine Gedächtniskunst projektiert und in immer neuen Versuchen auf den Weg bringt, wurde bislang nicht beachtet und ist Gegenstand dieser Untersuchung. Die Handkeschen Protagonisten, die allesamt aus den bürgerlichen Zusammenhängen herausfallen, suchen im Kanon der Geschichten und Bilder nach Vorstellungen des Lebens. Orientierung bieten Texte (oder auch nur Aussprüche) Goethes, Stifters, Homers, ferner Gemälde Cézannes oder Hoppers, Filme, mythologische und biblische Erzählmuster. Handke wiederholt jedoch nichts Überkommenes, er experimentiert damit. Seit "Der kurze Brief zum langen Abschied" (1972) fügt er Elemente der Tradition zu immer neuen Zeit-Räumen und Selbstentwürfen zusammen. Spätestens aber ab "Das Gewicht der Welt" (1977) steht dahiner die formulierte Absicht, "ein Gedächtnis für alle anderen" werden zu wollen. Neben der rhetorischen Textanalyse sieht sich die Arbeit der komparativen Kulturwissenschaft verpflichtet. Damit nähert sie sich ihrem Gegenstand auf zwei unterschiedlich gepflasterten Wegen, um die in Handkes Oeuvre vielfältig ausgebreitete Gedächtnisthematik herauszuarbeiten.
Kurz nachdem Jean Paul im Jahr 1796 den letzten Teil des Romanmanuskripts Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs an seinen Verleger abgeschickt hatte, brach er in die damalige Kulturhauptstadt Weimar auf. Dort traf er zum ersten Mal den von ihm mit Distanz bewunderten Goethe. Während dieser Besuch von Goethe selbst unkommentiert blieb, fand eine aus dem gleichen Jahr stammende Äußerung Jean Pauls eine um so größere Resonanz bei dem um sein Image besorgten Dichterfürsten. ...
This thesis explores the backgrounds, motivations and translation practices of the translators of seven English translations of the fairy tale Sneewittchen. It attempts to identify the ‘imprint’ of each of the translators on their translations by highlighting the unique features of each text and formulating explanations for translation practices on the basis of bio-bibliographical research and analysis of translators’ prefaces. It thereby proposes a translator-centred model for research in translation history. It also represents a contribution to the largely unwritten translation history of the Grimms’ tales. The thesis addresses the problems involved in undertaking bio-bibliographical research on translators, the question of the value and reliability of translators’ prefaces, and issues involved in selecting an appropriate research corpus and constructing a corpus-specific translation analysis model. It also provides some insights into the why and how people retranslate texts and contributes to the debate on translation universals. The study demonstrates the complexities involved in seeking to account for translation practices. It nonetheless confirms the hypothesis that translators are ‘active efficient causes’ in the histoiy of translation (Pvm 1998: 160). Individual translators can play an important role in causing translations to be produced and leave a unique ‘imprint’ on their translations The study demonstrates that background information on translators and statements in their prefaces can help to locate this imprint. It also highlights the diversity of the translators’ backgrounds, reasons for translating the text, approach to translation, and attitudes towards the source text, source culture, and target audience. The translators in the study can be compared to storytellers, who shape their text according to time, place, occasion and their own subjectivity. The study shows above all the importance of taking this subjectivity into account, and suggests that the approach adopted here could be used to unite translators, texts, and contexts in translation history.
Unsere Kultur beinhaltet zahlreiche Vorstellungen darüber, welche Probleme in Liebesbeziehungen auftreten können, welche Ursachen diese Probleme haben und wie mit ihnen umzugehen sei. Dominiert wurden diese Vorstellungen in der Literatur zwischen Empfindsamkeit und Romantik bekanntermaßen durch einige wenige epochenübergreifende Motive: Untreue, der Gegensatz von gesellschaftlicher oder moralischer Pflicht und Neigung, der Tod des anderen, einseitige und verhinderte Liebe bildeten die immer wiederkehrenden Konfliktursachen der meisten Liebesgeschichten. Dabei floss die Geschlechterdifferenz in die Darstellungen zwar stets mit ein, wurde aber in der Regel als solche nicht reflektiert. Die in der Arbeit untersuchten Texte zeigen nun, dass neben diesen typischen Liebesgeschichten auch eine bisher kaum beachtete Ideentradition besteht, die Liebeskonflikte explizit unter dem Aspekt der Geschlechterdifferenz beschreibt und dieser Differenz eine grundlegende Bedeutung beimisst. Dabei konnte für die fünf in dieser Arbeit ausgewählten Konfliktfelder Folgendes festgestellt werden: Egalitäre Liebe versus männliche Eheherrschaft Ein breit diskutiertes Konfliktfeld betrifft das Verhältnis von egalitärer Liebe und männlicher Eheherrschaft. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts setzt sich in Deutschland die Idee der Liebesehe durch, wobei Liebe oftmals ausdrücklich im Gegensatz zu jeglicher Form von traditioneller Herrschaft zwischen den Geschlechtern begriffen wird. Sozial gedeckt muss sie in die Ehe führen. Dort wird aber nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch bis ins 20. Jahrhundert hinein an der Herrschaft des Mannes über die Frau festgehalten. Wie reflektiert sich dieser Gegensatz um 1800? Ich habe in meiner Arbeit unter dieser Perspektive eine Reihe von literarischen, philosophischen und populärpädagogischen Texten untersucht, die einen ersten Eindruck der eher theoretisch-normativen Diskurse dieser Zeit geben. Die Autoren sind Gellert, Kant, Fichte, Hegel und Campe. Dem stelle ich ein populäres Lustspiel von August von Kotzebue und einen autobiographischen Text die Jugenderinnerungen von Elisa von der Recke gegenüber. Diese Texte ermöglichen es, der theoretischen eine eher alltagsorientierte Sichtweise des Problems zur Seite zu stellen. Für die philosophisch-pädagogischen Schriften lässt sich Folgendes erkennen: Erstens wird der Widerspruch zwischen egalitärer Liebe und männlicher Eheherrschaft, entsprechend einer Grundkategorie der Zeit, vorwiegend entlang der Differenz Vernunft Natur bearbeitet. Aufgeboten werden unterschiedliche Varianten einer geschlechterdifferenzierten Anthropologie, die sich teilweise direkt widersprechen (zum Beispiel bei Kant und Fichte). Zweitens wird an die Vernunft und Klugheit appelliert. Dies geschieht ebenfalls widersprüchlich, nämlich entweder in konsensorientierter (Gellert) oder aber manipulativer Ausrichtung (Kant und Campe). Eine allgemein getragene argumentative Problemlösung ist nicht zu erkennen, verbindendes Element ist jedoch die vermittelnde Funktion: Liebe und Herrschaft werden für kompatibel erklärt. Demgegenüber beinhalten die Texte von Kotzebue und Elisa von der Recke auch eine andere Diskursform. Bei Kotzebue zeichnet sich momenthaft das Bild einer durchaus emanzipierten Frau ab, deren Verhalten zu den vorherrschenden weiblichen Normen des literaturwissenschaftlichen Kanons nicht recht passen will. Hier könnten sich - dem wäre aber erst genauer nachzugehen - Tendenzunterschiede zwischen der sogenannten hohen und der Unterhaltungsliteratur der Zeit abzeichnen. Während bei Kotzebue die Eheherrschaft aber letztlich affirmiert wird, zeichnet Elisa von der Recke in ihren Jugenderinnerungen anhand dreier Frauengenerationen das Bild einer Lebenswelt, für die das Spannungsverhältnis von Liebe und Patriarchat sowohl identitätsstiftend als auch kaum überbrückbar erscheint. Die zahlreichen Klugheitsratschläge der Zeit bedeuten letztendlich für die Frau, nicht aber für den Mann, einen Verzicht auf die "wahre" gegenseitige Liebe. Gemeinsame Weltsicht versus Zunahme der Individualität Zu diesem Konfliktfeld untersuchte ich exemplarisch die Erzählung Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann. Hoffmanns Text erweist sich in dieser Perspektive als eine differenzierte Satire genau dieser Problematik und verschiedener Strategien, unter patriarchalen Bedingungen mit ihr umzugehen. Der Autor illustriert an der Figur Nathanaels ein Extrem an mangelnder Anpassungsleistung und der Neigung zur Projektion gewünschter Eigenschaften auf die Geliebte zur Vermeidung eigener Veränderung. Er weist dies deutlich als ein geschlechtsspezifisches Verhaltensschema aus. Dem korrespondieren auf je unterschiedliche Weise die weiblichen Figuren der Erzählung. Dabei wird an der Figur Olimpias vorgeführt, wie absurd sich eine patriarchal verordnete Bestätigung darstellt. Hoffmann erkennt damit das soziale Bestätigungsproblem gesteigerter Individualität als ein allgemein bürgerliches, führt das Scheitern der Lösung dieses Problems in der patriarchalen Liebesbeziehung vor und verweist so bereits auf eine wesentliche Ursache der heutigen Krise traditioneller Beziehungsmuster. Geschlechterstereotypen versus Wahrnehmung von Individualität Der Liebesdiskurs des 18. Jahrhunderts fordert seit der Empfindsamkeit die genaue Kenntnis der Individualität des Geliebten als Voraussetzung wahrer Liebe. Zugleich jedoch bewegen sich Liebende in einem Umfeld, das den sozialen Umgang über stereotype Geschlechterbilder strukturiert, die eine Wahrnehmung des anderen als Individuum gerade verstellen können. Inwieweit wird dies im 18. Jahrundert als Problem wahrgenommen und verarbeitet? Hier zeigt meine Arbeit, unter anderem anhand des frühempfindsamen Briefwechsels zwischen Meta Moller und Friedrich Gottlieb Klopstock, exemplarisch Folgendes: Klopstock, der als Inbegriff des empfindsamen Dichters gilt, zeigt zumindest in den Briefen an seine spätere Frau kein Bewusstsein dieser Problematik. Er bleibt in seiner Kommunikation bei einer vorempfindsamen Konfliktwahrnehmung stehen. Moller hingegen bringt die Bilderproduktion der Geschlechterdifferenz als störenden Faktor der Annäherung deutlich zur Sprache. Sie befürchtet, Klopstock könne sich ein durch Weiblichkeitsentwürfe entstelltes Bild von ihr machen, er könne sie als Muse funktionalisieren und/oder sei an ihren ernsthaften Seiten "sie ist ja nur eine Frau" nicht interessiert. Darüber hinaus konfrontiert sie Klopstock in sarkastisch-ironischem Ton mit seinem Fehlverhalten. Insofern ist die These Ulrike Prokops, Meta Moller setze typisch für Frauen ihrer Generation Selbstverleugnung und narzisstische Identifikation an die Stelle aktiver Auseinandersetzung, kritisch zu ergänzen. "Schale Alltäglichkeit" versus "Die große Liebe" Ehen werden, um es mit Luhmann zu pointieren, im Himmel geschlossen und im Auto geschieden. Das Ideal der Liebesehe stellt an die Gatten Anforderungen an Aufmerksamkeit und Zuwendung, die in einem durch Geschlechterrollen differenzierten gemeinsamen Alltag schwer zu erfüllen sind. Viele der untersuchten Texte dieser Arbeit verweisen auf dieses Problem. Eine der dichtesten Auseinandersetzungen damit findet sich jedoch in der Erzählung Das mißlungene Opfer von Therese Huber: Huber legt hier eine vielschichtige Reflexion über Liebes- und Eheprobleme vor, die durch Bezüge zu Goethes Werther stereotype Leseerwartungen des Publikums (Pflicht versus Neigung) herausfordert. Diese Leseerwartungen konfrontiert sie dann mit der Darstellung der geschlechterdifferenzierten Arbeitsteilung in der bürgerlichen Ehe. Zugleich dokumentiert sie verschiedene weibliche Attributionsmuster, die den Alltag männlicher Lieblosigkeit entschuldigen. Der Text changiert dabei zwischen Alltagsdarstellung und bis ins surreal-komische getriebenen Situationen kommunikativer Entfremdung, überlässt es aber der Leserin, eigene Erfahrungen und Sehnsüchte im Text bestätigt oder hinterfragt zu finden. Weibliche Pflichterfüllung versus Bedürfnis nach individuellem Glück Die Idee der Liebesehe ist an die Freiwilligkeit der Partnerwahl und eines glücklichen Zusammenlebens gebunden. Sozialgeschichtlich betrachtet wurden Ehen aber um 1800 bekanntermaßen häufig gegen den Willen der Frau geschlossen; und sie verliefen für diese häufig nicht glücklich. Eine bislang kaum zur Kenntnis genommene umfangreiche Darstellung der Lage und Emanzipation einer Frau in einer solchen unglücklichen Zwangsehe sind die Eheerinnerungen Elisa von der Reckes. Der Text ist, wie sich zeigen lässt, entgegen der Überzeugung seines Herausgebers, keine Sammlung von Briefen, sondern eine literarische Bearbeitung und Ergänzung der Tagebücher der Autorin. Die Autorin legt hier eine ungewöhnlich realitätsnahe und die Grenzen des intimschicklichen überschreitende Milieustudie vor, in deren Zentrum der bedrückende Ehealltag einer jungen Frau steht. Sozialisiert ist sie in einer Umwelt, in der ländlich- patriarchale, galante und empfindsame Ehe- und Liebesdiskurse aufeinander prallen. Ihre Ehegeschichte erweist sich so als eine psychologische Dokumentation kognitiver Dissonanzen, verdrängter Bedürfnisse, psychosomatischer Symptome, Rationalisierungen und der Instrumentalisierungen von Sexualität im Ehealltag. Interessant ist dieser Text auch hinsichtlich der Frage nach der Freiheit von Subjekten gegenüber den sie formenden Diskursen. Er zeigt beispielhaft, wie eine Frau mit Bruchstücken des empfindsamen Liebesdiskurses und des autoritären Ehe- und Pflichtdiskurses für sich selbst eine individuelle Ehe- und Liebeskonzeption entwickelt und auf dieser Grundlage ihre Vorstellung eines richtigen Lebens gegen die Überzeugungen ihres gesamten sozialen Umfeldes durchsetzt. Weiterführende Fragestellungen Ich möchte nun abschließend einige weiterführende Fragestellungen andeuten, die durch die Ergebnisse meiner Arbeit nahegelegt werden. Erstens: Die Interpretation von Hoffmanns Sandmann zeigt, dass auch klassische Texte unter der hier dargestellten Perspektive neue Facetten erkennen lassen. An dieser Stelle bietet sich etwa eine Betrachtung der Frühromantik an, zum Beispiel unter der Perspektive, ob die Unterscheidung männlich/weiblich in Bezug auf Liebeskonflikte dort eine wesentlich andere ist, als in der Zeit ansonsten üblich. Zudem legen die Werke von Therese Huber und Elisa von der Recke nahe, weitere bisher weitgehend unbekannte Texte zur Analyse historischer Liebeskonfliktdiskurse heranzuziehen. Ähnliches ergibt sich aus Kotzebues Lustspiel für den Bereich der sogenannten populären Literatur. Zweitens: Die Texte von Huber und Elisa von der Recke werfen die Frage auf, wie Liebeskonflikte aus der Perspektive von Müttern und Vätern wahrgenommen werden. Die Untersuchung beider Texte legt hier erste Spuren, deren Weiterverfolgung fruchtbar sein könnte. Drittens: Es ist auffällig, dass keiner der untersuchten Texte eine wirkliche Alternative zum modernen Liebesdiskurs andeutet, außer in Form eines Rückzugs auf vorempfindsame Liebesideen oder Freundschaften. Hier schließt sich die auf die Zukunft gerichtete Frage an: Wo im modernen Liebesdiskurs ist um es mit Foucault zu formulieren die Gegenmacht zu finden? Oder verschwindet dieser Diskurs allmählich und einer liebenden Annäherung wird in einigen Generationen so begegnet, wie dies die emanzipierte Elisa von der Recke gegenüber den linkischen Annäherungen ihres Gatten getan hat: mit kaltem Ernste, aber ohne Zeichen des Unwillens: "Unter uns, mein Theurer, sind solche Tändeleien überflüssig."
In meiner exemplarischen Untersuchung stelle ich drei Hauptwerke in den Vordergrund, die jeweils für eine literarische Epoche repräsentativ sind, in denen die Auseinandersetzung um die industriegeprägte Technik eine besondere Schärfe erreicht. In dem biedermeierlich geprägten Fabrikroman "Das Engelchen" von Robert Prutz erscheint 1851 zu Beginn der Industrialisierung die Technik als ein bedrohliches, weil unverständliches Prinzip, das die zunftgeregelte Gesellschaftsordnung und mit ihr das moralische Wertesystem untergräbt. Maschinen werden mit Bildern bedrohlicher urzeitlicher Tiere belegt. Technische Kompetenz wird im Roman nicht dazu genutzt, Maschinen humaner zu gestalten - technische Kompetenz ist hier Mittel, um Technik gezielt außer Kraft zu setzen - indem der Konstrukteur die Maschinen durch Überhitzen zerstört und dabei selbst umkommt. Die reale industrielle Entwicklung ignorierend sieht Prutz eine Lösung darin, zum Agrarsystem zurückzukehren - also ein Leben ganz ohne industrielle Technik. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann, als sich der erste technologisch bestimmte Weltkrieg abzeichnet, erscheint dieses frühe Lösungsmuster als nicht mehr möglich. Technik wird hier auch als Erweiterung soziokultureller Handlungsmöglichkeiten gesehen, weit stärker zeigt sich in der Dramentrilogie "Die Koralle", "Gas" und "Gas. Zweiter Teil" von Gerhard Kaiser aber das destruktive Potential technischer Anwendungen. Aus dem nutzbringenden Energieträger Gas wird unter staatspolitischer Machtausübung in "Gas II" das Massenvernichtungsmittel Giftgas. Nach Faschismus und Zweitem Weltkrieg, nach einer beispiellos-naiven literarischen Technikverherrlichung vor und während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aber auch dem gleichzeitigen Warnen vor einer atomaren Katastrophe, rückt nun in der Nachkriegsliteratur die ent-industrialisierte Technik in den Vordergrund. Statt Artefakten beschreibt Max Frisch den technischen Menschen, der sein Denken und Handeln in einem kontinuierlichen Prozeß immer weiter zu optimieren versucht. Ziel ist es, ähnlich wie bei einer Rechenmaschine, Fehler immer weiter auszuschließen. Der Mensch erscheint so als Analogon zur Maschine, der sein Denken lediglich nach rationalen Faktoren hin ausrichtet: Eine psychische Technologik wird im "Homo faber" einer sog. weiblichen Logik gegenübergestellt. In allen drei Werken, die repräsentativ für eine literarische Epoche sind, scheinen sich Technik und Leben auszuschließen. Die Skizzierung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Technik steht für die deutsche Literatur bislang aus.
Das Projekt zum Thema - literarisch-essayistische Reisen zu Beginn der 70er Jahre bei Rolf Dieter Brinkmann, Rom, Blicke und Bernward Vesper, Die Reise stellt ein Experiment dar. Es geht um die wissenschaftliche Bestandsaufnahme des Phänomens 1968 und um das Motiv "Resignation". Die Annäherung erfolgt im Teil A auf wissenschaftlicher Basis, die sich im Teil B in eine literarische Herangehensweise wandelt.
L’objectif principal de la présente analyse a été de déterminer les similitudes et la concordance idéologiques des poètes Rainer Maria Rilke et René Char. Une comparaison thématique, textuelle et même biographique a alors été possible. En effet, il semble y avoir entre Rainer Maria Rilke et René Char plus de chemins qui secroisent que de voies qui départagent. Le poète de langue allemande et celui de langue française associent une vision du monde et de la poésie profondément analogues. Cecis’explique entre autres pour une très grande partie par le fait que Rilke et Char comptent un même amour et un même intérêt pour des auteurs absolument déterminants. Il a ainsi éte possible de révéler outre Hölderlin et Nietzsche, les noms d’Héraclite, de Baudelaire, de Rimbaud, d’Auguste Rodin, et la liste aurait pu être poursuivie bien au-delà encore… Rilke et Char nourrissent respectivement les mêmes ardeurs pour un art réfléchissant sur lui-même et que l’on peut désormais définir par poésie pensante. L’évocation du philosophe existentialiste Martin Heidegger s’est dans cette perspective doublement imposée, proposant de repenser la poésie notamment rilkéenne sous le signe du Dasein et de l’ontologie du langage, le penseur entretient en parallèle une amitié et un échange spirituels avec René Char. Heidegger voit en la poésie de Char un retour matinal de la présence philosophique et poétique d’Héraclite d’Ephèse. Hölderlin, Rilke et Char rejoignent ainsi le retour de la signification du logos, définitivement moderne. Les oeuvres de Rainer Maria Rilke et de René Char peuvent donc être pensées de la même manière : le Dire profond de leurs poèmes trace un même horizon, il devient site fondamental où le langage de l’être reflète sa propre condition dans sa possibilité de déployer une parole qui témoigne de la relation de l’être avec l’étant. Leurs poèmes offrent ainsi une possibilité méditative au langage, qui désire se découvrir par lui-même, tout en permettant à l’être de retrouver son appartenance originaire au monde alors accueilli dans la dimension de sa parole. La proximité nécessaire au gisement d’une telle parole se trouve ici sans cesse réétablie. La présente étude qui visait ainsi essentiellement à déterminer sous quelle forme et de quelle manière Rainer Maria Rilke et René Char présentent dans leurs oeuvres la source d’un tel dire poétique, expose la nature et les conditions de son jaillissement : les similitudes biographiques des deux poètes sont ici plus qu’évidentes. Rilke et Char partagent effectivement une même approche du monde, leur enfance signifiera origine et puisement d’origine, approche terrienne du verbe et trésor poétique préverbal. L’enfance sera nourriture pour le poème à naître. Mais aussi le péril et la menace auxquels sont exposées la fragilité et la pureté d’une parole qui ne vise jamais à s’établir, sont expérimentés. Les « temps de détresse » hölderliniennes rejoignent ici le « faire sans image »1 de Rilke et « le cycle bas »2 de René Char. Mais le dire poétique est dans son essence un dire multiple et libre, - la parole poétique apporte secours et sens. Le poème naissant, par son combat contre la dépoétisation et le règne d’une parole unidimensionnelle, n’en deviendra que plus déterminé et ciblé encore. Le poème ne réduit pas l’être à la seule fonction d’observer le monde. Le poème chez Rilke et Char va plus loin. Les conditions et la nécessité élucidées et explicités, aussi bien de l’esprit poétique que de l’oeuvre elle-même, nous avons finalement pu nous consacrer à la constellation idéologique et ontologique du verbe poétique, porteur d’un poème par conséquent absolument aérien, libre et profondément réfléchi. Rilke et Char nous proposent alors à travers une même conception de la topologie et de la temporalité du poème, de découvrir un dire matinal, un dire originaire, éternellement vrai par son élan initial que cette parole sait entretenir à la base de son propre gisement et qui lui permet finalement de manifester ce qui demande à apparaître à travers lui. Il a ainsi été possible de démontrer notamment une même philosophie des symboles de la source, du feu et de l’action. L’être poétique se retrouve et se reconnaît dans un chant qui ne l’éloigne jamais de sa source et qui lui permet tout au contraire de s’affirmer à travers lui. Le verbe ne désigne plus le réel, il l’élève à l’espace ouvert de la constellation du poème. Vérité et signification poétique acquièrent une dimension nouvelle. Rainer Maria Rilke et René Char se présentent désormais comme des poètes qui annoncent l’aurore d’un nouvel virement du poétique. À l’image de Friedrich Hölderlin, ils témoignent aujourd’hui de la nuit sacrée que la poésie traverse jusqu’à ce jour encore. Avec Rainer Maria Rilke et René Char, la poésie est sauve. Elle habitera éternellement le site de l’éclosion première du verbe, inscrivant celui-ci dans le cycle matinal de la source,- l’espoir du Dire en poésie semble enfin rétabli.
In Publikationen zur Frauenliteratur der Weimarer Zeit finden sich, direkt oder mittelbar formuliert, zwei Thesen: Dass zum einen die politisch engagierte Frau in den Romanen eine selten anzutreffende Figur sei und dass zum anderen die Schriftstellerinnen jener Zeit sich politisch eher rückwärtsgewandt verhalten und geäußert hätten. In einer differenzierten Untersuchung wird mit einer Fülle von Beispielen belegt, dass tatsächlich aber vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Republik zahlreiche Schriftstellerinnen die politischen Vorkommnisse beobachteten, direkt kommentierten oder literarisch ausgestalteten. Den Begriff „rückwärts gewandt“ problematisierend wird erläutert, dass diese Einstufung weder ohne weiteres bestätigt noch verneint werden kann, da Wertbegriffe wie „fortschrittlich“ oder „reaktionär“ nicht eindeutig und zweifelsfrei definiert werden können.
Through an examination of Joseph Roth’s reportage and fiction published between 1923 and 1932, this thesis seeks to provide a systematic analysis of a particular aspect of the author’s literary style, namely his use of sharply focused visual representations, which are termed Heuristic Visuals. Close textual analysis, supplemented by insights from reader-response theory, psychology, psycholinguistics and sociology illuminate the function of these visual representations. The thesis also seeks to discover whether there are significant differences and correspondences in the use of visual representations between the reportage and fiction genres. Roth believed that writers should be engagiert, and that the truth could only be arrived at through close observation of reality, not subordinated to theory. The research analyses the techniques by which Roth challenges his readers and encourages them to discover the truth for themselves. Three basic variants of Heuristic Visuals are identified, and their use in different contexts, including that of dialectical presentations, is explored. There is evidence of the use of different variants of Heuristic Visuals according to the respective rhetorical demands of particular thematic issues. It has also been possible to establish synchronic correspondences between the different genres, and diachronic correspondences within genres. Although there are examples within the reportage where the entire article is based on an Heuristic Visual, the use of Heuristic Visuals cannot be seen as a key organizing principle in Roth’s work as a whole. As his mastery of the technique reaches its highest point in the early 1930s, Heuristic Visuals are often incorporated into the reconstruction of a complete sensory experience. Analysis of Roth’s heuristic use of visual representations has led to important insights, including a reinterpretation of the endings of Roth’s two most famous novels: Hiob and Radetzkymarsch.
This study analyses five British translations of Bertolt Brecht's 'Mutter Courage und ihre Kinder'. Two of these translations were written by speakers of German, and three by well-known British playwrights with no knowledge of the source text language. Four have been produced in mainstream British theatres in the past twenty-five years. The study applies translation studies methodology to a textual analysis which focuses on the translation of techniques of linguistic "Verfremdung", as well as linguistic expression of the comedy and of the political dimension in the work. It thus closes the gap in current Brecht research in examining the importance of his idiosyncratic use of language to the translation and reception of his work in the UK. The study assesses the ways in which the translator and director are influenced by Brecht's legacy in the UK and in turn, what image of Brecht they mediate through the production on stage. To this end, the study throws light on the formation of Brecht's problematic reputation in the UK, and it also highlights the social and political circumstances in early twentieth century Germany which prompted Brecht to develop his theory of an epic theatre. The focus on a linguistic examination allows the translator's contribution to the production process to be isolated. Together with an investigation of the reception of each performance text, this in turn facilitates a more accurate assessment of the translator and director's respective influence in the process of transforming a foreign-language text onto a local stage. The analysis also sheds light on the different approaches taken by speakers of German, and playwrights creating an English version from a literal translation. It pinpoints losses in translation and adaptation, and suggests how future versions may avoid these.
The political, the urban, and the cosmopolitan : the 1970s generation in Romanian-German poetry
(2010)
This study is an introduction to the body of work produced by the German poets who were born during or after World War II in Romania and whose almost simultaneous debut lies in the relatively liberal period 1965 – 1971. Helped onto the Romanian-German literary scene by a propitious environment and informed by the socialist ideology they were born “into,” the poets born between 1942 and 1955 formed a remarkable generation unit which sought to significantly renew German-language literature in Romania. Rejecting identification with the insulary Romanian-German communities, the young poets strove to create a socially and politically relevant verse expressing an urban and cosmopolitan attitude. The growing nationalist rhetoric and isolationist stance of Romania's regime and the material and psychological hardships endured by its population through the 1970s and 80s forced the generation to revise its incipient enthusiasm for Romanian socialism. Increasingly, the poets' work came to depict the threatened existence of the German minority and the harsh general living conditions in Romania and to provide an alternative to the absurd official proclamations of a “golden age” under Ceauşescu, despite the poetry's growing reliance on obscuring literary techniques. The emigration of most of the generation members in the mid to late 1980s brought about the eventual unravelling of the generation unit and marks the end of my study. By following the evolution of three themes – social and political engagement, the German minority, and the urban environment – which define the poets as a generation throughout their literary careers in Romania, the analysis illuminates not only the generation's development from identification with Romanian socialism and rejection of the German minority to criticism of the country's policies and a renewed interest in the fate of the German community but also the changing possibilities and limits of literary expression under communism. In addition to providing an introduction to the body of work created by the 1970s generation in Romania, the study also expands the understanding of German literature in the 20th century by providing new material on literature written under totalitarianism and of intercultural German literature.
Hinsichtlich der Politischen Romane erscheint das allgemein schwer zu bestimmende Verhältnis von Gattungstheorie und Gattungsgeschichte als geradezu widersprüchlich: In unmittelbarer zeitlicher Nähe zu einer Anweisungspoetik entsteht eine ganze Reihe von Texten, die sich ostentativ auf diese Poetik beziehen, aber nur selten deren Anweisungen folgen. Die vorliegende gattungsgeschichtliche Untersuchung „Die Politischen Romane, eine populäre Gattung des 17. Jahrhunderts“ von Andrea Wicke legt deshalb eine rekursive Bestimmung der Gattung zugrunde: Erstmals werden grundsätzlich alle Texte herangezogen, die durch ihre paratextuelle Präsentation einen Gattungszusammenhang evozieren. Ebenfalls zum ersten Mal werden die Paratexte in umfassender Weise für eine dichte Beschreibung des historischen Gattungsdiskurses ausgewertet. Folgende Forschungsergebnisse lassen sich resümieren:
Das Phänomen der Politischen Romane ist besser zu verstehen, wenn man den literarischen Gattungsbegriff konsequent historisiert und die Politischen Romane wie Moden und Bewegungen als Ausdruck eines kulturellen Wandels begreift. Der wie eine epidemische Kurve zunächst langsam, nach 1680 stark ansteigende, nach 1684 wieder abfallende Publikationsverlauf der Politischen Romane indiziert eine besonders geartete Kommunikationssituation, als deren Produkt die populäre literarische Gattung erscheint.
Die allgemeine Frage, wie unbekannte Bücher zu Bestsellern werden, lässt sich hinsichtlich der Politischen Romane wie folgt beantworten: Mit der Adaption der satirischen Romane Christian Weises durch Johannes Riemer erreicht dessen satirische Erzählung "Der Politische Maul-Affe" Anfang des Jahres 1680 eine außergewöhnlich große Öffentlichkeit. Dafür sind außerliterarische Umstände maßgeblich, insofern die im Schüler- und Studentenmilieu angesiedelte Erzählung einen Skandal verursacht. Riemer referiert als Erster im Rahmen gattungsgenerierender imitatio auf zwei Romane Weises. Sein Verfahren, Weises Werke gegen dessen Intentionen als legitimierte Praetexte für eine satirische Schlüsselerzählung mit politischen Implikationen zu nutzen, etabliert sich und Weises Versuch, mit dem "Bericht" das Schreiben lustiger Bücher unter rhetorischen Prämissen als propädeutische Gattung für zukünftige Politici zu normieren, befördert gegen dessen Intentionen die spezifische Dynamik der Politischen Romane: Von 1680 bis 1684 erlangen die Politischen Romane durch ihr dauerndes Changieren zwischen anspielungsreicher, angriffiger Satire, kurzweiligem Schwank und prudentistischem Ratgeber eine große Wirkung. Die erstmalige Synopse aller Politischen Romane lässt erkennen, wie extensiv populäres wie elitäres Material in die Erzählungen integriert wird: Viele Episoden und Geschichten der Politischen Romane leben vom Kontrast zwischen der Vermittlung politischen Wissens mit gesellschaftsethischem Anspruch und grobianischen Sequenzen, anstößigen Motiven und vulgärem Sprachgebrauch. Die satirische Perspektive gilt meist dem traditionalen Verhalten bildungsferner Schichten; die Erzählungen thematisieren insbesondere die spezifische Zukunftserwartung junger Akademiker. Mit größerer zeitlicher Distanz zum Weißenfelser Skandal werden die Texte tendenziell stärker folklorisiert. Es scheint eine Öffentlichkeit für milieuspezifische Unterhaltungsliteratur zu entstehen, in der Autoren und Leser zur gleichen –studentischen – Ingroup gehören. Die außerliterarischen Bezüge der Texte bilden indes auch einen destabilisierenden Faktor des Gattungszusammenhangs: Skandale sind kurzlebig und 1684 hat die Popularität der Gattung ihren Scheitelpunkt erreicht. Christian Weises Stellungnahme in der Vorrede zum "Neu=erleuterten Politischen Redner" wider die Politischen Romane verstärkt den Niedergang der Gattung maßgeblich und Johannes Riemer sieht sich gezwungen, Weise in seiner abweisenden Haltung zu folgen. Mit diesen beiden Widerrufen verlieren das schillernde Epitheton politisch, der satirische Impetus und die versteckten Anspielungen auf eine gelehrte Autorschaft quasi ihren Resonanzboden. Zwar entsteht nun auch der nötige Spielraum, um den gattungsspezifischen Rahmen der Politischen Romane zu verändern und – wie Kuhnau und Ettner es tun – positiv an Weises Vorgaben anzuknüpfen. Doch bleibt es bei einzelnen Versuchen, Alternativen zu der provozierenden Performanz zu entwickeln, die den Erfolg der Gattung zu Beginn der 80er Jahre des 17. Jahrhunderts geprägt hat.
This thesis examines the literary output of German servicemen writers writing from the occupied territories of Europe in the period 1940-1944. Whereas literary-biographical studies and appraisals of the more significant individual writers have been written, and also a collective assessment of the Eastern front writers, this thesis addresses in addition the German literary responses in France and Greece, as being then theatres of particular cultural/ideological attention. Original papers of the writer Felix Hartlaub were consulted by the author at the Deutsches Literatur Archiv (DLA) at Marbach. Original imprints of the wartime works of the subject writers are referred to throughout, and citations are from these. As all the published works were written under conditions of wartime censorship and, even where unpublished, for fear of discovery written in oblique terms, the texts were here examined for subliminal authorial intention. The critical focus of the thesis is on literary quality: on aesthetic niveau, on applied literary form, and on integrity of authorial intention. The thesis sought to discover: (1) the extent of the literary output in book-length forms. (2) the auspices and conditions under which this literary output was produced. (3) the publication history and critical reception of the output. The thesis took into account, inter alia: (1) occupation policy as it pertained locally to the writers’ remit; (2) the ethical implications of this for the writers; (3) the writers’ literary stratagems for negotiating the constraints of censorship.
Während der nationalsozialistischen Zeit und beginnend schon die Jahrzehnte davor, beobachtet man eine auffallende Zunahme von Jugendschriften aller Art, die auf altnordischer Literatur basierten. Es waren Adaptionen von Isländer- und Königssagas sowie der Snorra- und Lieder-Edda. Die Arbeit versucht Ursachen dafür zu finden und beschreibt dazu auch das Umfeld der Jugendlichen und die Strategien und Ziele, die man in der Erziehung im völkischen und nationalsozialistischen Sinn anhand der behandelten Literatur verfolgte.
Goethe and the Sublime
(2013)
The dissertation situates the Goethean sublime in an obscured countermovement of resistance to the aestheticization the concept underwent in the 18th century. Before the encounter with the English aesthetic concept of the sublime, the German notion of das Erhabene (the sublime) named not a category of aesthetic experience, but a social affect. In contrast to the Sublime of Edmund Burke's theory, which explicitly excludes melancholy from the sources of the Sublime, das Erhabene is an affect related to the self-overcoming of melancholic subjectivity. As the aestheticized notion of the sublime displaced das Erhabene, Goethe became one of the most radical innovators of the aesthetics of the sublime. But as is demonstrated in chapters on The Sorrows of Young Werther, Elective Affinities, Faust and Wilhelm Meister, he did so with the aim of recovering the displaced meaning of das Erhabene as social affect. Goethe's sublime aims to show at every turn that the so-called "aesthetic experience" of the sublime is really displaced social affect. His treatment of the sublime therefore constitutes a radical critique of the establishment of aesthetics as an independent sphere of inquiry. There is for Goethe no way to understand aesthetic experience independently of its social context. By reconnecting the sublime it to the original social meaning of das Erhabene, Goethe recovers the aesthetics of the sublime as a means of mediating and facilitating the movement of subjectivity from frustrated stasis to divine creativity; i.e., from exclusion to participation in the material creation of reality.
This dissertation examines the portrayal of China in German modernist literature, as well as the adaptation of said literature in post-Mao China. It analyzes how the German texts of the modernist period negotiate cultural and political identity in the age of imperialism and Orientalism, and how their Chinese interpretations approach similar issues of representation and reform in different decades of China after Mao. How do the de-nationalizing elements of the original German-language writings create resonance with the nationalist aspects found in their contemporary Chinese counterparts? Drawing upon specific examples, I situate the German-language sources and their Chinese adaptations within their literary, cultural and historicopolitical contexts, and implement a multidisciplinary approach that combines textual analysis with postcolonial theory and cultural studies on global capitalism. Demonstrating how each work addresses and challenges the dominant discourse of its day, my thesis shows the continued influence of Germany literary modernism upon culture and politics in present day China, and argues in support of the existence of dynamic cultural transference between Germany and China.
German-language works discussed include: Arthur Schnitzler’s fragment “Boxeraufstand” (1926), Bertolt Brecht’s drama Der gute Mensch von Sezuan (1953), Franz Kafka’s short story “Beim Bau der Chinesischen Mauer” (1917), and Stefan Zweig’s novella Brief einer Unbekannten (1922). Chinese works discussed include: the Sichaun opera Sichuan Haoren (1987), Can Xue’s essay “Building in Sections: The Artist’s Way of Life” (1997), and Xu Jinglei’s film Letter From an Unknown Woman (2004).
Cheating and Cheaters in Pfaffe Amis and Reinhart Fuchs An Alsatian poet named Heinrich, writing around 1180, composed a beast epic, based on French sources, about a trickster fox named Reinhart. Some sixty years later, a poet known to us only as Der Stricker composed a work of similar length and structure, about a trickster priest named Amis, and his diligent efforts to cheat various anonymous individuals out of their money. Other works by this poet bear out the Stricker's consistent emphasis on strategy over brute force, prudence and intelligence over unconsidered actions. These stories both illustrate that power, when not directed by intelligence, is useless or dangerous, even to the one who wields it. Tricksters and cheating also appear in a surprising range of works contemporary to the Stricker's Pfaffe Amis and Heinrich's Reinhart Fuchs. Romances have their own trickster characters, conducting their cheats using methods and structures that recall those of these two Schwank-type epics. Cheaters like Amis, and Tristan's Isolde generate twin situations. One of them is true/hidden, and can influence the characters, and one is false/apparent, to which the victim characters are forced to respond. This artificial, apparent reality persists even after the cheater has left the scene, occasionally taking on a truth of its own. Both Reinhart and Amis, whatever their motivations, work evil everywhere they go; and yet the audience is expected to treat them as sympathetic characters. Because the trickster universe functions to turn systems upside-down, it also rejects the concepts of good and evil, forming a universe in which all that matters is who wins and who loses. The place of the villain belongs now to the fool; any character who becomes deceived deserves to be, and is treated with indignation by the narrator, just as the traditional villain might be.
Textgemeinschaften : der "Gregorius" Hartmanns von Aue in mittelalterlichen Sammelhandschriften
(2013)
In der Handschriftenkultur des Mittelalters werden Texte in aller Regel in Sammelhandschriften tradiert und nicht – wie dies heutige Editionen meist suggerieren – separat. Die materiellen und medialen Qualitäten der allgegenwärtigen Sammelhandschriften können sich, so die grundlegende These der Dissertation, auf die Form und den Inhalt der jeweils niedergeschriebenen Texte auswirken. Aus diesem Grund können je spezifische Sammlungskontexte nicht nur das Bedeutungsspektrum einzelner Texte beeinflussen; auch Varianzen im Wortlaut eines Textes lassen sich mitunter durch die Interaktion mit mitüberlieferten Texten erklären.
Anhand der mittelalterlichen Bücher, die den „Gregorius“ Hartmanns von Aue enthalten, werden Sammelhandschriften als ein bedeutendes Medium der vormodernen Schriftkultur in den Fokus gerückt und die Effekte dieser Tradierungsform untersucht. Zudem werden verschiedene Lektüren vorgestellt, die sich dem „Gregorius“ und seinem Bedeutungspotenzial von den jeweiligen Manuskriptkontexten her nähern, diese in die Interpretation einbeziehen und neue Einsichten in einen der meistbeforschten Texte der deutschsprachigen Literatur ermöglichen.
Fünfzehnhundertsiebenundachtzig : Literatur, Geschichte und die Historia von D. Johann Fausten
(2014)
Ausgehend von der Beobachtung, dass die 1587 in Frankfurt am Main erschienene »Historia von D. Johann Fausten« überaus erfolgreich war, wird die These formuliert, dass dieser Erfolg auf der dichten Vernetzung mit zeitgenössischen Techniken, Praktiken und Diskursen beruht. Um Teile dieses Netzwerks zu rekonstruieren, beschränkt sich der Beobachtungszeitraum auf die 1580er und frühen 1590er Jahre. Innerhalb dieses Zeitraums wird etwa untersucht, wie man am »Faustbuch« weiterschreibt, welche Rolle die Hexen- und Zaubererverfolgung spielt, wie es um den Einfluss der Transformationen des Postsystems und des Kalenders bestellt ist und was man von außergewöhnlichen Zeichen zu halten hat, die auf dem Körperäußeren erscheinen. Methodisch ist die Arbeit dem New Historicism verpflichtet, dessen vermittelnde Stellung zwischen ›Literatur‹ und ›Geschichte‹ auch dazu genutzt wird, gängige disziplinäre Grenzziehungen in Frage zu stellen.
Die Arbeit diskutiert Goethes Gedichtzyklen 'Römische Elegien' und 'Venezianische Epigramme' im Kontext ihrer Entstehung und Publikation. Dabei fragt sie vor allem danach, wie diese beiden Textcorpora die Stabilisierung der Autorposition Goethes auf dem literarischen Feld zwischen dem Italienaufenthalt und der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Schiller begleiten. Während die bisherige Goethe- und Klassikforschung diese Jahre eher randständig behandelt hat, werden sie hier als wichtige Scharnierstelle zwischen einer Ästhetik der Überbietung und der Klassik in ihrer kanonisierten Form sichtbar, weil in ihrem Verlauf die Grundmuster einer umfassenden Schreibstrategie formuliert und etabliert werden, die bis zur Moderne die Funktionsweisen des literarischen Feldes prägen. Mithin wird die Klassik nicht nur als literaturgeschichtliche Epoche verstanden, sondern als eine Dynamisierung der literarischen Kommunikation, die seither selbstreferenziell und relativ autonom funktioniert.
Anhand ausgewählter Materialien – insbesondere anhand von Vorträgen, die zwischen 1966/68 und 2001 auf den vom Deutschen Germanistenverband (DGV) veranstalteten sog. Deutschen Germanistentagen gehalten wurden – wird gezeigt, dass sich das Fach in seinem expliziten bzw. impliziten Diskurs über das Verhältnis der Germanistik zur Politik nach – den für den fachhistorischen Diskurs einschneidenden Daten – 1966/68 auf mehreren relevanten Ebenen auf der Suche nach einer neuen Identität befindet.
Zugleich führen Spezialisierungs-, Ausdifferenzierungs- sowie Entdifferenzierungsprozesse der Disziplin als wissenschaftssysteminhärente Prozesse das Fach an seine Grenzen bis hin zur (Selbst-)Auflösung. Diese Auflösung ist systemtheoretisch als Prozess der Szientifizierung und der Entkoppelung von Wissenschaft und Politik zu beschreiben – eine Koppelung, die für die Entstehung des Faches wesentlich war. Gleichzeitig zeigen sich – gegen den sog. Elfenbeinturm gerichtete – Diskurse, diese Abkoppelung zu kompensieren (z.B. Sprachenpolitik).
Freundschaft und Liebe haben eines gemeinsam: die innige und wechselseitige Zuneigung zweier Personen zueinander. Das Mittelalter kennt die diskursive Trennung von Freundschaft und Liebe als Codes der Intimität nicht. Mit dem Terminus "minne" wird in der mittelalterlichen Literatur sowohl die Freundschaft zweier Männer als auch die Liebe zwischen Ritter und Dame beschrieben. Die Gesellschaft des Mittelalters um 1200 ist eine patriarchal organisierte und damit männlich homosozial geprägte Kriegergesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird die These formuliert, dass Freundschaft im Mittelalter eher nicht der unwahrscheinliche Code der Intimität ist, sondern die Liebe. Mit dieser These wird die moderne Perspektive auf personale Zweierbeziehungen umgekehrt, die intuitiv die heterosoziale Beziehung und damit Liebe als Code der Intimität präferiert.
Im Zentrum des Interesses stehen männlich homosoziale Freundschaften und heterosoziale Liebesbeziehungen. Diese werden auf Basis linearer und triangulärer Figurenkonstellationen und unter Rückgriff auf Niklas Luhmanns Thesen, die er in „Liebe als Passion“ (1982) entwickelt, untersucht. Luhmann unterscheidet drei historische Stufen des Liebesdiskurses und ordnet diese Epochen zu: die höfische Liebe des Mittelalters, die passionierte Liebe der frühen Neuzeit und die romantische Liebe des 19. Jahrhunderts, die bis heute den Liebesdiskurs prägt. Die strikte Epocheneinteilung, die Luhmann vornimmt, wird für die Analyse der mittelhochdeutschen Texte aufgebrochen um zu zeigen, dass in der Literatur des Mittelalters Beispiele für alle drei Formen der Liebe zu finden sind. Die höfische Epik präsentiert Freundschaft und Liebe als Codes der Intimität, die sich einerseits wechselseitig bedingen, andererseits miteinander konkurrieren. Zwar stehen in den untersuchten Texten die heterosozialen Beziehungen im Fokus, doch mündet die Dominanz der Liebe als Code der Intimität nicht in der Verdrängung der Freundschaft. Im Gegenteil: Freundschaft dient der Liebe als Modell.
Lange Zeit gab es in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteraturkritik keine Unterscheidung zwischen phantastischen Erzählungen und Fantasy. Diese Gattungsdifferenzierung beginnt sich erst ab der Jahrtausendwende durchzusetzen. Betrachtet man das deutsche Textkorpus, das bis dahin global als Phantastik bezeichnet wurde, so lässt sich feststellen, dass der mittlerweile herausgearbeitete Unterschied zwischen phantastischen Erzählungen und Fantasy schon in den 1950er und 1960er Jahren zu erkennen ist. Sowohl die gattungstheoretischen Unterscheidungen als auch die Gattungsbegriffe haben jedoch erst um die Jahrtausendwende eine gewisse Festigkeit gewonnen.
Ein zentrales Anliegen dieser Arbeit ist es, die nicht-realistischen kinder- und jugendliterarischen Werke der Nachkriegsjahrzehnte im Lichte der jüngeren gattungstheoretischen Differenzierungen neu zu bewerten und ggf. zuzuordnen. Gefragt wird, ob in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur der 1950er bis 1980er Jahre bereits Werke existieren, welche nach aktuellem Begriffsgebrauch als Fantasy zu bezeichnen sind. Ein dabei zu berücksichtigender Aspekt betrifft die Gattungsgeschichte, welche nicht mit der der englischer bzw. amerikanischer Kinder- und Jugendliteratur vergleichbar ist. Laut einer Definition von Ewers (2013) versuchte die deutsche Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft lange Zeit, dem Genre Fantasy „beizukommen“, indem sie diese als ein Sub-Genre der Phantastik ansah. Hierin sieht er einen Irrweg. Sicherlich gibt es Parallelen zwischen phantastischer Erzählung und Fantasy, doch seien diese rein äußerlicher Natur.
Anhand der Definition von Ewers untersucht diese Arbeit, ab wann von Texten gesprochen werden kann, die dem jüngeren Verständnis von Fantasy entsprechen und welche kinder- und jugendliterarischen Werke nach diesem Erkenntnisstand hinzuzuzählen sind. Dabei liegt das Augenmerk auf der Bedeutung und Vorgeschichte von Fantasy-Literatur für den westlichen deutschsprachigen Raum. Methodisch wurde wie folgt vorgegangen: Ein Korpus aus kinder- und jugendliterarischen Texten wurde gebildet. Anschließend wurde dieser im Hinblick auf die in Ewers‘ Definitionsansatz genannten Charakteristika untersucht. Hieraus entwickelte sich der Gedanke, eine für die weiterführende Forschung hilfreichen Klassifizierung der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur der Nachkriegszeit zu entwickeln, um den Stellenwert zeitgenössischer Fantasy verdeutlichen zu können.