830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Selbständig Texte verschiedener Textsorten zu verfassen gehört zum Gegenstand jeglicher Schulausbildung und zu den Kernaufgaben des Deutschunterrichts. Welche Schreib- bzw. Textkompetenzen und Standards dafür notwendig sind, ist Gegenstand der aktuellen fachdidaktischen Diskussion (vgl. etwa Becker–Mrotzek/Schindler 2007, Feld-Knapp 2006, Feilke 2012). Die Sprachdidaktik/Fremdsprachendidaktik befasst sich mit praxisbezogenen Problemen, die das Erforschen der Lern- und Lehrprozesse betreffen. In der Gegenwart sind sich alle Sprachdidaktiker darüber einig, dass es ohne Texte keinen effektiven und sinnvollen Fremdsprachenunterricht gibt, denn die sprachliche Kommunikation und sprachliches Handeln vollzieht sich in Texten. Zu den elementaren Aufgaben der Hochschule gehört es also, diejenigen fachlichen und sprachlichen Kompetenzen ihrer Studierenden von Studienbeginn an gezielt zu fördern, die zum festen Bestandteil der Curricula gehören. Hierzu zählt die gezielte Entwicklung akademischer Schreib- und Textkompetenz in der Erst- bzw. Zweitsprache Deutsch. Gleichzeitig soll die Forschung auf diesem Gebiet weiter ausgebaut und verbessert werden. Im Folgenden sollen einige wichtige Dimensionen (Phänomene) der Text– und Schreibkompetenz diskutiert werden, die die Routinen der Studierenden in der schriftlichen Textproduktion fördern. Sie gehören nämlich zur unabdingbaren Voraussetzung ihrer professionellen Entwicklung...
Die Konstruiertheit und Unzuverlässigkeit der Erinnerung wird heute in der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung nicht bestritten. Aber in Rayk Wielands Roman Ich schlage vor, dass wir uns küssen ist die Erinnerung buchstäblich eine Erfindung oder, genauer gesagt, sie ist das Resultat einer phantasievollen Auslegung und "fehlgeleiteter Schnüffelphilologie" (Reents 2009). Der Träger des individuellen Gedächtnisses ist in diesem Fall nicht das individuelle Gehirn, sondern es sind die Stasi-Akten, und seine Stütze ist eine Erinnerungspolitik, die unbedingt Opfer und Heroen braucht, um ihre Vergangenheitsrekonstruktion zu legitimieren.
Else Lasker-Schüler, Tino und Jussuf, viele Namen, die sie sich selber gab, führen zu einer einzigartigen, starken Frau, die ihr Leben in Literatur umgesetzt hat. Zu einer Frau, die einer der führenden expressionistischen Persönlichkeiten wurde, ihr Leben literarisierend vermarktete und doch im wahrsten Sinne des Wortes nie mit sich und der Umwelt zufrieden werden konnte und auch werden wollte.
Ein besonders geeignetes Werk für die exemplarische Darstellung der stormschen Novellistik und Erzählkunst in seinen Ich-Erzählungen stellt die 78-seitige historische und gattungsgetreu geschlossene Novelle "Aquis Submersus" aus dem Jahre 1876 dar, die seiner "mittleren Schaffensperiode angehört, und damit zwischen seiner Früh- und Spätphase" (Kunze 1978: 283) angesiedelt ist. Sie weist eine prägnante Struktur und einen strengen Aufbau auf, der in insgesamt vier Teile mit zwei Hauptteilen untergliedert ist und eine Rahmenstruktur enthält. Dies zeigt sich auch darin, daß Storm die eigentliche Novellenhandlung in eine Rahmenerzählung einbettet, die eine weitere Rahmenkonstruktion umschliesst. Bevor jedoch auf die erzähltechnischen Besonderheiten eingegangen werden soll, ist es an dieser Stelle unumgänglich, zunächst einen kurzen Überblick über die Novelle folgen zu lassen, die die erzähltechnische Analyse unterstützen wird.
Athanasios Anastasiadis wirft einen Blick nach Österreich, auf das Werk Franz Grillparzers, und beschreibt dessen Rezeption der griechischen Antike und - damit verbunden - philhellenischer Gedanken. Franz Grillparzer war ein vorzüglicher Kenner der antiken Literatur, die er im Original intensiv studiert und exzerpiert hat. Seine klassisch-humanistische Bildung hat ihn aber keineswegs dazu bewogen, zum Anhänger der philhellenischen Bewegung zu werden, sich publizistisch zum griechischen Unabhängigkeitskrieg von 1821 zu äußern oder gar aktiv daran teilzunehmen. Keineswegs lässt sich sein Werk dem literarischen Philhellenismus zuordnen. Aber Franz Grillparzer und seine Dramen weisen in dreierlei Hinsicht Bezugspunkte zu Griechenland, und zwar zum antiken wie zum modernen auf, die im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen: 1) Zwischen 1817 und 1831 verarbeitete er in seinen 'Griechendramen' Stoffe der klassischen Antike. 2) Im Jahr 1843 unternahm er eine Reise in den Orient und hielt sich auch im jungen griechischen Staat auf, wovon er in seinem Tagebuch auf der Reise nach Konstantinopel und Griechenland desillusioniert Zeugnis ablegte. 3) Die Griechendramen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Griechenland rezipiert. Sie blieben bis in die 1930er Jahre auf Athener Bühnen präsent und wurden in der Presse kontrovers diskutiert.
Anastasia Antonopoulou bietet eine stoffgeschichtliche Untersuchung mit ihrem Beitrag zur griechischen Revolutionsheldin Laskarina Bouboulina, die in der deutschsprachigen Literatur in auffälliger Weise domestiziert und verharmlost wird. Die Hauptfrage, die bei der Interpretation der philhellenischen Texte über Bouboulina im Rahmen dieser Studie gestellt wird, lautet folgendermaßen: Wie wird die Tat der Frau in diesen Texten legitimiert, wie wird die Motivation zur Tat dargestellt? Als gemeinsamer Punkt hat sich in allen Werken die Hervorhebung bzw. die Verabsolutierung des Rachemotivs erwiesen. Die philhellenische Literatur stellt Bouboulina weniger als bewusste Freiheitsheldin dar und vielmehr - in dieser Hinsicht stark von der historischen Realität abweichend - als Rächerin ihres Gemahls und ihrer Kinder.
Ausgangsfragen: Bologna: Segen und/oder Fluch? Bedeuten Modularisierung und Ausrichtung auf Kompetenzen das Ende der Humboldt'schen Bildungsidee? Und wenn: Ist das ein Verlust oder ein Gewinn? Wie ist die Modularisierung der Studienordnung mit Blick auf praktische Erfahrungen zu bewerten? Hat sie zu einer Verbesserung des Studienverlaufs geführt? Welches Curriculum müsste die Germanistik der Zukunft haben? Welche 'Schlüsselqualifikationen' sollte sie vermitteln? Sollte das Studium (noch) stärker berufsorientiert strukturiert sein? Sind auch hier Anpassungen an das medientechnische Umfeld erforderlich? Wie steht es generell um die Berufsaussichten von Germanisten? Kommt den Fächern bzw. den Universitäten selbst eine höhere Verantwortung für die Vermittlung in Berufe zu ('employability')?
Der vorliegende Beitrag untersucht Wolfgang Herrndorfs Roman "Sand" (2011) auf die ihm zu Grunde liegenden Verkettungen von Fehlern, Zufällen und die Logik des Absurden. Es werden dabei zunächst die verschiedenen Konnotationen des Wüstenmotivs und ihre dazugehörigen Traditionslinien in den Blick genommen. Im Anschluss wird gezeigt, inwiefern diese thematische Ausprägung des Antilogischen auch auf die Ebene der Rezeption übertragen werden kann, indem formale Kategorien wie Erzählposition, Zeitstruktur und Plotmuster untersucht werden. Am Beispiel des Homonyms 'Mine' und seines Homophons 'Miene' wird schließlich herausgearbeitet, wie der Roman mit (semantischen) Missverständnissen und Fehlinterpretationen spielt und solchermaßen zum "Aufbewahrungsort des Falschen" wird.
Walthers Gedicht "Ir sult sprechen willekommen" und Karacaoğlans Gedicht "Ich zog hinunter, sah mir Frankistan an" werden in diesem Diskussionsbeitrag zum Vergleich herangezogen. Beide Dichter treten nach einer langen Reise vor die Gesellschaft auf und teilen ihre Erfahrungen anhand von Vergleich zwischen Vaterländischem und Ausländischem mit.