TY - CHAP A1 - Böhme, Hartmut T1 - Kritik der Melancholie und Melancholie der Kritik N2 - In der sehr alten Deutungsgeschichte der Melancholie gibt es um 1475 eine dramatische Szene, von der Panofsky/Saxl in ihren bahnbrechenden Forschungen zur "Melencolia" von Albrecht Dürer berichten: der hermetische Neuplatoniker Marsilio Ficino klagt in einem Brief seinem Freund Giovanni Calvacanti, daß er nicht ein noch aus wisse und verzweifelt sei; dies ginge auf die mächtigen und düsteren Einflüsse des Saturns auf seinen Geist und sein Gefühl zurück. Saturn - das ist hier der maligne Stern, der fernste des Planetensystems, der Gott des Dunklen, Kalten und Schweren; rätselhafte, schwer entzifferbare Gottheit der Zeit; uralter Flurgott oder auch der gestürzte und kastrierte Uranide. Viele, auch widersprüchliche Traditionen fließen in der Semantik des Saturns zusammen. Innerhalb der Astralmedizin ist der Saturn der Regent der schwarzen Galle, der Milz, der kalten, trockenen Erde. Diese Komplexion aus Astrologie, Elementenlehre, Anatomie und Humoralpathologie bildet den Typus des melancholischen Temperaments. ... KW - Melancholie KW - Natur KW - Begriff KW - Geschichte Y1 - 2009 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/11663 UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30-1125705 SN - 978-3-518-11470-4 SN - 3-518-11470-0 SN - 0344-6808 N1 - Erschienen in: Hartmut Böhme: Natur und Subjekt, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1988, Erstausg., 1. Aufl., Edition Suhrkamp ; 1470 = N.F., Bd. 470, S. 256-273, ISBN: 978-3-518-11470-4, ISBN: 3-518-11470-0, zuerst erschienen in: Kasseler philosophische Schriften, 11.1985, S. 20-42, auch erschienen in: Spuren, 1985, Nr. 11/12, S. 28–36 SP - 1 EP - 15 ER -