TY - JOUR A1 - Balla, Stefan A1 - Bernotat, Dirk A1 - Frommer, Jakob A1 - Garniel, Annick A1 - Geupel, Markus A1 - Hebbinghaus, Heike A1 - Lorentz, Helmut A1 - Schlutow, Angela A1 - Uhl, Rudolf T1 - Stickstoffeinträge in der FFH-Verträglichkeitsprüfung: Critical Loads, Bagatellschwelle und Abschneidekriterium T1 - Nitrogen deposition in appropriate assessment under Article 6 (3) of the Habitats Directive: Critical Load, thresholds of insignificant impacts, and bagatelle T2 - Waldökologie, Landschaftsforschung und Naturschutz N2 - Die Ermittlung und Bewertung der Auswirkungen von Stickstoffeinträgen in der FFH-Verträglichkeitsprüfung ist in Deutschland seit fast zehn Jahren Gegenstand einer intensiven Fachdiskussion. Zuletzt hat sich ein Forschungsprojekt im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) mit dieser Frage beschäftigt und eine Fachkonvention für den Projekttyp Straße erarbeitet. Diese Fachkonvention, die auch auf andere Projekttypen übertragbar ist, basiert grundsätzlich auf dem Maßstab der Critical Loads zur Beschreibung der Empfindlichkeit von FFH-Lebensräumen gegenüber Stickstoffeintrag. Liegt die gebietsspezifische Gesamtbelastung mit Stickstoffeinträgen über dem standort- und vegetationstypspezifisch zu ermittelnden Critical Load, so wird für die FFH-Verträglichkeitsprüfung ein mehrstufiges Schwellenwertkonzept zur Bestimmung von irrelevanten bzw. bagatellhaften Zusatzbelastungen empfohlen: Unterschieden wird ein vorhabenbezogenes absolutes Abschneidekriterium von 0,3 kg N ha-1a-1 und eine rezeptorbezogene Bagatellschwelle von 3% des jeweiligen Critical Loads. Beide Schwellenwerte sind als sehr niedrig und der Zielsetzung der FFH-Richtlinie entsprechend vorsorgeorientiert einzustufen.Mit dem Bewertungsansatz werden alle Anforderungen, die sich aus den fachlichen und rechtlichen Maßstäben für die FFH-Verträglichkeitsprüfung ergeben, berücksichtigt. Zugleich handelt es sich um einen praxistauglichen Bewertungsansatz, der auch dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Rechnung trägt. Das vorhabenbezogene Abschneidekriterium soll für jedes zu genehmigende Vorhaben gelten. Für die Größenordnung von 0,3kg N ha-1a-1 für den vorhabenbezogenen Stickstoffeintrag in ein FFH-Gebiet sprechen verschiedene Argumente: Einträge in dieser Größenordnung liegen deutlich unterhalb der messtechnischen Erfassbarkeit und deutlich unterhalb jeder bekannten Schwelle von Zusatzbelastungen, die negative Wirkungen für die Biodiversität auslösen können; unterhalb dieser Größenordnung ist eine Ermittlung von Belastungen und Beeinträchtigungen mit derzeit verfügbaren Modellen und Eingangsdaten auch aufgrund der Unsicherheiten und fehlenden statistischen Signifikanz nicht mehr sinnvoll möglich. Zusatzbelastungen eines Vorhabens in dieser Größenordnung stellen somit lediglich ein theoretisches Risiko dar und können keine erheblichen Beeinträchtigungen im Sinne der FFH-RL auslösen. Somit können auch nur diejenigen projektbezogenen Zusatzbelastungen, die oberhalb dieses Abschneidekriteriums liegen, für eine kumulative Prüfung mit weiteren Projekten und deren gemeinsamer Wirkung geprüft werden. Die Bagatellschwelle von 3% des Critical Loads wird demgegenüber gebietsbezogen angewendet und kann daher auch durch das Zusammenwirken mehrerer einzelner Vorhaben überschritten werden. Die Anwendung soll unabhängig von der Höhe der Überschreitung der Critical Loads in der Gesamtbelastung möglich sein. Die Bagatellschwelle ist an der spezifischen Stickstoffempfindlichkeit der FFH Lebensräume, die durch die Critical Loads vorsorgeorientiert beschrieben wird, ausgerichtet. Eine Auswertung der Ergebnisse der Wirkungsforschung, insbesondere zu Randeffekten entlang von Straßen, hat ergeben, dass der Wert von 3% des maßgeblichen Critical Loads sicher unterhalb von feststellbaren negativen Wirkungen auf den Erhaltungszustand von FFH-Lebensräumen liegt. N2 - For the last ten years impacts from nitrogen deposition within appropriate assessments has been a controversial issue discussed by many experts in Germany. More recently results from a R&D project funded by the Federal Highway Research Institute (BASt) have been published to establish a method on the assessment for road projects. Adverse effects are assessed in a staged approach based on the concept of critical loads: if total environmental Deposition is lower than critical loads of the most sensitive feature of the site, no likely significant effects have to be expected. Project contributions up to a de-minimis value of 0.3kg N ha-1y-1 are considered as being too small to be measurable. Neither could nitrogen deposition of up to this value be detected in the field nor could damages be attributed to projects contributing such small amounts. Project contributions lower than the proposed threshold thus exert only hypothetical risks that do not justify or even demand refusals of Project under Article 6.3. Only project contributions above the cut off criterion have to be considered within an appropriate assessment in combination with other projects. With view on the protected site another threshold of 3 % of the critical load is applied that can be exceeded not only by single projects but also in combination. Its application does not depend on background deposition. It depends on the specific sensitivity of the habitat precautionarily described by critical loads. Examination of scientific results on the effects, particularly along roads has shown that a value of 3% of a particular critical load clearly lies below detectable adverse effects on the conservation status of natura 2000 habitats. Both thresholds are very low and thus in line with the precautionary approach prescribed by the Habitats Directive. The assessment approach encompasses legal as well as scientific confidence. It also adheres to the principle of proportionality and has proven to be functional in practice. As nitrogen inputs up to 0.3 kg N ha-1y-1 cannot be realistically attributed to a particular project, they should rather be described as diffuse part of the background deposition. High background deposition in turn should be lowered by the most efficient measures to stay in accordance with the requirement under the Habitats Directive to avoid deterioration. Very small project contributions as accepted by the proposed process will not constitute an obstacle for this. KW - nitrogen impacts KW - eutrophication KW - appropriate assessment under Art. 6 Habitat Directive KW - Annex I-habitats KW - approval procedure Y1 - 2014 UR - http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/45416 VL - 14 SP - 43 EP - 56 ER -