Auswirkungen des globalen Wandels auf die Wasserressourcen und die Hydrologie Europas

Estimating the effect of global change on European water resources and hydrology : enhancement and application of a global water model

  • Der Dritte Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimawandel (IPCC, 2001a, b) bestätigt den Einfluss des Menschen auf das globale Klima und warnt vor einem Temperaturanstieg und vor Niederschlagsveränderungen in den nächsten 100 Jahren, die gesellschaftlichen Wohlstand und Umwelt nachhaltig beeinträchtigen können. Dabei werden weitreichende Folgen des Klimawandels angenommen, vom Anstieg des Meeresspiegels und einer möglichen Degradation von Landflächen bis hin zum Verlust von Tier- und Pflanzenarten, der Verknappung von Wasserressourcen, einer Zunahme von natürlichen Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren, der Ausbreitung von Krankheiten sowie negativer Auswirkungen auf die Nahrungsversorgung der Bevölkerung. Klimawandel ist dabei nur ein Aspekt des weiter gefassten ‘Globalen Wandels’, der eine Vielzahl von anthropogen verursachten Veränderungen der Umwelt einschließt. So wird zum Beispiel erwartet, dass auch demographische und sozioökonomische Entwicklungen sowie vom Menschen verursachte Landnutzungsänderungen eine erhebliche Auswirkung auf den zukünftigen Zustand der globalen Umwelt haben werden. Zu den gravierendsten Folgen des Globalen Wandels gehört die Veränderung der räumlichen und zeitlichen Verteilung der lokalen und regionalen Wasserressourcen. Es müssen daher Strategien entwickelt werden, um sowohl die Bevölkerung als auch die Umwelt vor den möglichen negativen Auswirkungen von erhöhten oder erniedrigten Pegelständen in Fließgewässern zu schützen, oder sie auf eine Veränderung der verfügbaren Wassermengen vorzubereiten. Zur Entwicklung dieser Strategien wiederum werden wissenschaftliche Szenarien und Modellberechnungen benötigt, mit deren Hilfe sich zukünftige hydrologische Verhältnisse abschätzen lassen. Zahlreiche derartige Szenarienanalysen wurden bereits durchgeführt, um den Einfluss des Klima- und Globalen Wandels auf das Wasserdargebot und auf das hydrologische Abflussregime zu untersuchen. Da Flusseinzugsgebiete eine natürliche und angemessene Betrachtungseinheit für dieses Problem darstellen, konzentrieren sich die meisten dieser Studien auf mittlere bis große Einzugsgebiete oder auf bestimmte Regionen zusammenhängender Flussgebiete. In Europa gibt es dazu Beispiele aus den frühen neunziger Jahren, als die Resultate der ersten Klimamodelle verfügbar wurden (z.B. Ott et al., 1991: für die Mosel; Kwadijk und van Deursen, 1993: Rhein; Vehviläinen und Huttunen, 1994: Vuoksi; Broadhurst und Naden, 1996: Severn; Bergström, 1996: Einzugsgebiet der Ostsee). Für diese Studien wurden hydrologische Modelle des jeweiligen Einzugsgebiets entwickelt und der Einfluss des Klimawandels auf den Abfluss bestimmt. Krahe und Grabs (1996) haben ein Wasserbilanzmodell mit einer Auflösung von 0.5° x 0.5° für den gesamten mitteleuropäischen Raum entwickelt und es anhandder Abflussdaten des Rheins, der Weser, der Ems, der Elbe und des deutschen Teils der Donau validiert. Arnell (1994, 1999), bzw. Arnell et al. (2000) untersuchten die Auswirkung des Klimawandels auf europäische Wasserressourcen ebenfalls mithilfe rasterbasierter Modellansätze. Schließlich zeigten Stanners und Bourdeau (1995), EEA (1999), Parry (2000), oder auf globaler Ebene WBGU (1999) und IPCC (1992, 2001a, b), in allgemeineren und politisch orientierten Untersuchungen den gegenwärtigen Zustand sowie mögliche zukünftige Entwicklungen der Umwelt in Europa und weltweit auf, einschließlich verschiedener Aspekte der kontinentalen Wasserressourcen und der Hydrologie. Im Vergleich zu den zahlreichen einzugsgebietsorientierten Analysen und ihrem stetig steigenden wissenschaftlichen Anspruch bis hin zu äußerst detaillierten Fragestellungen sind die regionalen oder globalen Ansätze jedoch eher selten und bleiben meist relativ unspezifisch in ihren Schlussfolgerungen. Darüber hinaus wird die Auswirkung der Wassernutzung, die erheblich zur Veränderung der zukünftigen Wasserressourcen und Abflussmengen beitragen kann, in den meisten Fällen aufgrund des Fehlens entsprechender Daten nicht berücksichtigt. In Anbetracht dieser Mängel wurde 1999 am Wissenschaftlichen Zentrum für Umweltsystemforschung an der Universität Kassel das EuroWasser-Projekt initiiert, auf dessen Durchführung die vorliegenden Dissertation beruht. In einem integrierten Modellansatz wurden in EuroWasser die Folgen von Klimawandel und sozioökonomischen Veränderungen auf die natürliche Wasserverfügbarkeit und die Wassernutzung auf gesamteuropäischer Ebene untersucht (siehe Abschlussbericht, Lehner et al., 2001). Das EuroWasser-Projekt versucht dabei drei aus Sicht von Gesellschaft, Ökonomie und Umwelt kritische Fragen zu beantworten: (1) Wie hoch ist der gegenwärtige Wasserstress in verschiedenen Regionen Europas, und welche zukünftigen Veränderungen sind zu erwarten? (2) Wie wird sich der Globale Wandel auf das europäische Wasserkraftpotenzial auswirken? Und (3) In welchen "kritischen Gebieten" Europas muss, basierend auf den Ergebnissen verschiedener Szenarien des Globalen Wandels, damit gerechnet werden, dass die Hochwasser- und Dürregefahr in Zukunft zunimmt, und von welcher Größenordnung sind diese Veränderungen? ...
  • Studies on the impact of climate change on water resources and hydrology mostly focus on longterm trends of average water balances and river flows. They typically concentrate either on the impact of climate change on water availability, or on the impact of socioeconomic change on water use, but rarely combine both aspects. Furthermore, when analyzing extreme events such as floods and droughts, the study extents are often limited to single river basins or small watersheds instead of larger regions. In contrast, this dissertation outlines a first-time continental, integrated approach of analyzing the impacts of global change – i.e. climate and water use change – on a variety of aspects of water resources and hydrology in a consistent manner over a pan-European scale. Based on results of the global integrated water model WaterGAP, the possible effects of global change on Europe’s water stress situation, on the potential to generate hydropower, and on the future risks of floods and droughts are investigated. For the analyses, the applied WaterGAP model had to be significantly enhanced and adapted, and several new data sets have been developed. In particular a new database of global lakes, reservoirs and wetlands, as well as a global drainage direction map at 0.5º resolution have proven to be of high quality and are thus expected to have scientific value beyond the scope of this project. The new version of WaterGAP 2 has been tuned to 126 gauging stations for the study area of Europe and its capability to derive indicators of water availability and hydrologic extremes has been evaluated. In order to specifically evaluate the quality of the large-scale WaterGAP model for regional assessments within Europe, its calculations have been compared to existing meso-scale modeling approaches for the Elbe and Oder basins. The main trend observed in all WaterGAP simulations is that the available water resources develop in opposite directions for northern and southern Europe. The calculations indicate an increase in future water availability for northern and northeastern Europe. This, in turn, reduces the pressure on water resources and allows for higher hydropower generation in these regions, yet at the same time the flood risk severely rises. For southern and southeastern Europe significant reductions in water resources are calculated, leading to increases in water stress and drought risks and limiting the potential for hydropower generation. The findings indicate significant quantitative and temporal shifts in the seasonal flow regimes and in the overall high and low flow characteristics of European rivers, which may severely affect the established water needs of society for different purposes, as well as the integrity of freshwater ecosystems. The identification of extensive critical regions and the dimension of changes strongly suggest that additionally to the long-term trend in average water availability significant alterations in water use and in hydrological extremes need to be accounted for in future water management plans.

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Metadaten
Author:Bernhard L. Lehner
URN:urn:nbn:de:hebis:30-34731
Publisher:Univ.-Bibliothek
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Petra DöllORCiDGND, Siegfried DemuthGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2006/12/01
Year of first Publication:2004
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2005/02/02
Release Date:2006/12/01
Tag:Climate Change; Droughts; Europe; Floods; Global change; Hydrology; Hydropower; Water resources; Water stress
Page Number:204
First Page:1
Last Page:197
Note:
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HeBIS-PPN:347774113
Institutes:Geowissenschaften / Geographie / Geowissenschaften
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 55 Geowissenschaften, Geologie / 550 Geowissenschaften
Licence (German):License LogoArchivex. zur Lesesaalplatznutzung § 52b UrhG