Gedächtnisleistungen für emotionale Worte bei Patienten mit Temporallappenepilepsie

  • Die Temporallappenepilepsie ist eine der häufigsten vorkommenden Epilepsieformen. Sie geht meist mit Schädigungen der Strukturen im Bereich des medialen Temporallappens einher, welche eine sehr wichtige Rolle bei der Verarbeitung der Emotionen und bei Gedächtnisprozessen spielen. In dieser Arbeit sollten die Auswirkungen einer Temporallappenepilepsie auf emotionale Gedächtnisprozesse untersucht werden. Dafür wurden in der Zeit von März 2006 bis März 2007 insgesamt 31 Patienten der Spezialambulanz für Epilepsie an der Klinik für Neurologie der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt am Main, die an einer eindeutig nachgewiesenen Temporallappenepilepsie leiden, getestet. Später wurden 5 Patienten wegen psychiatrischer Erkrankungen aus der Studie ausgeschlossen. Zum Vergleich wurden im gleichen Zeitraum 21 neurologisch und psychiatrisch unauffällige Probanden, die im Alter und im Ausbildungsstand den Patienten ungefähr gleich waren, getestet. Alle Probanden mussten 10 Wortlisten lernen, die jeweils ein emotional negatives Wort und ein perzeptiv auffälliges Wort beinhalteten. Nach einer kurzen Ablenkungsphase nach jeder Liste sollten sie diese Worte in einer anderen Wortliste wiedererkennen. Außerdem sollten sie am Ende der Testung alle Worte, die ihnen noch in Erinnerung waren, aufzählen. Bei den Patienten wurde zusätzlich noch eine neuropsychologische Testung vorgenommen, um krankheitsbedingte Leistungsdefizite zu erkennen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Patienten in den allgemeinen Leistungen kognitive Defizite gegenüber den gesunden Probanden aufweisen, und dass der Lernmechanismus für emotionale Worte bei den gesunden Probanden anders ist als bei den Patienten. So kommt es bei den gesunden Probanden zu einem besseren Wiedererkennen der emotionalen Worte und einer retrograden Amnesie für das vorherige Wort. Bei den Patienten hingegen finden sich keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit mit der die verschiedenen Worte wiedererkannt werden, obwohl die emotional negativen Worte mit der gleichen Intensität empfunden werden. Teilt man die Patienten in Untergruppen auf, sozeigen sich Zusammenhänge der Erinnerungshäufigkeiten mit verschiedenen Faktoren, wie den Ergebnissen für das Verbalgedächtnis im neuropsychologischen Test, dem Vorliegen einer Hippokampussklerose, der Anzahl der Ausbildungsjahre und der Art der Anfälle. Diese Zusammenhänge lassen darauf schließen, dass eine größere Ausdehnung der Schädigung auch den bei der Kontrollgruppe beschriebenen Effekt des emotionalen Lernens stärker reduziert. Außerdem zeigen sich besonders bei Patienten mit höherem Ausbildungsstand Verlagerungen der Lernstrategien auf andere Arten der Auffälligkeit, in diesem Fall auf perzeptiv auffallende Worte.
  • The temporal lobe epilepsy is one of the most frequent forms of epilepsy. It is mostly accompanied by lesions of the structures in the medial temporal lobe area, which are very important for the processing of emotions and for memory processes. In this work the effect of a temporal lobe epilepsy on emotional memory processes will be explored. From March 2006 to March 2007 31 patients of the outpatient clinic of epilepsy at the university hospital Frankfurt am Main were tested. All patients suffered from a clearly proved temporal lobe epilepsy. After the testing five patients had to be excluded from this study because of their psychiatric disorders. For comparison 21 neurological and psychiatrical unobstructive probands, who were of about equal age and education level like the patients, were tested in the same period of time. All probands had to learn 10 wordlists, which included one emotional negative word and one perceptual word each. Having had a short period of distraction after each list they should recognize these words in another list. Additionally all probands were supposed to enumerate all words, which they were still able to remember after the test. The patients had to do an additional neuropsychological test to recognize performance deficits caused by the disease. The results show, that the patients have cognitive deficits concerning the general memory performance in this test compared to the healthy probands, and that the learning mechanism for emotional words is different in healthy probands compared to the patients. Thus there is a better recognition for emotional words and a retrograde amnesia for the preceding word in healthy probands. In patients however there was no significant difference in the frequency of recollection of the different words, though the emotional negative words are perceived with the same intensity. Splitting up the patients in subassemblies, correlations between the frequency of recollection and different factors, like the results for verbal memory in the neuropsychological test, the occurence of a hippocampal sclerosis, the education level and the kind of seizure, can be found. From these correlations one can conclude, that the larger the extension of the lesion, the stronger is the extinction of the effect of emotional learning described in the control group. Besides there is a shift of learning strategies to other kinds of conspicuosness, in this case to perceptual striking words, especially in patients with a higher level of education.

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  • Gedaechtnisleistungen_fuer_emotionale_Worte_bei_Patienten_mit_Temporallappenepilepsie.pdf
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Metadaten
Author:Bernd Wohlrath
URN:urn:nbn:de:hebis:30-66841
Referee:Notger Müller, Jochen KaiserORCiDGND
Advisor:Notger Müller, Ulrike Lengler
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2009
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2009/05/15
Release Date:2009/10/05
Page Number:124
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:419140840
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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