Dengue-Virus-Infektionen : eine szientometrische Analyse

  • Das Dengue-Fieber, eine durch Flaviviren der Gattung Dengue-Virus hervorgerufene fieberhafte Infektion, galt lange Zeit als harmlose, auf tropische oder subtropische Gegenden Afrikas, Asiens und Amerikas beschränkte Krankheitsentität. Vor allem durch unkontrollierte Urbanisation mit unzureichender Abwasser- und Abfallentsorgung entstanden in zahlreichen Regionen geeignete Brutbedingungen für die Hauptvektoren dieser Krankheitserreger, Stechmücken der Gattung Aedes, die sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem in Südostasien, Nordaustralien, Süd- und Mittelamerika und den karibischen und pazifischen Inselwelten dramatisch ausbreiteten und seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts immer wieder zu Explosivepidemien führen. Das Auftreten besonders pathogener Virusvarianten und die Kozirkulation der vier Serotypen DENV-1 bis DENV-4 hatte nicht nur zu einer Zuspitzung der Bedrohungslage in quantitativer Hinsicht geführt, sondern auch in qualitativer, denn in zunehmendem Maß treten die lebensbedrohlichen Krankheitsbilder, Hämorrhagisches Dengue-Fieber (DHF) und Dengue Schock- Syndrom (DSS), nun ebenfalls epidemisch auf. In Folge des internationalen Fernreiseverkehrs häufen sich auch importierte Dengue-Virus-Infektionen in Ländern, die nicht zu den Endemiegebieten gehören. Infektionen durch Dengue-Viren gehören damit zu den „emerging infectious diseases“ und zu den wichtigsten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Gegenstand dieser Analyse war unter anderem die Frage, ob sich die besondere Bedeutung dieser Krankheitsentität auch in der Publikationsaktivität der Wissenschaftswelt widerspiegelt, wo sich die maßgeblichen Forschungszentren befinden, die sich mit dieser Problematik beschäftigen, und ob die pandemische Dimension dieser Virusinfektion auch globale oder zumindest international kooperierende Forschungsanstrengungen nach sich zieht. Aus den verfügbaren Daten der führenden Online-Literaturdatenbanken ist ersichtlich, dass das Forschungsinteresse an allen Aspekten der Dengue-Forschung in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen hat. Sowohl die Zahl der publizierten Fachartikel wie auch die in Fachbeiträgen genannten Literaturstellen sind seit den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts deutlich angestiegen und erreichten in der sich bis zum Jahr 2007 erstreckenden Analyse einen Höhepunkt 2006. Unstrittig ist die Dominanz des Englischen als Wissenschaftssprache. Veröffentlichungen erfolgen bevorzugt in den weltweit 124 führenden virologischen, tropen- oder präventivmedizinischen sowie infektiologischen und entomologischen Fachzeitschriften, gelegentlich auch in renommierten medizinischen Periodika ohne Spezialisierung, z.B. Lancet. In mehr als Dreiviertel der Fälle ist als Publikationsform der wissenschaftliche Fachbeitrag (article) gewählt worden; andere Publikationsformen spielen eine deutlich untergeordnete Rolle. Als führende Wissenschaftsnation erweisen sich die USA, die auch über die meisten Forschungsinstitutionen verfügen. US-amerikanische Wissenschaftler sind maßgeblich an der Erarbeitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Dengue-Virus-Infektionen beteiligt, und zwar sowohl in quantitativer wie auch in qualitativer Hinsicht. In quantitativer Hinsicht, weil die USA im Zeitraum 1900 bis 2007 mit 1.816 Veröffentlichungen mehr als ein Drittel aller Publikationen zum Thema Dengue-Virus-Infektionen erarbeitet haben; unter qualitativen Aspekten, weil die Vereinigten Staaten sich mit einem H-Index von 83 und Spitzenplätzen bei der Zitationshäufigkeit einzelner Publikationen und besonders renommierter Wissenschaftler erkennbar einer herausragenden Resonanz in der Fachwelt erfreuen. Angehörige und Institutionen der Streitkräfte spielen hier eine nicht unwesentliche Rolle, beispielsweise in dem sie als Nuklei internationaler Forschungskooperationen fungieren. Zwar verfügen die USA als wirtschaftliche, wissenschaftliche und politische Großmacht über die notwendigen Ressourcen, um sich auch einem Arbeitsgebiet wie der Dengue-Virus-Forschung zuwenden zu können. Unmittelbar betroffen sind sie von dieser Infektionskrankheit allerdings nur in vergleichsweise geringem Maß, da es sich bei den in den USA beobachteten Dengue-Fällen überwiegend um importierte Fälle handelt. Zu beachten ist jedoch, dass US-amerikanische Staatsbürger in verschiedenen Hyperendemiegebieten beruflich präsent sind, was auch das Engagement der militärischen Forschungsinstitutionen erklären könnte. Die USA unterhalten intensive wissenschaftliche Kontakte zu Staaten, die zu den Hyperendemiegebieten des Dengue-Fiebers gehören, vor allem zu Thailand, Brasilien, Mexiko und Australien. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wurden als Kooperationsartikel von Autoren dieser Staaten veröffentlicht. Die genannten Nationen zählen mittlerweile – nicht zuletzt wegen der offensichtlich durch die Ausbrüche zu Beginn des 21. Jahrhunderts induzierten Publikationswellen – zu den Ländern mit der größten Expertise auf dem Gebiet der Dengue-Virus-Forschung. Die Einbindung in ein Autorennetzwerk hat für die beteiligten Wissenschaftler erkennbar Vorteile, weil sie auf diese Art und Weise 125 bei zahlreichen Artikeln als Autoren registriert werden, ohne die Beiträge selbst verfasst zu haben, und zudem die Tendenz wechselseitigen Zitation der beteiligten Verfasser besteht. Derartige Kooperationen wirken sich positiv auf die quantitative und qualitative Bilanz der partizipierenden Wissenschaftler aus, da die Anzahl der Publikationen Einfluss auf die Vergabe von Fördermitteln haben kann und höhere Zitationsraten zum besseren Renommee eines Forschers in der Fachwelt beitragen. Zitationsraten können auch durch Selbstzitationen positiv beeinflusst werden.
  • Dengue-fever, a febrile infection caused by flaviviruses of the genus dengue-virus, was underestimated for centuries as a harmless disease of some tropical and subtropical areas of Africa, Asia and America. Mainly as a consequence of uncontrolled urbanization, accompanied by inadequate sewage and waste disposals, ideal breeding conditions for the major vectors, the mosquito species Aedes aegypti and Ae. albopictus developed in several regions of the world. After World War II, these arthropods spread dramatically in South East Asia, Northern Australia, South and Central America and the Pacific and the Caribean islands, which led to explosive epidemics in the 1980s. The appearance of highly pathogenic virus variants and the co-circulation of the four serotypes of dengue-virus did not only worsen the epidemiological threat in a quantitative, but also in a qualitative manner, because since a couple of years the numbers of life-threatening cases of dengue hemorrhagic fever (DHF) and dengue shock syndrome (DSS) appear in epidemic proportions. As a result of international long distance travels imported dengue virus infections occur increasingly often in countries, in which dengue is not endemic. Dengue virus infections belong to the “emerging infectious diseases” and to the most important public health challenges of our time. Subjects of this analysis were the questions, whether the importance of this infectious disease is being reflected in the publishing activity of the world of sciences, where the major centers of research are situated and whether the global dimension of this public health problem is going to lead to a global or at least international co-operation of research efforts. 126 The data of the leading online literature data bases reveal the continuously growing interest in all aspects of dengue research during the past decades. The number of scientific publications as well as the number of publications cited in published research results has increased since the 1960s in a significant extent. Without any doubt English is the dominating language of sciences and medicine. Most researchers prefer to publish their results in the leading international journals of virology, infectiology, entomology, and those for tropical and preventive medicine. Sometimes remarkable presentations are published in non-specialized journals as Lancet. In more than 75 percent scientific results have been published as articles. Other publications schemes like meeting abstracts, reviews, letters to the editor and notes have been used to a significantly minor extent. The United States of America are the leading nation of sciences with a great number of renowned research institutions. U.S. scientists play a major role in dengue-virus research, under quantitative as well as under qualitative aspects. In a quantitative matter the United States have contributed with 1,816 articles more than 30 percent of all dengue-virus publications in the 1900 to 2007 period. With an H-index of 83 and top positions concerning the citation rate of distinct publications and several scientists the United States are the most renowned dengue-virus research nation worldwide. Members and institutions of the military take a leading part in this research, obviously many of them have a central function in building up and maintaining international cooperations. As an economic, scientific, and political power the United States have the required research resources at their disposal, but they are not touched by this infectious disease in an outstanding concern, because dengue-fever registered in the United States is mostly imported and there are only few autochthonous cases. However, United States citizens are present in several hyperendemic areas, which could be an explanation for the interest of researchers. The United States of America maintain intensive scientific contacts to nations with hyperendemic dengue fever, like Thailand, Brazil, Mexiko, and Australia, which are concerned by this disease in an outstanding extent. Numerous scientific articles have been published in co-operation of United States scientists with scientists and physicians of the mentioned countries. As a consequence of the disease outbreaks and the following scientific efforts these nations have gathered extensive knowledge about dengue-virus infections in the early 21st century under quantitative aspects as well as under qualitative conditions, 127 concerning citation sums, citation rates and the H-index. The leading research facilities of these nations belong to the most active publication institutions worldwide. Being engaged in a network of scientific authors has several advantages. The author will be registered as a co-author in numerous publications without having written the article by himself. The mutual citation of co-authors is another advantage. Positive effects of these co-operations are improving quantitative and qualitative balances of the network´s members which may have influence on receiving grants and scientific reputation. Citation rates can be influenced by self-citation as well.

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Metadaten
Author:Martin Müller
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-263193
Publisher:Univ.-Bibliothek
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Jan David Alexander GronebergORCiDGND, Sabine WickerORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2012/09/13
Year of first Publication:2011
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2011/08/25
Release Date:2012/09/13
Page Number:170
First Page:XV
Last Page:155
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:347989594
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoArchivex. zur Lesesaalplatznutzung § 52b UrhG