Ermittlung von Überlebenswahrscheinlichkeiten aus Ringfunddaten
Estimating survival probabilities from ringing data
- Die Ermittlung von Überlebenswahrscheinlichkeiten und Reproduktionsdaten hat eine wachsende Bedeutung als Basis für Populationsmodelle gewonnen. Wir haben Beringungen und Rückmeldungen aus dem Datenbestand der Beringungszentrale Hiddensee und die Ergebnisse aus einer Farbberingungsstudie an 110 Rotkehlchen Erithacus rubecula benutzt, um mit dem Programm MARK für vier häufige Zugvogelarten Überlebenswahrscheinlichkeiten zu schätzen und die Möglichkeiten und Grenzen bei der Nutzung der Datenbank einer Beringungszentrale aufzuzeigen. Es wurden je nach Struktur der Daten entweder Cormack-Jolly-Seber-Modelle (CJS-Modelle) für Wiederfänge und Ringablesungen oder Modelle nach Burnham (1993) für kombinierte Daten aus Totfunden und Wiederfängen verwendet. Für drei Arten konnten wir so plausible Überlebenswahrscheinlichkeiten ermitteln, es gab aber deutliche Unterschiede in der Präzision je nach Vogelart sowie verwendeter Datengrundlage. Bei Fang-Wiederfang-Daten beeinflusste nicht zu modellierende Abwanderung die Ergebnisse für mindestens eine Altersklasse, d. h. wenigstens ein Parameter konnte nicht geschätzt werden. Zudem waren eine ausreichend hohe Wiederfundwahrscheinlichkeit sowie eine vollständige Meldung der Wiederfänge wichtige Voraussetzungen für zuverlässige Ergebnisse. Sie wurden hier durch eine Vorauswahl von Datensätzen aus Gebieten mit mehrjähriger intensiver Fangaktivität erreicht. Kombinierte Modelle aus Totfunden und Wiederfängen waren leichter auf den vollständigen Datenbestand der Beringungszentrale und für alle Altersklassen anwendbar. Bei auf dem Zug oder im Winterquartier stark bejagten Arten, für die genügend Totfunde vorliegen, wurden so brauchbare Ergebnisse erzielt. Daten aus dem Fang von Durchzüglern enthielten teilweise zu wenig verwertbare Rückmeldungen, auch wenn jährlich große Mengen von Vögeln beringt werden („Registrierfang“).
- Estimates of survival probabilities and reproduction in bird populations are of increasing importance for population modelling. We used the free software MARK with data from the Hiddensee ringing scheme and a local colour ringing study on 110 Robins Erithacus rubecula to estimate survival probabilities for four common passerine birds. Depending on the type of data available, we used Cormack-Jolly-Seber models for live recaptures or resightings and models after Burnham (1993) for a combination of recaptures and recoveries. Three species gave plausible survival estimates which varied in precision according to species and data. For live recaptures or resightings, emigration affected the results for at least one age-class, i. e. one parameter could not be estimated reliably. Cormack-Jolly-Seber models also required sufficiently high probabilities for recaptures or resightings which were achieved by selecting data from study areas with intensive multi-year ringing and reporting of own recaptures. Combined models after Burnham could estimate survival for all age-classes from the entire data for a species without previous selection. Survival is readily estimable in species which are hunted on migration as long as recoveries are reported. Data from ringing of migrating birds at stopover sites may lack sufficient numbers of recaptures or recoveries even if large numbers were ringed each year.