Feldvögel im Kreis Höxter (NRW) – Habitatnutzung und Auswirkungen des Anbaus nachwachsender Rohstoffe auf die Avifauna

  • Durch die politisch beschlossene Energiewende wird zunehmend auf einen Energiemix aus erneuerbaren Energien gesetzt. In der Kulturlandschaft spiegelt sich der in den letzten Jahren gestiegene Anteil erneuerbarer Energien an der Versorgung der Bundesrepublik deutlich wider. Neben Windkraft- und Photovoltaikanlagen ist dabei vor allem der steigende Anteil an Biogasanlagen auffällig. Wurden 2007 im Kreis Höxter 13 Anlagen betrieben, so ist ihre Zahl im Jahr 2010 bereits auf 33 gestiegen (Bioenergie- Region Kulturland Kreis Höxter, schriftl. 2011). Diese dem Bundestrend entsprechende Entwicklung ist mit einer deutlichen Zunahme von Maisund Rapskulturen verbunden. Die auf diesen Flächen erzielte Ernte wird zum größten Teil einer energetischen Nutzung zugeführt. Insgesamt stieg die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe in Deutschland zwischen 1993 und 2007 von 200.000 ha auf annähernd 1,6 Mio. ha, was einem Anteil von 13 % an der Gesamtackerfläche des Landes entspricht (MENGEL et al. 2010). Im Kreis Höxter wurden im Jahr 2010 10,7 % der Ackerflächen für den Anbau von Biomasse genutzt (LWK NRW 2011). Die Entwicklung des Bioenergiesektors lässt sich an der Steigerung des Flächenanteils für Maisund Rapskulturen verfolgen. So nahm dieser in den letzten 15 Jahren im Kreis Höxter deutlich zu. Allein von 1995 bis 2007 erhöhte sich der Flächenanteil von 14,6 auf 20,7 % (vgl. Abb.1). Diese Entwicklung ist als gesamteuropäischer Trend zu sehen (CHAMBERLAIN et al. 2000). Generell hat sich die Tendenz zu Energiepflanzenkulturen in den vergangenen Jahren verstärkt (FLADE et al. 2008). Die Beschränkung auf wenige, intensiv genutzte Feldfruchtarten führte und führt zu einem gebietsweise starken Verlust an Biodiversität (BAUMANN et al. 2007; UBA 2011; WIERSBINSKI et al. 2007). Die gestiegene Nachfrage an Flächen für Energiepflanzen hatte eine vermehrte Umwandlung von Stilllegungsflächen in Mais- und Rapsfelder zur Folge (JOEST 2008, ILLNER 2007). Die bis 2007 auf diesen Flächen durchgesetzte verpflichtende Stilllegung wurde im Zuge des Rohstoffanbaus für erneuerbare Energien im Jahr 2009 endgültig abgeschafft. Auch eine obligatorische Stilllegung von Flächen wird seit diesem Zeitpunkt nicht mehr finanziell unterstützt (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW 2011). Dieser Trend wirkt sich besonders negativ auf die Bestandstrends vieler Vogelarten aus (FLADE et al. 2008). So konnte beispielsweise in der Hellwegbörde eine rückläufige Brutbestandsentwicklung der Wiesenweihe im Zuge des Umbruchs von Brachflächen festgestellt werden (JOEST 2008). Auch die Entwicklung der Grauammerbestände lässt sich direkt an der Verfügbarkeit von Brachflächen messen (DZIEWIATY & BERNARDY 2007). Seit dem Jahr 2010 wird der Kreis Höxter als Bioenergieregion gefördert (BMELV). Das Fachgebiet Landschaftsökologie und Naturschutz der Hochschule Ostwestfalen-Lippe am Standort Höxter (Leiter: Prof. Dr. Ulrich RIEDL) wurde vom Kreis Höxter mit Begleitforschungen zu den Auswirkungen des Biomasseanbaus auf die landschaftliche und biologische Vielfalt im Kulturland Kreis Höxter beauftragt. Die hier dargestellten Daten zur Habitatnutzung und Siedlungsdichte für die Avifauna sind Ergebnisse dieser Begleitforschungen, die in den Jahren 2010 und 2011 durchgeführt wurden. Dabei wurden hauptsächlich die Vogelarten der offenen Feldfluren – die so genannten Feldvögel (vgl. HÖTKER 2004) – betrachtet.

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Metadaten
Author:Mathias Lohr, Vera Brust, Ulrich Riedl
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-288347
Parent Title (German):Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser
Publisher:Naturkundlicher Verein Egge-Weser e.V. (NEW) [u.a.]
Place of publication:Borgentreich
Document Type:Article
Language:German
Date of Publication (online):2013/02/08
Year of first Publication:2012
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2013/02/08
Volume:23
Page Number:32
First Page:3
Last Page:34
HeBIS-PPN:331273187
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 59 Tiere (Zoologie) / 590 Tiere (Zoologie)
Sammlungen:Sammlung Biologie / Sondersammelgebiets-Volltexte
Zeitschriften / Jahresberichte:Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser / Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser, Band 23 (2012)
:urn:nbn:de:hebis:30:3-288076
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht