Ökologische Untersuchungen an der Verschiedenblättrigen Kratzdistel (Cirsium helenioides [L.] Hill) in Oberfranken : Teil 1: Vergesellschaftung und Standort

  • Die Ökologie der Verschiedenblättrigen Distel (Cirsium helenioides) wird in drei Teilen dargestellt: Der erste Teil behandelt die Synsystematik und Synökologie; im zweiten Teil stehen Fragen zur Autökologie und zur Heterophyllie im Vordergrund; der abschließende dritte Teil behandelt die Phytophagenkomplexe der Distelköpfe. Der erste Teil dieser Arbeit behandelt allgemeine Morphologie, Phänologie, Vergesellschaftung und Ökologie von Cirsium helenioides und charakterisiert das Untersuchungsgebiet. Die Verschiedenblättrige Kratzdistel findet sich im östlichen Oberfranken vorzugsweise in mehr oder weniger stark anthropogen beeinflußten Grünlandgesellschaften der montanen Stufe. Cirsium helenioides konnte in insgesamt 11 verschiedenen Pflanzengesellschaften angetroffen werden. Der Schwerpunkt des Vorkommens lag hierbei im Bereich der Bergwiesen zwischen 550 und 650 m, also vor allem im Geranio-Trisetetum, jedoch auch im Calthion sowie einer "Poa-Trisetum-Gesellschaft". In den Hochlagen kommt die Verschiedenblättrige Distel vor allem in Magerwiesen und Borstgrasrasen vor. Ein dem Calthion zuzurechnendes "Polygono-Cirsietum heterophylli" kann somit aufgrund der mangelnden Gesellschaftstreue der Art für Oberfranken nicht ausgeschieden werden. Jedoch kann die Art zur geographischen Differenzierung verschiedener Pflanzengesellschaften herangezogen werden. Mit Hilfe der Zeigerwerte einzelner Arten und durchschnittlicher Werte der Aufnahmen und Gesellschaften wurden die Standorte hinsichtlich Licht, Temperatur, Kontinentalität, Bodenfeuchte, Reaktion und Stickstoff untersucht. Demnach ist Cirsium helenioides am häufigsten auf frischen bis feuchten, mäßigsauren bis sauren, mäßig stickstoffreichen Standorten anzutreffen. Eine vergleichende Betrachtung der untersuchten Standorte von Cirsium helenioides zeigt folgende auffallenden Merkmale: (1) Cirsium helenioides bevorzugt die relativ spät gemähten Wiesen, z.B. aufgrund der extensiven Bewirtschaftung oder eines kühlen Montanklimas. (2) Weiterhin liegt ein deutlicher Schwerpunkt in Brachwiesen, die bis vor nicht allzu langer Zeit noch bewirtschaftet wurden. Hier, vor allem an den etwas feuchteren Standorten, hat sich die Konkurrenzkraft anderer krautiger Arten wie Polygonum bistorta, Chaerophyllum hirsutum oder Filipendula ulmaria noch nicht voll entfaltet. (3) Auffallend ist die deutliche Anreicherung dieser Art an etwas gestörten Stellen, z.B. an Böschungen und Wegrändern, Holzlagerplätzen, Fichtenschonungen und ähnlichen Standorten.
  • The ecology of the Melancholy Thistle (Cirsium helenioides, Asteraceae) is presented in a series of three papers: Phytosociology and synecology (REIF and WEISKOPF, part 1); autecology and heterophylly (WEISKOPF, ROMSTÖCK, REIF and SCHULZE, part 2); herbivores of the thistle heads (ROMSTÖCK, part 3). This first paper describes morphology, phenology, distribution, phytosociology and ecology of Cirsium helenioides. The areas studied are in the Fichtelgebirge and Frankenwald, Oberfranken, south-east Germany. In this area, the thistle occurs in grassland communities of the montane belt. Cirsium helenioides was found in 11 different plant communities above c. 550 m. Between 550 and 650 m, it was found most frequently in more nutrient-rich meadows, mainly in Geranio-Trisetetum, less frequently in Calthion-communities and in a "Poa-Trisetum-community". At higher altitudes, above c. 650 m, less nutrient-rich communities are more frequent; the thistle frequently was found also in these. Because of low fidelity, an association "Polygono-Cirsietum heterophylli" (Calthion) cannot be established, at least in Oberfranken. But, this species may be used for geographical differentiation. Important site factors of the different plant communities with Cirsium helenioides were compared, using the indicator values (ELLENBERG 1974) of all species. The accompanying species indicate that Melancholy Thistle is most frequent on moist, moderately acid to acid, moderately nitrogen-rich soils. A comparison of all sites of Cirsium helenioides indicates that Cirsium helenioides is most frequent (1) in meadows, which are mowed relatively late, e.g., because of extensive agriculture or cool climate; (2) in fallow meadows which were used until recently. On such sites, the thistle occurs sometimes in large patches; with time, tall herbs like Polygonum bistorta, Chaerophyllum hirsutum and Filipendula ulmaria eventually become more and more competitive on moist sites and replace the thistle and other species; and (3) on disturbed sites, e.g., embankments, roadsides, wood depots in forests, spruce plantations and similar sites.

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Metadaten
Author:Albert ReifORCiDGND, Almut Weiskopf
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-381387
ISSN:0722-494X
Parent Title (German):Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft
Document Type:Article
Language:German
Year of Completion:2015
Year of first Publication:1988
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2015/09/03
GND Keyword:Oberfranken; Verschiedenblättrige Kratzdistel; Grünlandgesellschaft
Volume:8
Page Number:26
First Page:101
Last Page:148
HeBIS-PPN:370534093
Dewey Decimal Classification:5 Naturwissenschaften und Mathematik / 58 Pflanzen (Botanik) / 580 Pflanzen (Botanik)
Sammlungen:Sammlung Biologie / Sondersammelgebiets-Volltexte
Zeitschriften / Jahresberichte:Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft / Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 8 (1988)
:urn:nbn:de:hebis:30:3-326148
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht