Troika

  • Im (west-)europäischen politisch-administrativen Sprachgebrauch der Gegenwart finden sich kaum russische Wörter. Die Karriere des russischen 'Troika' ist so ein seltener Fall, der auch in Russland Aufmerksamkeit weckte. Ins öffentliche Bewusstsein gelangte der Begriff erst nach 2000, als die EU eine Dreiergruppe - die Troika - aus Vertretern der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Kommission einsetzte, um die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung während der Staatsschuldenkrise zu überwachen. Die begriffliche Assoziation zu den unter gleichem Namen bekannten außergerichtlichen Straftribunalen in der Sowjetunion der Stalinzeit war wohl zu offensichtlich, weshalb die EU auf Drängen Griechenlands die Bezeichnung 'Troika' später durch den neutralen Begriff 'Institution' ersetzte. Warum die EU einen politisch derart kompromittierten Begriff überhaupt in ihren Sprachgebrauch aufnahm, scheint nur schwer nachvollziehbar. Reduziert man allerdings die Begriffsgeschichte der 'Troika' allein auf die semantische Spur des Straftribunals, bleiben die Registerwechsel zwischen höchst unterschiedlichen kulturellen Bereichen im 20. Jahrhundert ausgeblendet.

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Metadaten
Author:Franziska Thun-HohensteinGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-530378
ISBN:978-3-86599-373-1
Parent Title (German):Wörter aus der Fremde : Begriffsgeschichte als Übersetzungsgeschichte / Falko Schmieder, Georg Toepfer (Hg.)
Publisher:Kulturverlag Kadmos
Place of publication:Berlin
Document Type:Part of a Book
Language:German
Year of Completion:2019
Year of first Publication:2018
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2020/03/17
GND Keyword:Troika; Begriff; Geschichte; Politik
Page Number:4
First Page:245
Last Page:248
HeBIS-PPN:462156494
Dewey Decimal Classification:4 Sprache / 49 Andere Sprachen / 490 Andere Sprachen
8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
Sammlungen:CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht