Entwicklungsarbeit bei Frauengruppen in Indien : empirische Untersuchung am Beispiel eines Mikrokreditprogrammes und ihre Konsequenzen für den christlichen Sendungsbegriff

  • Die Promotionsarbeit stellt sich die Aufgabe, den christlichen Missions- oder Sendungsbegriff in seinem nachkonziliaren Verständnis durch eigene Feldforschung empirisch zu überprüfen. Am Beispiel von überwiegend von Christen durchgeführter Entwicklungsarbeit mit Frauengruppen in Indien kann der v.a. geschichtlich belastete Missionsbegriff revidiert werden. Im Schnittfeld von Soziologie/Ethnologie einerseits und Praktischer sowie Systematischer Theologie andererseits stehend gliedert sich die Arbeit in drei große Teile: Theorie-Teil A. Untersuchung des bisherigen Missionsbegriffs, Empirie-Teil B. Theoriegenerierung aus den erhobenen Daten des Entwicklungsprojektes und Synthese-Teil C. Rückfragen aus der Projektanalyse an den christlichen Sendungsbegriff. Teil A diskutiert die mit dem Zweiten Vatikanum eingeläutete Wende des Missionsverständnisses weg von einer geographischen Begrenzung hin zu einer Wesensaktivität der Kirche und die teilweise Rücknahme dieses Neuverständnisses in nachkonziliaren kirchenamtlichen Dokumenten. Sodann wird das Verständnis von Mission bzw. christlicher Sendung in der heutigen theologischen Forschung unter Einschluss der indischen Theologie dargestellt. Gerade in Indien wird die historische Belastung des Begriffs Mission und zugleich ein Bedarf an missionarischen Handeln in Form von Zeugnis geben deutlich. Vier entscheidende Leitfragen, welche durch die Feldforschung zu beantworten sind, resultieren daraus: Wer betreibt Mission? Bei welcher Zielgruppe spricht man von Mission? Wie ist Mission einzugrenzen? Was ist eine missionarische Tätigkeit? Teil 3 wertet die Daten der Feldforschung in einem südindischen Dorf aus. Dabei gewährleistet die Methode der Grounded Theorie als reflexiv-parallel verlaufender Prozess der Datengewinnung, Datenauswertung und Dateninterpretation, dass theoretische Missionsansätze nicht als Hypothesen herangezogen werden. Die Datenanalyse orientiert sich an der rekonstruktiven Sozialforschung. Der Teil C diskutiert anhand der vier Leitfragen den Überschuß des bisherigen, in Teil A diskutierten Sendungsbegriffs, der im Projekt noch nicht zum Tragen kommt, und zugleich seine Mängel, welche die Projektauswertung aufzeigt. Daraus resultiert: (1) Die Identifikation mit dem christlichen Glauben beinhaltet per se eine missionarische Dimension, jeder Christ handelt also unbewusst missionarisch. (2) Dieses missionarische Handeln geschieht sowohl gegenüber Christen wie gegenüber Nicht-Christen, jedoch ist die Kommunikationsweise verschieden. (3) Deswegen wird zwischen innerer und äußerer Mission unterschieden: Äußere Mission findet überall dort statt, wo Christen mit Nicht-Christen kommunizieren. Sie endet gegebenenfalls bei deren freier Entscheidung für das Christ-sein. Dort, wo die äußere Mission zu einer Identifizierung mit dem Inhalt der christlichen Botschaft führt, beginnt die innere Mission, welche nie endet. (4) Insofern ist jedwedes bewusste und unbewusste, verbale und non-verbale Kommunizieren eines überzeugten Christen als missionarische Tätigkeit zu bezeichnen. Entsprechend wird Entwicklungsarbeit, von Christen durchgeführt, auch zu einer missionarischen Tätigkeit, sofern Christen aus ihrem Christ-sein heraus leben und handeln.

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Metadaten
Author:Astrid Schmieder
URN:urn:nbn:de:hebis:30-0000004567
Referee:Hans Kessler
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2004/10/25
Year of first Publication:2004
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2003/12/08
Release Date:2004/10/25
HeBIS-PPN:124302785
Institutes:Katholische Theologie / Katholische Theologie
Dewey Decimal Classification:2 Religion / 23 Christentum, Christliche Theologie / 230 Christentum, Christliche Theologie
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht