VR-Simulation in der Patientenaufklärung : Einfluss eines patientenzentrierten, simulationsunterstützten Aufklärungsgesprächs auf die Untersuchungsangst und die Zufriedenheit vor Herzkatheteruntersuchungen

  • Hintergrund: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die Haupttodesursache in den Industrienationen. Viele betroffene Patienten haben nur ein geringes Verständnis für ihre Erkrankung. Insbesondere endovaskuläre Eingriffe überschreiten Vorstellungskraft und Verständnis der Patienten häufig um ein Vielfaches. Die ärztliche Eingriffsaufklärung soll den Patienten Einsicht über das Verfahren und mögliche Komplikationen ermöglichen, um dem Patienten autonome Entscheidungen zu erleichtern. In der einschlägigen Literatur wird vielfach diskutiert, wie sich der Aufklärungsprozess komplizierter Prozeduren, wie etwa einer Herzkatheteruntersuchung, optimieren lässt. Jüngst wurden dabei insbesondere moderne Ansätze, wie multimediale Verfahren oder interaktive Tools evaluiert, wobei diese Methoden nach aktueller Studienlage zu einer Verbesserung des Verständnisses und einer Reduktion der Untersuchungsangst führen konnten. Insbesondere Patienten mit geringem Bildungsniveau profitieren dabei von persönlichen Erfahrungen zur Verbesserung des prozeduralen Verständnisses. Diesen Ergebnissen entsprechend, macht es sich die vorliegende Arbeit zur Aufgabe, zu evaluieren, ob sich die Implementierung eines VR-Simulators in den Aufklärungsprozess einer Herzkatheteruntersuchung positiv auf Informiertheit und Untersuchungsangst bei den Patienten auswirkt. Patienten und Methoden: Nach mündlicher Einwilligung zur Teilnahme an unserer Studie, erhielt ein Teil der Patienten zusätzlich zur herkömmlichen verbalen Aufklärung eine Demonstration des Untersuchungsablaufs einer PCI an einem VR-Simulator. Zusätzlich erhielten diese Patienten die Möglichkeit eine Katheteruntersuchung am Simulator nachzuempfinden. Für unsere Studie verwendeten wir einen VR-Simulator der Firma Xitact® (später Mentice®) mit einer Software der Firma Cathi®. Der Simulationsgruppe wurden 3 verschiedene Komplikationen mittels Abbildungen demonstriert. Im Anschluss beantworteten sowohl die konventionell, als auch die mit Simulation aufgeklärten Patienten einen von uns konzipierten Fragebogen. Ergebnisse: Beide Gruppen fühlten sich nach der Aufklärung ausreichend informiert. Bezüglich der subjektiven Informiertheit zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zur konventionellen Aufklärungsmethode (p=0.11). In der Kontrollgruppe bestanden nach konventioneller Aufklärung, trotz guter subjektiver Informiertheit, bei fast 90% der Patienten weiterhin offene Fragen bezüglich der Untersuchung, während sich diese Diskrepanz in der Simulationsgruppe nicht ergab (p<0.00001). Ferner standen die Patienten der Simulationsgruppe der anstehenden Untersuchung ruhiger gegenüber (0=0.049), während die Patienten der Kontrollgruppe angaben, tendenziell unruhig in die Untersuchung zu gehen (p=0.002). Es boten sich keinerlei Hinweise darauf, dass die Demonstration möglicher Komplikationen zu einer verstärkten Untersuchungsangst geführt hätte. Die Implementierung des Simulators hat sich insgesamt positiv auf das prozedurale Interesse des Patienten ausgewirkt. Schlussfolgerung: Insgesamt hatte die Implementierung des VR Simulators in die Patientenaufklärung überwiegend positive Effekte und keinerlei negativen Effekte. Im direkten Vergleich zur konventionellen Aufklärung zeigten sich bezüglich der Informiertheit zunächst keine signifikanten Unterschiede zur konventionellen Aufklärungsmethode. Die erhobenen Daten deuten jedoch auf eine Überlegenheit der simulationsgestützten Aufklärung in Bezug auf Verständnis und Untersuchungsangst hin. Festzuhalten ist allerdings der hohe zusätzliche zeitliche Aufwand, mit dem eine simulationsgestützte Aufklärung verbunden ist. Die generelle Implementierung eines VR Simulators allein zum Zwecke der Patientenaufklärung wird daher nur bedingt empfohlen. Kliniken, die bereits über einen VR Simulator verfügen, sollten allerdings erwägen, diesen nicht nur für Ausbildungszwecke zu verwenden, sondern auch zum Zwecke der Patientenaufklärung.
  • Background: Today cardiovascular diseases are the most common cause of death in western civilization. Informed consent is one of the most essential principles in medical law. For decades there has been plenty of research on this topic, challenging the issue of achieving a more patient-centered consent form. There has been a variety of different approaches to improve the education process around consent. Recent research has focused on multimedia or video presentation. Most studies have indicated that these tools may reduce anxiety while enhancing overall satisfaction and the patient’s ability to recall procedure related information. Beyond these approaches there has also been evidence that most patients undergoing cardiac catheterization, especially those who are less well educated, rather learn from experience than through verbal explanation. This paper aimed to pick up on these findings and evaluate the effect of utilizing a virtual reality endovascular simulator for medical training in the informed consent process, thereby examining whether there is any additional benefit towards comprehension, satisfaction or reduced anxiety compared to standard education procedure concerning consent. Material and Methods After verbal agreement to participate in the conducted study, patients with elective cardiac catheterization were recruited and randomly allocated in two groups. One group was given standard verbal informed consent. The other group additionally received a short simulation of a conventional catheterization sequence. Upon request, these patients were further allowed to participate in a simulation sequence. Additionally, images of 3 severe complications were shown. For this study a preexistent endovascular VR Simulator from Xitact® (then Mentice®) was utilized, running a software by Cathi®, normally used for educational purposes in medical interns. The results were obtained using self-developed questionnaires. Results: Both groups generally felt well informed after IC. However, there was no significant difference in the subjective impression of feeling sufficiently informed (p=0.11). In both groups more than 90 % stated that they felt well or even very well informed. Despite this, almost 95% of patients in the control group stated that there were still open questions after they gave informed consent, while this was not the case in the study group (p<0.00001). There was evidence that the simulation group felt less anxious or less nervous towards the upcoming procedure (p=0.049), while patients with standard IC stated to be very fretful (p=0.02). There was no evidence that extended and graphic information about possible complications would lead to increased anxiety. Altogether, the simulation seemed to have a positive Impact on the patient’s procedure related interest. Conclusion: Overall, the implementation of a VR Simulator in the informed consent process was received well, while no negative effects occured. Since there was no significant impact on the subjective impression of feeling well informed, our data suggests that the utilization of a VR-Simulator decreases procedure related anxiety. However, the set-up of a simulator assisted IC is rather time consuming. Therefore, only a conditional recommendation for the implementation of a VR-Simulator in IC can be made. Since there are several hospitals, which already own an endovascular simulator for educational purposes, we propose that these hospitals should offer a simulator assisted IC to their patients.

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Metadaten
Author:Caroline Gross
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-592119
Referee:Thomas Schmitz-RixenORCiDGND, Thomas J. VoglORCiDGND
Advisor:Thomas Schmitz-Rixen
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2021/03/24
Date of first Publication:2021/03/24
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2021/03/02
Release Date:2021/03/29
Tag:Herzkatheteruntersuchung; Informiertheit; Patientenaufklärung; Untersuchungsangst; VR-Simulation
Page Number:74
HeBIS-PPN:477481221
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht