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Für viele Drogenprostituierte ist »die Szene« nicht nur Drogenmarkt, Arbeitsmarkt und Stätte des Konsums, sondern Lebensraum überhaupt, ein Lebensraum, in dem es allerdings mehr ums Überleben als ums Miteinanderleben geht. Wie Junkies, die Geld mit Prostitution verdienen, ihr Gewerbe betreiben, hat die Forschergruppe mit ihren 26 Interviews im Frankfurter Bahnhofsviertel ebenso beleuchtet wie Lebenswege, Perspektiven und Lebensträume der drogenabhängigen Prostituierten.
In Amerika wird Crack, eine rauchbare Form von Kokain, seit Mitte der 1980er Jahre konsumiert. In Deutschland wähnte man sich vor dieser »Ghetto-Droge« sicher. Doch seit Mitte der 1990er Jahre gibt es auch in Frankfurt und Hamburg Crack-Szenen. In der Main-Metropole war es zunächst eine kleine, von den Heroin-Süchtigen getrennte Raucherszene, aber schon 2002 hatte Crack das Kokain-Pulver völlig verdrängt und sogar das Heroin als bisher meistgebrauchte Droge auf den zweiten Rang verwiesen. Heute konsumieren 60 Prozent der Frankfurter Szene-Junkies mehrmals in der Woche Heroin, aber über 80 Prozent – oftmals dieselben Drogenabhängigen – auch mehrmals in der Woche Crack. Da bei dieser Droge der Kick zwar stark, aber nicht nachhaltig ist und die Junkies sich deshalb nie gesättigt fühlen, treibt die Abhängigen eine enorme Unruhe. Beobachtungen und Interviews mit Betroffenen zeigen, wie sich der Konsum dieser Droge verschärfend auf das Leben der Junkies und damit auf die gesamte Szene auswirkt.
An den Rändern der Diskurse. Jenseits der Unterscheidung diskursiver und nicht-diskursiver Praktiken
(2007)
Wenn von und für Diskursanalytiker(innen) eine Preisfrage ausgesetzt werden würde, dann wäre wohl eine der ersten zu beantwortenden Fragen, was denn eine "nicht-diskursive Praktik" sei. Die Frage markiert gewissermaßen die Grenze des Diskurses, denn schon die Benennung lässt vermuten, dass "nicht-diskursive Praktiken" eben nicht mehr Diskurs sind. Dieses Problem des Nicht-Diskursiven und die verschiedenen Möglichkeiten, diesen Rand, diese Grenze zu denken, auf ihrem Grat zu gehen oder sie zu unterlaufen, möchten wir im Folgenden zunächst anhand der theoretisch-methodologischen Debatte und dann anhand einiger konkreter Interpretationen von Texten und Beobachtungen aus verschiedenen empirischen Forschungsprojekten diskutieren. Dabei orientieren wir uns an den denkbaren Grenzen des Diskurses – der Macht, der Alltagspraxis, dem Körper, dem Subjekt – und entfalten die These, dass die Unterscheidung von diskursiv und nicht-diskursiv gerade nicht geeignet ist, Klarheit in die Debatte zu bringen.
In der letzten Dekade hat sich die Diskursforschung im Anschluss an Michel FOUCAULT im deutschsprachigen Raum interdisziplinär beständig weiterentwickelt. Sie ist dabei, sich im Rahmen qualitativer Sozialforschung – wie auch an sprachwissenschaftlichen Verfahren orientiert – zu etablieren.
Auf der internationalen und interdisziplinären Tagung "Sprache – Macht – Wissen" vom 10.-12.Oktober 2007 in Augsburg wurde der aktuelle Stand von Diskurstheorie und -analyse eruiert und diskutiert. Der Tagungsessay soll einen Einblick in die derzeitige Diskussion geben. Wir zeichnen zunächst die Fragestellungen und Zielsetzungen der Tagung nach. Es folgt eine knappe Zusammenfassung der gehaltenen Vorträge. Im Laufe der Tagung kristallisierten sich verschiedene Schwerpunkte heraus, die wiederholt aufgegriffen und diskutiert wurden: das Verhältnis von Diskursanalyse und Kritik, das Verhältnis von Subjekt(ivität) und Diskurs, das Verhältnis von Macht, Diskurs und Dispositiv sowie das Verhältnis von Diskursanalyse und Visualität. Mit der Systematisierung dieser vier Punkte nehmen wir eine kritische Betrachtung der "Ergebnisse" der Tagung vor. Abschließend verweisen wir auf zwei aktuelle Netzwerkinitiativen zur interdisziplinären Diskursforschung, die während der Tagung vorgestellt wurden.