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Uferbewohnende Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) im Weserbergland (Kreise Höxter und Holzminden)
(1987)
An naturnahen Standorten der Weser- und Nethe-Aue, sowie in Kieselabbaugebieten der Weserniederung (Kreise Höxter und Holzminden, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) wurden im Rahmen von Voruntersuchungen Bodenfallen-Fänge und Handaufsammlungen an Laufkäfern (Coleoptera: Carabidae) durchgeführt. Die Fänge belegen landschafts- und Naturkundlich bedeutende Standorte, die eine spezifisch angepaßte Laufkäferfauna aufweisen und mit u.a. Bembidion punctulatum, B. fluviatile und Asaphidion carabiodes allgemein seltene und bedrohte Arten aufweisen. Wesernahe Hochflutrinnen und nicht rekultivierte Abschnitte in Kieselabbaugebieten werden als besonders schutzwürdig und im Hinblick auf bestehende bzw. geplante fischereiliche und bauliche Eingriffe als besonders schutzbedürftig herausgestellt. Die in der Nethe-Aue untersuchten Auengehölze genügen nach unseren vorläufigen Befunden mangels ausreichender Fläche nicht zur Ausbildung der für Auen spezifischen Zonationszönosen. In den durch wasserbaluliche und kulturtechnische Maßnahmen der vergangenen Jahrzehnte ökologisch stark verarmten Auengebieten an Weser und Nethe besteht ein beträchtlicher Regenerationsbedarf. Systematische Hilfsmaßnahmen sind zur Sicherung der hochgradig schutzbedürftigen Restbestände ursprünglicher Lebensgemeinschaften und zur weitergehenden Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes erforderlich und möglich.
1988 erhielt unser Wunsch zur Ausweitung der Teamarbeit eine neue Dimension, indem neben einer Gruppe Geographie-Studenten (unter der Leitung von Prof.Dr. Manfred Hofmann) die Exkursion erstmals an die obere Theiß nach Ungarn führte. Hier diente sie zugleich der Vorbereitung einer Kooperation mit dem Ökologischen Institut der Lajos Kossuth - Universität in Debrecen und der Wasserwirtschaftsverwaltung Nyiregyhaza. Mittelfristig streben wir im Rahmen der Kooperation die Durchführung gemeinsamer Forschungsarbeiten zwischen der Arbeitsgruppe in Debrecen unter der Leitung von Dozent Dr. Györgyi Devai und unserer Gruppe in Höxter/Paderborn an und damit verbunden die Realisierung eines regelmäßigen Studentenaustauschs. Mit dieser Auslandskooperation wollen wir eine weitere Möglichkeit dafür schaffen, daß unsere Absolventen bei entsprechendem Interesse die Chance erhalten, Arbeitsbedingungen als Landespflege-Ingenieur im Ausland kennenzulernen. Ein gemeinschaftlich organisiertes Forschungsprojekt in der westlichen Türkei hatte hierzu 1986/87 erstmals Gelegenheit gegeben. Das tierökologische Geländepraktikum steht damit in engem Zusammenhang mit dem seitens der Landespflege Höxter verfolgten Ziel zur systematischen Berücksichtigung landespflegerischer Probleme außerdeutscher Länder durch Aufnahme in Lehrveranstaltungen und Projektarbeiten. Als Folge der Zunahme ökologischer Probleme bzw. deren notgedrungen verstärkter Berücksichtigung bei Entwicklungsmaßnahmen außerhalb Deutschlands bzw. Europas, die u.a. im Zusammenhang mit Wasser -, Forst- und Landwirtschaft vorgenommen werden, wartet hier ein umfangreiches Arbeitsfeld, besteht wachsende Nachfrage nach einschlägig ausgebildeten Landespflege-Ingenieuren.
Unser Ziel muß es in den kommenden Jahren sein, die Voraussetzungen für eine geeignete Pflege und Entwicklung der Lebensraumstrukturen der Schmetterlingsgemeinschaften der über Nordrhein-Westfalen hinaus bedeutenden ostwestfälischen Kalkmagerrasen zu sorgen. Lebensraumschutz ist die hauptsächliche, tragfähige Grundlage des Artenschutzes. Es muß vermieden werden, daß die Kalkmagerrasen zu Zoos werden, in denen bestimmte, aus welchen Gründen auch immer als 'schön' oder 'selten' bezeichnete Arten erhalten werden. Geeignet sind vielmehr allein jene Formen der Pflege und Entwicklung, die der langfristigen Sicherung der für unsere Landschaft typischen Magerrasen-Lebensgemeinschaften dienen. Die enge Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft und die stete Verknüpfung mit faunistischökologischer Zustandsdokumentation ist hierzu die entscheidende Voraussetzung .
Die noch junge Arbeitsgruppe am Lehrgebiet Tierökologie im Studiengang Landespflege der Universität-Gesamthochschule Paderborn/Abt.Höxter will mit Grundlagenuntersuchungen zur Populationsgröße und -dynamik Beiträge zu naturschutzrelevanten Fragestellungen leisten, wie der Mindestgröße und der strukturellen Gliederung von sowie sinnvoller Pflegemaßnahmen in Schutzgebieten (GERKEN 1985, 1986). Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen bestimmte tagaktive Schmetterlinge und Libellen. In dem folgenden Beitrag wollen wir kurz einen Einblick in Ansatz und Methodik populationsökologischer Studien geben und die Auswertung am Beispiel einer vorläufigen Bestandsaufnahme erläutern. Zu diesem Thema liegen aus unserer Arbeitsgruppe ausführlichere Untersuchungen bislang über die Libelle Lestes sponsa (ZETTELMEYER 1986), über tagaktive Schmetterlinge aus der Familie der Blutströpfchen (Zygaenidae, SMOLIS und GERKEN i.Druck), sowie ausgewählter Libellen und Schmetterlinge eines Exkursionsgebiets in Südostfrankreich (GERKEN Hrsg., in Vorb.) vor.
Mit Erscheinen dieses Hefts von "Egge-Weser" besteht das Lehrgebiet Tierökologie im Studiengang Landespflege der Uni-GH Paderborn drei Jahre. Lehre, Sammlung und Lehrpark Das Lehrprogramm verläuft im Wesentlichen unverändert wie bei GERKEN (1984) beschrieben. Ergänzend wurde ein Vorlesungsteil 'Hydrobiologie' eingebaut, der zugleich als Serviceleistung für Studenten des Studiengangs Wasserwirtschaft jeweils im Wintersemester angeboten wird. Teile unserer im Aufbau befindlichen Lehrsammlung werden zurzeit für eine allgemein zugängliche Ausstellung aufbereitet, der auch ein größeres Aquaterrarium angegliedert sein wird. Der Auf- und Ausbau der Sammlung wird wesentlich von Spendengeldern (vor allem Höxteraner Firmen) getragen. Im Lehrpark wurden die Arbeiten zur Herrichtung verschiedener Kleingewässer fortgesetzt, wozu unter anderem Spenden von Ton, Kalkmergel und Buntsandsteinbruch wertvolle Hilfe leisteten. An Kleingewässern stehen somit im Rohausbau je ein Buntsandstein-, Kalkmergel-, Lehmund Hilston-Teich zur Verfügung. Nach Möglichkeit soll 1986 ein Torfschlamm-Teich hinzukommen. Die Pflege der Teiche erfolgt durch Mitarbeiter der Ökologischen Arbeitsgemeinschaft unserer Hochschule. Ein bis zu fünf Meter breiter Streifen um die Teiche ist spontan ankommender Vegetation 'reserviert'. Das übrige Umfeld wird als 1-2-schürige Extensivwiese gepflegt.
Unter diesem Titel soll künftig in regelmäßigen Abständen über Arbeiten aus dem Lehrgebiet Tierökologie der Universität-Gesamthochschule Paderborn, Abteilung Höxter berichtet werden. Mit meiner Berufung zum 1. März 1983 wurde das Lehrgebiet Tierökologie im Studiengang Landespflege an der Abteilung Höxter eingerichtet. Dies ist insofern ein Novum, als es bislang an keinem anderen Landespflege-Studiengang in der Bundesrepublik Deutschland einen hauptamtlichen Vertreter für das Fach Zoologie gibt.
In Deutschland leben ca. 520 Laufkäfer-Arten. Sie sind in nahezu allen Lebensräumen anzutreffen, wobei insbesondere Feuchtstandorte und solche mit hohem Anteil roher Böden relativ hohe Arten- und Individuenzahlen aufweisen. Laufkäfer werden seit nunmehr gut vierzig Jahren mit syn- und autökologischen Methoden erforscht. Felduntersuchungen basieren dabei häufig auf Fallenfängen. Seltener werden zeit- und flächenbezogene Handaufsammlungen durchgeführt. Das an einem Standort auffindbare Artenspektrum weist i.d.R. mehrere Vertreter von Strategie-Typen auf. Eine durch systematische Handaufsammlungen oder Fallenfänge ermittelte Artenliste spiegelt damit eine entsprechende Standortcharakteristik wieder. In Auengebieten hat sich beispielsweise gezeigt, daß Laufkäfer sehr spezifisch und sehr kurzfristig auf Änderungen des Wasserhaushalts sowie der Veränderung der bodennahen Raumstruktur (z.B. durch Forst- und Landwirtschaft) reagieren. Laufkäfer sind damit eine wichtige Artengruppe zur Kontrolle des Erfolgs von Schutz- und Pflegemaßnahmen. Auf Grund ihrer hohen Mobilität - viele Arten können fliegen, andere sehr geschickt und schnell auch bei relativ-niedrigen Temperaturen laufen - sprechen sie auf Standortänderungen innerhalb weniger Wochen an.