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Das Zugvorkommen des Ortolans an der Deutschen Bucht hat1964-2000 deutlich abgenommen. Die Art tritt alljährlich in beiden Zugperioden auf. Die Jahressummen schwanken zwischen 5 und 76 Individuen (durchschnittlich 34). Der Heimzug dauert vom 29. März bis 6. Juni (8 Dekaden), der Wegzug vom 4. August bis 28. Oktober (10 Dekaden, Abb. 2). Aus dem Gesamtmaterial (n = 1030) beträgt die Relation Heimzug zu Wegzug 1 zu 1,7. Im großräumigen Vergleich (südliche Bundesländer bis Nordjütland) ergibt sich überall ein starkes Überwiegen der Heimzügler (73-93%). Dieses Phänomen wird einerseits als Schleifenzug, andererseits als Heimzugprolongation (z.B. für NW-Niedersachsen) gedeutet. Die Diskussion zu den enormen Brutbestandsverlusten (in Fennoskandien) ergibt, dass die aktuelle klimatische Situation überregional kaum als bedeutender Faktor anzusehen ist. Demgegenüber sind Habitatveränderungen in den Brutund Durchzugsräumen gewichtiger, ferner menschliche Verfolgung, worauf allein jährlich 50.000 getötete Ortolane in Südfrankreich hinweisen.
In einem ca. 628 km² großen, gering bewaldeten Untersuchungsgebiet (UG) (Waldanteil 0,1 - 1,3 %) in westlichen Schleswig-Holstein, welches Marschen und Niederungen im unmittelbaren Nordseeküstenbereich wie auch Bereiche der höher gelegenen Geest einschließt, wurden zwischen 1966 und 2006 in insgesamt 22 Kontrolljahren 776 Mäusebussard- Brutpaare in vier unterschiedlichen Landschaftstypen erfasst (Abb.1): a) Wälder auf der Geest (ca. 50 üNN) (7,84 km2), in denen schon immer Mäusebussarde rüteten. In den Jahren 1948 – 1955 gab es hier lediglich 3 – 4 BP. Zu Beginn der Erfassungen wurden hier 12 BP festgestellt, 1977 in einem ersten Peak 33 und 1993 34 BP. b) Die sogenannten Knicks auf der Geest (205 km2), 1770- 1870 zu Windschutzzwecken angelegte Hecken entlang der Ackergrenzen. Hier wurde das erste Mäusebussard-BP 1966 gefunden, 1993 waren es 35. c) Landwirtschaftlich genutzte Niederungen und kultivierte Moore (182 km2) mit kleinen Gehölzgruppen und Fichtenanpflanzungen. Die Besiedlung begann hier 1974 bzw. 1977, beides Jahre mit Feldmausgradationen im Gebiet. 1993 wurden 23 BP gezählt und 33 im Jahr 2006. d) Die Marschen (233 km2), ein mit sehr wenigen Bäumen, zumeist in Form von „Hofgehölzen” ausgestatteter Landschaftstyp, wurde 1981, ebenfalls einem Feldmaus-Gradationsjahr, erstmals besiedelt. Im Jahr 2003 wurden hier 13 BP gefunden. Aufgrund der Vegetationsstrukturen des UG sind Mäusebussard- BP relative leicht auffindbar, so dass von einer vollständigen Erfassung der Brutbestände in allen Erfassungsjahren ausgegangen werden kann. Außer in Landschaftstyp a) brüteten Mäusebussarde in kleinen Gehölzen, in Baumgruppen und auch auf Einzelbäumen (Tab. 1). In den Landschaftstypen a) und b) wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Mäuserangzahl, einem speziellen Maß für das jahresspezifische Vorkommen von Feldmäusen zur Brutzeit, und der Siedlungsdichte des Mäusebussards gefunden (Abb. 2). Zur Bestätigung der “sequential habitat occupancy”-Theorie (Newton 1998), die besagt, dass die besten Habitate zuerst, die schlechtesten zuletzt besiedelt werden sollten, wurde auch der Bruterfolg in den verschiedenen Landschaftstypen geprüft. Es zeigte sich, dass die Werte in a) und b) mit 1,45 and 1,5 flüggen Jungen pro begonnener Brut ähnlich waren, während sie in c) und d) nur Werte von 0,96 bzw. 0,85 erreichten. Diese Unterschiede (Abb. 3) wie auch der positive Zusammenhang zwischen dem Bruterfolg und der Mäuserangzahl in den Landschaftstypen a) and b) sind hoch signifikant (Abb. 4). Sowohl für a) als auch für b) konnte eine stark positive Korrelation zwischen den Gesamtsummen flügger Jungvogel wie auch der mittleren Jungenzahlen/Brut und der Nutzungsfrequenz, d.h. der Häufigkeit der Besetzung der entsprechenden Brutplätze, gefunden werden (Abb. 5a-c, Abb. 6a-c). Wegen der beobachteten zeitlichen und räumlichen Besiedlungsmuster von Habitaten unterschiedlicher Qualität bestätigt sich an unseren Mäusebussard-Daten die Theorie der fortschreitenden Habitatbesetzung. Aus historischer Sicht ist anzunehmen, dass die Wälder nicht unbedingt das Vorzugsbruthabitat des Mäusebussards waren, sondern infolge jahrhundertlanger Verfolgung durch den Menschen ein Rückzugsgebiet für die Greifvogelarten darstellten, von dem aus in neuerer Zeit eine Wiederbesiedlung des Offenlandes erfolgt. Aus populationsökologischer Sicht stellen die Landschaftstypen c) und d) “Sinks” dar, d.h. Gebiete mit negativer Populationsbilanz, während die Typen a) + b) als sogenannte “Sources” fungieren, d.h. in ihnen werden mehr Individuen produziert als für eine stabile Populationsgröße erforderlich (Abb. 7).
In einem Gebiet im Westen Schleswig-Holsteins (Dellstedter
Moor) wurde von 1969 bis 2005 in mehr oder weniger großen
Intervallen der Brutbestand von Wiesenlimikolen erfasst. Vier
Arten (Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Gr. Brachvogel)
nahmen dramatisch ab, zwei (Austernfischer, Rotschenkel)
sind nahezu verschwunden. Der Bestand des Großen Brachvogels
stieg von 3 (1968) auf 22 Paare (2001), um dann wieder
auf 6 Paare (2005) abzufallen. 2003, 2004 und 2005 fanden
sich jeweils 4, 4 bzw. 3-4 Territorien auf regenerierendem
Hochmoor und 6, 3 bzw. 2 auf Wirtschaftsgrünland. 2003
hatte je ein Paar in beiden Habitaten Bruterfolg. Der starke
Bestandsrückgang innerhalb von nur vier Jahren lässt sich
hauptsächlich wie folgt interpretieren: Brutortstreue und
möglicherweise hohes Lebensalter erhielten jahrelang einen
verhältnismäßig großen Bestand. Das Zusammentreffen von
Alterssterblichkeit und sehr geringer Fortpflanzungsrate alter
Brachvögel beschleunigte dann die Abnahme.
Die Rückgänge der weiteren Arten sind im Wesentlichen mit
Flächenverlusten (37 % weniger Grünland) und landwirtschaftlichen
Arbeiten zu erklären: Für Bruten und Ersatzbruten steht
zwischen verschiedenen Maßnahmen intensiver Grünlandnutzung
(Düngen, Schleppen, Walzen, Mahd) zu wenig Zeit
zur Verfügung.