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Wir Philologen haben gut reden. Wir sehen zu, wie andere, die zumeist nicht zu unserer Zunft gehören, die unübersehbare Fülle von Geschriebenem aus seiner jeweiligen Ursprache in alle möglichen Sprachen bringen, und wir verhalten uns dazu als interessierte Zuschauer. Wir haben allen Grund, uns daran zu freuen: Ohne diesen grenzüberschreitenden Waren- und Gedankentausch bliebe das Feld, auf dem wir grasen, enger und parzellierter, als es nach der Intention der Autoren und auch der Sache nach sein müsste. Wir können (sofern wir den nötigen Überblick haben) das loben, was die Übersetzer zu Wege gebracht haben: die Entsprechungen, die sie entdeckt oder erfunden haben, die Kraft, Geschmeidigkeit und Modulationsvielfalt, die sie in ihren Zielsprachen mit Tausenden von einleuchtenden Funden oder mit dem ganzen Ton und Duktus ihrer Übersetzungen erst aktiviert haben. Wenn wir es uns zutrauen, können wir ihnen ins Handwerk pfuschen und einzelne Stellen oder ganze Werke selber übersetzen. Wir können sie kritisieren, wo uns die vorgelegten Übersetzungen zu matt erscheinen oder wo sie sachlich oder stilistisch mehr als nötig ‚hinter dem Original zurückbleiben; wir können Verbesserungsvorschläge machen. Wenn wir Übersetzungen zitieren und es nötig finden, sie abzuwandeln, bewegen wir uns in einer Grauzone zwischen dem Respekt vor dem Übersetzer, der Lust an noch weiteren erkannten Potenzen des Textes und dem Drang, möglichst ‚alles, was wir aus dem Original herausgelesen haben, in der eigenen Sprache den Hörern oder Lesern nahezubringen.
Sollte ein dermaßen sentenzenreicher, ja sentenziöser Autor wie Brecht, ein Liebhaber von Sprüchen der raffiniertesten wie der drastischsten Art, nie mit dem Gedanken an eine eigene Sammlung seiner Aphorismen gespielt haben? Die neue Gesamtausgabe verzeichnet nichts der Art. Auskünfte von Mitarbeitern des Archivs, von Werner Hecht und Jan Knopf stimmen darin überein: Es gibt keinen Ansatz dazu, es läßt sich auch zu keinem Zeitpunkt eine derartige Absicht nachweisen. Anders als Goethe (von Schiller zu schweigen), als Hebbel, Karl Kraus und viele andere, auf die er sich mehr oder weniger intensiv bezogen hat, stellt sich Brecht als ein Dramen-, Gedichte- und Artikelschreiber dar, den es offensichtlich nicht gereizt hat, die oft von sich gegebenen "schlagenden Halbwahrheiten", die "Vorbereitungen seiner nächsten Irrtümer" und dgl. in die Form einer lockeren Serie zu bringen. [...] [I]n diesem Aufsatz zum 100. Geburtstag des Meisters [soll] seine Produktion von Sprüchen zusammen mit der Zersetzung und Infragestellung von Spruchgut aller Art untersucht werden. Die Lust an der Pointe, die Hochachtung vor dem schon (schön) Ausformulierten ist von der despektierlichen Behandlung, der sarkastischen oder ingrimmigen Verfolgung dieser Ruhepolster des Denkens kaum zu trennen. Erst recht läßt sich bei dem Anverwandlungskünstler Brecht nur selten genau ausmachen, was er in eben der Form vorgefunden, was er verändert, was er nur nach dem Vorbild oder im Klang einer bewährten Tradition selbst erfunden und was er frei (mit einer "Freiheit", an die zu glauben er sich weigerte) ausgedacht hat.
Wie sah die neue Erzählstrategie aus, die Ret Marut entwickelt hat, seitdem er in Mexiko saß und sich Traven nannte? Welchen neuen Pakt mit den Lesern bot er an und schloss er faktisch für die Dauer seiner weiteren Produktion? [...] Er suchte (um es erst einmal pauschal zusammenzuraffen) von den Erfahrungen seiner neuen Existenz aus, mit Zuhilfenahme sozialer Imagination, ein verlässliches Kontinuum von Situationen zu schaffen, das ein Publikum fesselnd unterhalten und dabei noch anschaulich politisch belehren konnte. Die Tradition der Abenteuerstory aus fremden Weltteilen bot ihm dazu ein hin-reichend ausbaufähiges Muster. Geeignet für seine Zwecke wurde dieses Muster aber erst dadurch, dass er es gegen den Strich bürstet: Er reduziert die Exotik auf solche Merkwürdigkeiten, die die tatsächliche (etwa tropische oder maritime) Besonderheit einer fremden Welt unterstreichen (mit kleinen Übertreibungen). Er versetzt keine Helden: keine besonders starken, mutigen oder edelmütigen Wesen dort hinein, sondern x-beliebige Menschen. Und er konzentriert das Abenteuerliche auf das wirkliche Abenteuer, sich in kapitalistisch organisierten Arbeitsverhältnissen durchzuschlagen und dabei, so gut es geht, Mensch zu bleiben.
Dieses eigenständige Schreibziel, das Traven mit nur wenigen Abenteuerschriftstellern sowie mit Upton Sinclair und Egon Erwin Kisch teilt, machte ein ganzes Bündel von Änderungen an dem gut eingeführten und nach wie vor vitalen Genre der abenteuerlichen Geschichte erforderlich. Die Lebensstellung und die Haltung des Helden, die Seriosität des Erzählers, der keine Lust hat zu diktieren oder geheimes Wissen, geschweige denn Allwissenheit vorzuflunkern, die Lockerheit oder Straffheit des Handlungsfadens mussten ebenso neu konzipiert werden wie der Umgang mit den auf die Pelle rückenden, aber notwendig zu bändigenden Gegebenheiten des Dschungels und der Prärie und mit der Vielfalt von Unterhaltsmöglichkeiten, die alle nach dem eintönigen ökonomischen Muster der Ausbeutung gestrickt waren. Um die tragenden Pfeiler dieser narratologischen Poetik zu untersuchen, die im Wesentlichen von den frühen vier oder fünf Romanen des neuen Erzählgestirns Traven bis zu seinem 'Caoba'-Zyklus vorhielt (von 1925 bis 1940), halte ich mich an den Roman 'Der Wobbly' (1926), der als 'Die Baumwollpflücker' (von 1928 an) berühmt wurde. Da jeder Roman Travens als selbständige Einheit für sich konzipiert ist, gelten meine Ausführungen streng genommen nur für diesen einen Roman. Immerhin liefert er, den Traven vermutlich als ersten ausgearbeitet hat, wichtige Vorentscheidungen für das ganze neugestaltete Genre und ein Kaleidoskop von Erzähl-künsten, die der Autor weiterhin eingesetzt hat.
Die späten Romane Heinrich Manns, vor allem die beiden rätselhaften Textlandschaften „Empfang bei der Welt“ und „Der Atem“, in denen er sich in einer Art liebevoll-resignierten Rückschau mit der europäischen Kultur auseinandersetzt, sind in den letzten 35 Jahren der Vergessenheit entrissen worden. […] Zu beiden Romanen gibt es Spezialuntersuchungen, die die früher herausgestellten Gestaltungs"schwächen" als Produkt eines höchst bewußten Stilwillens, einer energisch weiterentwickelten eigentümlichen Poetik gelten lassen. Insbesondere die avancierte Artistik wird zunehmend gewürdigt: das freie Spiel mit Bruchstücken oder bloßen Signifikanten der Wirklichkeit, z.T. nur in der Vergangenheitsform, die Theatralik der Handlungen wie der sprachlichen Gestikulation, die Ausflüge ins Abstruse oder Absurde, die sprachliche Ballung und Verknappung bei anwachsender Polyglottie, die zunehmende Selbstreferenzialität der Sprache und des (nach wie vor reichlich) Gesprochenen. Die Summe dieser Beobachtungen ergäbe bereits ein differenziertes Bild vom Kunstwillen Heinrich Manns in der letzten Phase seines Schaffens und von der in den bei den Romanen tatsächlich geschaffenen Kunst. Hier soll aber keine Summe gezogen, es soll eine neue Betrachtung angestellt werden. Was bedeutet es – für Heinrich Mann, für sein Lesepublikum, für die intellektuelle Welt, in deren Namen er von sich selbst "wir" sagt –, wenn er sich seinen Wunsch, die Welt möge einer poetisch organisierten Vernunft gehorchen, so weitgehend und so nuanciert selbst erfüllt, daß er mit dem letzten Satz seines letzten Romans sich als ,,müde" bekennen und "das Wort niederlegen" kann? Wie hängen die vielfältigen literarisch-artistischen Manöver mit dem Charakter des anerkannten, aber in seinen letzten Jahren nicht mehr gefragten Demokraten, Humanisten und Sozialisten Heinrich Mann zusammen? Was bedeutet es politisch und philosophisch, wenn der Erzähler die politischen Zusammenhänge absichtlich verwirrt und verspottet, wenn er die Rationalität gegen die unglaubwürdigsten Verschiebungen und Verknüpfungen höchstens noch partiell, oder hypothetisch, wieder herstellen kann?
„Unser Erich Mühsam“, das hat seine damals kleine Gemeinde auf seinen Grabstein meißeln lassen; es steht da bis heute. Was heißt es aber heute? […]
Er wirkt, sofern er noch wirkt, als politischer Dichter, kein Zweifel. Aber nicht durch die Verve seines politischen Urteils und Einsatzes, auch wenn man diese nach wie vor sehr bewundern kann. Sondern durch diejenigen Beobachtungen, Erwägungen und Urteile in seinen Gedichten, die gedanklich und sprachlich ‚gelungen‘ sind, indem sie demonstrativ offen bleiben, überraschen, kratzen, zum Weiterdenken anstacheln, sowie durch manche entwaffnende Wendung in seinen Reden und der stark redeähnlichen Prosa […].Diese sprachlich inszenierten Attacken auf das politische Normalbewusstsein wirken auch – potentiell – auf mehr heutige Zeitgenossen als nur auf diejenigen, die das Credo des Anarchismus mit dem Autor teilen. Allerdings müssen die heute noch zündenden witzigen und hintersinnigen Produktionen aus den konventionell konstatierenden und agitatorischen regelrecht herausgeklaubt werden – deshalb wird in dieser Untersuchung erst einmal, so knapp wie kritisch, sein politisch-rhetorischer Stil charakterisiert, ehe die eigentlich die Arbeit lohnenden Funde an durchschlagenden Einfällen entfaltet werden. Mühsam wollte vor allem „brauchbare“ Verse liefern, und zwar brauchbar für die politischen Kämpfe seiner Zeit. Da seine Verse aber diese Kämpfe überlebt haben und da unsere Zeit andere politische Bewegungsformen, eine andersartige Verbindung von Bewusstsein und Aktion verlangt als die damalige, wird er es sich gefallen lassen müssen, dass wir auch von ihnen einen anderen Gebrauch machen.
„Warnung“, schreibt Ewa Lipska, „Ostrzeżenie“. Natürlich warnt sie, die Poetin der modernen Mobilität und ihrer Komplikationen, nicht vor irgendwelchen Flugzeugabstürzen oder dem Bankrott einer Fluglinie. Sondern: »Ich warne dich vor dir«. Du könntest dir selbst davonlaufen, könntest dich zum Tode verurteilen. [...] Es geht rau zu in ihren Gedichten, wie in vielen Gedichten der 60er, 70er, 80er Jahre. Es kratzt und piekt, wo immer man hinfassen möchte. Faszinierend allerdings sind nur diejenigen Partien darin, die uns anziehen und zugleich im Stich lassen, uns einer unbestimmten, der eigenen Vorstellungskraft überlassenen Gefahr aussetzen. Die Warnung arbeitet dem Zauber entgegen, und einzelne Zauberkunststücke untergraben jedes Sicherheitsdenken.
Background: Pulmonary nocardiosis (PN) is an uncommon but potentially life-threatening infection. Most of our knowledge is derived from case reports or smaller case series. Recently, increasing PN incidence rates have been reported. We aim to describe the clinical course of and risk factors for PN in four Western European countries and to estimate population-based annual hospitalization rates.
Methods: Retrospective evaluation (1995 to 2011) of the clinical course of and risk factors for PN in patients from 11 hospitals in four European countries (Germany, Austria, Switzerland and The Netherlands). Calculation of population-based estimates of hospitalization rates of PN in Germany (2005 to 2011) using official German nationwide diagnosis-related groups (DRG) hospital statistics.
Results: Forty-three patients fulfilled stringent criteria for proven (n = 8) and probable (n = 35) PN; seven with extrapulmonary dissemination. Within the 43 patients, major PN risk factors were immunocompromising (83.7%) and/or pulmonary (58.1%; in 27.9% as only comorbidity) comorbidities. Median duration of PN targeted therapy was 12 weeks. Distinguished patterns of resistance were observed (imipenem susceptibility: N. farcinica 33.3%; N. asteroides 66.7%). Overall mortality rate was 18.9%; in disseminated PN 50%. Over time, annual PN hospitalization rates remained unchanged at around 0.04/100′000 with the highest rate among men aged 75–84 years (0.24/100′000).
Conclusion: PN is rare, but potentially life-threatening, and mainly affects immunocompromised elder males. Overall annual hospitalization rates remained stable between 2005 and 2011.
We show a shift in the prevalence of respiratory viral pathogens in community-acquired pneumonia patients during the COVID-19 pandemic. Our data support the efficiency of non-pharmaceutical interventions on virus circulation except for rhinoviruses. The consequences of an altered circulation on subsequent winter seasons remain unclear and support the importance of systematic virological surveillance.
Background: Zapnometinib is an oral, non-ATP-competitive, small-molecule inhibitor of MEK1/MEK2 with immunomodulatory and antiviral properties. We aimed to investigate the safety and efficacy of zapnometinib in patients with COVID-19.
Methods: In this randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre, proof-of-concept, phase 2 trial, we recruited hospitalised adults with moderate or severe COVID-19 from 18 hospitals in Germany, India, Romania, South Africa, and Spain. Those requiring ICU admission or ventilator support at screening or randomisation were excluded. Patients were randomly assigned (1:1) to receive oral zapnometinib (900 mg on Day 1; 600 mg on Days 2–6) or matching placebo, on top of standard of care. Randomisation, stratified by baseline clinical severity status (CSS 3 or 4, measured on a 7-point ordinal scale), was done using Interactive Response Technology. Patients, investigators, and the sponsor were masked to treatment allocation. The primary endpoint was CSS at Day 15 and was conducted on the full analysis set (FAS: all patients who were randomised to the study, received at least one dose of study medication and had at least one post-dose assessment of CSS, as randomised). Safety analyses were conducted on the safety analysis set (all study participants who received at least one dose of study medication, as treated). This study is registered at ClinicalTrials.gov (NCT04776044) and EudraCT (2020-004206-59).
Findings: The trial was terminated early as the emergence of the Omicron variant impacted recruitment. Between 12th April 2021 and 9th August 2022, 104 of the planned 220 patients were enrolled and randomly assigned, 103 were treated, and 101 were included in the FAS (zapnometinib: n = 50; placebo: n = 51). The primary outcome was not significantly different between the two groups, but patients on zapnometinib had higher odds of improved CSS versus placebo (odds ratio [OR] 1.54 [95% CI 0.72–3.33]; p = 0.26). Predefined subgroup analyses identified trends for improved CSS in patients with severe disease at baseline (OR 2.57 [0.76–8.88]; p = 0.13) and non-Omicron variants (OR 2.36 [0.85–6.71]; p = 0.10); the p value of the CSS subgroup by Treatment interaction term in the model was p = 0.28. The frequency and intensity of adverse events was low and similar between arms. Twenty (39.2%) patients treated with zapnometinib experienced adverse events compared with eighteen (34.6%) patients treated with placebo. One patient receiving zapnometinib and two patients receiving placebo died during the study. None of the deaths were considered related to study medication.
Interpretation: These results provide proof-of-concept for the innovative approach of targeting the Raf/MEK/ERK pathway in patients with hospitalised moderate/severe COVID-19. Further clinical studies will be required to evaluate the clinical benefit of zapnometinib in this and other indications.
Background: Xanthophyllomyces dendrorhous is a basal agaricomycete with uncertain taxonomic placement, known for its unique ability to produce astaxanthin, a carotenoid with antioxidant properties. It was the aim of this study to elucidate the organization of its CoA-derived pathways and to use the genomic information of X. dendrorhous for a phylogenomic investigation of the Basidiomycota.
Results: The genome assembly of a haploid strain of Xanthophyllomyces dendrorhous revealed a genome of 19.50 Megabases with 6385 protein coding genes. Phylogenetic analyses were conducted including 48 fungal genomes. These revealed Ustilaginomycotina and Agaricomycotina as sister groups. In the latter a well-supported sister-group relationship of two major orders, Polyporales and Russulales, was inferred. Wallemia occupies a basal position within the Agaricomycotina and X. dendrorhous represents the basal lineage of the Tremellomycetes, highlighting that the typical tremelloid parenthesomes have either convergently evolved in Wallemia and the Tremellomycetes, or were lost in the Cystofilobasidiales lineage. A detailed characterization of the CoA-related pathways was done and all genes for fatty acid, sterol and carotenoid synthesis have been assigned.
Conclusions: The current study ascertains that Wallemia with tremelloid parenthesomes is the most basal agaricomycotinous lineage and that Cystofilobasidiales without tremelloid parenthesomes are deeply rooted within Tremellomycetes, suggesting that parenthesomes at septal pores might be the core synapomorphy for the Agaricomycotina. Apart from evolutionary insights the genome sequence of X. dendrorhous will facilitate genetic pathway engineering for optimized astaxanthin or oxidative alcohol production.