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Die Vegetation Mitteleuropas hat nicht immer so ausgesehen, wie sie sich heute darstellt. Wenn man davon ausgeht, dass die mitteleuropäische Florenregion die Region des sommergrünen Laubwaldes ist, wenn als potentiell natürliche Vegetation in Mitteleuropa der Laubwald gilt, dann war auf allen Standorten außer den Felsen, den Hochmooren und den freien Wasserflächen ein Laubwald bodenständig. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass alle übrigen Vegetationstypen ihre Entstehung und Zusammensetzung der Einflussnahme des Menschen verdanken. Die ursprüngliche Vegetation war relativ artenarm und wurde aus altheimischen Arten aufgebaut, die man als "Idiochore" bezeichnet. Während der Eiszeiten wurden die Arten nach Süden, Westen und Osten zurückgedrängt. Sie sind nach der letzten Eiszeit, als unser Raum sich erwärmte und das Eis langsam zurückwich, wieder nach Mitteleuropa eingewandert (besser zurückgewandert), wobei der Querriegel der Alpen für manche Arten ein unüberwindbares Hindernis blieb. Vielen Arten gelang es nicht, diese Sperre zu überwinden. Das erklärt auch die relative Artenarmut zahlreicher Gattungen in Mitteleuropa gegenüber der Flora Nordamerikas. Die freigewordenen Nischen wurden teilweise von Zuwanderern aus anderen Florenregionen aufgefüllt.
Wenn man als Botaniker vertraute Standorte nach längerer Zeit einmal wieder aufsucht, wird man immer wieder Überraschungen erleben. Es tauchen plötzlich Arten auf, die dort nie beobachtet worden sind. Auch in der Literatur findet man immer häufiger Hinweise auf das Neuauftauchen bestimmter Raritäten (z.B. Bocks-Riemenzunge auf der Paderborner Hochfläche, Gelber Enzian im Veliner Steinbruch, Sumpf-Porst im Emsdettener Venn, Großfruchtige Moosbeere im NSG Kipshagener Teiche etc. ). Der Beispiele gibt es viele in Flora und Fauna, Wenn man der Frage der Herkunft nachgeht, findet man fast immer die gleiche Antwort: Wohlmeinende Naturliebhaber oder Naturschützer haben die Art dort angepflanzt, eingebracht, ausgesät oder angesalbt. Besonders in den letzten Jahren hat die Ansalbung von Arten rapide zugenommen, so dass einige Anmerkungen aus botanischer und vegetationskundlicher Sicht notwendig erscheinen.
Unter Führung des bekannten Bryologen Dr. Fritz Koppe (1896 - 1981), von 1940 bis 1964 Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgegend, fand sich eine kleine Gruppe von Spezialisten zusammen, die in wechselnder Zusammensetzung zwischen 1952 und 1959 an Fahrten und Exkursionen in den Kreis Höxter teilgenommen hat. Ihr gehörten an der Paläontologe Dr. Walter Adrian (1906 - 1990), Karl Behrmann (1897 - 1964), der Ornithologe Dr. Klaus Conrads (* 1925), der Geologe Adolf Deppe (1889 - 1965), der Mediziner Dr. Werner Hollborn (1910 - 1984) und der Botaniker Richard Rehm (1900 - 1963). In dieser Gruppe war es üblich, dass einer der Teilnehmer ein Protokoll mit bemerkenswerten Beobachtungen und Arten anfertigte, das den anderen Teilnehmern als Maschinendurchschlag zur Verfügung gestellt wurde. Einige dieser Protokolle, die natürlich keine vollständigen Artenlisten enthalten, wurden mir jetzt erst zugänglich. Sie stammen aus dem Nachlass von Dr. Werner Hollborn, über dessen Herbar bereits an anderer Stelle berichtet wurde (vergl. Lienenbecker & Raabe 1986).