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Es wird die Wiederentdeckung von Acalles droueti Crotch 1867 an Euphorbia stygiana auf Pico und Faial anläßlich einer Reise auf die Azoren im Sommer 2003 beschrieben. Die Biologie und Ökologie sowie die Habitatansprüche dieser Art werden vor dem Hintergrund der fortschreitenden Zerstörung des Laurisilva auf den Azoren dargestellt und diskutiert. Eine Liste der Curculionoidea-Beifänge und der Neufunde für die Azoren insgesamt (2 Arten) bzw. für einige Inseln (5 Arten) wird im Anhang vorgestellt.
Calacalles droueti (Crotch 1867) von den Azoren (Pico) wurde in einem Zweig der Entwicklungspflanze Euphorbia stygiana Wats. gezüchtet. Ausgehend von den Biotopbedingungen auf den Azoren (z.B. hohe Niederschläge) werden die biotischen und abiotischen Faktoren bzw. methodischen Voraussetzungen dieser über einen Zeitraum von 4 Monaten erfolgten Zucht vorgestellt. Anhand von 16 Farbtafeln werden alle Phasen der Entwicklung und der Zucht dargestellt. In einer abschließenden Diskussion werden Arbeitsthesen für weitere Zuchten flugunfähiger Cryptorhynchinae aufgestellt.
Es wird das isolierte Vorkommen einer Acalles micros-Population in einem Buchenwald des Niederbergischen Landes ("Vogelsangbachtal": Deutschland / Kreis Mettmann, NRW) beschrieben. Die Nordgrenze dieser vor allem aus dem nördlichen Mittelmeeraum bekannten, wärmeliebenden Art lag bisher 300 km weiter südlich (Rheinland-Pfalz, Taben-Rodt). Neben einer Differentialdiagnose der Arten Acalles micros, Acalles lemur und Acalles commutatus werden alle Funddaten und eine westpaläarktische Verbreitungskarte von Acalles micros vorgestellt. [Fig. 1] Das nördlichste, isolierte Reliktvorkommen von Acalles micros, das aufgrund der Nähe zum Rhein "fluvial" und wahrscheinlich "postglazial" (warmzeitlich) entstanden ist, war ursprünglich zweifellos bedeutend größer. Vor allem infolge flächenintensiver Rodungen in historischer Zeit wurde der Lebensraum dieser Buchenwaldart erheblich eingeschränkt.
Zucht von Kyklioacalles euphorbiophilus Stüben 2003 (Coleoptera: Curculionidae: Cryptorhynchinae)
(2003)
Kyklioacalles euphorbiophilus Stüben 2003 aus dem Hohen Atlas Marokkos wurde an der im Absterben begriffenen Entwicklungspflanze Euphorbia nicaeensis All. gezüchtet. Ausgehend von den Biotopbedingungen am Locus typicus werden die biotischen und abiotischen Faktoren bzw. methodischen Voraussetzungen dieser erfolgreichen Zucht vorgestellt. Anhand von 20 Abbildungen und 1 Video werden alle Phasen der Entwicklung und der Zucht dargestellt. In einer abschließenden Diskussion werden für weitere Zuchten flugunfähiger Cryptorhynchinae erste Anhaltspunkte geliefert.
In der Zeit vom 19.10. bis 2.11.2003 fand die 3. Exkursion des CURCULIO-Institutes statt. Nord- und Mittel-Tunesien waren das Exkursionsziel. Der Reisebericht stellt u.a. die Biotope und Fundumstände vieler Curculionoidea dar und beschreibt die Habitate zahlreicher neuer Echinodera- und Kyklioacalles-Arten. Abschließend wird eine vollständige Exkursionsliste der in Tunesien gesammelten Curculionoidea vorgestellt (93 Arten). Habitus und Aedoeagus der von uns nicht zu bestimmenden bzw. neuen Arten werden abgebildet. Mit 49 Abbildungen.
Neben biogeographischen werden morphologische Argumente zusammengetragen, die für eine Synonymisierung der Arten Acalles parvulus Boheman, 1837 = Acalles temperei Péricart, 1987 sprechen. Entlang eines Transekts zwischen dem Mont Pilat (Dep. Loire) und dem Mont Saint-Martin nördlich von Grenoble (Dep. Isère) wird über den Vergleich der Aedoeagi eine Cline sichtbar, die am Artstatus von Acalles temperei zweifeln lässt. Bestätigung finden diese vergleichenden, phänotypischen Untersuchungen durch erste molekulargenetische Untersuchungen. Danach scheint entweder eine Hybridisierungszone wahrscheinlich oder der Verdacht liegt nahe, dass Acalles parvulus und Acalles temperei eine einzige, geographisch strukturierte Art darstellen. Völlig anders liegen die molekularbiologischen Ergebnisse bei Kyklioacalles roboris (Curtis, 1834) und der erst kürzlich resynonymisierten Art Kyklioacalles navieresi (Boheman, 1837): Die DNA-Sequenzanalysen der mitochondrialen CO1- und 16S-Gene sowie des nukleären 28S-Gens zeigen, dass Kyklioacalles navieresi und Kyklioacalles roboris zwei eigenständige, wenn auch eng verwandte Arten darstellen.
Als Ergebnis eines aufwendigen, aber erfolgreichen Kreuzungsexperimentes von Acalles aeonii Wollaston 1864 x Acalles bodegensis Stüben 2000 wird folgende Synonymie endgültig bewiesen: Acalles aeonii Wollaston 1864 = Acalles bodegensis Stüben 2000 syn. nov. Zucht und Kreuzung der genannten Arten werden über zahlreiche Generationen hinweg an der Entwicklungspflanze Aeonium holochrysum W. & B. detailliert beschrieben und die Ergebnisse diskutiert. Mit einer ausführlichen Diskussion zur Notwendigkeit von Kreuzungsexperimenten in der taxonomisch-systematischen Forschung.
Ausführlich werden die Wirtspflanzenbindungen von Acalles poneli Stüben 2000 auf Tenerife (Teno Mts.) beschrieben. Nicht Euphorbia obtusifolia Poir., wie bisher angenommen, sondern Euphorbia balsamifera Ait. und Euphorbia atropurpurea (Brouss.) W.&B. sind die Fraß- und Entwicklungspflanzen von Acalles poneli. Dabei gilt es für die Imagines eine hohe Hürde zu nehmen: die insektentoxisch wirkenden Milchsäfte der Euphorbiaceae („Vermeidungsstrategie“). Die erfolgreiche Zucht von Acalles poneli an Euphorbia atropurpurea, der Wirtspflanze der „ersten Wahl“, wird vorgestellt, und die unterschiedlichen Umweltparameter während der verschiedenen Larvalstadien werden mit den tatsächlichen Habitatstrukturen auf Tenerife verglichen. Das Ergebnis: Nicht so sehr das Vorhandensein der Wirtspflanze Euphorbia atropurpurea an sich ist entscheidend, sondern die Möglichkeit des raschen Wechsels von extrem feuchten zu extrem trockenen Habitatstrukturen („Wechselhabitate“) während der Metamorphose sind für Acalles poneli und für den Zeitpunkt der Eiablage ausschlaggebend! Abschließend werden erstmalig die Eier und Larven von Acalles poneli beschrieben.
Ausgehend von der Differentialdiagnose, der Darstellung der Fraß- und Entwicklungspflanzen sowie der paläarktischen und der parapatrischen Verbreitung der Arten Kyklioacalles navieresi (Boheman 1837) und Kyklioacalles roboris (Curtis 1834) wird das Vorkommen im Rheinland, insbesondere das auf dem Bausenberg (Eifel) erstmalig beobachtete gemeinsame Auftreten beider Arten, dargestellt und diskutiert. Die These, dass in weiten Teilen Europas Kyklioacalles roboris die hygrophilere Art ist, muss um die These, dass Kyklioacalles navieresi die eindeutig xerothermere Standorte präferierende Art ist, ergänzt werden. So findet sich auf den Südhängen des Bausenbergs, eines ehemaligen Eifel-Vulkans, in den lichten, trockenen Quercus robur - Gebüschen ausschließlich Kyklioacalles navieresi ! Dieser Teil des Bausenbergs kann rasch austrocknen und sich unter der offenen Vegetation in den Sommermonaten sehr stark erwärmen. Legt man die Erfahrungen mit anderen Kyklioacalles-Arten zugrunde, werden sich die Larven von Kyklioacalles roboris - während der dreimonatigen Entwicklung im Hochsommer - in den ersten beiden Larvalstadien mit solchen trockenen Habitatstrukturen nicht abfinden, hier also keine geeigneten Entwicklungsmöglichkeiten vorfinden. Hingegen werden sie diese Entwicklungsmöglichkeiten eher in den dichteren Laubwäldern oder unter Hecken (z.B. an Carpinus betulus L.) antreffen. Es sind die feuchten und schattigen Habitatstrukturen, die die Imagines von Kyklioacalles roboris auch auf dem Bausenberg eindeutig präferieren.