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Die Ergebnisse umfangreicher floristischer Kartierungen von Farn- und Blütenpflanzen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Oranienbaumer Heide in den Jahren 2008 bis 2010 werden vorgestellt. Dabei wird vor allem auf naturschutzfachlich wertgebende Pflanzenarten fokussiert. Die Oranienbaumer Heide zählt heute aufgrund ihrer Nutzungsgeschichte, der Überschneidung kontinentaler und subatlantischer Verbreitungsareale sowie vielfältiger Standortbedingungen zu den artenreichsten Gebieten in Sachsen-Anhalt. Durch umfangreiche Literaturrecherchen sowie über die Auswertung historischen Kartenmaterials konnten die Nutzungsgeschichte des Gebietes sowie die historische Flora seit Beginn des 18. Jahrhunderts, zumindest in Teilen, rekonstruiert werden. Die Recherchen ergaben unter anderem, dass über einen langen Zeitraum ein Kontinuum an mehr oder weniger großen Offenflächen (Heiden, Magerrasen) im Gebiet vorhanden war. Eine Auswertung historischer Daten zu Pflanzenfunden für die Oranienbaumer Heide hat ergeben, dass ein großer Teil der schon früher für das Gebiet bekannt gewesenen Flora auch heute noch vorzufinden ist. Nur 18 Taxa konnten seit 1990 nicht wieder nachgewiesen werden. Insgesamt wurden für die Oranienbaumer Heide über 800 Pflanzenarten erfasst, darunter 74 Arten der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt (FRANK et al. 2004), 38 Arten der Roten Liste Deutschlands (KORNECK et al. 1996) und 22 Arten nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV 2005). Viele der im Untersuchungsgebiet naturschutzfachlich wertgebenden Pflanzenarten kommen darüber hinaus in außergewöhnlich großen Populationen vor.
Hartholz-Auenwälder (Querco-Ulmetum minoris und weitere Vegetationseinheiten des Ulmenion) sind charakteristische Vegetationsgesellschaften entlang der großen Flussauen und wichtige Retentionsräume. Bedingt durch den Wechsel von Überflutung und Trockenheit sowie eine hohe standörtliche Dynamik und Heterogenität sind Hartholz-Auenwälder die struktur- und artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. In früheren Jahrhunderten wurden viele Auenwälder zu Gunsten von Siedlungen und landwirtschaftlichen Nutzflächen gerodet, was eine erhebliche Verringerung des Flächenanteils der Auenwälder zur Folge hatte. Die verbliebenen Hartholz-Auenwälder wurden im 19. Jahrhundert durch zahlreiche wasserbaulichen Maßnahmen beeinträchtigt. Angesichts der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung regelmäßig überfluteter Hartholz-Auenwälder und ihres heute geringen Flächenanteiles ist deren Erhaltung, Entwicklung und Erweiterung ein wesentliches Ziel des Naturschutzes in Flusslandschaften. Ziel des von der Biosphärenreservatsverwaltung „Mittlere Elbe“ 2000/2001 durchgeführten EU-LIFE-Projektes „Renaturierung von Fluss, Altwasser und Auenwald an der Mittleren Elbe“ war u. a. die Entwicklung von ca. 60 ha Auenwald auf ehemals beweideten Alteichenbeständen und Grünland. Da bisher Erfolgskontrollen von Hartholz-Auenwaldanpflanzungen fast vollständig fehlen, erfolgte 2007 eine flächendeckende Erhebung des aktuellen Zustandes aller gepflanzten Gehölzbestände in der Kliekener Aue.