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Die vorliegende Arbeit ist die im Text leicht veränderte und in Teilen gestraffte Fassung meiner Dissertation, die im April 2001 vom Fachbereich 08 der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt am Main angenommen wurde. Ziel der Arbeit ist es, einen leicht handhabbaren Katalog der frühkaiserzeitlichen Münzen mit Gegenstempeln aus dem Rheingebiet vorzulegen. Durch eine systematische Erfassung und Behandlung der Gegenstempel soll ein Zitierwerk geschaffen werden, das dazu beiträgt, den Münzumlauf im Rheingebiet diesbezüglich präziser zu erfassen als es bisher möglich war. Außer dem Textteil gehören folgende Datenbanken zur Arbeit: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Einzelstuecknachweis_Datenbank.doc http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Einzelstuecknachweis_Datenbank.fp7 http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Einzelstuecknachweis_Datenbank.mdb http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Einzelstuecknachweis_Datenbank.xls http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Groesse_Datenbank.doc http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Groesse_Datenbank.fp7 http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Groesse_Datenbank.mdb http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2009/6893/pdf/Werz_Gegenstempel_Groesse_Datenbank.xls
Ausgangspunkt der Dissertation bilden 2.700 keltische und römische Fundmünzen sowie zahlreiche Produktionsreste aus Bunt- und Edelmetall, die auf dem Castellberg, Kreis Bitburg-Prüm, geborgen wurden. Die Funde stammen zum überwiegenden Teil aus den großflächigen Ausgrabungen und Prospektionen, die im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms „Romanisierung“ durchgeführt wurden.
Nach bisherigem Forschungsstand befand sich auf dem ausgedehnten Bergplateau vom 2. bis 1. Jh. v. Chr. ein Oppidum der Treverer. Im Verlauf der römischen Okkupation entwickelten sich an diesem Platz ein gallo-römisches Heiligtum sowie eine Zivilsiedlung, welche eine Platzkontinuität bis zum Beginn des 5. Jh. n. Chr. aufweisen.
Aufgrund der komplexen Siedlungsabfolge sowie der gut dokumentierten archäologischen Kontexte nehmen die Funde vom Castellberg eine Schlüsselrolle für die Erforschung der latènezeitlichen Münzprägung Nordgalliens ein und bieten beste Voraussetzungen, Zirkulation und Funktion von Münzen in diesem Raum bis zur Spätantike zu untersuchen.
Wesentliches Ziel der Studie bilden die Erfassung und Dokumentation der genannten Funde sowie deren archäologische, archäometrische und numismatische Auswertung auf Grundlage der erschlossenen Fundkontexte.
Zu Beginn stehen methodische Überlegungen zur chronologischen Einordnung und zur histographischen Darstellung des Fundgutes.
Die anschließenden Betrachtungen widmen sich dem antiken Geldbegriff. Die Auseinandersetzung mit der Wertgrundlage des antiken Geldes stellt eine Voraussetzung dar, um das Vorkommen von Münzen aus archäologischen Kontexten historisch angemessen zu beschreiben und damit die Funktion von und den Umgang mit Geld in der Antike zu erfassen.
Einen Schwerpunkt der Arbeit stellen die nachfolgenden quellenkritischen Untersuchungen zu den Bedingungen des Zustandekommens und der Überlieferung der Münzfunde dar. Anhand des Fundmaterials vom Castellberg werden exemplarisch die Auswirkungen antiker und nachantiker selektiver Faktoren dargelegt. Durch den Abgleich mit strukturell vergleichbaren Fundplätzen wird anschließend eine Überprüfung und Erweiterung der Ergebnisse vorgenommen, wobei insbesondere Fragen nach den antiken Selektionsmechanismen im Vordergrund stehen.
Im Anschluss erfolgt die Auswertung der Fundmünzen aus den Ausgrabungen und Prospektionen. Mit Hilfe von Befundanalysen, Münzkartierungen und Münzreihenauswertungen werden die einzelnen Fundkomplexe detailliert auf ihre zeitlichen und räumlichen Verhältnisse hin untersucht. Auf diesem Weg gelingt es, weiterführende Erkenntnisse zur Genese, Entwicklung und zum Ende des spätlatènezeitlichen Oppidums sowie des gallo-römischen Vicus und Heiligtums auf dem Castellberg zu gewinnen.
Am Ende der Arbeit stehen Fragen zum treverischen Münzwesen im Vordergrund. Neben dem umfangreichen Material vom Castellberg wurden zahlreiche weitere keltische Münzen von Vergleichsfundplätzen als Materialbasis für die vorgenommenen Stempelstudien, Gewichtsuntersuchungen und Metallanalysen herangezogen.
Es wird zunächst aufgezeigt, dass die bisher gebräuchliche Typologie der treverischen Silberprägung weiter zu differenzieren und präzisieren ist. Die Ergebnisse führen ferner zu Konsequenzen für die relativchronologische Fixierung der betreffenden Münztypen.
Die nachfolgenden Stempelstudien konzentrieren sich auf die beiden frühesten Silbermünztypen der Treverer; es werden Art und Umfang dieser Prägungen aufgezeigt sowie Rückschlüsse für die Fertigungstechnik der Prägestempel gezogen.
Einen zentralen Aspekt der Dissertation bildet die abschließende Auswertung der Metallanalysen an ausgewählten Münztypen der Treverer, Remer und Leuker. Die Analysen geben Auskunft über die Spezifika der betreffenden Emissionen und liefern ein ergänzendes Bild zu den numismatischen Studien. Des Weiteren wird dargelegt, inwieweit die Herkunft der ausgemünzten Erze nachvollzogen werden kann.
Ausgehend von dem bedeutenden Neufund einer Patrize sowie zahlreichen Funden von Münzschrötlingen, Fehlgüssen und Metallschmelzresten vom Castellberg wird darüber hinaus die Frage geklärt, ob auf dem Plateau eine treverische Prägestätte zu lokalisieren ist und welche Münztypen dort geprägt wurden. Weitere Funde von Prägewerkzeugen aus dem Untersuchungsgebiet werfen grundlegende Fragen zu den Fertigungstechniken auf, denen in diesem Zusammenhang ebenso nachgegangen wird.
Die Untersuchungen liefern erstmals konkrete Erkenntnisse zu Ablauf und Organisation des Münzwesens der Treverer sowie zu strukturellen Veränderungen, die im Zusammenhang mit dem Gallischen Krieg und der nachfolgenden römischen Einflussnahme zu sehen sind.
Im Zusammenhang mit geplanten Bauvorhaben im Industriegebiet der Stadt Bopfingen wurden in den Jahren 1989 bis 1991 archäologische Untersuchungen unter der Leitung des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg durchgeführt. Im Rahmen der Grabungen stieß man in vier Suchschnitten südlich der B 29 zwischen den Bopfinger Ortsteilen Flochberg und Trochtelfingen auf parallele Gräbchen, die erste Hinweise auf eine römische Straße gaben. In der Folge wurden zwei römische Straßentrassen, vier Gebäudefundamente und ein Brunnen ausgegraben. Die Lage der vier Gebäude in unmittelbarer Nähe zu einer römischen Straße ließ vermuten, dass es sich dabei um Teile einer Straßenstation handeln könnte.
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der zur Verfügung stehenden Grabungsdokumentation die römischen Befunde und Funde zu erschließen und zu deuten.
Im archäologischen Befund ließen sich vier Straßentrassen unterscheiden (A, 1, B, 2), die, wie die Untersuchungen gezeigt haben, zu zwei Straßen zusammengefasst werden können (Straße A/1 sowie Straße B/2), deren Richtung durch die Richtung von Gräben bestimmt werden kann.
Die Nutzung der Straße A/1 steht in einem Zusammenhang mit der Belegung des Militärlagers in Oberdorf. Für seine Belegung wird ein Zeitraum vom Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis in die Zeit zwischen der frühen 1. Hälfte und der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. angenommen. Damit fällt die Nutzung der Straße A/1 in die Zeit des Alb-Limes und in die Anfangsphase der römischen Okkupation Rätiens nördlich der Donau. Die Straße A/1 ist demnach die ältere der beiden Straßen. Die Straße B/2 wurde wahrscheinlich vom Härtsfeld und vom Nördlinger Ries aus in zwei Abschnitten zeitgleich geplant und zur Straßenstation hin gebaut. Darauf deuten einmal die unterschiedlichen Breiten der Straßenabschnitte „B“ und „2“ von 9 m und 6 m hin. Zum anderen muss das Gebäude 3 mit dem Raum 2 zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden oder sich zumindest im Bau befunden haben, denn der Straßenverlauf passt sich in diesem Bereich dem Grundriss des Gebäudes an. Sie ist als eine Fortsetzung der Straße Faimingen-Aalen in Richtung Nördlinger Ries anzusehen.
Von den vier freigelegten Gebäuden sind zwei Gebäude mit hypokaustierten Räumen versehen und lassen sich als Bad (Gebäude 1) und als Herberge (Gebäude 2) ansprechen.
Raum 2 des Gebäudes 3 und eine Viehweide südlich der antiken Straße ins Nördlinger Ries boten die Möglichkeit, Tiere, Transportmittel und Fracht über Nacht unterzubringen. Die Räume 1 und 2 des Gebäudes 3 wurden zeitversetzt gebaut, was vermutlich auf die Notwendigkeit einer Vergrößerung von Stell- und Lagerplätzen innerhalb des Gebäudes 3 und damit auf eine Erhöhung der Nutzungsrate im Verlaufe der Betriebszeit der Straßenstation hinweist. Das vierte Gebäude zeigt den für einen gallo-römischen Umgangstempel typischen Grundriss in Form von zwei konzentrisch verlaufenden rechteckigen Mauerzügen. Der kleine Tempel stand den kultischen Bedürfnissen der Nutzer der Straßenstation zur Verfügung.
Im Fundspektrum der Straßenstation sind Gefäßkeramik, Metall und Glas mit Abstand am häufigsten vertretenen, Münzen, Baukeramik sowie Funde aus Stein und Bein dagegen nur in kleinen Mengen.
Die Gefäßkeramik der Straßenstation weist einen sehr hohen Anteil an
tongrundig-glattwandiger Ware und einen deutlich geringen Anteil an Terra Sigillata auf. Ein Vergleich mit sechs zufällig ausgewählten Gutshöfen (villae rusticae) zeigt, dass fünf Gutshöfe einen TS-Anteil von über 19 % aufweisen, während bei der Straßenstation dieser Anteil nur 5 % beträgt. Um diese Auffälligkeit zu untersuchen, wurden Magerung, Gefäßform und Warenart der gesamten Gefäßkeramik auf Identitäten untersucht. Das Ergebnis lässt vermuten, dass Reibschalen, Kragenschüsseln und Schalen von der Form wie Drag. 32. der tongrundig-glattwandigen Ware mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % bei ihrer Niederlegung der engobierten Ware zugerechnet werden müssen. Die Veränderung, die eine Scherbe der engobieren Ware während ihrer Bodenlagerung erfahren hat, kann man als „keramische Taphonomie“ bezeichnen. Damit lässt sich für die Straßenstation die Verteilung der Warenarten und der Gefäßformen zum Zeitpunkt der Niederlegung der Gefäße rekonstruieren. In diesem Zusammenhang wird eine Methode aufgezeigt, welche die Zugehörigkeit von gleichartigen Materialgruppen (z. B. Keramik) aus verschiedenen Fundkomplexen (z. B. aus der Abfalldeponierung) quantitativ bewertet.
Fasst man die Gefäße von Terra Sigillata und Glanztonware zum Tisch- und Tafelgeschirr zusammen, dann ergibt sich, dass der Anteil des Tisch- und Tafelgeschirrs der Straßenstation bei etwa 30 % liegt und mit dem der Gutshöfe (villae rusticae) vergleichbar ist. Dieses Ergebnis kann man so interpretieren, dass die Betreiber der Straßenstation sich bei der Beschaffung und dem Erhalt des Tisch- und Tafelgeschirrs auf das Notwendigste an
TS-Gefäßen beschränkten und das weitere Geschirr in einer der Sigillata optisch sehr ähnlichen Keramik, nämlich in engobierter Ware, beschafften. ...
Auf dem Martberg, einem Bergplateau über dem Unterlauf der Mosel zwischen den Orten Pommern und Karden (Landkreis Cochem-Zell), befand sich nahe einer spätkeltischen Siedlung der Treverer ein gallo-römisches ländliches Heiligtum, eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler im westlichen Mitteleuropa. Seine vollständige Freilegung in den Jahren 1994 bis 2002 ergab neben Erkenntnissen zur Jahrhunderte langen mehrphasigen Baugeschichte des Tempelareals von der Spätlatènezeit bis zum Ende des 4. Jhs. n.Chr. auch eine Fülle an Funden, insbesondere von Münzen, Fibeln, Keramiken und Kleinfunden aus Metall wie Waffen, Amulette, Schmuck, Statuetten und anderes mehr. Viele dieser Funde sind wohl rituell im Tempelbezirk niedergelegt worden, insbesondere für Münzen, Fibeln und Waffen ist dies aus anderen gallo-römischen Heiligtümern bekannt. Weitere Funde wurden möglicherweise während des Betriebs der Tempelanlage verloren, weggeräumt oder kamen bei den häufigen Umbaumaßnahmen in die Erde.
An Hand der Datenbanken der Funde vom Martberg wurde eine systematische Analyse der Fundlagen aller Artefaktgruppen durchgeführt und ihnen mit Hilfe der gut datierbaren Münzen ein zeitliches Gerüst gegeben. Damit konnten die sich im Laufe der Zeit verändernden rituellen Gepflogenheiten anhand der Funde quantifiziert werden. Durch einen Vergleich mit der zeitabhängigen räumlichen Verteilung der Münzen wurden mit Hilfe von Cluster- und Hauptkomponentenanalysen rituell deponierte Artefaktgruppen identifiziert und von nicht rituell deponierten Artefaktgruppen unterschieden. Dazu wurden zunächst die zahlreichen Münzen (über 10.000 Münzen, darunter über 2000 keltische und gallo-römische Münzen) aus archäologischen Befunden im Tempelbezirk und von Lese/Streufunden als Funktion der Zeit vorgestellt beginnend mit den keltischen Münzen aus dem 1. Jh. v.Chr. bis zu den Münzen aus theodosianischer Zeit gegen Ende des 4. Jhs. n.Chr. Dabei wurden auch Besonderheiten unter den Münzen wie Münzen mit Einhieben, Halbierungen/Viertelungen, Imitationen, Gegenstempel, Prägeorte etc. quantitativ erfasst. Die räumlichen Verteilungen der Münzen zeigten deutliche zeitabhängige Unterschiede. Die sich zeitlich und räumlich verändernden kultischen Praktiken verliefen zudem völlig parallel, was die Deponierung von intakten Münzen, Imitationen, Halbierungen und Viertelungen sowie insbesondere Münzen mit Einhieben anging. Im Gegensatz zu den deutlich erkennbaren räumlichen Verschiebungen in den Münzhäufigkeiten bis zur Mitte des 2. Jhs. n.Chr. änderten sich die Verteilungen von Münzen im Tempelbezirk aus den folgenden Jahrhunderten nur wenig.
Diese sich zeitlich verändernden aber gut datierbaren lokalen Fundmünzhäufigkeiten wurden zu einer wenn auch groben Datierung vieler anderer Kleinfundgattungen herangezogen. Mithilfe von statistischen Verfahren (Clusteranalysen bzw. Hauptkomponentenanalysen) konnten zeitliche und räumliche Beziehungen zwischen den einzelnen Fundgattungen identifiziert und teilweise auch datiert werden. Außerdem konnte zwischen absichtlich niedergelegten, geopferten Gegenständen wie Münzen, Schmuck oder Waffenbestandteilen und wohl als Abfall entsorgten Keramik-Waren, Metallteilen oder auch Produkten von Metall-, Keramik- oder anderen Werkstätten unterschieden werden. So waren Lanzenspitzen, keltische Fibeln aus der zweiten Hälfte des 1. Jhs. v.Chr., Statuetten, Spiegel und Phallusamulette ähnlich wie die entsprechenden zeitgleichen keltischen und frühkaiserzeitlichen Münzen verteilt, konnten dadurch auch datiert werden und wurden wohl ähnlich wie die Münzen als Weihegaben deponiert. Frühe keltische Fibeln bildeten zusammen mit Funden aus Blei (Bleiplättchen, Bleibleche, Gussreste) sowie mit Schlacken, Fingerringen und Perlen aus Bronze oder Glas einen eigenen Cluster. Die anderen metallenen Kleinteile waren ähnlich wie die Münzen aus dem 2.-3. Jh. gleichmäßig über das Tempelareal verteilt, wohl weil in dieser Zeit Umbaumaßnahmen zu einer großflächigen Zerstreuung dieser Funde führten. Zusammen mit den Resten der Keramik wurden dabei offensichtlich auch viele metallene Kleinfunde entsorgt, die an Hand der ähnlich verteilten Keramik wiederum zum Teil datiert werden konnten.
Im zweiten Teil der Arbeit wurde versucht, dem Phänomen der sogenannten „claudischen Imitationen“ anhand von Untersuchungen der physikalischen, typologischen und physikochemischen Eigenschaften dieser Münzen sowie von Provenienzstudien des für die Münzen verwendeten Kupfers näher zu kommen. Aus den Ergebnissen von Bleiisotopenanalysen (Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma, ICP-MC-MS) an insgesamt 115 claudischen Imitationen ließ sich schließen, dass das Kupfer für die Imitationen mit claudischen und augusteischen Münzbildern ebenso wie die offiziellen claudischen Münzen wohl aus zwei verschiedenen Lagerstätten in Spanien, der Zentralen Iberischen Zone (Kupferminen der Sierra Morena) und aus dem Gebiet des Rio Tinto (Iberischerer Pyrit-Gürtel), stammte. Ob dieses Kupfer (möglicherweise aus verhandelten Barren) direkt zur Herstellung der Imitationen verwendet wurde oder über den Umweg einer Umprägung von offiziellen Münzen, konnte jedoch nur durch eine Analyse der Spurenelementverteilung in den Imitationen selbst im Vergleich zu ähnlichen Messungen an offiziellen Münzen herausgefunden werden. Die Ergebnisse der Spurenelementanalysen (Elektronenstrahlmikrosonde) an über 110 claudischen Imitationen vom Martberg im Vergleich zu früher publizierten Ergebnissen an über 200 offiziellen Kupfermünzen von Augustus bis Claudius haben gezeigt, dass viele der Imitationen mit claudischen Münzbildern sehr stark offiziellen Münzen ähneln, die unter Augustus, Tiberius und Claudius geprägt wurden. Ähnliches gilt für Imitationen mit augusteischen und tiberischen Münzbildern. Etwa ein Drittel der Imitationen enthielten Zink in unterschiedlichen Konzentrationen und unterschieden sich bereits dadurch von den offiziellen Münzen. Man muss aus diesen Ergebnissen den Schluss ziehen, dass die große Mehrheit der Imitationen mit augusteischen oder tiberischen Münzbildern erst in claudischer Zeit aus denselben Münzmetallen wie die Imitationen mit den claudischen Münzbildern hergestellt wurden: aus den in dieser Zeit zur Verfügung stehenden Münzen der vorangehenden Kaiser und/oder den offiziellen Münzen des Claudius.
Da auch an eine Verwendung von Kupfer aus verhandelten Kupferbarren zur Herstellung vieler der Imitationen möglich ist, wurden ähnliche Vergleiche auch mit publizierten Daten von Kupferbarren durchgeführt, die in römischen Schiffswracks im westlichen Mittelmeer gefunden wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass für die Herstellung von Imitationen auch die Verwendung von handelsüblichen Kupferbarren denkbar ist.
Im dritten Teil der Arbeit wurde anhand der Münzfunde vom Martberg untersucht, ob Münzen mit bestimmten Rückseitentypen für eine Weihung im sakralen Bereich selektiert oder auch gemieden worden sein könnten. Dazu wurde die Verteilung der Rückseitentypen der auf dem Martberg gefundenen Antoniniane mit Münzreihen verglichen, die in einem zweiten sakralen Kontext, dem Tempelbezirk des Castellberg gefunden wurden, außerdem mit zwei Einzelfundreihen aus zivilen Kontexten und zwei Schatzfunden von Antoninianen. Die sechs Fundkomplexe zeigten eine ähnliche Struktur, da sie aus dem Pool der umlaufenden Münzen zusammengesetzt waren. Die Unterschiede innerhalb der beiden Münzreihen desselben Kontextes waren jedoch erheblich geringer als die zwischen den Münzreihen aus unterschiedlichen Kontexten. Die Ergebnisse einer Hauptkomponentenanalyse zeigten zunächst, dass die beiden Heiligtümer in ganz ähnlicher Weise von der „Referenzkurve“ des Vicus Castellberg abwichen. Die in allen Fundkomplexen am häufigsten vorkommenden Münzbilder Pax, Salus und Spes waren verglichen mit dem Vicus in beiden Heiligtümern deutlich überrepräsentiert. Eine „positive Selektion“ dieser Rückseitentypen, d.h. ihre bewusste Niederlegung, war aber eher unwahrscheinlich. Für die in beiden Heiligtümern unterrepräsentierten Typen wie Laetitia, Fides, Sol, Mars und Jupiter, vielleicht auch Tiere/Fabelwesen, Uberitas und Fortuna war eine bewusste Vermeidung der Niederlegung eher anzunehmen. Neben der eindeutig nachweisbaren Tendenz der Niederlegung von eher geringwertigen Münzen ist davon auszugehen, dass bei der rituellen Niederlegung von Münzen im sakralen Kontext auch die Bilder auf den Rückseiten dieser Münzen eine wie auch immer geartete Rolle gespielt haben müssen. Damit zeigt sich die Funktion der Münzen im rituellen Kontext nicht nur als Wertmesser, als Geld, sondern auch als ein Informationsträger, mit dessen Hilfe möglicherweise auch Zwiesprache mit den Göttern gehalten wurde.