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Development economists have suggested that the hopes of the poor are a relevant factor in overcoming poverty. I argue that Kant’s approach to hope provides an important complement to the economists’ perspective. A Kantian account of hope emphasizes the need for the rationality of hope and thereby guards against problematic aspects of the economists’ discourse on hope. Section 1 introduces recent work on hope in development economics. Section 2 clarifies Kant’s question “What may I hope?” and presents the outlines of his answer. Crucially, hope is rational if it is rational to trust in the structures of reality on which the realization of one’s hope depends. Section 3 argues that central tenets of Kant’s account of what makes hope rational can be applied to the context of poverty. It becomes apparent that the poor often have good reason to be hopeless since they may not trust fundamental structures that are necessary for realizing their hope. Thus, the insight that the poor need more hope must go hand in hand with a commitment to establishing trustworthy political structures, such that their hope can be rational. Section 4 highlights the relevance of the secular highest good for a better understanding of the justification and scope of our duties to the poor in a Kantian framework.
Rituale geben Menschen Stabilität und Kraft im täglichen Leben. Durch eine Migration können sich Modifikationen in der Performanz und Materialität der Rituale ergeben. Die Bachelorarbeit befasst sich mit diesen Veränderungen am Beispiel der Materialität des Hindu Rituals Puja. Das Ziel der Arbeit ist die Betrachtung, inwiefern aufgrund einer Migration Aneignungsprozesse in der Materialität stattfinden und diese ein Beispiel für Ritualdynamik sein können. Basierend auf den Ergebnissen eines in 2021/22 durch die Verfasserin durchgeführten Projekts im Rhein-Main Gebiet wird beschrieben, welche Gaben von den Gläubigen benutzt werden, welche Beschaffungsprozesse durchlaufen werden und welche Bedeutung eventuelle Veränderungen für die Gläubigen haben. Hierzu werden die Hypothesen erstellt und bestätigt, dass ein Aneignungsprozess und somit ein ritualdynamischer Prozess stattfindet und die Puja, aufgrund ihrer Flexibilität, ein geeignetes Ritual zur zukünftigen Untersuchung von Ritualdynamik darstellt.
Zunächst legt die Autorin den ethnologischen Ritualbegriff unter anderem über die Ritualtypen von Ronald L. Grimes dar und erörtert die Theorien der ritual studies. Des Weiteren wird der Forschungsstand des Themenbereichs der Ritualdynamik anhand der Ergebnisse und Theorien des Sonderforschungsbereichs 619 (SFB 619) in Heidelberg (2002-2013) erläutert. Darauffolgend werden nach einer kurzen Vorstellung des Hindu-Glaubens und den Grundlagen der Puja die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt dargelegt. Anhand der Ergebnisse aus Interviews, teilnehmenden und passiven Beobachtungen und einer Umfrage mithilfe eines Fragebogens wird die Veränderung bei der Materialität des Rituals am Beispiel der angebotenen Speisen (naivedya) und dem Wasser des heiligen Flusses Ganges (gangagel) beschrieben. Die Flexibilität des Rituals wird anhand von Bespielen durch Informanten veranschaulicht. Abschließend werden die Hypothesen bearbeitet und ein Ausblick in die Zukunft des Themas aus Sicht der Verfasserin gegeben.
Leibniz-Preisträger Hartmut Leppin setzt sich seinem neuen Buch mit einem Konzept auseinander, das die antike Wertschätzung der freien Rede in der Politik und im sozialen Leben zeigt, aber auch den religiösen Bereich prägte. Hartmut Leppin lehrt seit 2001 Alte Geschichte an der Goethe-Universität und ist Principal Investigator im Forschungsverbund »Dynamiken des Religiösen«.
Das Buch nimmt die Beobachtung zum Ausgangspunkt, dass wahrnehmende Lebewesen immer auch sich bewegende Lebewesen sind. Der Zusammenhang zwischen den Vermögen der Wahrnehmung und der Selbstbewegung wird hier als ein konstitutiver gefasst, der insofern Auswirkungen für das Verständnis und die philosophische Analyse des jeweiligen Vermögens hat. Im Fokus steht das wechselseitige Verhältnis zwischen Wahrnehmung und Handeln beim Menschen und damit auch die Frage, in welcher Beziehung das begriffliche Denken zu den genannten Vermögen steht. Die Arbeit diskutiert Schriften von Wittgenstein, Anscombe, Merleau-Ponty, Dreyfus, McDowell, sowie neuere Beiträge aus der enaktivistischen und phänomenologischen Tradition.
Im ersten Kapitel wird der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Handlung in der Erkenntnistheorie untersucht. Hier stehen enaktivistische Theorien, die auf den grundsätzlichen Handlungscharakter der Wahrnehmung verweisen, im Mittelpunkt. Anhand einer Kritik der Kamerametaphorik des menschlichen Blicks wird dafür argumentiert, dass die (visuelle) Wahrnehmung als aktiver Prozess verstanden werden muss. Das Sehen ist weder punktförmig noch bildhaft aufzufassen, vielmehr ist es eine stets prekäre Errungenschaft eines leiblichen Wesens im Austausch mit der es umgebenden Welt. Die Ergebnisse aus dem ersten Kapitel werden im zweiten Kapitel mit Ludwig Wittgensteins Überlegungen zum Aspektsehen in Kontakt gebracht. Wittgensteins Bemerkungen zum Sehen und Aspektsehen lassen sich als Anstoß zu einem pluralistischen Verständnis der Wahrnehmung verstehen. In Anbetracht der vielfältigen Diskussionen, für die Wittgensteins Bemerkungen über das Aspektsehen relevant sind, wird hier herausgearbeitet, inwieweit sie als eine Kritik an jeder Form des Gegebenseins in der Wahrnehmung verstanden werden können. Eine Diskussion des ebenso ungewöhnlichen wie wenig beachteten Beitrags Anscombes zur Theorie der Wahrnehmung, den sie hauptsächlich in »The Intentionality of Sensation« ausarbeitet, beschließt das zweite Kapitel.
Im dritten Kapitel geht es um den zweiten Teil der These, Wahrnehmung und Handeln seien wechselseitig voneinander abhängig. In diesem Kapitel geht es um Theorien, für die die Wahrnehmung nicht einfach Informationen über die Umwelt bereitstellt, sondern selbst Bestandteil des Handelns ist. Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Rolle der Wahrnehmung sowohl für das geistesabwesende Tun als auch für das überlegte Handeln und auch für mentale Handlungen, wie etwa Entscheidungen, zu bestimmen. Besonders offensichtlich wird die Rolle der Wahrnehmung im Handeln immer dort, wo das Überlegen zurücktritt und das gekonnte Handeln auf die Wahrnehmung von Gelegenheiten angewiesen ist – also insbesondere dort, wo das Handeln Ausdruck spezialisierter Fähigkeiten ist.
Der Wahrnehmungsbegriff, der in der Arbeit im Mittelpunkt steht, ist gerade kein allgemeiner oder übergreifenden – und erst recht kein »zugrundliegender« Begriff der Wahrnehmung. Vielmehr soll Wahrnehmung plural verstanden werden: die Wahrnehmung im Alltag, die beobachtenden Wahrnehmung, die Wahrnehmung des Profis, die begriffliche Wahrnehmung. Diese Herangehensweise läuft zwangsläufig auch auf die Frage hinaus, inwiefern sich die menschliche Wahrnehmung und die Wahrnehmung der Tiere unterscheiden. Zwar gilt für Tiere wie für Menschen, dass sie wahrnehmen und sich bewegen – aber bestimmte Formen der Wahrnehmung sind klarerweise dem Menschen vorbehalten, etwa die ästhetische, die moralische und die begriffliche Wahrnehmung. Das vierte Kapitel diskutiert – ausgehend von der Frage nach der Begrifflichkeit der menschlichen Vermögen des Wahrnehmens und Handelns –, in welchem Verhältnis diese zu denen der Tiere stehen.
Ein auffälliger Unterschied zwischen den Vermögen des Menschen und denen der Tiere – so wird sich herausstellen – ist die Flexibilität und Pluralität der menschlichen Vermögen. Doch diese Pluralität ist kein natürliches Faktum, sondern Produkt bestimmter Tätigkeiten und Praktiken. Erst im tätigen Umgang mit der Welt, durch den Erwerb bestimmter Techniken und innerhalb bestimmter Praktiken verwirklicht sich die grundsätzliche Offenheit der menschlichen Vermögen. Diese Idee, dass unsere natürlichen Vermögen in Kontakt und Auseinandersetzung mit unserer Lebenswelt sich allererst entwickeln, ist Gegenstand des fünften Kapitels.
Die konstitutiven Beziehungen zwischen Wahrnehmung und Handeln in den Mittelpunkt dieser Untersuchung zu rücken, ist dabei Ausdruck eines bestimmten Philosophieverständnisses, nämlich eines, das das wahrnehmende, denkende und handelnde Lebewesen in den Fokus seiner Untersuchung stellt – nicht das einzelne Vermögen, sondern der ganze Organismus sind der point of interest.
The book deals with a comprehensive constellation of narrative and visual, often counterposed representations of the causes, course, and results of the assault on the Palace of Justice of Colombia by a guerrilla commando and the immediate counterattack launched by state security forces on November 6, 1985, as well as with the local memorial traditions in which the production, circulation and reproduction of these representations have taken place between 1985 and 2020. The research on which it is based was grounded in the method and perspective of classical anthropology, in as much as qualitative fieldwork and the search for the perspective of the actors involved have played a central role. Within that context, memory entrepreneurs belonging to diverse sectors, from the far-right to the human rights movement, were followed through multisited fieldwork in various locations of Colombia, as well as in various countries of America and Europe. The analyses of fieldwork data, documental sources, and visual representations that constitute the core of the argument are framed in the field of memory studies and mainly based on theoretical and methodological resources from Pierre Bourdieu’s Field Theory, Jeffrey Alexander’s theory of social trauma, and Ernst Gombrich’s characterization of iconological analysis.
The book is composed of four chapters preceded by an introduction and followed by the conclusions and documental appendices, and substantiates three main theses. The first is that the Palace of Justice events were a radio- and television-broadcasted dispersed tragedy that affected the lives of actors from different social sectors and regions of Colombia, who have launched since 1985 multiple memorial initiatives in different fields of culture, thereby contributing to the formation and intergenerational transmission of a widespread cultural trauma. The second is that the narrative and visual representations at the core of that trauma express a vast universe of local representational traditions that can be traced at least until the early 20th century, and therefore preexists the so-called Colombian “memory boom”, dated to the mid-1990s. As an example of the preexistence and longstanding impact of these traditions, the local usage of the figure of “holocaust” for representing the effects of politically motivated violence is analyzed regarding the Palace of Justice events, but also traced to other representations emerged in the decade of 1920. The third thesis is that analyzing the diverse, frequently counterposed accounts of political violence elaborated within these traditions provides an opportunity to explore a wide variety of understandings of the causes and characteristics of the longstanding Colombian social and armed conflict.
Keywords: Political violence, Cultural trauma, Collective Memory, Iconology, Holocaust, Colombia.