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Die Erkenntnis durch Illusion muss bei Harsdörffer, so könnte man probeweise formulieren, anders als bei Descartes, nicht überwunden werden. Vielmehr leistet sie durch den visuellen Effekt der Ungewissheit zugleich die [...] augenscheinliche Gewissheit, zumindest wenn man sich die Herstellbarkeit solcher Effekte bewusst macht.
Mit dem Entschluss, aus der Sünde eine Tugend zu machen bzw. aus dem Faustischen oder Teuflischen heraus, aber ohne diese Ebene je vollständig zu verlassen, spielerisch zum Guten zu gelangen, unterläuft der Erzähler des Simplicissimus Teutsch die beschriebene manichäische Unterscheidung des Erzählers des Faustbuchs, die besagt, dass man nur entweder ein Glied Gottes sein oder zur Partei des Teufels gehören könne — und damit auch die Negation einer Entschuldung. Das Besondere an dieser Widerlegung des lutherischen 'Tertium non datur' des Faustbuchs-Erzählers besteht nun darin, dass sie aus dem Faustbuch heraus entwickelt wird. Denn Grimmelshausens Erzähler macht in der Schwarzkünstler-Episode nichts anderes, als die Vorgaben für einen ökonomisch gedachten Teufelspakt aus den Schwank-Partien des Faustbuchs konsequent zu Ende zu denken. Auch wenn es dem lutherischen Erzähler, zumindest in seinen moralisierenden Kommentaren zu den Exempeln der Faust-Geschichte, bitter ernst ist, lässt es sich Grimmelshausen nicht nehmen, aus den exempelhaften Schwank-Episoden mit teuflischem Humor den Funken der Moralität zu schlagen und damit das Grundprinzip satirischen Erzählens zu entwickeln.
Das Unsichtbare in der Schrift : magische Texttheorie im Paracelsus-Diskurs der Frühen Neuzeit
(2005)
Die Metapher des "velum" nimmt ihren Ursprung in der antiken Texttheorie - und hat auch in der Sprachverwendung der natürlichen Magie ihren festen Platz. Paracelsus', Böhmes und Weigels Gedankenfigur von dem "velum" über den "mysteria" findet ihre - teilweise wortgleiche - Entsprechung in der Mythentheorie Bacons [...] und in der frühen Naturalmagie selbst.
Wenn am Ende der Beschreibung von Simplicius' Begegnung mit den Teufeln davon gesprochen wird, dass die ganze Geschichte ein "Traum" gewesen sein könnte, dann rekurriert Grimmelshausen damit auf ein spezifisches Argument der sogenannten Imaginationstheorie, die Johann Weyer in seiner — im "Simplicissimus" übrigens erwähnten — Schrift "de praestigiis daemon[um]" von 1563 mit großem (leider nur diskursiven) Erfolg in die Hexendebatte eingeführt hat.
[...] Ich möchte [...] zeigen, dass sich die [...] Teufel der Gewalt nicht nur bei den einfachen Soldaten in den Schlachten und Überfällen des Dreißigjährigen Krieges finden lassen, sondern auch auf der anderen Seite der Machtpyramide: bei der Staatsmacht.
Im Folgenden sollen mehrere Gedichte Flemings vorgestellt werden, [...]. Anhand ihrer möchte ich einen Gemeinplatz der Forschung diskutieren, der besagt, dass Fle ming mit "verbundenen Augen gereist" sei. Damit ist gemeint, dass er seine Gedichte nur nach der literarischen Tradition ausgerichtet und dafür die Beschreibung von Natur und Menschen in Russland und Persien ausgespart habe. Dagegen werde ich einwenden, dass Flemings – unbestrittene – Ausrichtung nach der literarischen Tradition die Thematisierung der eigenen Erfahrung nicht unbedingt ausschließt. In diesem Zusammenhang lege ich mein Augenmerk auf die bisher unbeachteten Titel der jeweiligen Gedichte und zeige, dass über sie – und zwar mittels eines scharfsinnigen literarischen Bezugs auf Scaligers Epigramm-Theorie – ein direkter Bezug zu den Orten und Zeitpunkten der Reise aufgebaut wird. Dementsprechend sind die Gedichte aus dem kontrapunktischen Zusammenspiel von reisebezogenem Titel und (mehr oder weniger) reiseunabhängigen Versen zu lesen.
Kein literarisches Plagiat geschieht ohne ausreichenden Grund. Wenn Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676) das Szenario aus Johann Michael Moscheroschs (1601–1669) "Schergen-Teuffel", dem ersten der Wunderlichen und Wahrhafftigen Gesichte Philanders von Sittewald", in ein Kapitel des Simplicissimus überführt, dann animiert ihn dazu der vielsinnige Überraschungseffekt, dass ein böser Geist die Rolle des guten Helden einnimmt. Bei Moscherosch erklärt nämlich dieser 'genius malignus' einem exorzierenden Pater und den Umstehenden, dass nicht der vor ihnen stehende Mensch von ihm besessen sei, wie es vielleicht den Anschein habe, sondern andersherum; er, der böse Geist, sei von diesem Menschen besessen [...]
Es ist verschiedentlich in der Literaturwissenschaft auf die enge Verbindung zwischen Erzählen und Zählen hingewiesen worden. Diesem Zusammenhang soll im folgenden anhand von Grimmelshausens "Springinsfeld" nachgegangen werden. In einem ersten Schritt werden die (Geld) zählenden, erzählenden und die das Erzählen zahlenden Aktanten des Romans identifiziert, bevor insbesondere Springinsfelds und Simplicius' ökonomische und monetäre Strategien rekonstruiert und ihr Verhältnis zum Erzählen bzw. zum Erzähler untersucht werden.
Kuhlmann bleibt zwar dabei, dass in seinem Buch alles steht, wie es "in allen Propheten geweissaget", bemüht also wieder die Gedankenfigur der literarischen Erfüllung der Prophetien. Gleichzeitig behauptet er, dass sein Buch sich nicht endgültig aus der zeitlichen Prozessualität der Wissensproduktion und -reproduktion befreien kann. Das Buch ist noch nicht in der "Ewigkeit", sondern nur Samen, aus dem erst das erschriebene bzw. zu erschreibende Jenseits der Zeit erwachsen wird. Entgegen allen anderslautenden Äußerungen kann der Jüngste Tag eben doch noch nicht angebrochen sein, wenn die Feder noch kratzt, die ihn oder sie be- oder eben erschreiben soll. Und so macht Kuhlmann das einzig konsequente: Er bricht den Kühlpsalter ab.
"Betriegliche Apparentzen" : Techniken der Imaginationssteuerung in Andreas Gryphius' "Leo Armenius"
(2015)
Ausgangspunkt der folgenden Untersuchung ist die Geisterbeschwörung im zweiten Eingang der vierten Abhandlung von Gryphius' "Leo Armenius". Die Analyse wird deutlich machen, dass diese Szene weniger ein teuflischer Ritus denn eine Inszenierung ist, welche auf den Mitteln der zeitgenössischen Optik und Katoptrik beruht. In einem zweiten Schritt soll die Theatertechnik analysiert werden, die es ermöglicht, den Zuschauer glauben zu machen, die teuflische Beschwörung sei bei näherem Hinsehen technisch erzeugt. Zum Schluss erfolgt die Rekonstruktion der theologischen Bedingungen dieser in sich gedoppelten Darstellung. Es wird zu zeigen sein, dass sich bei Gryphius medial evozierte Illusion und göttliche Botschaft keinesfalls ausschließen. Vielmehr gehen sie eine bemerkenswerte Allianz ein, die das Wort Gottes jedoch nicht nur sichtbarer, sondern zugleich auch unkenntlicher werden lässt.
Pastor Silber gehört zu den evangelischen Geistlichen seiner Zeit, die im Bereich ihrer Pfarrerpflichten nicht nur den gewöhnlichen, alltäglichen Schreibaufgaben nachgingen, sondern darüber hinaus sich der intensiven Produktion religiöser, aber auch teilweise weltlicher Texte widmeten, die sie auch drucken ließen. Obschon zerstreut in mehreren polnischen und deutschen Archiven und Bibliotheken lässt sich heutzutage sein gedrucktes Werk nachvollziehen. Es zeugt von seiner bemerkenswerten Produktivität. Seine gedruckten Werke repräsentieren vorwiegend die Textsorte Predigt, wobei die Subtextsorten Hochzeitspredigt und Leichenpredigt unter den Drucken quantitativ dominieren. Das umfangreichste (873 bedruckte Seiten), in der auf Kirchengeschichte und Ortsgeschichte bezogenen Fachliteratur häufig zitierte und für Forscher unterschiedlicher Disziplinen relevante Buch, das lange Zeit als verschollen galt, ist eine Predigtsammlung aus dem Jahre 1619, die – wie oben bereits erwähnt – 2016 bei der Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Archivalien im Greiffenberger Pfarramt gefunden wurde.
Die Beziehung von res und verba ist ihrem Grunde nach eine sprachphilosophische. Sie handelt von jenen Dingen, die überhaupt der Sprache zugänglich sind, bzw. von jenen Gegenständen, welche durch ihre Artikulation erst zu Dingen der Sprache werden. Der Fokus der Überlegungen konzentriert sich auf die Organisation des Verhältnisses von res und verba, für das über Jahrtausende hinweg in erster Linie die Rhetorik zuständig gewesen ist. Diesem liegen allerdings tatsächlich zwei sprachphilosophische Annahmen zugrunde, die von gegensätzlichen Voraussetzungen ausgehen.
Sündenkleid und letztes Hemd
(2015)
Teufelsmaske, Nebelkappe, Narrenkleid, Panzer der Rebellion - die barocken Geistlichen und Dichter werden nicht müde, Synonyme für das zu finden, was der Gläubige auszuziehen hat, wie ja überhaupt Variation zu den Grundprinzipien barocker Dichtung gehört, welche die Sprache als 'Einkleidung' von Gedanken betrachtet und auf den Reichtum von Epitheta größten Wert legt - und in seinen Poetiken regelmäßig für 'Buße tun' auch die Umschreibung 'das Sündenkleid ablegen' vorführt.
Der Aufsatz vergleicht das barocke Trauerspiel 'Catharina von Georgien' mit der spanischen comédia 'El principe constante' in Hinblick auf ihren Anspruch universaler Geltung und setzt beide von der antiken Tragödie 'Antigone' ab. Besonderes Augenmerk wird dabei der Rolle sprachlicher Ambivalenz sowie der Figur des Gespenstes gewidmet.
"In der Machination", so Walter Benjamin, "hat die neue Bühne den Gott." Das gilt nicht nur für die Theatermaschinerie, die den Gott auf der Barockbühne erscheinen lässt, sondern ebenso für die weiteren Bedeutungen des Wortes: "Machination" im Sinn des kunstfertigen Verstands und der trügerischen List, wie sie sich in der Intrige, dem dramatischen Kern des Trauerspiels, verkörpert. Der Aufsatz entfaltet den Zusammenhang zwischen Machination und Theophanie in einem Vergleich zwischen den barocken Dichtern Gryphius und Racine. Während die Spiele des Ersteren sich vorrangig auf die anschauliche Wirkung der Maschine stützen, um die Souveränität des 'christlichen' Gesetzes zu demonstrieren, präsentieren sich die Dramen des Letzteren als Musterbeispiele für ingeniöse Handlungsführung im Namen eines Regelwerks, dessen poetologische Autorität als 'göttlich' anerkannt wird. Zwischen diesen beiden Modellen theatralen Spiels vermittelt die Analyse einer Edition der aristotelischen Poetik, die Daniel Heinsius herausgegeben hat und einen besonderen Schwerpunkt auf die Deutung des deus ex machina legt.
Der Aufsatz untersucht am Beispiel des Märtyrerspiels "Catharina von Georgien" die Charakteristik der Gryph'schen Trauerspielsprache zwischen "erhabenem Stil" und sermo humilis. Unter Rückgriff auf die einschlägigen Studien Auerbachs wird besonderes Augenmerk auf das problematische Verhältnis zwischen dem christlichen Gegenstand - der Passion als Erniedrigung des Gottessohnes - und der barocken Stillehre gelegt: Solange das Trauerspiel dem "erhabenen Stil" den Vorzug gibt, kann es das christliche Heilsgeschehen nur verfremdend wiederholen.
With reference to the martyr-play "Catharina von Georgien," my paper examines the rhetorical characteristics of Gryphius' mourning-plays as a movement between "elevated style" and sermo humilis. Drawing upon Auerbach's important studies on this subject, it highlights the problematic relationship between the play's Christian subject - the passion as humiliation of the divine Son - and baroque notions of (stylistic) elevation: As long as the mourning-play gives preference to "elevated style," it can only restage Christian salvation through its distortion.
Der Aufsatz arbeitet im Rückgriff auf Richard Alewyns bekannte Studie markante Modifikationen von Opitz' Antigone-Übersetzung auf syntaktischer, stilistischer und semantischer Ebene heraus: Während die sophokleische Tragödie vom Oxymoron geprägt ist, zeichnet sich Opitz' Übersetzung durch die Klärung des paradoxen Ausdrucks zur äußerlichen Antithese aus. Dank ihr kann die widerspruchsreiche Tragödie zum moralischen Exempel vereinfacht werden. Der Grund für diese Umdichtung wird – abweichend von Alewyn – im rhetorischen Sprachverständnis des Übersetzers gesucht: Die Eigenart seines "Teutschs" liegt in der zwiespältigen Orientierung an griechischer Tragödie und lateinischer Gerichtsrhetorik begründet. Dementsprechend kann auch die Charakteristik des "teutschen" Trauerspiels (das sich auf die griechische Tragödie beruft, aber zumeist ein religiöses Exempel statuiert) in diesem Zwiespalt einer neu zu schaffenden Trauerspielsprache verankert werden.
Der Aufsatz untersucht die Frage, inwiefern die theatrale Konstruktion von christlichen Märtyrerfiguren eine Dynamik der Konversion zum bzw. des Abfalls vom Glauben voraussetzt, die in Figuralität und Ostentation zu begründen ist. Gegenstand der Untersuchung sind die Trauerspiele 'Catharina von Georgien', 'Papinian' und 'Carolus Stuardus'.
Rezension zu Andreas Härter: Digressionen. Studien zum Verhältnis von Ordnung und Abweichung in Rhetorik und Poetik. Quintilian - Opitz - Gottsched - Friedrich Schlegel. München (Fink) 2000 (= Figuren; Bd. 8). 336 Seiten.
Eine Studie über die Abschweifung (lat. 'excursus', 'egressio' oder 'digressio') setzt sich nolens volens einem Vorwurf aus, nämlich selbst abschweifend zu sein. Nun, dieser Vorwurfkann Andreas Härters Habilitationsschrift, die 1998 von der Universität St. Gallen angenommen wurde, in keiner Weise gemacht werden. Im Gegenteil, seine Studien zu Quintilians 'Institutio oratoria', Opitz' 'Buch von der Deutschen Poeterey', Gottscheds 'Versuch einer Critischen Dichtkunst' und Friedrich Schlegels kunsttheoretischen Schriften, insbesondere den 'Athenäums'-Fragmenten, sowie dessen Roman 'Lucinde' sind alles andere als unsystematisch und abschweifend.
Ziel des Beitrags ist es, am Musterfall von Andreas Gryphius' 'Catharina von Georgien' (1657) - einem der bedeutendsten Texte der europäischen Barockliteratur - die politischen Implikationen zu beleuchten, die das Leiden der Märtyrerin im Trauerspiel des 17. Jahrhunderts begleiten. Den Leitfaden bildet dabei das Konzept der politischen Körperschaft, das Ernst H. Kantorowicz als Element der theologischen Herrscherlehre des Spätmittelalters beschrieben hat. Im Trauerspiel von Gryphius ist der Leib der Märtyrerin, so die These, keineswegs nur das Sinnbild einer am Modell der 'passio Christi' ausgerichteten Leidensgeschichte, sondern zugleich ein 'body politic' mit mystischer Bedeutung. Gryphius erzeugt diese Koinzidenz, indem er die Rollen der Königin, die als Interimsherrscherin amtiert und die des Opfers, das für den christlichen Glauben auf dem Scheiterhaufen stirbt, zusammenführt. Catharinas Leidensgeschichte erfüllt eine politische Mission, denn die blutige Zeugenschaft, die sie durch ihre 'passio' ablegt, dient dem Zweck der Sicherung eines übergeordneten Systems der Macht, das sie stellvertretend für ihren Sohn als Thronerben im Interregnum repräsentiert. Den Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet daher die Frage nach dem politisch-theologischen Hintergrund des Martyriums, das Catharina von Georgien bei Gryphius durchleidet.
Die Arbeit widmet sich in umfassender Analyse dem Gesamtwerk des deutschen Barockdichters Friedrichs von Logau (1605–1655). Diese beruht in erster Linie auf der zu Lebzeiten erschienenen Ausgabe der Epigramme und Gedichte, 'Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend' (1654). Betrachtet wird die Entwicklung der Gattung des Epigramms in der deutschen Literatur und die besonderen Ausprägungen epigrammatischer Dichtkunst in der Barockzeit, ihre Stilmerkmale und ihr rhetorisch überformter Charakter. Eingehend diskutiert werden sodann die Versuche der wissenschaftlichen Definition und Verortung des Epigramms in der Theorie des 16. bis 20. Jahrhunderts und eine eigene Charakteristik der Epigramme Logaus erarbeitet. Die Untersuchung analysiert auch das breiten Spektrum der Gattung des literarischen Epigramms im Werk Logaus und die verwendeten poetischen Verfahren. Darüber hinaus kommen die patriotischen Aspekte seiner Dichtung in den Blick, und es werden die Quellen der seiner Nachdichtungen und die Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse vorgestellt. Ein Ausblick auf die Rezeption von Logaus epigrammatischem Werk vom Ausgang des 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart schließt sich an. Leitlinien der Untersuchungen durch den Verf. war die Erarbeitung der religiösen Weltsicht des Dichters, der gnomischen Weisheitslehre und die Aufdeckung der Verbindung zwischen dem Titel seines Werkes und der biblischen Spruchweisheit. Die Idee ist die eines "Buches der Sprüche des neues Salomo" und verkörpert sich in der Sammlung der Epigramme. Der Verfasser versucht auf der Grundlage genauer Examination des Werks die geistige Konzeption seines Werkes darzulegen und die Epigramm-Sammlung Logaus als universelles Buch der Sprüche über die Welt und das menschliche Leben zu deuten. In den Anhängen der Dissertation zeichnet der Verfasser den Lebensweg des Dichters nach und bietet eine Übersicht zu den literarischen Übersetzungen seiner Epigramme in andere Sprachen.
Wenige Themen haben die Germanistik in jüngster Zeit so beschäftigt wie das Verhältnis von Bibel und Literatur. Für die Auseinandersetzung mit den Texten des deutschen Barock – so könnte man meinen – bietet diese Diskussion wenig Innovationspotential, ist auf deren religiöse Verankerung doch stets verwiesen worden: "Barockdichtung", so fasst es Erich Trunz zusammen, "gehört zu einer noch fraglos christlichen Welt: sie weiß sich zwischen Sündenfall und Jüngstem Gericht, denkt den Himmel über sich und die Hölle unter sich. Das gibt ihr große Themen." Aber die in den letzten Jahren zum Thema erschienenen Untersuchungen fragen weniger nach den 'großen Themen', sondern verschieben die Perspektive: Sie problematisieren die Konstituierung des literaturwissenschaftlichen Gegenstandbereichs entlang der Differenzlinie 'ästhetisch vs. religiös', fragen nach der literarischen Faktur biblischer Texte, aber auch danach, wie das Verhältnis von Bibel und Literatur theoretisch gefasst, mit welchem Modell dieser komplexe Austausch umschrieben werden kann.
Vor diesem Hintergrund nun soll ein – dieser verschobenen Perspektive verpflichteter – Blick auf die Sonn- und Feiertagssonette des Andreas Gryphius geworfen werden. Die vorgegebene Kürze des Beitrages fordert dabei eine Fokussierung: Untersucht wird zunächst, wie über literarische Autorschaft vor der Folie des biblischen Textes in einem der Gründungstexte der deutschsprachigen Perikopenlyrik und in zwei programmatischen Texten Gryphius' reflektiert wird. Anschließend soll der Versuch unternommen werden, in konkreter Auseinandersetzung mit dem Sonett vom Sontag des schlummernden Helffers einige Facetten des Bezuges der Gryphius’schen Gedichte auf den biblischen Text und dessen Auslegungstraditionen zu skizzieren.
Este artigo pretende analisar a diversidade do ódio na peça "Masaniello" de Christian Weise. Com seu projeto de teatro pedagógico, o autor deseja preparar seus estudantes para as futuras atividades políticas. Isso inclui o desenvolvimento da habilidade de imaginar outros horizontes argumentativos para antecipar possíveis reações. Este artigo se concentra na configuração estética do ódio e suas implicações para o discurso político, considerando o ódio experimentado pelo clero, pela nobreza e pelo povo.
The purpose of this paper is to present to the Brasilian reader some aspects of the most important German prose text from the 17th century, the novel 'Simplicissimus Teutsch' (1668), and its author, Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1621/2-1676). In addition, it treats Grimmelshausen's possible contacts with the political theories of his time.
Der Schluß von Grimmelshausens Teilroman, die im Kapitel XIX bis XXVII der 'Continuatio', lassen sich auch auf ein implizites Kulturmodell hin lesen. (…) Was Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (…) erzählt, entbehrt (…) nicht einer gewissen Systematizität als rudimentäre Kultur-Geschichte. (…) Erzählt wird nämlich nicht nur von der Etablierung von 'Kultur' in einem spezifisch vormodernen Sinne des Wortes: als Prozeß einer Kultivierung von 'Natur'. Des Simplicius Kultivierungsarbeit ist vielmehr zugleich auch das, und zwar: erfolgreiche Projekt, die insulare Welt und alles, was in ihr der Fall ist, in Texte zu transformieren.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Rezeption des Mittelalters in der Barockzeit am Beispiel von Martin Opitz und den mittelalterlichen Alexandererzählungen. lm Apparat zu seiner Annolied-Ausgabe läßt sich Opitz auf einen längeren Diskurs über den Alexanderstoff ein, wie dieser in mehreren mittelalterlichen Werken vorkommt. Neben dem "Annolied" selbst stellt er hier vor allem die "Kosmographie" des Aethicus von lstrien und ein anonymes Werk mit dem Titel "Excerptum de vita Alexandri Magni" zur Diskussion. Damit beeinflußt er nachhaltig die wissenschaftliche Rezeption von Aethicus in den darauffolgenden Jahrhunderten. Der Artikel umersucht diese Konstellation und bietet nebenbei einige neue Einsichten zum Briefwechsel von Opitz mit seinem wichtigsten Gewährsmann, Claude Saumaise.
Der Beitrag konzentriert sich auf eine kleine, wenig beachtete Schrift von Gottfried Arnold, die aus Anlass seiner Demission von der Universität Gießen verfasst wurde. In ihr greift der Pietist die Universität entschieden an, ja er verketzert sie regelrecht. Das führt zu einem Bruch mit der (gerade von Pietisten gepflegten) Stilforderung nach Sanftmütigkeit. Gleichzeitig lässt dieses Vorgehen Rückschlüsse auf die Adressaten zu, was die bestehende Forschungsmeinung, Arnolds Schrift sei von den Zeitgenossen breit rezipiert worden, in Frage stellt.
In neueren Darstellungen zum Vulkanismus ist zu lesen, William Hamilton sei der erste gewesen, der erkannt habe, dass „nur durch eine umfangreiche, systematische und nach wissenschaftlichen Prinzipien am Vulkan vorgenommene Datenaufnahme Aussagen über das Erdinnere“ zu machen seien. Hamilton, damals englischer Gesandter am Hof von Neapel und einer breiteren Öffentlichkeit eigentlich nur noch als Anhängsel seiner Gattin Emma, der Geliebten des englischen Admirals Nelson, bekannt, galt damals als vulkanologischer Experte, mit dem übrigens auch Goethe während seiner Italienreise mehrmals zusammengetroffen ist. Ohne seine Leistungen schmälern zu wollen, muss die Verbindung von Beobachtung und logischer Schlussfolgerung als methodisches Vorgehen einem anderen Forscher als Verdienst zugerechnet werden: Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Die Novität seiner Erkenntnismethode wird vor dem Hintergrund der Geschichte der Vulkanologie plausibel.
Der Beitrag ventiliert das Verhältnis von Performanz und Komik anhand einiger Szenen aus Grimmelshausens Simplicissimus -wobei es insbesondere um das Phänomen körpergebundener Vielstimmigkeit geht. Komik entsteht durch ein Verunglücken von Sprechhandlungen, ein Scheitern von Inszenierungen oder eine 'performative Aufwandsdifferenz' beim Verkörpern von Zeichen. Im Simplicissimus manifestiert sich dies als Wechselspiel zwischen 'excess of utterance' und 'pleasure in scandal'. Dabei lassen sich zwei Modi des Verunglückens ausmachen. Zum einen das Verunglücken beim Verkörpern von sprachlichen Äußerungen, zum anderen das Verunglücken des Körpers bei Lebensäußerungen.
Bibliographie : Historisch-kritische Ausgabe der "Römischen Octavia" (Stuttgart: Hiersemann 1993ff.)
(2004)
Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg: Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hg. von Rolf Tarot in Verbindung mit Hans-Henrik Krummacher. Stuttgart 1993ff. (= Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart)
Siebter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia". Postum veröffentlicht in Wien. Der Text bricht mitten im Satz ab. Über diesen siebten Band hinaus existieren auch noch große Teile der Diktatniederschriften für einen abschließenden achten Band des Romans. Am verlässlichsten informiert hierüber die Einleitung zur historisch-kritischen Ausgabe in HKA I, pp. XIX-LIX. Vor allem auf den letzten etwa 200 Seiten des siebten Bandes finden sich starke auch konzeptionelle Abweichungen gegenüber den Diktatniederschriften, die auf Anton Ulrichs Sekretär Gottfried Alberti zurückgehen, der nach dem Tod des Herzogs damit betraut war, das Romanprojekt zu einem Ende zu bringen. Zu den Umständen, warum der siebte Band erst 1762 in Wien und der achte Band gar nicht erschienen ist, vgl. Otte (1983) und HKA I, pp. XLVIII-LVIII. Zwischen 1714 (Erscheinen des sechsten Bandes) und 1716 (Konkurs Zilligers) entstand in Wolfenbüttel ein nie vollendeter und nie in den Verkauf gelangter Teildruck des siebten Bandes: Der| Römischen| Octavia| Siebender Theil.| [vignette]| Braunschweig/| Gedruckt und verlegt durch Johann Georg Zilligern| Hochfürstl. privil. Hof-Buchdrucker.
Sechster Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia". verzeichnet im Ostermesskatalog von 1714. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Enthält mehrere wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die jedoch nicht sicher zugeschrieben werden können. Enthält auf den pp. 875-884 ein kleines Oratorium, dessen Verfasserschaft ungeklärt ist. Diverse Überarbeitungen gegenüber der ersten Fassung. Etwa die Hälfte des ursprünglichen Textes des sechsten Bandes der ersten Fassung ist nun dem fünften Band zugeschlagen worden. Ungefähr ab der Mitte des sechsten Bandes beginnt ganz neuer Text. Neu hinzugekommen ist in der ersten Hälfte folgende abgeschlossene Geschichte: "Die Geschichte der Epicharis", pp. 315-356.
Fünfter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia". verzeichnet im Ostermesskatalog von 1713. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Etwa die Hälfte des Texts des sechsten Bandes der ersten Fassung ist in der zweiten Fassung in den fünften Band integriert. Enthält mehrere wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die jedoch nicht sicher zugeschrieben werden können. Diverse Überarbeitungen gegenüber der ersten Fassung. Neu hinzugekommen sind folgende abgeschlossene Geschichten: "Die Geschichte des Corillus", pp. 15-54 "Des Vatinius Gesandschafft", pp. 57-67 "Begebenheit der Apasia", pp. 857-860
Vierter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia". verzeichnet im Ostermesskatalog von 1713. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Enthält wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die jedoch nicht sicher zugeschrieben werden können, sowie eine autobiographische Schlüsselerzählung Aurora von Königsmarcks "Die Geschichte der Solane", pp. 603-658. Enthält auf den pp. 415-466 Fragmente eines Davids-Epos in Alexandrinern "Die Geschichte des Davids/ Königs in Juda", das wahrscheinlich ein Jugendwerk Anton Ulrichs darstellt. Einige Überarbeitungen gegenüber der ersten Fassung. Neu hinzugekommen sind folgende abgeschlossene Geschichten: "Fortsetzung der Geschichte der Königin Berenice", pp. 221-232 "Die Geschichte des Davids/ Königs in Juda", pp. 415-466 "Die Geschichte der Solane", pp. 603-658, verfasst von Aurora von Königsmarck "Die Geschichte des Agbarus und der Printzeßin Nitocris", pp. 1051-1066
Dritter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia" verzeichnet im Ostermesskatalog von 1713. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Enthält mehrere wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die allerdings sämtlich nicht sicher zugeschrieben werden können (vgl. HKA III, pp. XXIII-XXVII). Gegenüber der ersten Fassung nur geringere Überarbeitung. Neu hinzugekommen ist "Die Geschichte Der Königin Berenice", pp. 276-350.
Sechster Band der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Die nicht verkauften Exemplare dieses Drucks wurden zudem 1711 unter neuem Titelblatt im Rahmen einer Gesamtausgabe nochmals angeboten.
Fünfter Band der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Der Band ist erstmals im Ostermesskatalog von 1704 angekündigt worden und dann nochmals im Ostermesskatalog von 1706. Wahrscheinlich sollte der Band, wie es auch auf dem Titelblatt steht, ursprünglich 1704 erscheinen, ist dann aber erst 1706 tatsächlich auf den Markt gekommen. Vgl. dazu HKA I (1993), p. CXVI. Cf. zur Vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia. Römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Die nicht verkauften Exemplare dieses Drucks wurden zudem 1711 unter neuem Titelblatt im Rahmen einer Gesamtausgabe nochmals angeboten.
Drittes und letztes Drittel des vierten Bandes der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Die ersten beiden Drittel erschienen ein Jahr zuvor. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Die nicht verkauften Exemplare dieses Drucks wurden zudem 1711 unter neuem Titelblatt im Rahmen einer Gesamtausgabe nochmals angeboten.
Die ersten zwei Drittel des vierten Bandes der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Das dritte Drittel folgte separat ein Jahr später. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Von diesem vierten Band existiert ein nie vollendeter und nie erschienener Teildruck, der mit einigen Lücken die Seiten 250-418 umfasst, entstanden zwischen 1680 und 1682. Die einzelnen Blätter sind in Handschriften zur "Römischen Octavia" (SA Wolfenbüttel: 1 Alt 22, 317, 368, 369) zum Teil eingeklebt und zum Teil lose eingelegt. Vgl. HKA I (1993), pp. CVIf. Ursprünglich sollte dieser vierte Band den Roman abschließen. Als die Arbeit nach einer Unterbrechung von rund 20 Jahren um die Jahrhundertwende herum wieder aufgenommen wurde, wurde das Projekt auf dann auf sechs Bände erweitert. Etwa ab der Bandmitte dominiert dann neu verfasster Text, der nach 1700 entstanden ist. Die nicht verkauften Exemplare dieses Drucks wurden zudem 1711 unter neuem Titelblatt im Rahmen einer Gesamtausgabe nochmals angeboten.
Nachdruck des dritten Bands der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Enthält mehrere wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die allerdings sämtlich nicht sicher zugeschrieben werden können (vgl. HKA III, pp. XXIII-XXVII).
Nachdruck des zweiten Bandes der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Von diesem Nachdruck existiert ein bis auf einige Lesarten textgleicher Doppeldruck mit durchgehendem Neusatz, erschienen nach 1685 und vor 1711. Von den ersten drei Bänden sind vor 1711 jeweils Doppeldrucke entstanden, also Ausgaben mit komplettem Neusatz, aber der alten Datierung. Dieser Vorgang ist angesichts der Tatsache, dass die Drucker der Zeit in der Regel sehr daran interessiert waren, ihre Ausgaben verkaufsfördernd als 'neu' zu präsentieren, eher ungewöhnlich. Das wichtigste Argument dafür, dass es sich nicht um gleichzeitige Doppeldrucke aus dem jeweiligen Ersterscheinungsjahr der Bände handelt, ist die Tatsache, dass für die Titelauflage des dritten Bandes von 1711 nicht etwa die Bögen der zweiten Ausgabe von 1702 verwendet wurden, sondern vor allem Bögen, die einer der beiden auf 1679 datierten Ausgaben zugerechnet werden müssen. Wenn diese Bögen tatsächlich bereits von 1679 stammten, hätte man 1702 ja gar nicht nachdrucken müssen. Vgl. zu dieser Argumentation Boghardt (1993), pp. XCVIIIf.
Nachdruck des ersten Bandes der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Von diesem Nachdruck existiert ein bis auf einige Lesarten textgleicher Doppeldruck mit durchgehendem Neusatz, erschienen nach 1685 und vor 1711. Von den ersten drei Bänden sind vor 1711 jeweils Doppeldrucke entstanden, also Ausgaben mit komplettem Neusatz, aber der alten Datierung. Dieser Vorgang ist angesichts der Tatsache, dass die Drucker der Zeit in der Regel sehr daran interessiert waren, ihre Ausgaben verkaufsfördernd als 'neu' zu präsentieren, eher ungewöhnlich. Das wichtigste Argument dafür, dass es sich nicht um gleichzeitige Doppeldrucke aus dem jeweiligen Ersterscheinungsjahr der Bände handelt, ist die Tatsache, dass für die Titelauflage des dritten Bandes von 1711 nicht etwa die Bögen der zweiten Ausgabe von 1702 verwendet wurden, sondern vor allem Bögen, die einer der beiden auf 1679 datierten Ausgaben zugerechnet werden müssen. Wenn diese Bögen tatsächlich bereits von 1679 stammten, hätte man 1702 ja gar nicht nachdrucken müssen. Vgl. zu dieser Argumentation Boghardt (1993), pp. XCVIIIf.
Bibliographie : Octavia römische Geschichte: Zweyter Theil, [vol. 3] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1679)
(2004)
Dritter Band der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Von diesem Erstdruck existiert ein bis auf einige Lesarten textgleicher Doppeldruck mit durchgehendem Neusatz, erschienen nach 1702 und vor 1711. Von den ersten drei Bänden sind vor 1711 jeweils Doppeldrucke entstanden, also Ausgaben mit komplettem Neusatz, aber der alten Datierung. Dieser Vorgang ist angesichts der Tatsache, dass die Drucker der Zeit in der Regel sehr daran interessiert waren, ihre Ausgaben verkaufsfördernd als 'neu' zu präsentieren, eher ungewöhnlich. Das wichtigste Argument dafür, dass es sich nicht um gleichzeitige Doppeldrucke aus dem jeweiligen Ersterscheinungsjahr der Bände handelt, ist die Tatsache, dass für die Titelauflage des dritten Bandes von 1711 nicht etwa die Bögen der zweiten Ausgabe von 1702 verwendet wurden, sondern vor allem Bögen, die einer der beiden auf 1679 datierten Ausgaben zugerechnet werden müssen. Wenn diese Bögen tatsächlich bereits von 1679 stammten, hätte man 1702 ja gar nicht nachdrucken müssen. Vgl. zu dieser Argumentation Boghardt (1993), pp. XCVIIIf.
Zweiter Band der ersten Fassung der "Römischen Octavia". Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677). Enthält mehrere teils wahrscheinlich, teils sicher autorfremde Gedichte. Zwei davon stammen von Christian Hofmann von Hofmannswaldau (vgl. HKA I, pp. CLXXIVf., Anm. 195). Von der "Geschichte der Flavia Domitilla und der Cönis", pp. 920-1015, existiert eine Übersetzung einer unbekannten französischen Hofdame ins Französische, datiert auf den 9. März 1714 (23: Cod.Guelf. 196.1 Extravag.).
Zur "Römischen Octavia" sind in der Herzog August Bibliothek (23:) und im Staatsarchiv (SA) Wolfenbüttel umfangreiche Vorarbeiten, Manuskripte und Diktatniederschriften erhalten, was für einen Roman des 17. und frühen 18. Jahrhunderts eine absolute Seltenheit darstellt. Über die gedruckten Bände hinaus existieren auch noch große Teile der Diktatniederschriften für einen abschließenden achten Band des Romans. Am verlässlichsten informiert hierüber die Einleitung zur Historisch-kritischen Ausgabe in HKA I, pp. XIX-LIX. Zur umfangreichen erhaltenen Korrespondenz Anton Ulrichs vgl. Mazingue (1978), pp. 887-900. Der Roman erschien in zwei Fassungen - Fassung A, verlegt in Nürnberg, und Fassung B, verlegt in Braunschweig und Wien, weichen im Text voneinander ab. A war zuerst auf vier Bände konzipiert, ist dann aber auf sechs Bände erweitert worden. Diese sechs Bände wurden 1711 zu einer Werkausgabe gruppiert. Fassung B war zuerst ebenfalls auf sechs, später auf acht Bände konzipiert, von ihr erschienen sechs Bände in Braunschweig zwischen 1712 und 1714 und ein siebter in Wien 1762. Von den Ausgaben A.3.a, A.1.b, A.2.b sind Druckvarianten überliefert, die jeweils nach den Nachdrucken der ersten drei Bände (1685-1702) und vor 1711 entstanden sind. Die ersten drei Bände der Ausgabe von 1711 bieten zum weit überwiegenden Teil Material dieser Druckvarianten.