Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt, Band 4 (1999)
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Durch den Flußlauf der Elbe und ihre Nebenflüsse sind in Sachsen-Anhalt aktuelle und potentielle Vorkommensgebiete der Schwarzpappel (Populus nigra) vorhanden. Die natürlichen Standorte der Schwarzpappel sind die Übergangszonen von Weichholzund Hartholzaue (ELLENBERG 1996), wie sie an naturnahen Flußufern zu finden sind. Im Gegensatz zu anderen Baumarten erträgt die Schwarzpappel wie auch Baumweidenarten Hochwasserstände von bis zu 90 Tagen und damit mittlere Hochwässer. Auf Grund der Konkurrenz der Baumarten der Hartholzaue und - wenn überhaupt vorhanden - des schmalen Streifens der Weichholzaue, verbleibt der Schwarzpappel nur ein sehr eingeschränkter Lebensraum entlang der Flüsse. Als Pionierbaumart kann die Schwarzpappel jedoch bei entsprechenden Bedingungen auch auf anderen Standorten wachsen, was für Populus-Arten in den nacheiszeitlichen Perioden nachgewiesen wurde (CWYNAR 1988). Die erfolgreiche Anpflanzung der Schwarzpappel als Straßenbaum in den Niederlanden (HEINZE 1998) und an Wasserläufen in England (WIENFIELD 1997) unterstreicht das. Diese Feststellung ist heute für Anstrengungen zur Erhaltung und Wiederansiedlung der Schwarzpappel wegen der nur noch selten vorhandenen Weichholzaue bedeutsam.
Basenreiche, nährstoffarme Sümpfe sind in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft nur noch selten und kleinflächig zu finden und werden deutschlandweit auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen geführt (RIECKEN et al. 1994). Sie sind durch das Vorkommen kleinseggen- und braunmoosreicher, produktionsschwacher Pflanzengesellschaften der Klasse Scheuchzerio-Caricetea fuscae (Kleinseggenriede im weiteren Sinne) gekennzeichnet. Im Rahmen umfassender vegetationsökologischer Untersuchungen der Kleinseggenriede des gesamten Harzes (BAUMANN 1999) zeigte sich, daß im sachsen-anhaltinischen Teil dieses Gebirges noch verschiedene Vorkommen auf basenreichem Substrat existieren, die teilweise extrem seltene und sogar bislang als verschollen geglaubte Phanerogamen- und Kryptogamen-Arten beherbergen. Die Erhaltung dieser Vorkommen
erfordert nicht nur Kenntnis ihrer Wuchsorte, sondern auch Verständnis ihrer ökologischen Bedingungen und Standortansprüche. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden daher verschiedene Aspekte der Vegetation und Ökologie basiphiler Kleinseggenriede erörtert und daraus Kriterien für die naturschutzfachliche Zustandsbewertung abgeleitet.
Das Gebiet an der unteren Unstrut nimmt hinsichtlich seiner Vegetation und Flora eine Sonderstellung ein, da sich hier kontinental und (sub-)mediterran verbreitete Sippen mischen. In den Xerothermrasen profitieren die östlichen Sippen vom subkontinentalen Klima, während der vorherrschende Muschelkalk-Untergrund und die Sommerwärme die zahlreichen kalkliebenden südlichen Sippen begünstigen. Daneben stellt das Unstruttal ein bedeutsames Refugialgebiet reliktischer Steppen- und Mittelmeerarten dar (BECKER 2000). Alles zusammen bewirkt eine überdurchschnittlich hohe Artenvielfalt und eine hohe Zahl verschiedener Xerothermrasen-Gesellschaften. Diese Gesellschaften und die mikroklimatischen und edaphischen Gründe für ihre Verteilung im Raum zu beschreiben, ist ein Ziel der vorliegenden Arbeit (VGL. BECKER 1996; s.a. BECKER 1998a, b). Kleinere Teilgebiete des Unstruttales wurden hinsichtlich ihrer Xerothermrasen-Gesellschaften bereits untersucht, so das NSG Steinklöbe von MEUSEL (1937) sowie HÖLZEL (1997), das NSG Neue Göhle von ALTEHAGE (1951) und das NSG Tote Täler von REICHHOFF et al. (1979). Auch bei KRAUSE (1940) finden sich interessante Überlegungen zu einzelnen Arten, während HENSEN (1997), BÖTTNER et al. (1997), HENSEN & KENTRUP (1998) und HEINZ & PFEIFFER (1998) mehrere Gesellschaften im Gebiet hinsichtlich der Lebensstrategien ihrer Arten untersucht haben. Schließlich sei noch die Studie von MAHN (1965) genannt, mit der man die pflanzensoziologischen Ergebnisse in einen größeren Kontext stellen kann. Mit der Rolle von Mikroklima und Boden in herzynischen Xerothermrasen haben sich u.a. HELMECKE (1972), REICHHOFF (1979, 1980) und SCHLÜTER & BALLER (1982) befaßt. Nicht unerwähnt bleiben sollen die grundlegenden Arbeiten von VOLK (1936, 1937b), HEILIG (1931) und DÖRR (1941).
Während einer Exkursion in den ehemaligen Bergbaugebieten nordöstlich Halle-Ammendorf am 07. Juni 1999 wurde vom Verfasser ein Vorkommen von Ophris apifera aufgefunden.
Der Fundort befindet sich auf dem Plateau der Bergbauhalde „von der Heydt“. Das Alter der Halde ist nicht genau bekannt, es ist allerdings davon auszugehen, daß das Ende der Verkippung in den fünfziger bis sechziger Jahren erfolgte. Direkt anschließend dürfte die Rekultivierung und Aufforstung stattgefunden haben. Im nachfolgend beschriebenen Teil des Plateaus erfolgte die Anpflanzung von Crataegus spec.).
Der Hauptstandort ist charakterisiert durch eine relativ homogene lockere Crataegus spec.-Formation, die mit anderen gebüschbildenden Arten untersetzt ist (unter 10 % Eleagnus angustifolia, Cornus sanguinea, Rosa spec., Sambucus nigra, Ligustrum vulgare, Corylus avellana). Die Gebüschformation ist teilweise undurchdringlich dicht, aber auch mit mehr oder weniger großen Freiflächen und locker bestockten Flächen durchsetzt.
Die folgende Zusammenstellung interessanter Wasser- und Sumpfpflanzen-Funde ist das Ergebnis umfangreicher hydrobotanischer und ökologischer Untersuchungen, die in den letzten 20 Jahren vom Verfasser an und in Gewässern des Elb-Havel-Winkels in Sachsen-Anhalt (Landkreis Stendal) durchgeführt wurden (s. TÄUSCHER 1992, 1994, 1995a, b, 1996a, b, c, 1997, 1998a, b, c, 1999a, b, TÄUSCHER & TÄUSCHER 1993). Es sollen die genauen Fundorte mitgeteilt werden, um damit einen Beitrag zur Kartierung der Algen, Moose, Farn- und Blütenpflanzen in Sachsen-Anhalt zu leisten (vgl. FRANK 1996). Im Vordergrund stehen Wasser- und Sumpfpflanzen-Arten der Roten Listen von Sachsen-Anhalt (DIETZE 1998; FRANK et al. 1992; MEINUNGER 1995), Arten der BASCHV (1989) und seltene Arten mit besonderem Interesse für die Bioindikation.
Der Beitrag umfaßt eigene floristische Beobachtungen aus dem Havelberger Gebiet, überwiegend der Jahre 1989 bis 1999. Fundangaben des Beitrages von BURKART, KUMMER & FISCHER (1995) werden hier nur ausnahmsweise aufgenommen.
Über die früheren Verhältnisse des Havelberger Florengebietes sind wir durch viele Publikationen seit JOACHIMI (1794) unterrichtet. Das umfangreichste Material finden wir bei ASCHERSON (1864), WARNSTORF (1879), POTONIE (1882) und ASCHERSON & POTONIE (1885). Der Botanische Verein der Provinz Brandenburg tagte 1911 und 1934 in Havelberg. Von den Ergebnissen der Exkursionen anläßlich der Tagungen liegen Berichte (HOFFMANN 1911, ULBRICH 1934) vor.
In den Flußauen von Havel und Elbe ist eine artenreiche Flora erhalten geblieben. Rückgang und Schwund betrifft hier nur eine beschränkte Anzahl von Arten. Als verschwunden gelten z.B. Clematis recta, Hypericum hirsutum (von mir zuletzt 1951 im Mühlenholz beobachtet), Iris sibirica (von mir 1967 noch in großen Mengen am alten Jederitzer Weg zwischen dem Glien und dem Jederitzer Holz beobachtet in der nassen Ausbildungsform der Auwiese [Cnidio-Deschampsietum]), Nymphoides peltata und Peucedanum officinale.