Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt, Band 6 (2001)
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Die Elster-Luppe-Aue ist bereits seit langem als floristisch und vegetationskundlich überdurchschnittlich interessantes Gebiet bekannt, besonders im Hinblick auf ihre Wiesen-, Flachmoor-, Stromtal-, Wasser- und Salzpflanzenvegetation. Dies zeigt sich eindrucksvoll in der Häufung vegetationskundlicher und floristischer Arbeiten über dieses Gebiet, von denen an dieser Stelle nur auf ABDANK (1995), DIETRICH (1965), FITTING et al. (1899, 1901), GARCKE (1848), GRAFE (1967), REINHARDT (1955), STRICKER (1960, 1961), TÄGLICH (1955) und ZIRNSTEIN (1967) verwiesen sei. Einen besonderen Stellenwert besitzt aber die Veröffentlichung von RETTELBUSCH (1916), die sich zwar wie die anderen rein floristischen Arbeiten nicht ausschließlich auf die Elster-Luppe-Aue beschränkt, aber durch einen engeren Bezugsraum (Umkreis von ca. 10-15 km um Merseburg) stärker auf dieses Gebiet konzentriert. Über ihren Wert als Lokalflora hinaus muß die Tatsache betont werden, daß nur ein kleinerer Teil der Angaben aus der etwas schwierig zugänglichen Quelle über indirekte Wege Eingang in den ostdeutschen Verbreitungsatlas (BENKERT et al. 1996) gefunden hat. Andererseits zeigte sich bei unseren Untersuchungen der letzten Jahre, daß sich die bisherige floristische Arbeit auf die beiden Brennpunktgebiete Döllnitz/Kollenbey/Merseburg/ Lössen/Wallendorf/Burgliebenau sowie den sächsischen Teil (insbesondere im Gebiet von Schkeuditz sowie Bienitz und Umgebung) konzentrierten, während der Bereich östlich des späteren Tagebaus Merseburg-Ost weniger betrachtet wurde. Daher sollen nachfolgend eine Reihe von Pflanzenarten genannt werden, die in BENKERT et al. (1996) noch keinen Nachweis für die Elster-Luppe-Aue (einschließlich ihrer Ränder) zwischen dem ehemaligen Tagebau und der Landesgrenze besitzen.
Die nachfolgende Zusammenstellung basiert vorwiegend auf Bestätigungen und Neufunden, die sich im Rahmen unterschiedlicher projektgebundener Erfassungen zwischen 1999 und 2001 ergaben. Hierzu zählen vor allem die Dokumentation des aktuellen Bestandes im NSG „Jeggauer Moor“ am NO-Rand des Drömlings und ausgewählter Gräben in dessen Umgebung im Einzugsbereich des Flötgrabens (RANA 2000). Auf die dort besonders bemerkenswerten Vorkommen von Arten mit atlantisch-subatlantischem Verbreitungsschwerpunkt wird außerdem gesondert eingegangen (KRUMBIEGEL 2001). Zur Vereinfachung der Ortsbezeichnung werden für den weiteren Raum des Jeggauer Moores (s. l.) folgende Teilgebiete unterschieden: Jeggauer Moor s. str. (östlich des an seinem Beginn in S-N-Richtung verlaufenden Abschnitts des Flötgrabens), Trippiglebener Moor (westlich davon), Moorwald (zwischen Jeggauer und Trippiglebener Moor) und Quarnebecker Moor (nördlich des Trippiglebener Moores). Größere Zuflüsse in den Flötgraben von Norden sind der Mühlengraben Quarnebeck und der Wiesengraben Quarnebeck; von Osten mündet das Jeggauer Fleet nördlich des Jeggauer Moores s.str. in den Flötgraben. Ein Zufluß von Norden in das Jeggauer Fleet ist der Quarnebecker Moorgraben. Bei weiter Verbreitung der Arten im mehr oder weniger gesamten untersuchten Zuflußsystem des Flötgrabens einschließlich des Grabens zwischen den Straßen Quarnebeck-
Trippigleben und Quarnebeck-Wenze sowie dem Verbindungsgraben zwischen diesem und dem Flötgraben wird lediglich „Flötgraben mit Zuflüssen“ angegeben.
Die Wassersterne (Callitriche L.) zählen ungeachtet der Fortschritte in der Bearbeitung der Gattung nach wie vor zu den problematischen Arten, welche in der Bestimmungsarbeit hinreichend Erfahrung voraussetzen. Das schlägt sich auch im Bearbeitungsstand nieder. In der Mehrzahl der Florenlisten und Florenwerke wird deshalb vornehmlich auf eine Artdiagnose verzichtet, oder es sind die Aussagen mit Vorbehalt zu übernehmen. So zeigt es sich, daß unbelegte Angaben nicht verwertbar sind. Um für das Kartierungsvorhaben zum Florenatlas von Sachsen-Anhalt ausreichend Material verwerten zu können, sei hier eine Anregung zum Sammeln und Bestimmen der Gattung gegeben.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht eine schmalblättrige Sippe aus dem Ornithogalum umbellatum-Aggregat, die in Ostdeutschland bisher aus dem Hallenser Porphyrkuppengebiet und dem Elbtal bekannt ist und deren Ansprache den Botanikern in der Vergangenheit einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Auf diese Sippe wurden verschiedene Namen angewendet: O. tenuifolium (HEGI 1939), O. gussonei (ROTHMALER 1952-1967), O. kochii (MEUSEL & SCHUBERT 1972-1982) oder auch O. orthophyllum (SCHUBERT et al. 1984). Neben den die Benennung betreffenden Schwierigkeiten herrschte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt Unklarheit über die Verwandtschaft und Abgrenzung der schmalblättrigen Dolden- Milchsterne Ostdeutschlands. Im Rahmen einer am Institut für Geobotanik in Halle bei Prof. Dr. E. J. JÄGER angefertigten Diplomarbeit (HERRMANN 2000) konnte der Autor unter Einsatz von karyologischen und molekularen Methoden zeigen, daß es sich bei den bestimmungskritischen Ornithogala des Elbtals und des Hallenser Porphyrkuppengebiets um ein und dieselbe Sippe handelt. Auf diese Sippe wurde vorläufig der Name „Ornithogalum angustifolium“ angewendet; eine gesicherte Aussage über die Artzugehörigkeit der schmalblättrigen Dolden-Milchsterne Ostdeutschlands ist indes auch weiterhin unmöglich. (Zur Kennzeichnung des vorläufigen Charakters dieser Zuordnung wird der Name O. angustifolium, soweit er sich direkt auf die kritischen Ornithogala Ostdeutschlands bezieht, hier in Anführungszeichen gesetzt). In der folgenden Abhandlung werden der Ausschluß der bisher gebräuchlichen Namen und die vorläufige Zuordnung zu O. angustifolium begründet und damit im Zusammenhang stehende Probleme genannt. Außerdem werden Differenzierungsmerkmale zwischen „O. angustifolium“ und O. umbellatum aufgeführt. Anschließend wird die bisher bekannte Regionalverbreitung von „O. angustifolium“ in Ostdeutschland geschildert. Anmerkungen zum Naturschutz beschließen die Arbeit. Den Ausführungen voran geht eine Darstellung der Entdeckungs- und Verwechslungsgeschichte der schmalblättrigen Dolden- Milchsterne im Hallenser Porphyrkuppengebiet und im Elbtal.
Die Arten Leucanthemum vulgare LAM. und Leucanthemum ircutianum DC. wurden auf Grundlage der Chromosomenzahl (Ploidiestufe) für das Bundesland Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Die morphologischen Merkmale der Sippen werden darüber hinaus in Beziehung zu den Ploidiestufen gesetzt und hinsichtlich ihres diagnostischen Wertes diskutiert.
Die nachfolgend genannten Neufunde schließen an den 7. Beitrag (WÖLFEL 1999) an. Die dort benutzten Abkürzungen der Landkreise und die Zuordnung der Fundorte zu MTB-Viertel-Quadranten wurden beibehalten. Soweit nicht anders vermerkt, wurden die folgenden Arten in den Jahren 2000 und 2001 von mir beobachtet. Nomenklatur für die wildwachsenden Arten nach WISSKIRCHEN & HAEUPLER (1998).
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Analyse, Bewertung und Prognose der Landschaftsentwicklung in Tagebauregionen des Mitteldeutschen Braunkohlenrevieres“ (FLB1) werden seit August 1999 in mehreren ehemaligen Braunkohlentagebauen Sachsen-Anhalts umfangreiche vegetationskundliche Kartierarbeiten durchgeführt. Innerhalb dieser Arbeiten wurden Massenbestände von Thymelaea passerina (Acker-Spatzenzunge) und Erucastrum nasturtiifolium (Stumpfkantige Hundsrauke) gefunden. Beide Arten gelten in Sachsen-Anhalt als ausgestorben bzw. verschollen (KORNECK et al. 1996, FRANK et al. 1992).
Der Speierling (Sorbus domestica L.) gehört zu den seltensten einheimischen Baumarten im Wald und in der Kulturlandschaft. In Deutschland wird der Bestand an Alt-Speierlingen auf etwa 6000 Exemplare geschätzt (KAUSCH-BLECKEN v. SCHMELING 2000). Das Vorkommen des Speierlings in Sachsen-Anhalt umfaßt schätzungsweise 110 bis 150 Bäume (NATZKE pers. Mitt. 1998). Die Landesforstverwaltung Sachsen-Anhalt unternimmt daher Bemühungen, den Speierling in seiner genetischen Vielfalt zu sichern. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Eberswalde, Fachbereich Forstwirtschaft (STEFFENS 2000), wurden die Vorkommen des Speierlings in Sachsen-Anhalts hinsichtlich der Verbreitung, der standörtlichen Ökologie und der genetischen Variation untersucht.