Egge - Weser : vereinsinterne Veröffentlichungen des Naturkundlichen Vereins Egge - Weser, Band 5, Heft 2 (1988)
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Seit "Die Verbreitung der Wirbeltiere im Kreis Höxter" erschien (forthin als 1983 bezeichnet), hat STEINBORN, oft zusammen mit VIERHAUS, planmäßig die Fledermäuse weiter erforscht. Auch die Neufunde in "Die Säugetiere Westfalens", im Text als SW 1984, in den Karten als SW/WM bezeichnet, gehen auf ihn zurück. Dagegen ruhte die Arbeit bei den übrigen Kleinsäugern. So werden hier nur Zufallsbeobachtungen und Angaben neuer Gewährsleute wiedergegeben.
Die Schneegans ist zwar unberingt, aber ihr Verhalten deutet auf einen Gefangenschaftsflüchtling hin. So lässt sie sich selbst bei einer Annäherung auf 10 m nicht aufscheuchen und beginnt nach anfänglicher Unruhe wieder zu grasen. Und auch die enge Bindung an die Schwäne könnte gegen einen Wildvogel sprechen. Gleichermaßen befand sich nämlich eine Graugans (Anser anser), die Ende 1987 lange Zeit an der Würgassener Kiesgrube und dem dortigen Weserabschnitt zu sehen war und ebenfalls kaum Scheu vor dem Menschen zeigte, stets in Gesellschaft von einigen Höckerschwänen.
Vier im Jahre 1988 durchgeführte Kartierexkursionen dienten der floristischen Anschauung vor Ort, sowie der Bearbeitung von bisher nicht belegten Grundfeldern. Davon gibt es bislang noch ca. 100, was bedeutet, dass nur in gut der Hälfte der insgesamt 224 zu bearbeitenden Messtischblatt-Sechzehntel gezielt kartiert wird. Es erscheint deshalb unwahrscheinlich, dass Ende der Vegetationsperiode 1989 ein vorläufiges Abschlussergebnis vorliegen wird. War das Interesse an dieser Art Veranstaltung vor den Ferien mit 14 und 17 Teilnehmern erfreulich gross, so folgten im August lediglich noch 5 bzw. 6 Unentwegte dem Aufruf zum gemeinsamen Kartieren.
Unser Ziel muß es in den kommenden Jahren sein, die Voraussetzungen für eine geeignete Pflege und Entwicklung der Lebensraumstrukturen der Schmetterlingsgemeinschaften der über Nordrhein-Westfalen hinaus bedeutenden ostwestfälischen Kalkmagerrasen zu sorgen. Lebensraumschutz ist die hauptsächliche, tragfähige Grundlage des Artenschutzes. Es muß vermieden werden, daß die Kalkmagerrasen zu Zoos werden, in denen bestimmte, aus welchen Gründen auch immer als 'schön' oder 'selten' bezeichnete Arten erhalten werden. Geeignet sind vielmehr allein jene Formen der Pflege und Entwicklung, die der langfristigen Sicherung der für unsere Landschaft typischen Magerrasen-Lebensgemeinschaften dienen. Die enge Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft und die stete Verknüpfung mit faunistischökologischer Zustandsdokumentation ist hierzu die entscheidende Voraussetzung .
1988 erhielt unser Wunsch zur Ausweitung der Teamarbeit eine neue Dimension, indem neben einer Gruppe Geographie-Studenten (unter der Leitung von Prof.Dr. Manfred Hofmann) die Exkursion erstmals an die obere Theiß nach Ungarn führte. Hier diente sie zugleich der Vorbereitung einer Kooperation mit dem Ökologischen Institut der Lajos Kossuth - Universität in Debrecen und der Wasserwirtschaftsverwaltung Nyiregyhaza. Mittelfristig streben wir im Rahmen der Kooperation die Durchführung gemeinsamer Forschungsarbeiten zwischen der Arbeitsgruppe in Debrecen unter der Leitung von Dozent Dr. Györgyi Devai und unserer Gruppe in Höxter/Paderborn an und damit verbunden die Realisierung eines regelmäßigen Studentenaustauschs. Mit dieser Auslandskooperation wollen wir eine weitere Möglichkeit dafür schaffen, daß unsere Absolventen bei entsprechendem Interesse die Chance erhalten, Arbeitsbedingungen als Landespflege-Ingenieur im Ausland kennenzulernen. Ein gemeinschaftlich organisiertes Forschungsprojekt in der westlichen Türkei hatte hierzu 1986/87 erstmals Gelegenheit gegeben. Das tierökologische Geländepraktikum steht damit in engem Zusammenhang mit dem seitens der Landespflege Höxter verfolgten Ziel zur systematischen Berücksichtigung landespflegerischer Probleme außerdeutscher Länder durch Aufnahme in Lehrveranstaltungen und Projektarbeiten. Als Folge der Zunahme ökologischer Probleme bzw. deren notgedrungen verstärkter Berücksichtigung bei Entwicklungsmaßnahmen außerhalb Deutschlands bzw. Europas, die u.a. im Zusammenhang mit Wasser -, Forst- und Landwirtschaft vorgenommen werden, wartet hier ein umfangreiches Arbeitsfeld, besteht wachsende Nachfrage nach einschlägig ausgebildeten Landespflege-Ingenieuren.
In den durch kulturtechnische Verbauung stark beeinflußten Quellbereichen einer Sumpfquelle zwischen Dassel und Silberborn wurden faunistischökologische Bestandsaufnahmen zur Ermittlung der Standortqualität durchgeführt. Durch Handaufsammlungen wurde der Bestand an Wirbellosen ermittelt. Neben einigen weit verbreiteten Arten fanden sich Vertreter der höhlen- und grundwasserbewohnenden Flohkrebse (Niphargus spec.). Als weitere Artengruppe wurde der Bestand an Laufkäfer ansatzweise aufgenommen. Chemisch-physikalische Untersuchungen weisen die Quelle als elektrolytarme, leicht saure, sonst aber reine Weichwasserquelle aus. Hilfsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der hochgradig schutzbedürftigen Restbestände ursprünglicher Lebensgemeinschaften des Quellgebietes sind notwendig und durchführbar.
Der Bergfink (Fringilla montifringilla) brütet in Nordosteuropa und ist bei uns alljährlich als Durchzügler und Wintergast etwa in den Monaten Oktober bis April zu beobachten. Kleinere Trupps und Schwärme halten sich dann bevorzugt in Buchenwäldern, aber auch in der offenen Landschaft auf, und sind nicht selten an Futterhäusern zu entdecken. In Jahren mit einer guten Buchenmast und somit einem reichen Nahrungsangebot für den Bergfinken kann es auch zu Masseneinflügen dieser Vogelart kommen. Eine solche "Invasion" fand im Winter 1987/88 im Kreis Höxter statt. Unterstützt durch die Aufrufe in der Presse wurden Beobachtungen gesammelt, die eine ungefähre Rekonstruktion des Einflugs erlauben. Es muß allerdings gesagt werden, daß in vielen Fällen nur "Finken" oder "Kleinvögel" ohne genaue Bestimmung gemeldet werden. Bei den ungewöhnlich hohen Zahlenangaben ist es jedoch wenig wahrscheinlich, daß es sich um andere Arten als den Bergfink gehandelt hat.
Aufmerksam gemacht durch das Aufstellen von Krötenfangzäunen durch Mitglieder des DBV aus Amelunxen und den Artikel von HÄCKER (wegen einer besseren Vergleichbarkeit sind einige Abschnitte dieses Artikels bewußt an den von HÄCKER angelehnt) über die von ihm durchgeführten "Beobachtungen an einem Krötenzaun" im Frühjahr 1984 übernahm diese Arbeit in den Frühjahren 1985 -1988 die DBV -Ortsgruppe Beverungen. Hierbei wurde der Zaun entlang der Kreisstraße 56 auf der Nord- und Südseite gezogen, um die Hin- und Rückwanderung der adulten Amphibien zu sichern (Abb. 1). Die Kontrolle der am Zaun entlang eingegrabenen Eimer erfolgte jeden Morgen. Die in den Eimern gefundenen Tiere wurden nach Art und Geschlecht notiert. Auch eine Auflistung der überfahrenen Tiere wurde durchgeführt. Die Straßenopfer wurden nach der Erfassung von der Straße entfernt, um Doppelzählungen zu vermeiden.
Winterfütterung
(1988)
Im Dezember holen viele Tierfreunde die Futterhäuschen aus dem Keller und bauen sie für unsere "Gefiederten Freunde" auf. - Das Füttern der Vögel im Winter ist den Menschen - auch in anderen Ländern - eine Selbstverständlichkeit geworden, wird aber nirgends auf der Welt mit einem derartigen Aufwand betrieben, wie in Deutschland. Darüber hinaus ist diese Darstellung der Tierliebe auch nirgendwo industriell und wirtschaftlich so durchorganisiert wie in der Bundesrepublik. Es besteht kein Zweifel daran, daß das winterliche Füttern der Vögel in Deutschland Formen angenommen hat, die an dem ursprünglichen Ziel vorbeigehen und das aus Naturschutz-Sicht notwenige Maß weit übertreffen. Hier finden wir entscheidende Ansätze zur Kritik. Und so werden die Tierfreunde sicherlich auch im kommenden Winter wieder mit kritischen Kommentaren zur Winterfütterung konfrontiert werden, vielleicht sogar mit Aufrufen, die Fütterung einzustellen! Deshalb sollte sich jeder genau überlegen, was er bezwecken will und was er eigentlich tut, bevor er sein Vogelhäuschen aufbaut.
Im Laufe der Sommermonate sinkt der Wasserstand der Weser auf sein niedrigstes Niveau ab und der Fluß gibt die am längsten überschwemmte Zone zwischen Mittel - und Niedrigwasserlinie frei. Dies ist die beste Zeit, einen Lebensraum zu erkunden, der von Natur aus wie kaum ein anderer auffälligen dynamischen Prozessen hinsichtlich der Standort - und Vegetationsentwicklung unterworfen ist und der für den naturkundlich Interessierten stets Überraschungen bereit hält. Im Spätsommer 1988 habe ich stichprobenartig Uferpartien der Weser zwischen Bad Karlshafen und Stahle aufgesucht und floristische Beobachtungen entsprechend der Grundfeldeinteilung der Neukartierung der Flora von Höxter (Viertelquadrantenbasis) notiert. Die Weser durchfließt im Kreis Höxter 15 solcher Felder. Die von mir erfaßten Uferstreifen ergeben einseitig zusammengefaßt eine Länge von ca. 20 km.