Egge - Weser : vereinsinterne Veröffentlichungen des Naturkundlichen Vereins Egge - Weser, Band 4 (1987)
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Kurt Preywisch blickt auf ein erfülltes Leben zurück, das in aufopferungsvoller und vorbildlicher Weise den Naturwissenschaften, dem Naturschutz und der Pflege unserer Heimat gewidmet war und ist. Kurt Preywisch hat sich um die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen große Verdienste erworben. Sein Werk verdient unser aller Dank und Anerkennung.
Kurt Preywisch - 70 Jahre
(1987)
So ehren wir mit diesem Bande nicht nur den tatkräftigen, engagierten, sondern vor allem den vielseitigen Wissenschaftler und Pädagogen, Heimatfreund und Heimatschützer Kurt Preywisch, dem ich - auch im Namen der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen e.V. (LNU) - für das neue Jahrzehnt Gesundheit und Schaffenskraft, Freude und Erfolg in seinem Einsatz für die Wissenschaft und das Gemeinwohl wünschen möchte.
Herr Kurt Preywisch vollendet am 23. Juni 1987 sein 70. Lebensjahr. Viele Jahre seines Lebens hat er dem Naturschutz - insbesondere im Kreis Höxter - gewidmet. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen auf den Gebieten der Botanik und der Zoologie dokumentieren sein engagiertes Wirken. Dem Naturschutz hat Herr Preywisch entscheidende Impulse und wertvolle Beiträge gegeben. Neuen Aufgaben war er stets aufgeschlossen. Er ist vielen ein Vorbild für die Verbindung fundierter, wissenschaftlicher und praktischer Arbeit in der Naturkunde bis heute geblieben. Durch sein engagiertes Eintreten hat er vor allem geholfen, das Bewußtsein für die Erhaltung der Natur als Lebensraum zu wecken und zu schärfen. Dabei waren seine Bescheidenheit und seine stete Hilfsbereitschaft herausragende Wesensmerkmale, die ein gutes menschliches Verständnis förderten. Als langjähriges Mitglied des Landschaftsbeirates beim Kreis Höxter als auch bei meiner Behörde ist er mit seinem fundierten Wissen hervorgetreten. Ich nehme deshalb die Gelegenheit gerne wahr, dem Jubilar meine herzlichsten Glückwünsche auszusprechen und wünsche ihm noch viele Jahre bei bester Gesundheit.
Zu Ehren unseres verehrten Freundes und Förderers hat jetzt eine bisher unbenannte Pflanzenhybride den wissenschaftlichen Namen Viola x preywischiana erhalten. Es handelt sich um die Mischformen zwischen dem Westfälischen Galmei-Stiefmütterchen von Blankenrode und dem Acker-Stiefmütterchen. Der letzte Satz der Sippendiagnose lautet: "Nothospecies haec magistro gymnasii pro exploratione et protectione faunae et florae regionis Huxariae ... assidue laboranti Kurt Preywisch ... dedicata est." (Dieser Bastard ist dem unermüdlich für die Erforschung und Erhaltung von Fauna und Flora des Kreises Höxter ... wirkenden Gymnasiallehrer Kurt Preywisch ... gewidmet.) Die Originalarbeit erscheint in Band 21 der "Göttinger Floristischen Rundbriefe" (1987).
Der vom lateinischen natura (nasci = gezeugt) entlehnte Begriff Natur meint in seiner denotativen Bedeutung entweder den gesamten Kosmos, soweit er vom menschlichen Zugriff (Kultur, Zivilisation, Technik) unberührt - sagen wir: verschont -geblieben ist oder im (engeren) ontologischen Sinn das reale Sein (SPINOZA, GOETHE). Mehr Anlaß zur Verwirrung liefern indessen die konnotativen Bedeutungsvarianten des Begriffes Natur, von denen mindestens vier auszumachen sind.
Zum Geleit
(1987)
Die Trollblume ist wegen der Größe ihrer Blüten eine der auffälligeren Arten unserer Feuchtwiesen, wenn man sie auch zwischen den zu gleicher Zeit und in gleicher Farbe blühenden Hahnenfuß-Stauden (Ranunculus acris) oft erst beim zweiten Blick wahrnimmt, jedenfalls dann, wenn sie nur in geringerer Menge vorkommt. Weit genaueres Hinsehen ist allerdings erforderlich, wenn Trollius nicht blüht und auch keine Fruchtstände mehr vorhanden sind, da seine Grundblätter stark denen von Ranunculus acris und auch denen von Geranium sylvaticum ähneln. Ihre Hauptverbreitung hat die Trollblume auf feuchten oder quelligen Wiesen des höheren Berglandes in Calthion - oder anderen Molinietalia -Gesellschaften, auch wohl in den Goldhafer-Wiesen des Polygono - Trisetion. In den Alpen steigt sie bis über 2300 m auf (im Bereich der Bernina nach HEGI (1965: 82ff.) sogar bis über 3000 m) und steht dort oberhalb der natürlichen Waldgrenze in feuchteren Rinnen innerhalb der Urwiesen, z.B. des Caricion ferrugineae. Andererseits kennzeichnet die Trollblume durch ihr oft massenhaftes Auftreten den Aspekt bestimmter Feuchtwiesen in Schottland. In unserem Raum hat Trollius europaeus Verbreitungsschwerpunkte in den Hochlagen einerseits des Sauerlandes und des Westerwaldes, andererseits des Harzes. In den tiefer liegenden Bereichen dazwischen gibt es sporadisch verteilt eine Anzahl von Fundpunkten, bei denen nicht immer sicher ist, ob sie natürlich sind oder ihr Vorhandensein einer, vielleicht schon lange zurückliegenden Ansiedlung durch den Menschen verdanken. Auch für die im Südteil des Kreises Höxter in der weiteren Umgebung von Borgentreich liegenden Fundorte lassen sich diese Zweifel nicht sicher ausräumen, zumal HELDT (1961) darauf hinweist, daß die Trollblumen gern zum Schmuck bei den Frohnleichnamsprozessionen gepflückt werden. Allerdings haben wir für den Hinweis, daß das Vorkommen der Trollblume hier auch mit dem im Warburger Raum auch heute noch verbreiteten Brauch der "Krautweihe" zusammenhängen könne, keine Anhaltspunkte finden können.
Die Mauer, die das ehemalige Zisterzienserkloster Hardehausen – jetzt Landvolkshochschule und Jugendhaus des Erzbistums Paderborn – umgibt, ist knapp 2 km lang. Das umgrenzte Grundstück ist fast rechteckig, es enthält die Gebäude, Sportanlagen, Teiche, einen Nutzgarten sowie einen Park, dessen hohe Bäume schattige Bereiche an der Mauer entstehen lassen. Die Richtungen der Mauerteile stimmen beinahe mit den Himmelsrichtungen überein. Die Mauer besteht aus verschiedenen Gesteinen: Sandstein, Kalkstein, Kalksandstein. Für die Lebensmöglichkeiten von Pflanzen ist jedoch weitgehend der kalkhaltige Mörtel entscheidend, da ja ihre Wurzeln in dieses Substrat eingesenkt sind; die meisten gefundenen Arten sind mindestens kalkverträglich. Die breite Mauerkrone bietet einer Anzahl von Pflanzen Lebensraum; einige Arten habe ich nur dort gefunden. Die Mauer ist 250 Jahre alt, Ausbesserungsarbeiten sind immer wieder vorgenommen worden und auch zur Zeit im Gange. Im Frühjahr 1986 wurde ich darauf hingewiesen, daß an einigen Stellen bei dieser Gelegenheit der Pflanzenbewuchs und damit auch die Zuflucht für manche Tiere beseitigt worden war. Zu diesem Zeitpunkt war das Eingangsportal an der Südseite sorgfältig und historisch getreu restauriert worden, dabei hatte man die Steine sogar von den anhaftenden Flechten gesäubert; ein Anblick, der gewiß manchen Menschen erfreut. In der Umgebung waren zwar die Flechten erhalten geblieben, die Verfugung war aber so sorgfältig durchgeführt worden, daß für absehbare Zeit den Pflanzen die Lebensmöglichkeiten genommen sind. Im Laufe des Sommers wurden stark verfallene Bereiche im Nordteil und im Westteil ausgebessert, aber in den meisten Abschnitten blieben die Pflanzenbestände erhalten.
Der "Atlas zur Flora von Südniedersachsen" ist, was das Gebiet des Kreises Höxter betrifft, in den letzten Jahren zweimal in Form von Veröffentlichungen von Pflanzenfunden in "Egge- Weser" (PREYWISCH et al. 1982, BRINKMANN et al. 1985) fortgeschrieben worden. Einen weiteren Beitrag zur Erforschung und Dokumentation der Pflanzenverbreitung dieses Raumes soll die vorliegende Auflistung der Farn- und Blütenpflanzen leisten. Es handelt sich dabei um Pflanzenfunde, die ich in den Jahren 1984 - 1986 im Kreis Höxter notierte. Das Augenmerk galt dabei in erster Linie Arten selten gewordener Pflanzengemeinschaften. Gleichwohl suchte ich auch gezielt nach bestimmten Pflanzengruppen. Alle vorgefundenen floristischen Daten wurden in gebietsbezogenen Listen zusammengefasst und mit den Angaben des Florenatlasses verglichen. Andere Quellen als die oben Erwähnten wurden nicht in den Vergleich mit einbezogen. Es existiert jedoch inzwischen eine Vielzahl, zum Teil auch veröffentlichter Arbeiten, Gutachten und Kartierungen, die unser Gebiet betreffen, so dass die eine oder andere Fundpunktangabe bekannt sein dürfte. Die Fundortangabe beschränkt sich gemäß HAEUPLER (1976) auf die Nummer des Messtischblattquadranten (Bezifferung nach Viertelquadranten ist jederzeit möglich), die Nomenklatur folgt der Einfachheit halber der des Atlasses.