Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 45 (2008), Heft 2
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Das 358,75 ha große Naturschutzgebiet „Alte Elbe bei Bösewig“ liegt etwa 20 km südöstlich von Lutherstadt Wittenberg zwischen dem Hochwasserdeich und der Elbe, unmittelbar östlich der Ortschaft Bösewig. Vom Deich bei Bösewig bietet sich ein Blick auf den inmitten von Überflutungsgrünland gelegenen Mäanderbogen der Elbe, der mit seinem Umland aus überwiegend avifaunistischen Gründen zum Naturschutzgebiet erklärt wurde (LAU 1997). Das Gebiet dient als "Mauser-, Übersommerungs-, Rast- und Überwinterungsgebiet" zahlreicher Vogelarten, zu denen auch der Kranich (Grus grus) zählt.
Rolf Paproth – 70 Jahre
(2008)
Wenn über den Elbe-Biber im Elb-Havel-Winkel im Land Sachsen-Anhalt gesprochen wird, so ist dies nicht möglich ohne den Namen Rolf Paproth zu nennen. Dieser engagierte Naturfreund und -schützer leistete einen sehr wichtigen Beitrag zur naturkundlichen Erforschung seiner Heimat. Sein 70. Geburtstag am 11.Oktober 2008 ist Anlass, diese Leistungen zu würdigen.
Am 20. September 2007 fand in Dessau, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz, ein Workshop mit über 70 Fachleuten und Interessenten zu der Frage statt, inwieweit die eingebürgerte Baumart Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica) in den Hartholzauenwäldern des Mittelelbegebietes als invasiver Neophyt angesehen werden muss (Reichhoff & Eichhorn 2008).
Der Wolf in Sachsen-Anhalt? : Konsequenzen aus der Meldung eines bei Nedlitz gerissenen Schafes
(2008)
Im September 2008 wurde bei Nedlitz (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ein Schaf gerissen. Umgehend wurde der Verdacht geäußert, dass der Riss auf einen Wolf zurückzuführen sei. Aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit und der absehbaren Konsequenzen für die Naturschutzarbeit sollen die Umstände an dieser Stelle genauer dargestellt werden.
Die Elbe ist mit einer Länge von ca. 1.100 km und einem Gesamteinzugsgebiet von knapp 150.000 km2 einer der größten Flüsse Mitteleuropas. Bis heute wurden etwa 80 % der Auen des Flusses eingedeicht. Dennoch blieben trotz Ausbau als Wasserstraße weite Bereiche als naturnahe Kulturlandschaften erhalten, die das bestehende großflächige Schutzgebietssystem an der Elbe rechtfertigen.
Die Nymphenfledermaus Myotis alcathoe (von Helversen und Heller, 2001) wurde erstmals für Griechenland und Ungarn beschrieben (von Helversen et al.2001). 2005 gelang der erste Artnachweis für Deutschland im Südwesten von Baden- Württemberg (Brinkmann & Niermann 2007, Brinkmann et al. 2007). Am Südwesthang des Kyffhäusers, im thüringischen Gipskarst, wurde die Nymphenfledermaus 2006 durch Sauerbier et al. (2006) festgestellt. Über die Verbreitung der Art in Europa geben Niermann et al. (2007) und in Sachsen-Anhalt Ohlendorf & Funkel (2008) Auskunft. Die Art kommt von Spanien (Niermann et al. 2007) bis Rumänien (eigene Beobachtungen 2008) vor. Die nördlichsten Beobachtungen der Vorkommen in Europa gelingen gegenwärtig am Nordharzrand in Sachsen-Anhalt.
Am 20.05.2005 wurde ein Männchen der Roten Mordwanze (Rhynocoris iracundus Poda, 1761) in der Bergbaufolgelandschaft der Goitzsche im Messtischblatt-Quadranten 4440/1 des Landkreises Anhalt-Bitterfeld nachgewiesen. Der Fund gelang auf einem wertvollen Trockenrasen, der vielerorts von vegetationsfreien Flächen unterbrochen war.
Am 14.06.2007 wurden im Rahmen eines Dauermonitorings fünf männliche Imagines der Schabrackenlibelle Anax ephippiger (Burmeister, 1839) über eine Dauer von 2 Stunden an einem Flachgewässer der Bergbaufolgelandschaft Goitzsche bei Bitterfeld beobachtet. Das Gewässer mit einem pH-Wert von 3,8 war 45 ha groß, maximal 3 m tief und seine Entwicklung befand sich in einem Pionierstadium. Die Ufervegetation bestand weitestgehend aus Calamagrostis epigejos und vegetationsfreien Rohbodenstandorten. Es gelang eines der fünf in diesem Bereich patrouillierenden Männchen zu fangen und Belegfotos anzufertigen.
Biotopverbund, Wildnisphilosophie und Prozessschutz sind zentrale Inhalte der aktuellen deutschen Naturschutzdiskussion. Dies betrifft auch Sachsen-Anhalt. Hier ist aber der Ansatz, Flächen bewusst, völlig und langfristig der Natur zu überlassen, zumeist nur in wenigen Kernzonen von Nationalparken und Biosphärenreservaten sowie z. T. in Naturschutzgebieten realisiert worden. In industriell überprägten Landschaften, wie der Bergbaufolgelandschaft, findet man Prozessschutzflächen hingegen eher selten. Die standörtlichen Gegebenheiten und ökologischen Bedingungen in den Bergbaufolgelandschaften sind grundverschieden von denen des gewachsenen, unverritzten Umlandes. Die Bergbaufolgelandschaft stellt einen eigenständigen Kulturlandschaftstyp dar und bietet hervorragende Bedingungen zur Etablierung von „Wildnis“, also Prozessschutzgebieten. Im nachfolgenden Artikel soll zum einen das Goitzsche-Wildnisprojekt kurz vorgestellt und zum anderen die Ausprägung der Libellenfauna in Abhängigkeit von den Sukzessionsstadien im Gebiet erläutert werden.
Vergleich einer satelliten-/luftbildgestützten Landbedeckungsklassifizierung in Sachsen-Anhalt
(2008)
Verglichen werden sollen nachfolgend die Ergebnisse der Erfassung von Biotop- und Nutzungstypen aus Color-Infrarot-Luftbildern (digitaler Bildflug in Sachsen-Anhalt im Jahre 2005 mit 20 cm Bildauflösung) und die europäische Landnutzungs- und Landbedeckungskartierung Corine Land Cover (Satellitenbilder von Landsat 7 aus den Jahren 1999/2000 mit 15 m Auflösung; Keil, Kiefl & Strunz 2005), da beide die Erfassung der Landbedeckung/Landnutzung zum Ziel haben. Beide Bildverfahren sollten vergleichbare Inhalte liefern, wobei erwartet wird, dass sich die Ergebnisse der niederen Erfassungsebenen in aggregierter nachvollziehbarer Form auf der höheren Erfassungsebene der Satellitenbilder widerspiegeln. Gegenüber CIR-Luftbildern ist das Satellitenbild für die regionale – landesweite Ebene nur bedingt und in eingeschränktem Maße brauchbar. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung von Naturschutzaufgaben ist es jedoch unerlässlich, die verschiedenen Betrachtungsebenen miteinander zu verknüpfen, um jeweils sinnvolle Schlussfolgerungen zu ziehen, die dann als Grundlage für effektives Handeln im Naturschutz dienen können.