Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 37 (2000), Heft 2
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Die in ganz Deutschland und demnach auch in Sachsen-Anhalt akut vom Aussterben bedrohte Bachmuschel oder Kleine Flussmuschel Unio crassus PHILIPSSON, 1788 (vgl. JUNGBLUTH; KNORRE 1995, KÖRNIG et 01. 1998) gilt als Charakterart von Fließgewässern der Hügelstufe bis ins Tiefland. Sie dringt bis fast in die Quellregion der Fließgewässer vor, die höchsten Individuendichten werden jedoch in der Regel im unteren Teil der Forellenregion sowie in der Äschenregion erreicht. Gewässerabschnitte unterhalb der Äschenregion (Borben- und Bleiregion) werden wegen der zunehmend ungünstigeren Strömungs- und Substrateigenschaften nur noch schwach besiedelt bzw. gemieden.
In den zurückliegenden Jahren wurden im Landkreis Wittenberg unter Inanspruchnahme von Fördermitteln des Landes zahlreiche "Pflege- und Entwicklungspläne" für Schutzgebiete erstellt. Diese konnten bisher allerdings nur ausnahmsweise und in bescheidenen Ausschnitten umgesetzt werden. Das heißt, dass ihre Umsetzung, wie vielfach auch anderen Orts üblich, im Rahmen meist zeitlich eng begrenzter, einmaliger und punktuell wirksamer Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erfolgte.
Am 12. Juli 1999 verstarb Fred Harm Gaßmann im Alter von nur 45 Jahren. Die Herpetologen Sachsen-Anhalts trauern um einen hervorragenden Kenner der Herpetofauna Deutschlands. Fred Harm Gaßmann wurde am 31. Juli 1953 in Magdeburg geboren. Sein Interesse galt schon frühzeitig der Natur, 1968 wurde er deshalb Mitglied der Magdeburger Fachgruppe für Terrarienkunde "Willy Wolterstorff". Sein besonderes Interesse galt den Lurchen. Diese Neigung führte dazu, dass er sowohl ein versierter Terrarianer als auch ein aktiver Feldherpetologe wurde.
Zahlreiche heimische Fischarten zeigen auf Grund ihrer ontogenetisch und jahreszeitlich differenzierten Habitatbindungen charakteristische Raumnutzungsmuster, die oftmals Wanderungen über beträchtliche Distanzen einschließen. Unter den vielfältigen anthropogenen Eingriffen in Fließgewässerökosysteme gehören daher jene zu den schwerwiegendsten, die die Durchwanderbarkeit des Gewässers verhindern. Umso erfreulicher ist es, dass im Land Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren an verschiedenen Staubauwerken der Saale, Unstrut und weiterer Flüsse Fischaufstiegsanlagen errichtet wurden, um die ökologische Durchgängigkeit dieser Gewässer wiederherzustellen.
Die Diskussion über das Pro und Kontra zur Verwendung großer Pflanzenfresser als "Landschaftspflegemaschinen" des Naturschutzes hat längst eingesetzt und wird wie kaum eine andere Thematik höchst emotional geführt. Dazu gehören solche Stichworte wie: Erhaltung der Kulturlandschaft, Beeinflussung der natürlichen Waldentwicklung, Einsatz von Weidetieren ohne "Wenn und Aber" und seien es nordamerikanische Bisons oder südamerikanische Lamas und Alpakas oder auch die Wiederbelebung ehemals in Europa heimischer Wildtierarten und die Erhaltung anspruchsloser Haustierrassen.
Mit der Color-Infrarot-Luftbildbefliegung in den Jahren 1992/1993 (siehe auch GÜNTHER; LANGE; NAGEL 1994) und der anschließenden Aufbereitung der Daten (Herstellung von Originalfilm und Kontaktkopie, Interpretation und Digitalisierung der Auswertungsergebnisse) nutzte das Land Sachsen-Anhalt bereits frühzeitig die Möglichkeit, mit Fernerkundungsdaten wichtige Informationen für den Naturschutz zu gewinnen . In dem von Mai 1997 bis April 2000 laufenden Forschungsprojekt "Der kombinierte Einsatz von multispektralen, hochauflösenden und stereoskopischen MOMS-2P-Daten zur Optimierung eines Landschaftsinformationssystems und zum Landschaftsmonitoring (MOMSIS)" wurde untersucht, inwieweit Biotop- und Nutzungstypenstrukturen auch im Satellitenbild erkannt werden können, um diese Informationen ergänzend zu den Ergebnissen aus der CIR-Luftbildbefliegung einsetzen zu können.
Das Wort "Magerrasen" kann als Sammelbegriff für Trocken- bzw. Halbtrockenrasen (Festuco-Brometea), Sandmagerrasen i. w. S. (Koelerio-Corynephoretea), Borstgrasrasen (Violo caninae-Nardion strictae), Heiden (Calluno-Ulicetea) sowie mageres Wirtschaftsgrünland (z.B. Festuco-Cynosureturn, Arrhenatheretum elatioris brometosum) verstanden werden. Alle zeichnen sich durch einen hohen Anteil vergleichsweise niedrig- oder schwachwüchsiger Kräuter aus, die den Boden oft nur unvollständig überdecken. Das Nährstoffangebot ihrer Standorte ist entweder absolut gering oder aufgrund bestimmter (klein-)klimatischer Bedingungen in der Verfügbarkeit stark eingeschränkt, lässt also nur ein "mageres" Wachstum zu. Die oft zu beobachtende Vorherrschaft niedriger, rasenbildender Gräser erklärt den zweiten Wortteil des Begriffes.
Ausgangspunkt für die Naturschutz-Arbeit im Land Sachsen-Anhalt sind die bekannten gesetzlichen Grundlagen (FFH-Richtlinie, Vogelschutz-Richtlinie, Bundes- und Landesnaturschutzgesetz, einschlägige Verordnungen und Erlasse) und fachlichen (Lehrbuch-)Grundsätze, Ziele und Leitlinien (s. auch Konzeption zur Entwicklung des Schutzgebietssystems LSA des MU 1992, MÜLLER 1994). Hinsichtlich der Umsetzungsstrategie gibt es jedoch neue Aspekte, die diskutiert und beachtet werden sollten.
Meliorationsgräben sind künstliche Bauwerke und werden zur Entwässerung z.B. von Moor- und Sumpfflächen genutzt, bzw. dienen der Regulierung des Wasserhaushaltes landwirtschaftlicher Nutzflächen. Zum einen wurden über die Jahrhunderte mit ihrer Errichtung und dem Betrieb wertvolle natürliche Lebensräume in gigantischem Umfang zerstört und einer eventuellen Wiederentstehung dieser Habitate dauerhaft entgegengewirkt, zum anderen entwickelten sich insbesondere in extensiv bewirtschafteten Gräben Ersatzhabitate, die nun ihrerseits wertvolle Lebensräume darstellen können (vgl. BLAB 1993, FRIEDRICH; LACOMBE 1992, JEDICKE; JEDICKE 1992).