Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 15 (1995)
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Auf den Randhöhen des einstigen Odertales stockten 1976 bei Niederfinow/O-Brandenburg auf sandig-kiesigen Böden: Spergulo-Festucetum psammophilae, Sileno-Koelerietum glaucae und Potentillo-Stipetum capillatae (Tab. 1-3). Nach 1980 erwiesen sich angrenzende Gebüsche des Salici lambertianae-Hippophaetum reich an Arrhenatherum bulbosum (Tab. 4). Erneute Vegetationsuntersuchungen (ab 1991) dokumentieren das Eindringen von Arrhenatherum in Trockenrasen und partiell deren Umwandlung in die Agropyretea-Einheiten Asparago-Chondrilletum junceae und Poo-Sedetum maximae (Tab. 3, 5-6). Vergleichende Oberbodenanalysen geben Aufschluß über die edaphisch-ökologischen Bedingungen. Abschließend wird die systematische Stellung der Syntaxa erörtert und aufgezeigt.
Bücherschau
(1995)
Im Bereich des Naturschutzgebietes "Untere Seegeniederung" (Landkreis Lüchow-Dannenberg/Niedersachsen), nahe der Elbe wurde nach Überschwemmungsjahren auf Ackerflächen die Quirltänel-Sand-binsengesellschaft (Elatino alsinastri-Juncetum tenageiae Libbert 1933) mit der Niederliegenden Teichbinse (Schoenoplectus supinus) gefunden. Dieses Vorkommen wird beschrieben, Verbreitung, Gefährdung und Schutzmaßnahmen werden besprochen. Das Elatino alsinastri-Juncetum tenageiae ist eine spezialisierte Gesellschaft sehr unregelmäßig überfluteter, offener nährstoff- und kalkarmer Sandböden im stärker kontinental getönten Klimabereich. Die allesamt höchst seltenen Charakterarten und die ebenso gefährdete Artenkombination, bedürfen intensiven Schutzes. Voraussetzung für das Vorkommen ist einerseits der ungestörte Überschwemmungsrhytmus der Elbe, andererseits die Beibehaltung der Nutzung.
Eine Untersuchung der Vegetation von nicht-industriellen Mülldeponien und Kläranlagen im nördlichen Bayern zeigte, dass für junge Hausmüll- und Klärgutschüttungen eine bisher unbeschriebene, von Solanum lycopersicum dominierte Pflanzengesellschaft typisch ist. Bei den diagnostisch wichtigen Arten dieser Zönose handelt es sich ausschließlich um neophytische bzw. ephemerophytische Nahrungs- und Vogelfutterpflanzen. Die Anteile der Vertreter dieser beiden Artengruppen in den einzelnen Beständen weisen eine ausgeprägte und substratabhängige Variation auf. In ihrem floristischen Spektrum spiegelt die Citrullus lanatus-Solanum lycopersicum-Gesellschaft aktuelle Konsumgewohnheiten unserer (Wohlstands-)Gesellschaft wider. Die Entwicklung dieser modernen Phytozonöse im Laufe des 20. Jahrhunderts lässt sich anband floristischer Literatur rekonstruieren.
In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse von vegetationskundlich-floristischen Erhebungen auf 120 Bracheäckern in Mitteldeutschland vorgestellt. Auf den fast ausschließlich selbstbegrünten Flächen konnten fünf klassische Ackerunkrautgesellschaften in mehr oder minder typischer Ausprägung nachgewiesen werden: (Euphorbia-Melandrietum, Aphano-Matricarietum, Teesdalio-Arnoseridetum, Caucalido-Scandicetum, Rorippo-Chenopodietum). Auf mehreren Flächen ließen sich die Pflanzenbestände lediglich als Fragmente ehemaliger Ackerunkrautgesellschaften ansprechen. Je nach Bodenart und Nährstoffversorgung folgen dem Stadium der Ackerunkrautgesellschaften der bewirtschafteten Flächen bereits im ersten Brachejahr Dominanzgesellschaften teilweise ruderaler Annueller (Conyza canadensis-Bestände, Erigeronto-Lactucetum serriolae). Auf älteren Brachen siedeln Gesellschaften, in denen die Ackerunkräuter qualitativ und quantitativ von zwei- und mehrjährigen Ruderal- sowie Grünlandarten verdrängt worden sind. Eine Reihe von Vegetationsaufnahmen konnte dem Dauco-Picridetum zugeordnet werden, während Queckenbestände aufgrund der Armut an typischen Charakterarten oder aufgrund des weit streuenden Artenspektrums nicht näher untergliedert wurden. Um einer "wilden" Sukzession vorzubeugen, wurden (vorwiegend auf Sandstandorten) Grasan- bzw. -untersaaten angelegt (vorwiegend Dactylis glomerata), die extrem artenarm sind.
Auf den Brachen konnten verschiedene floristisch interessante Arten gefunden werden, von denen 26 in jeweils mindestens einer Roten Liste der vier Bundesländer, in denen Vegetetationsaufnahmen erstellt wurden, enthalten sind. Aus diesem Grund stellen Rotationsbrachen neben dem Ackerrandstreifenprogramm und in Verbindung damit einen erfreulichen Beitrag für den Arten- und Naturschutz dar.
Im montanen Gipfelbereich des Hartmannswillerkopfes in den Vogesen wurde durch Kriegsereignisse und Feuer vor 60 bzw. 80 Jahren die gesamte Waldvegetation zerstört. Die sich einstellende Sukzession konnte über mehrere Jahrzehnte - bis heute - fast ungestört ablaufen. Aufgrund standörtlicher Unterschiede haben sich mehrere Vorwaldgesellschaften herausgebildet. Auf reichen, gut mit Wasser versorgten Bräunerden löste ein Bergahorn-Eschen-Spitzahorn-Wald (Fraxino-Aceretum typicum) den vorangegangenen salweiden-reichen Vorwald ab. Auf mittleren und ärmeren Standorten hielt sich die Salweide bis heute als die wichtigste Baumart, vergesellschaftet mit Edellaubhölzern (mittlere Standorte) bzw. Hasel (ärmere Standorte). Die Sukzessionsstadien azonaler Standorte sind heute als eschenreicher Quellwald (Carici remotae-Fraxinetum bzw. Stellario-Alnetum), als Bergahorn-Eschen-Schluchtwald mit Silberblatt (Fraxino-Aceretum lunarietosum; schattige Blockhänge), als Haselgebüsch (sonnige Blockhänge), und als Traubeneichen-Wald (Betulo-Quercetum petraeae; sonnige Felshänge) anzusprechen. Die Bedeutung der Vorwälder im Hinblick auf Waldbau, Vegetationskunde und Naturschutz wird diskutiert.
Die durch ein kleinräumiges Standorts- und Gesellschaftsmosaik ausgezeichnete Grünlandvegetation des Hafenlohrtals (Spessart) wurde mittels pflanzensoziologischer Vegetationsaufnahmen untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der Betrachtung der maßgeblich differenzierend wirkenden Standortsfaktoren lag. Als dominierend erweist sich die Nutzung, durch die auch bei unterschiedlichen edaphischen Voraussetzungen sehr ähnliche Pflanzengesellschaften entstehen. Die regelmäßig gemähten Flächen des unteren Talabschnitts bedeckt ein Arrhenatheretum elatioris, extensiv beweidete oder gemähte Flächen werden im gesamten Talprofil vorwiegend von einer Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft besiedelt; dieselbe Gesellschaft findet sich auch auf den jüngeren Brachen der Hänge. Jüngere Talgrundbrachen tragen meist Polygonum bistorta-Talwiesen, ältere dagegen großflächig Phalaridetum und Staudenfluren, unter anderem eine für den Spessart in dieser Form noch nicht erwähnte Lysimachia vulgaris-Staudengesellschaft.
Floristische und räumliche Vegetationsveränderungen wurden für den Zeitraum 1984-1992 betrachtet. Die Entwicklung wird maßgeblich durch das Brachfallen vorher gemähter und im Talgrund ehemals als "Wässerwiesen" angelegter Flächen bestimmt, wodurch es besonders im Talgrund zu einer Bodenvernässung und damit zur weiteren Ausbreitung des Phalaridetum kommt.
Ein Feuchtgebiet auf basenreichem Standort in der nordwestniedersächsischen Altmoränenlandschaft
(1995)
Ein interessantes Feuchtgebiet im altpleistozänen Tiefland Nordwestdeutschlands wurde in der Vegetationsperiode 1994 pflanzensoziologisch bearbeitet. Neben Gesellschaften der Nasswiesen (Calthion, Molinio-Arrhenatheretea) wurden insbesondere Kleinseggenrieder (Scheuchzerio-Caricetea) angetroffen. Dabei konnte ein Vorkommen des Parnassio-Caricetum nigrae dokumentiert werden. Das synsytematische Problem der Klassenabgrenzung zwischen Molinio-Arrhenatheretea und Scheuchzerio-Caricetea wird behandelt. Auf Grundlage einer Literaturauswertung wird ein Vorschlag für eine Negativabgrenzung der Scheuchzerio-Caricetea gegenüber den Molinio-Arrhenatheretea zur Diskussion gestellt. Im untersuchten Gebiet kommen zahlreiche seltene und gefährdete Pflanzenarten vor. Für acht dieser Arten wurden Verbreitungskarten für das westliche Niedersachsen erstellt. Die Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz wird herausgestellt und auf notwendige Maßnahmen für seinen Erhalt hingewiesen.
Es wird das Epilobio-Prenanthetum purpureae als Kahlschlag- und Verlichtungsgesellschaft beschrieben. Sie wird zum Anlass genommen, die Diskussion über eigenständige Pflanzengesellschaften ohne Kennarten, aber mit Assoziationsrang, fortzuführen. Es wird vorgeschlagen, solche Gesellschaften als Assoziation zu bezeichnen und mit der Endung "-etum" zu versehen, die eine typische und stetig vorkommende Artenkombination aufweisen.