Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 13 (1993)
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- 1993 (31)
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Vier Acker-Unkrautgemeinschaften werden aus dem Naturraum Kraichgau beschrieben, einer trocken-warmen Löß-Hügellandschaft in Südwest-Deutschland. Die Beziehung zwischen Acker-Unkrautbeständen und landwirtschaftlicher Produktionsintensität wird über „autökologische Bautypen" (z.B. Lebensformen und Wuchsformen) analysiert. Der Therophyten-Anteil und der Anteil kleinwüchsiger Arten geht mit steigendem Herbizideinsatz zurück, während relativ dazu Geophyten mit unterirdischen Ausläufern zunehmen.
Aus der Drauniederung südlich Szigetvár wird die für das Fraxino pannonicae-Ulmetum Soó 1960 charakteristische Moosvegetation auf lebender Borke und morschem Holz beschrieben. Von besonderem Interesse sind Assoziationen der epiphytischen Verbände Ulotion crispae Bk. 1958, Syntrichion laevipilae Ochs. 1928, Leskeion polycarpae Bk. 1958, Neckerion complanatae Sm. et Had. in Kl. et Had. 1944, Dicrano-Hypnion filiformis Bk. 1958 sowie die morsches Holz kennzeichnenden Verbände Bryo-Brachythecion Lee. 1975 em. Mar. 1987 und Nowellion curvifoliae Phil. 1965.
Lianenschleier-, fluviatile und ruderale Staudengesellschaften in den planaren Elb- und Oderauen
(1993)
In den Flachlandauen (um 10-50 m NN) von Elbe und Oder werden mehrere lianen- und staudenreiche Vegetationseinheiten der Calystegietalia sepium z.T. erstmals nachgewiesen. Der Autor macht ferner auf einige in Stromtäler eindringende Artemisietalia- und Onopordetalia-Assoziationen mit ihren Besonderheiten aufmerksam. Ihre Untergliederung, Standorte, Vorkommenshäufigkeit und regionale Gliederung gehören zu den Erläuterungen. Die Verteilung der Gesellschaften auf beide Täler, Diskussion über höhere Syntaxa und eine systematische Übersicht beschließen die Untersuchung. Neu beschrieben werden: Cuscuto-Humuletum lupuli, Calystegio-Asteretum lanceolati, Calystegio-Senecionetum paludosi, Urtico-Leonuretum marrubiastri, Carduo-Dipsacetum sylvestris und Urtico-Cirsienion vulgaris.
Das östliche Meißner-Vorland (Nordhessen) ist geprägt durch eine kleinflächig betriebene Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Auf Grundlage einer floristischen Kartierung seltener Kalk-Ackerwildkräuter aus dem Jahre 1973 wurden in der Vegetationsperiode 1990 die Ackerwildkraut-Bestände floristisch und pflanzensoziologisch untersucht. Im Randbereich der Felder konnten folgende Gesellschaften nachgewiesen werden, die z.T. als Fragmente ausgebildet sind: Caucalido-Adonidetum flammeae R. Tx. 1950, Thlaspio-Veronicetum politae Görs 1966, Thlaspio-Fumarietum officinalis Görs in Oberd. et al. 1967 ex Pass, et Jurko 1975, Aphano-Matricarietum chamomillae R. Tx. 1937 em. Pass. 1957, und Spergulo-Chrysanthemetum segetum R. Tx. 1937.
Das Papaveretum argemones (Libb. 1932) Krusem. et Vlieg. 1939 läßt sich im Gebiet nicht als eigene Gesellschaft fassen; seine Kennarten sind mit den Arten der Kalkäcker vergesellschaftet. Auf mehrjährig stillgelegten Flächen finden sich Sukzessionsstadien, die zu Grünland-Gesellschaften überleiten. Die Wuchsorte einiger seltener Ackerwildkräuter in den Jahren 1975 und 1990 werden anhand von Verbreitungskarten gegenübergestellt und Entwicklungstendenzen diskutiert. Das nachwievor bemerkenswert reiche Arteninventar vieler Felder ist durch Intensivierungsmaßnahmen, zunehmend aber auch durch die Aufgabe der Ackernutzung bedroht. Perspektiven einer Erhaltung der Artenvielfalt werden diskutiert.
Am Südabfall des aus Basalt bestehenden Bauersberges in der montanen Langen Rhön wird der Extremstandort "Silikatfels-Blockmeer" floristisch-vegetationskundlich analysiert. Er zeigt aufgrund seiner Azonalitat überregional ein Vegetationsmosaik mit typischem Verteilungsmuster und bietet aufgrund seiner Isoliertheit ein Refugialpotential für Eiszeitrelikte sowie ein Evolutionspotential für Endemismen. Flechten-Gemeinschaften im zentralen, offenen Blockmeer sind im Untersuchungsgebiet nach dem Mikromosaik angeordnet: das Lecideetum lithophilae auf den horizontalen, das Lecanoretum sordidae auf den vertikalen Blockflächen, das Lecideetum lucidae auf den regenabgewandten Block-Unterseiten. Die Moos-Gemeinschaften, die üppig erst in den luftfeuchteren Blockmeer-Randbereichen gedeihen, sind v.a. nach dem Makromosaik angeordnet: Das Grimmietum ovatae im zentralen, offenen Blockmeer, das Andreaeetum petrophilae mehr randlich, das Rhacomitrietum lanuginosi am deutlich luftfeuchteren Hangfuß, das Grimmietum hartmanii und das Isothecietum myuri in den stark beschatteten Randbereichen und auf Blöcken im geschlossenen Wald. Gefäßpflanzen-Gesellschaften wachsen bis auf das Asplenietum septentrionalis erst in Randbereichen oder besetzen als „Gehölzinseln" (Sambuco-Salicion- und Hasel-Gebüsche, Querco-Tilietum platyphylli) feinerdereiche Mulden im Blockmeer. Besonnte Säume werden von der Hieracium murorum-Gesellschaft, beschattete vom Epilobio-Geranietum robertiani (z.T. mit Cynoglossum germanicum) eingenommen. Am sonnigen Trauf wächst in Anklängen das Betulo-Quercetum petraeae, die angrenzende, zonale Waldgesellschaft ist das Galio-Fagetum (montane Dentaria bulbifera-Höhenform).
Auf der ostfriesischen Insel Wangerooge werden die Pflanzengesellschaften der bewirtschafteten Innengrodenbereiche untersucht und beschrieben. Hierbei kommen über 400 Vegetationsaufnahmen aus den Jahren 1990 und 1991 zur Auswertung, die sich auf 15 verschiedene Pflanzengesellschaften verteilen. Die Klasse der Sedo-Scleranthetea ist mit den Gesellschaften Violo-Corynephoretum canescentis, Agrostio-Poetum humilis und Carici-Airetum praecocis im Untersuchungsgebiet vertreten. Von den eigentlichen Grünlandgesellschaften finden sich in den Innengroden Lolio-Cynosuretum cristati, Potentillo-Festucetum arundinaceae und Ranunculo-Alopecuretum geniculati. Weiterhin werden eine Molinio-Arrhenatheretea-Basalgesellschaft sowie eine Molinietalia-Basalgesellschaft vorgestellt. In die Untersuchung mit einbezogen wurde außerdem die Vegetation einiger wassergefüllter Bombentrichter. Neben einigen anderen Gesellschaften konnte hier das Ranunculetum boudotii nachgewiesen werden. Diese im nordwestdeutschen Raum in ihrer Verbreitung stark gefährdete Assoziation ist im Untersuchungsgebiet noch relativ häufig vorzufinden. Das Vorliegen einer Vegetationskarte aus dem Jahr 1949 ermöglicht einen Vergleich zwischen damaliger und heutiger Vegetation der Innengroden. Die sich abzeichnenden Veränderungen sind in einem Sukzessionsschema dargestellt.
Die vorliegende Arbeit behandelt die Vegetationsverhältnisse der Halbtrockenrasen im Bereich des oberfränkischen Muschelkalkes. Nach einer Einführung in die naturräumlich-standörtlichen Gegebenheiten des Arbeitsgebietes und einem Abriss der Nutzungsgeschichte der ehemaligen Schafhutungen werden kennzeichnende Pflanzengesellschaften der Halbtrockenrasen sowie deren Folge- und Kontaktgesellschaften vegetationskundlich beschrieben. Die Verteilung der Gesellschaften im Arbeitsgebiet wird in Karten dokumentiert. Gründe für das bemerkenswerte Verbreitungsmuster werden diskutiert.
Standortsverhältnisse der Gesellschaften mit Dominanz einzelner Nymphaeaceen in Nordost-Polen
(1993)
Standorte von vier Gesellschaften mit Dominanz einzelner Nymphaeaceae-Arten werden analysiert und verglichen. Die Bestände mit Nuphar pumila und mit Nymphaea candida weisen eine deutliche ökologische Eigenständigkeit auf. Standörtliche Unterschiede zwischen den Beständen mit Nymphaea alba und mit Nuphar lutea erweisen sich als viel geringer. Bestände mit Nuphar pumila sind Anzeiger für Wasser und Bodensubstrate mit geringem Gehalt an Mg, Ca und Na, also für weiche Gewässer, die sich außerdem durch hohen Anteil von Gesamteisen und niedrigen Gehalt an Cl und gelöstem SiO2 auszeichnen. Bestände mit Nymphaea candida zeugen von verhältnismäßig weichem, mesotrophem Wasser. Bestände mit Nuphar lutea und Nymphaea alba erreichen ihr Entwicklungsoptimum in eutrophen Gewässern, wobei die Dominanz von Nymphaea alba auf fortgeschrittene Alterungsprozesse der Gewässer oder ihrer Fragmente hinweist.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Rostseggenhalden im mittleren Abschnitt des bayerisch-tiroler Nordalpenraumes um Tegernsee, Karwendel und Sonnwendgebirge. Die Bestände werden dem Caricetum ferrugineae zugeordnet und als eigene, durch Astrantia bavarica und Aposeris foetida differenzierte geographische Rasse gegen die bereits bekannten Rostseggenhalden des Nordalpenraums abgegrenzt. In diesem Gebiet - dem nordalpinen Teilareal der Sippe - weist Astrantia bavarica eine ausschließliche Bindung an das Caricetum ferrugineae auf und kann auf Grund dieses hohen Treuegrades als regionale Charakterart der Assoziation gewertet werden. Morphologische und chorologische Indizien deuten darauf hin, daß die Bayerische Sterndolde eine relativ alte Sippe ist und zumindest der nordalpine Arealteil einen ausgesprochenen Reliktcharakter besitzt. Zusammen mit der hohen Gesellschaftstreue der Art lässt dies den Schluss zu, daß das Caricetum ferrugineae hier als Überdauerungsgesellschaft von Astrantia bavarica für die Zeit der pleistozänen Vereisungen in Betracht gezogen werden muss.