Aussiger Beiträge : 6. Jahrgang
"Der Ewige Jude im Hamsterrad" : zur Literatur und zum Literaturverständnis von Vladimir Vertlib
(2012)
Der von Vladimir Vertlib in seinem letzten Roman "Schimons Schweigen" (2012) wortwörtlich ins Spiel gebrachte Topos des Ewigen Juden ist als eine motivische Konstante seit seinem Debüt greifbar. Vor dem Hintergrund dieser topischen Tradition fokussiert der Beitrag zum einen die Kernproblematik von Vertlibs Prosa – die Suche nach einer tragfähigen Identität der rastlos Umherirrenden, eine Suche, die stets in einer Sackgasse im Nirgendwo endet. Zum anderen dient der Topos als Folie für die Schilderung Vertlibs ästhetischer Selbstverortung, die ebenfalls durch die Suche nach einem sicheren Zufluchtsort gekennzeichnet ist.
Jan Faktors zweiter Roman "Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag" (2010) wird in vorliegendem Artikel als Resultat der kontinuierlichen Entwicklung seines Autors betrachtet und im Diskurs aktueller Tendenzen des Familien- und Erinnerungsromans unter Berücksichtigung seiner transkulturellen Eigenständigkeit gelesen. Es wird aufgezeigt, wie Faktor eine körperlich überzeichnete Adoleszenzgeschichte mit der multikulturellen Disposition einer matriarchalen Familienstruktur zusammenführt, um solcherart nationale Erinnerungsmuster doppelt zu unterlaufen. Auf dieser Basis diskutiert der Artikel erste Forschungsergebnisse und entwickelt weiterführende Fragen und Hypothesen.