Jahrbuch / FVF, Forum Vormärz Forschung - 23.2017
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2017 jährte sich der 200. Jahrestag des Wartburgfestes, Tagungen fanden statt, neue Erkenntnisse und Veröffentlichungen sind zu erwarten. Das Wartburgfest gilt als das erste überregionale und gesamtnationale Fest im deutschsprachigen Raum, ausgerichtet von der ab 1815 gegründeten Burschenschaft, einer neuen politischen Jugend- und Studentenbewegung - der ersten in Europa -, die zugleich die erste nationale Organisation des deutschen Bürgertums überhaupt war. Folge des Wartburgfestes waren die Grundsätze und Beschlüsse des 18. Oktober, die erste Formulierung der Grundrechte in Deutschland, deren Intentionen teilweise in die Reichsverfassungen von 1848/49 und 1919 sowie in das Grundgesetz 1949 und zahlreiche Landesverfassungen einflossen. Zugleich handelt es sich um das erste Parteiprogramm im deutschsprachigen Raum. Nicht zuletzt wurden auf dem Wartburgfest erstmals im größeren Rahmen die künftigen schwarz-rotgoldenen deutschen Nationalfarben gezeigt. Für die deutsche Geschichte und Verfassungsentwicklung stellen Burschenschaft und Wartburgfest ohne Zweifel Meilensteine dar.
Rund 200.000 Menschen verließen von 1800 bis 1914 ihre westfälische Heimat, um in den USA ihr Glück zu suchen. Im ländlichen Westfalen gab es für sie keine Arbeitsplätze und keine Chance auf einen beruflichen Aufstieg. Als jüngere Geschwister waren sie zudem von der Erbfolge ausgeschlossen. Von anderen Auswanderern wussten sie, was sie in den USA erwarten würde. Bereits ausgewanderte ehemalige Nachbarn, Verwandte und Freunde berichteten ihnen in Briefen, wie die Überfahrt organisiert wurde, wie die Einreiseformalitäten abliefen und welche Möglichkeiten es gab, in der neuen Heimat Arbeit zu finden und Land zu erwerben. Dennoch gingen die Emigranten ein hohes Risiko ein, denn die Überfahrt kostete viel Geld und nicht allen gelang es, in den Vereinigten Staaten zu beruflichem Erfolg zu gelangen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatten über fünf Millionen Menschen in den USA deutsche Vorfahren. Sie lebten als Farmer in den nördlichen Staaten des Mittleren Westens, waren aktiv im Wirtschaftsleben, in der Kultur und in der Politik der Vereinigten Staaten. Die Geschichte dieser Auswanderer zeigt viele Parallelen zur Situation der heutigen Flüchtlinge, die zu Hunderttausenden aus Afrika und dem Nahen Osten in Deutschland eintreffen. Die deutschen Auswanderer flohen zwar nicht vor einem Bürgerkrieg, aber auch sie waren als Anhänger der 1848er Revolution politisch verfolgt und von Gefängnis bedroht. Andere wollten sich durch die illegale Auswanderung dem deutschen Wehrdienst entziehen oder flohen aus wirtschaftlicher Not, weil ihnen z.B. die Krise in der heimgewerblichen Textilindustrie weder ein Auskommen noch eine berufliche Perspektive bot. Ähnlich wie Deutschland heute knüpften auch die Vereinigten Staaten die Einwanderung bereits im 19. Jahrhundert an konkrete Bedingungen: Die Einreisenden mussten gesund sein und durften keine kriminelle Vergangenheit aufweisen. Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg wurden die Deutschen schließlich zu Kriegsgegnern.