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Die Intention der hiermit fortgesetzten Reihe sowie die Kriterien zur Aufnahme der besprochenen Literatur und der nomenklatorischen Neuigkeiten sind in der Einführung zur ersten Folge in Kochia 1 erläutert. Der Abschnitt „Taxonomie“, der der „Molekularen Phylogenetik“ normalerweise vorangestellt ist, entfällt dieses Mal mangels mitteilenswerter Publikationen. Dies spiegelt in gewisser Weise die Entwicklung an nationalen und internationalen Hochschulen wider.
Im Rheinland fallen zwei frühblühende Capsella-Sippen auf. Die zuerst blühende Sippe, Capsella I genannt, würde man als Teil einer weit gefassten C. bursa-pastoris ansehen. Etwas später blüht C. rubella, eine bisher vermutlich weitgehend übersehene Art des Rheinlandes. Taxonomie und Merkmalsbewertung bei Capsella werden diskutiert.
Eine in den Jahren 2004/05 durchgeführte Bestandsaufnahme der spontanen Vegetation von 200 annähernd gleichmäßig über die Landesfläche verteilten nordrhein-westfälischen Dörfern erbrachte bei den Trittpflanzen den Nachweis von insgesamt acht Vegetationstypen, die in früheren Arbeiten über die Dorfvegetation Nordrhein-Westfalens (Wittig & Wittig 1986, Lohmeyer 1983) nicht erwähnt werden. Hierbei handelt es sich um das Herniarietum glabrae, die Eragrostis minor-Polygonum arenastrum-Gesellschaft, zwei auffällige Formen des Bryo-Saginetum procumbentis (Oxalis corniculata-Fazies, Portulaca oleracea-Ausbildung), das Coronopetum squamanti, die Coronopus didymus-Ausbildung des Lolio-Polygonetum arenastri und eine, zumindest im weiteren Sinne, ebenfalls zum Lolio-Polygonetum arenastri zu zählende Puccinellia distans-Gesellschaft, die durch fließende Übergänge mit einer identische Standorte besiedelnden Spergularia rubra-Gesellschaft verbunden ist. Das Neuauftreten dieser Vegetationstypen kann teilweise als rein zeitliches Phänomen gesehen werden: Die Ausbreitung der Neophyten Coronopus didymus, Eragrostis minor, Oxalis corniculata, Portulaca oleracea und der früher im Binnenland auf wenige Salzstellen beschränkten Puccinella distans war vor 20 Jahren noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Sicher ist es aber zu einem großen Teil auch die Folge einer Verstädterung der Dörfer (Pflasterung der Bürgersteige, Hofeinfahrten und Wege und damit mehr Platz und größere Differenzierungsmöglichkeiten für das Bryo-Saginetum procumbentis) sowie des vor 20 Jahren noch deutlich weniger üblichen Einsatzes chemischer Mittel (Herbizide oder Salz) zur Verhinderung des Aufkommens von spontaner Vegetation. Da einige der bezeichnenden Arten der neu gefundenen Vegetationstypen zumindest leicht Wärme liebend sind (Coronopus-Arten, Eragrostis minor, Oxalis corniculata, Portulaca oleracea), kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch die globale Erwärmung eine gewisse Rolle spielt.
Vegetationsdynamik verlandeter Biberteiche auf der Insel Navarino (Feuerland-Archipel, Chile)
(2009)
Die vorliegende Fallstudie veranschaulicht die Auswirkungen des invasiven Nordamerikanischen Bibers (Castor canadensis) auf den autochthonen Nothofagus-Wald der ca. 2500 km2 großen Insel Navarino im Feuerland-Archipel (Archipiélago de Tierra del Fuego), Chile. Dazu wurden auf den Sukzessionsflächen verlandeter Biberteiche (1) Diversität (absolute Artenzahl, mittlere Artenzahl, Artendichte, Shannon-Wert und Evenness), (2) Artenzusammensetzung, (3) Anteil gebietsfremder Pflanzenarten. (4) Baumartenzusammensetzung, (5) Dichte, (6) Stammdurchmesser und (7) die Wuchshöhe der Gehölzverjüngung untersucht. Die Ergebnisse zeigen auf den Sukzessionsflächen eine deutliche Zunahme der Diversität mit Ausnahme der mittleren Artenzahl. Die ehemaligen Biberteiche zeichnen sich durch eine charakteristische Artenzusammensetzung aus, die insbesondere durch Weide- und Überschwemmungszeiger bestimmt wird und sich erheblich von biberfreien Waldflächen unterscheidet. Der Anteil gebietsfremder Pflanzenarten variiert stark, wofür noch keine Determinanten festgestellt werden konnten. Im Unterschied zu von Bibern unbeeinflussten Nothofagus-Wäldern wird die Verjüngung auf den Sukzessionflächen von Nothofagus antarctica dominiert. Es wurden folgende fünf Faktoren identifiziert, die als wesentliche Steuergrößen für die Etablierung von Nothofagus in Betracht gezogen werden können: (1) relative Lage des Spenderbiotops, (2) Vorkommen von Totholz, (3) Beweidung, (4) Konkurrenz und (5) Überschwemmung.
Der Beitrag veranschaulicht das Vorgehen zur Identifizierung von Wald- und Buschwald-Lebensraumtypen in der Nordwest-Türkei als Grundlage für eine räumliche Erweiterung der gesamteuropäischen strategischen Vision zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung biologischer und landschaftlicher Vielfalt (PEBLDS).
Extensive Beweidung durch Wiederkäuer und Nicht-Wiederkäuer wird oft als Management-Methode für brachliegendes Grasland eingesetzt, um den in vielen Fällen einst hohen Artenreichtum dieser Systeme zu renaturieren. Die Pflanzenarten-Zusammensetzung auf den Weidekoppeln wird dabei hauptsächlich durch die Nahrungswahl der Weidetiere beeinflusst. Aufgrund der physiologischen Unterschiede ist davon auszugehen, dass Wiederkäuer und Nicht-Wiederkäuer unterschiedliche Nahrungspräferenzen haben. Wir untersuchten Bestände des Armerio-Festucetum trachyphyllae (Koelerio-Corynephoretea) in einem trockenen und nährstoffarmen Binnendünen-Gebiet der nördlichen Oberrheinebene (Hessen). Als Weidetiere wurden verschiedene Schafrassen (als Modell für Wiederkäuer) und Esel (als Modell für Nicht-Wiederkäuer) eingesetzt. Zusätzlich untersuchten wir die Auswirkungen sukzessiver Schaf-/Eselbeweidung. Zwei unterschiedliche Subtypen des Armerio-Festucetum trachyphyllae (jeder dreifach repliziert) wurden einmal im Jahr beweidet. In den Jahren 2003 und 2004 konnten die Phytomasse-Extraktionen der drei verschiedenen Beweidungstypen (Schaf, Esel, sukzessive Schaf-/Eselbeweidung) untersucht werden. Auf jeweils 2 m2 großen Probeflächen verglichen wir die gewogene trockene Phytomasse des Weiderestes mit der Phytomasse von durch Draht-Weidekörbe geschützten Klein-Exclosures. Die Phytomasse wurde jeweils getrennt in die drei funktionellen Pflanzengruppen: „Grasartige", „Leguminosen“ und „sonstige Kräuter“ Der maximale Phytomasse-Entzug wurde im Fall der sukzessiven Schaf-/Eselbeweidung erzielt. Hinsichtlich der maximalen quantitativen Extraktion ließen sich keine Unterschiede zwischen Schaf- und Eselbewei- dung feststellen. Bezogen auf die funktionellen Pflanzengruppen nutzten Schafe in stärkerem Maße „sonstige Kräuter“, wohingegen Esel Leguminosen bevorzugten. Bei sukzessiver Schaf-/Eselbeweidung zeigte sich keine Präferenz gegenüber einer funktionellen Pflanzengruppe. - Es lässt sich rückschließen, dass im Fall von ruderalisierten Flächen die Multispecies-Beweidung aufgrund der hohen Phytomasse-Extraktion und der komplementären Nutzung der funktionellen Pflanzengruppen die am besten geeignete Methode ist.
An Hand von 4415 Vegetationsaufnahmen, die von einem Ackerbrachen-Versuch auf Dauerflächen im Neuen Botanischen Garten der Universität Göttingen aus dem Zeitraum 1969-2006 vorliegen, wird der Anteil an Neophyten untersucht. Der Neophytenanteil an der Gesamtflora des Sukzessionsversuchs (insgesamt 372 Taxa) liegt mit 8,6% in vergleichbarer Größenordnung wie in der Flora der Umgebung. In der ungestörten Ackerbrachen-Sukzession waren Neophyten mit 8-12% an der Artenzahl beteiligt. Der Anteil der Neophyten am Deckungsgrad der Krautschicht war im Grasland- und Strauchstadium (3.-20. Jahr nach dem Brachfallen) mit 50 bis zu 70% am höchsten und nahm mit der Entwicklung einer geschlossenen Gehölzschicht im Pionierwaldstadium signifikant ab. Wichtigste Neophyten in der ungestörten Ackerbrachen-Sukzession waren Conyza canadensis (Annuellen-Stadium), Epilobium ciliatum (Grasland-Stadium und vor allem Solidago canadensis (Grasland- bis Strauchstadium). Neophytische Gehölze spielen - im Gegensatz zu Nordamerika - in der Göttinger Ackerbrache bisher keine Rolle. Wurden die Ackerbrachen nur einmal jährlich gemäht so nahmen die Neophytenanteile am Deckungsgrad von weniger als 15% im ersten Jahrzehnt auf bis zu fast 90% im vierten Jahrzehnt zu. Bei zwei- bis achtmaliger Mahd lag der Anteil der Neophyten am Deckungsgrad nut bei etwa 1%, an der Artenzahl bei etwa 5%. Auf den mehrmals jährlich gemähten Flächen ließ sich keine Erhöhung des Neophytenanteils durch Düngung nachweisen, lediglich auf den einmal gemähten war dieser im Vergleich zu den ungedüngten Flächen höher. Obwohl Bodenstörungen häufig als eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung von Neophyten angesehen werden, fiel der Anteil der Neophyten auf den regelmäßig gepflügten Flächen niedriger aus als bei einmaligem Mähen oder Mulchen. Entscheidend für die Unterschiede in den Neophytenanteilen war vor allem die Reaktion von Solidago canadensis auf die verschiedenen Versuchs(Störungs-)varianten (Mahd, Mulchen, Pflügen, Düngung). Am Beispiel Solidago canadensis zeigte sich auch sehr deutlich, dass der Erfolg eines Neophyten in einer Pflanzengemeinschaft sehr stark von seiner Identität abhängt, d.h. nicht der floristische Status, sondern die morphologischen, physiologischen und genetischen Eigenschaften entscheiden darüber, ob sich eine Art in einer Sukzession invasiv verhält oder nicht.
Nach den erfolgreichen Workshops in den Jahren 2006 an der TU Darmstadt und 2007 an der TU München konnten wir dieses Mal einer Einladung der Universität Osnabrück folgen. Auf Vorschlag u. a. von unserem Ehrenmitglied Prof. Dr. E.-G. Mahn (Halle/Saale) wurde bereits auf der Mitgliederversammlung in Erlangen 2005 auf den Bedarf zusätzlicher Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft, z. B. zu praxisrelevanten Fragen hingewiesen. An dem 3. Workshop in Osnabrück nahmen über 60 Mitglieder und weitere Interessierte teil. 13 Vorträge und 9 Poster-Demonstrationen deckten verschiedenste Aspekte angewandter Fragestellungen ab. Auch dieses Mal zeigte sich die Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts- und Vegetationskunde, hier in einem Vortrag über Erfassung und Bewertung von Wald-Lebensraumtypen der europäischen FFH-Richtlinie in der NWTürkei (s. Beitrag von H. WALENTOWSKI & E. BERGMEIER in diesem Band).
Auf der Grundlage einer umfassenden Studie über die Flora und Vegetation von alten, mageren und artenreichen Mähwiesen (Anzahl 768, Fläche 300 ha) in den Landkreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Kues sowie angrenzenden Teilen von Bitburg-Prüm und Daun aus den Jahren 2006-2008 wurde ein Bewertungsansatz für die Schutzwürdigkeit der Flora dieser noch bewirtschafteten Wiesen entwickelt. Unter Verwendung der Grünlandsignatur auf älteren Topographischen Karten sowie dem Vorkommen bestimmter Indikatorpflanzen für langjährige und düngerarme Nutzung konnte die Mindestartenausstattung solcher Magerwiesen festgelegt werden. Zur genaueren Einschätzung der Schutzwürdigkeit dieser Wiesen wurden 147 Pflanzenarten ihrer Flora, die für gesetzlich geschützte Graslandlebensräume (§ 30 BNatSchG und FFH-Lebensräume) der Agrarlandschaft typisch sind, zusammen mit weiteren Pflanzen mageren Grünlandes ausgewählt und zu fünf Artengruppen zusammengefasst, abgestuft nach zunehmender Häufigkeit an für sie typischen Standorten im Untersuchungsraum. Die Abstufung der fünf Gruppen steht im Zusammenhang mit ihrem potenziellen Gefährdungsgrad und wird mit ökologisch relevanten Merkmalen der Arten (durchschnittliche Lebensdauer der Samenbank, Änderungstendenz und N-Zeigerwert nach Ellenberg), überregionaler Einschätzung ihres Gefährdungsgrades (Rote Liste von Deutschland), Häufigkeit der Arten im Untersuchungsraum zur Mitte des 19. Jhs. und ihrem Vorkommen auf Brachflächen von Wiesen, Ackern und Weinbergen überprüft. Die Vergleiche zeigen, dass von Gruppe 1 bis 5 im Durchschnitt folgende Abstufungen zu beobachten sind: Zunahme der Überlebensdauer der Samenbank, Zunahme der N-Zahlen, Abnahme der Arten der Roten Liste, Abnahme der Rückläufigkeit der Arten (steigende Werte der Anderungstendenz), Abnahme der Seltenheit der Arten schon im 19. Jh. und Zunahme des Auftretens auf Brachflächen. Da die Mehrzahl dieser mageren und artenreichen Wiesen nicht in Schutzgebieten liegt, sind sie aktuell stark durch Umwandlung in Intensivkulturen für Futterbau, Biogaserzeugung und Energiepflanzenanbau sowie Brachfallen gefährdet. Die Schutzwürdigkeit ihrer Flora kann anhand der vorgelegten Ergebnisse regional abgestuft und ökologisch bewertet werden.
8. Workshop der Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken zum Thema "Bioindikatoren" in Greifswald
(2009)
Die Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken widmet sich dem Aufbau und der Auswertung von pflanzensoziologischen Datenbanken in Deutschland. Sie trifft sich seit 2002 jährlich zu bundesweiten, vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Workshops. Seit 2008 leistet die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft zusätzliche finanzielle Unterstützung. Das 8. Arbeitstreffen fand vom 25. bis 27. Februar 2009 auf Einladung von Michael Manthey und Florian Jansen am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald statt und wurde von 38 TeilnehmerInnen aus 8 europäischen Ländern besucht.
Auf Grundlage von 14 Vegetationsaufnahmen der Messung bodenökologischer Parameter und der Berechnung von Zeigerwerten werden die Soziologie und die standörtlichen Eigenschaften an den Wuchsorten von Lathraea squamaria (Schuppenwurz) im Raum Regensburg untersucht. Lathraea kommt im Gebiet fast ausschließlich in anspruchsvollen Fagetalia-Gesellschaften vor (Querco-Ulmetum, Stellario-Alnetum, Alno-Ulmion-Basalgesellschaft, Stellario-Carpinetum, Tilio-Acerion-Basalgesellschaft). Häufigste Begleiter in der Krautschicht sind Adoxa moschatellina, Aegopodium podagraria, Anemone nemorosa, Lamium montanum und Ranunculus ficaria. Einige Arten begleiten die Schuppenwurz nur auf Böden über kalkhaltigem Gestein, insbesondere Anemone ranunculoides und Corydalis cava. Die Art besiedelt im Raum Regensburg sehr unterschiedliche geologische Substrate und allen fünf Naturräumen. Die bodenbiologisch sehr aktiven Böden sind im Wesentlichen lang anhaltend/dauerhaft frisch bis feucht und gut bis sehr gut mit Basen versorgt, vielfach auch kalkhaltig. Die Bodenreaktion liegt mehrheitlich im mittel sauren bis schwach alkalischen Bereich. Einzelne Standorte auf kristallinem Urgestein weisen deutlich niedrigere pH-Werte und eine geringere Basenversorgung auf. Zur Beurteilung der Vergesellschaftung und des Standortes in Süddeutschland wurden mehr als 100 Vegetationsaufnahmen mit der Schuppenwurz ausgewertet. Die überregional erhobenen Daten bestätigen die Affinität von Lathraea zu den anspruchsvollen Laubwäldern. Sie ist im süddeutschen Raum vor allem in Alno-Ulmion-, Carpinion- und Tilio-Acerion-Gesellschaften dokumentiert, selten auch in Buchen- und Buchen-Tannen-Mischwäldern (Hordelymo-Fagetum, Aposerido-Fagetum). Das pflanzensoziologische Spektrum reicht über die eigentlichen Wälder hinaus und schließt auch Gebüsche, Hecken, Feldgehölze, Waldmäntel sowie offene bzw. halboffene Vegetation ein (z. B. Salicetum albae, Carpino-Prunetum, Feuchtbrachen mit Jungpflanzen potentieller Wirtsbäume). Zu den charakteristischen Begleitarten von Lathraea in der Krautschicht zählen Frühlings-Geophyten oder frühblühende Hemikryptophyten. Die Berechnungen der ökologischen Zeigerwerte sowohl für die Aufnahmen des Regensburger Raumes als auch für diejenigen Süddeutschlands bestätigen im Wesentlichen die bei ELLENBERG et al. (2001) vorgenommenen Einstufungen, mit Ausnahme des Faktors Licht. Lathraea kommt demnach auf lichtenreicheren Standorten vor als es der Zeigerwert zum Ausdruck bringt. Die Verteilung der Reaktionszahlen zeigt, dass nicht ausschließlich Pflanzenarten schwach saurer bis schwach alkalischer Böden mit der Schuppenwurz vergesellschaftet sind, sondern auch einzelne Sippen mäßig bis stärker versauerter Böden. Mehrere Messdaten zur Bodenökologie an verschiedenen Lathraea-Vorkommen Süddeutschlands sowie Mitteleuropas und angrenzenden Regionen West- und Nordeuropas belegen auch die Besiedlung "ungünstiger" Standorte. Die Lebensweise als Holoparasit deutet jedoch daraufhin, dass nicht unmittelbar Latraea, sondern der Wirtbaum selbst von den Bodenbedingungen abhängig ist. Bezogen auf Mitteleuropa und angrenzenden Regionen West- und Nordeuropas zeigt sich ein Schwerpunkt der Vergesellschaftung in Auen-, Eichen-Hainbuchen- und edellaubholzreichen Wäldern.
Die Saumgesellschaften im Osten Österreichs sind bisher nur sehr unzureichend dokumentiert. Ziel dieser Arbeit war die möglichst vollständige Erfassung der floristisch und standörtlichen Variationsbreite der Säume auf magerern Standorten im Biosphärenpark Wienerwald. Der Wienerwald ist eines der größten naturnahen Laubwaldgebiete der collinen bis submontanen Stufe in Mitteleuropa. Er liegt am Übergang vom subatlantisch bestimmten mitteleuropäischen zum pannonischen Klima. Auf der Basis von 132 neu erhobenen Vegetationsaufnahmen wurde eine TWINSPAN-Klassifikation durchgeführt. Die Korrelation der standörtlichen Parameter mit der Artenzusammensetzung wurde in einer kanonischen Korrespondenzanalyse (CCA) analysiert. Zur syntaxonomischen Interpretation wurden auch Aufnahmen aus der Literatur hinzugefügt. - Im Gebiet am weitesten verbreitet ist der Verband Trifolion medii. Gesellschaften des Verbandes Geranion sanguinei sind im Vergleich dazu seltener und bevorzugen die warmen Randlagen des Wienerwaldes. Es werden einige Probleme in der syntaxonomischen Gliederung der beiden Verbände diskutiert.
Dictamnus albus (Diptam, Rutaceae) gehört zu den seltenen, gefährdeten und geschützten Arten unserer heimischen Flora. Im Unstrutgebiet, in der Umgebung von Freyburg (Sachsen-Anhalt), wurden die Populationsstruktur und Vergesellschaftung von sieben Populationen untersucht. Sie unterschieden sich sowohl in ihrer Populationsgröße (200-24.000 Sprosse) als auch in ihren Habitaten. In allen Populationen blühte und fruchtete die Art in den fünf Untersuchungsjahren reichlich. Der Diptam siedelt im Untersuchungsgebiet in thermophilen Staudensäumen (Geranio-Peucedanetum) sowohl an natürlichen als auch an anthropogen entstandenen Waldrändern und wandert von dort aus in die angrenzenden Xerothermrasen (Teucrio-Seslerietum, Trinio-Caricetum, Onobrychido-Brometum), Gebüschmäntel (Viburno-Cornetum) und Wälder (Quercetum pubescenti-petraeae, Galio-Carpinetum) ein. Um die Populationsstruktur des Diptams zu erfassen, wurden Transekte eingerichtet, in denen die Anzahl der Keimlinge, der juvenilen Sprosse unter und über 20 cm Wuchshöhe sowie der Adulten erfasst wurden. Sowohl die Anzahl der Sprosse pro m2 als auch die Verteilung der Altersstadien variierte zwischen den Populationen und den Habitaten (Xerothermrasen, Saum, Gebüsch, Wald). Juvenile über 20 cm Höhe und Adulte kamen vor allem in den Säumen vor, während Keimlinge und Juvenile unter 20 cm Höhe vor allem in den angrenzenden Xerothermrasen zu finden waren. Hier zeigte sich ein Unterschied zwischen den naturnahen Trockenrasen, wo die Anzahl der Keimlinge besonders hoch und den halbnatürlichen, sekundären Halbtrockenrasen, wo die Anzahl der Keimlinge besonders niedrig war. Ebenso war die Verteilung der Entwicklungsstadien zwischen den Populationen sehr unterschiedlich. Dabei zeichnet sich die kleine Population Krawinkel durch einen Mangel an Keimlingen und Jungpflanzen aus, war also überaltert. Eine andere kleine Population am Langen Berg zeigte dagegen einen hohen Anteil von Keimlingen und Juvenilen (ca. 88%). Eine mittelgroße Population (Ennsberg) an einem anthropogenen Wuchsort stellte mit ca. 50% Keimlingen eine wachsende Population dar. In den anderen vier Populationen waren die vier Entwicklungsstadien relativ gleichmäßig verteilt. Auf der Grundlage der demographischen Struktur werden die Populationen als dynamisch, stabil oder senil eingestuft und in ihrer Gefährdung bewertet. Aufgrund des hohen Anteils an Keimlingen und Jungpflanzen in den Xerothermrasen schien es, als ob der Diptam dorthin stärker einwandern würde. Die starke Erwärmung verursacht hier jedoch vermutlich Stress für die Pflanzen, der in Form hoher stomatärer Leitfähigkeiten gemessen wurde. Ein Indiz dafür ist, dass in diesem Bereich nur wenige Diptam-Keimlinge das Adultstadium erreichen und die Mehrzahl der Jungpflanzen der extremen Trockenheit unterliegt. Somit ist der Diptam eine typische Saumpflanze, die die ökologische Nische im Randbereich thermophiler Wälder nutzt.
Bücherschau
(2009)
In der Literaturstudie werden Vegetationsaufnahmen aus 15 Eichen-Hainbuchen-Waldgebieten zwischen dem kontinental geprägten Mitteldeutschland und dem ozeanischen Nordwestdeutschland ausgewertet. Dabei können gegenläufige Abundanzen von Winterlinde (Tilia cordata Mill.) und Rotbuche (Fagus sylvaticus L.) entlang dieses Klimagradienten festgestellt werden. Mit zunehmender Ozeanität nimmt die Stetigkeit der Winterlinde ab, demgegenüber gewinnt die im Gegensatz zur Winterlinde in allen betrachteten Eichen-Hainbuchen-Wäldern vorkommende Buche an Stetigkeit. Die Winterlinde kommt dabei in subatlantischen Klimaräumen, die subkontinental beeinflusst sind, mit sehr unterschiedlichen Abundanzen vor. Dies kann durch den Übergangscharakter des Klimas der entsprechenden Wuchsbezirke erklärt werden, in denen sowohl Winterlinde als auch Buche vom Klima her gut gedeihen können, so dass dann eher edaphische und anthropogene Einflüsse über die Baumartenzusammensetzung entscheiden. Im atlantisch geprägten nordwestdeutschen Flachland und in der Westfälischen Bucht kommt die Winterlinde höchstwahrscheinlich nicht natürlich vor, allerdings verwischen in diesem Bereich zahlreiche gepflanzte Winterlinden das natürliche Verbreitungsbild.
Die Literaturstudie wird um eine Fallstudie im thüringischen Hainich ergänzt. Diese ermöglicht zusätzliche Erkenntnisse zur Abhängigkeit der Winterlinde von edaphischen und anthropologischen Faktoren. Im subkontinental beeinflussten Hainich sind Bestände des Stellario-Carpinentum durch eine stärker ausgeprägte Vertikalstruktur der Baumschicht gekennzeichnet als Bestände des Hordelymo- und Galio-Fagetum. Dies weist auf eine frühere Plenter- und vor allem Mittelwaldnutzung hin, wobei letztere die Linde fördert und die Buche zurückdrängt. Einen weitaus größeren Einfluss auf die Vegetationsdifferenzierung und damit auf die Baumartenzusammensetzung im Hainich hat aber vermutlich der Tongehalt des Bodens. Erhöhte Tongehalte resultieren in einer größeren Wechselfeuchte insbesondere der tieferen Bodenhorizonte, worauf die Buche im Gegensatz zur Winterlinde empfindlich reagiert. Obwohl im östlichen Hainich die Eichen-Hainbuchen-Wälder pflanzensoziologisch wenig scharf von den artenreichen Buchenwäldern getrennt sind, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass dieses Gebiet bereits einen natürlichen Übergangsbereich zu echten Eichen-Hainbuchen-Wäldern der zonalen Vegetation dartstellt. Im Hainich wirkt sich ein zunehmender Winterlindenanteil günstig auf die Nährstoffversorgung des Oberbodens aus, auch wenn hierbei die Abnahme des Buchenanteils möglicherweise entscheidender ist.
Duchesnea indica, die Indische Scheinerdbeere, stammt aus mild-humiden Bergregionen Asiens und wird in Mitteleuropa seit Beginn des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze kultiviert. In den letzten Jahrzehnten breitet sich die Art in Deutschland insbesondere in milden Regionen zunehmend spontan aus. Im stärker kontinental getönten Klima Nordostbayerns ist Duchesnea bislang noch nicht außerhalb gärtnerischer Anpflanzungen anzutreffen, wenngleich sie sich beispielsweise auf dem Areal des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth seit vielen Jahren stark vegetativ ausbreitet. In der vorliegenden Studie wurde daher das Potenzial der generativen Ausbreitung von Duchesnea indica im Vergleich zur morphologisch ähnlichen einheimischen Fragaria vesca untersucht und die Hypothese zugrunde gelegt, dass die Produktion keimfähiger Samen und/oder deren Ausbreitung limitierend für die Etablierung von Duchesnea indica an neuen Standorten ist. Duchesnea produziert in einer Vegetationsperiode mehr Samen (einsamige Nussfrüchte) als die heimische Fragaria. Sie hat zudem eine deutlich längere Phase der Fruktifikation, die vom Frühsommer bis zum ersten Frost im Herbst reicht. Die Samen von Duchesnea sind zu über 90% keimfähig, selbst wenn sie zwei Wochen vor der Keimung bei -18°C gelagert wurden. Ihre Früchte werden in gleichem Maße wie diejenigen der Walderdbeere sowohl von Vögeln wie auch von Kleinsäugern verschleppt. Limitierend für die Besiedlung neuer Standorte über Samen könnte das Keimverhalten von Duchesnea sein. Die Samenkeimung beginnt erst 21 Tage nach der Aussaat (bei Fragaria nach 8 Tagen) und endet nach bis zu 56 Tagen (bei Fragaria nach 13 Tagen). In weiteren Unteruchungen ist zu klären, ob die Bedingungen der Keimlingsetablierung begrenzend für die weitere Ausbreitung von Duchesnea indica wirken.
Asplenium adiantum-nigrum (Aspleniaceae, Pteridophyta) breitet sich seit ca. 20 Jahren von seinem Arealrand im Rheinisch-Westfälischen Mittelgebirge ins Tiefland hinein aus. Die bislang in Nordrhein-Westfalen collin-montan verbreitete Farnart besaß dort bis zum Ende der 1980er Jahre eine stabile Verbreitungsgrenze mit Vorkommen an Felsstandorten des Ruhrtals (südliches Ruhrgebiet). Ausbreitungsgeschichte, Populationsentwicklung, Gesellschaftsanschluss sowie die neuen Wuchsorte werden dargestellt. Insgesamt konnten seit 1990 25 Neufunde, 16 davon im planaren Raum des Niederrheinischen Tieflandes und der Westfälischen Bucht, mit einer Gesamtpopulation von über 580 Individuen verzeichnet werden. Die Ursachen der Arealerweiterung werden anhand von vier Hypothesen und unter Berücksichtigung von Untersuchungsergebnissen aus West- und Nordwesteuropa diskutiert. Eine derzeit häufig diskutierte mögliche Ursache der Arealerweiterung ist die seit Jahren erkennbare Klimaerwärmung, bei der insbesondere die milderen Winter und wärmeren Sommer u.a. zu einer Veränderung der Luftfeuchtigkeit führen. Diese scheidet jedoch im Falle von Asplenium adiatum-nigrum zumindest als monokausale Erklärung aus. Die veränderten klimatischen Faktoren überlagern sich zeitgleich mit einer einhergehenden Luftverbesserung (insbesondere Verringerung der SO2-Immissionen) und höheren Stickstoffimmissionen, welche letztlich die Wuchsbedingungen des Farntaxons insgesamt positiv beeinflussen können. Ein belegbarer Zusammenhang zwischen Ausbreitung des Taxons und den veränderten Klima- sowie Umweltbedingungen ist derzeit allerdings nicht gegeben.
Neben dem Habitatverlust gelten populationsbiologische und genetische Konsequenzen der Habitatfragmentierung seit den 1990er Jahren als wesentliche Ursache der Gefährdung von Pflanzen und stehen damit nun auch im Fokus des botanischen Artenschutzes. Der vorliegende Beitrag gibt anhand von Beispielen einen Überblick über den Stand der Forschung in diesem Bereich und versucht abzuschätzen, welche Bedeutung Habitatfragmentierung und die dadurch entstehenden kleinen, isolierten Populationen auf heimische Pflanzenarten haben können. Als wesentliche und offenbar sehr weit verbreitete negative Effekte werden Gendrift, Inzuchtdepression, Zufallsereignisse, Bestäuberlimitierung und Randeffekte identifiziert. Zusammen mit verringerter Habitatqualität durch Eutrophierung, Entwässerung oder Nutzungsänderung und sich gegenseitig verstärkend wirken sie zumeist negativ auf die Fitness der Individuen und Populationen und erhöhen so deren Aussterberisiko. Dieser negative Effekt kleiner Populationen auf die Fitness des Individuums wird - unabhängig von der Ursache, die sich häufig nur durch wissenschaftliche Experimente ermitteln lässt - als Allee-Effekt bezeichnet. Eine durch einen Biotopverbund geförderte Metapopulationsdynamik kann das dauerhafte Aussterben von Pflanzenpopulationen verhindern und mindert die negativen genetischen Effekte der Habitatsfragmentierung über einen erhöhten Genfluss durch Pollen und Samen. Die bisherigen wissenschaftlichen Studien in Mitteleuropa beruhen allerdings in überproportionaler Weise auf bestimmten Pflanzenfamilien (Gentianaceae, Primulaceae), Habitaten (Trocken- und Magerrasen, Wirtschaftsgrünland), insekten- und obligat fremdbestäubten sowie weitgehend auf sexuelle Fortpflanzung angewiesenen Arten. Dagegen liegen etwa über Grasartige, Ruderal- und Segetalpflanzen, Neophyten, wind- und selbstbestäubende Arten und solche, die sich weitgehend vegetativ oder über apomiktisch gebildete Samen fortpflanzen, nur wenige Erkenntnisse vor. Gerade diese und Pflanzenarten mit hohem Ausbreitungspotenzial müssen aber nach derzeitigem Wissensstand als weniger sensitiv gegenüber Habitatfragmentierung eingestuft werden. Auf diesen Befunden aufbauend werden für die Naturschutzpraxis Biotoptypen hinsichtlich ihrer Sensitivität gegenüber Habitatfragmentierung klassifiziert und biologisch-ökologische Merkmale von sensitiven und weniger sensitiven Arten gegenübergestellt. Schließlich werden allgemeine Konsequenzen für die Naturschutzpraxis (Zielarten und Zielbiotope von Biotopverbundsystemen, Mindestgröße sowie genetische Rettung von Populationen, Wiederausbringung aus Erhaltungskulturen) präsentiert.
Der Harz ist neben seinen Wäldern auch durch seine bunten Bergwiesen bekannt. Letztere sind schon seit längerer Zeit durch Nutzungsaufgabe oder intensivere Nutzung bedroht und gehören zu den besonders schutzbedürftigen Pflanzengesellschaften. Seit den 1980er Jahren werden zunehmend staatlich geförderte Pflegemaßnahmen zu ihrer Regeneration und Erhaltung durchgeführt. Im NSG „Bergwiesen bei St. Andreasberg“ sind seit 1987 wieder große Flächen durch einen ortsansässigen Landwirt gemäht worden. Zur Erfolgskontrolle und Erprobung anderer Pflegemaßnahmen wurden 1988 für ein Biomonitoring mehrere Dauerflächen eingerichtet, mit 10 x 10 m-Parzellen für jährliche Mahd und Brache, teilweise auch für Mahd alle zwei oder drei Jahre sowie Mulchen. Die Parzellen wurden bis 2002 auf 2x2 m-Kleinflächen erfasst. 2003 wurden die ganzen Parzellen aufgenommen, zusätzlich die Vertikalstruktur (Höhe der Schichten) und die oberirdische Biomasse gemessen.
Beschrieben werden hier vier Dauerflächen, zwei in Goldhaferwiesen (Geranio-Trisetetum potentilletosum erectae), je eine in einem Borstgrasrasen (Polygalo-Nardetum) und in einem Rubus idaeus-Brachestadium. Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch jährliche Mahd mit Abfuhr des Mähgutes überall wieder eine artenreiche, bunt blühende Magerwiese mit offener Struktur und kleinwüchsigen Pflanzen eingestellt hat. Mahd alle zwei oder drei Jahre fördert etwas wuchskräftigere Arten. Mulchen erscheint wegen stärkerer Streubildung weniger geeignet. In den Brachen haben sich Hochstaudenfluren oder andere Dominanzstrukturen entwickelt. Eine Schlüsselart für die Regeneration ist Meum athamanticum, dessen Wuchskraft am besten durch jährliche Mahd eingedämmt wird. In der Diskussion wird deshalb als beste Erhaltungsmaßnahme eine jährliche Mahd ab Ende Juni empfohlen, möglichst im Mosaik mit seltener bis gar nicht gemähten Flächen. Auch eine extensive Beweidung wird diskutiert.