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Organisation: Achim Hölter (Münster), Volker Pantenburg Berlin) und Susanne Stemmler (Berlin)
Brecht-Haus, Berlin, 16. bis 18. März 2007
Nach dem 'linguistic turn' oder dem 'pictorial turn', in denen die Textualität und Bildlichkeit kultureller Artefakte ins Zentrum gerückt wurden, liegt das Augenmerk in den Literatur- und Kulturwissenschaften verstärkt auf deren Räumlichkeit: In den letzten Jahren ist demnach vermehrt vom 'spatial turn' die Rede gewesen. Der visuellen Umcodierung von Gegenwartskultur Rechnung tragend, wendeten die Beiträge der Tagung 'Metropolen im Maßstab' ihre Aufmerksamkeit auf die moderne literarische und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema (Groß-)Stadt.
Gehalten auf dem Symposium: Generation als Erzählung. Neue Perspektiven auf ein kulturelles Deutungsmuster. Veranstalter: Björn Bohnenkamp, Lars Klein, Till Manning, Markus Neuschäfer, Alexandra Retkowski, Eva-Maria Silies, Nadine Wagener-Böck, Gudrun Weiland (DFG-Graduiertenkolleg Generationengeschichte) Datum, Ort: 13.03.2008-15.03.2008, Göttingen Wer sich derzeit den zahllosen Dokumentationen über die Achtundsechziger aussetzt oder einfach seinen Großeltern zuhört, dem erscheint sie naheliegend: die Bedeutsamkeit von narrativen Strukturen für Erfahrungsgemeinschaften. Ein aus Historikern, Pädagogen, Sozial-, Literatur- und Medienwissenschaftlern bestehendes Symposion, das vom 13.-15. März in Göttingen stattfand, stellte eben diesen Konnex zwischen Generationalität und Narrativität in den Mittelpunkt. Generationenerzählungen vermitteln, so die übergeordnete Prämisse der Tagung, nicht allein faktische und fiktive Vorgänge. Vielmehr müssten Narrative, in denen sich identitäre Suche über generationale Vergemeinschaftung vollzieht, als kulturelle Ordnungsmuster verstanden und analysiert werden, die für die Strukturierung von Erfahrung und Wissen grundlegend seien. Das Programm versprach eine Vielfalt an Themen und methodischen Zugriffen, die keine trennscharfe Abgrenzung, sondern einen kaleidoskopischen Blick auf das Tagungsthema beabsichtigte. Der Mut der Organisatoren zu einer heterogenen Sektionszusammenstellung wurde insofern belohnt, als sich rote Fäden über die drei Symposientage hinweg entwickelten, die in Beiträgen und Diskussionen aufgegriffen und weitergesponnen wurden. Diese panelübergreifenden Linien stifteten eine Kohärenz, die im Folgenden abgebildet werden soll.
Bürgermeister und Rat der Stadt Freiburg im Breisgau berichten in einer am 5. Mai 1513 ausgestellten Urkunde, es hätten mehrere Bürger mit der Bitte sich an sie gewandt, eine "bruderschaft der sengerye gründen zu dürfen. Denn gott der allmechtig [würde] dardurch gelopt, die selen getröst und die menschen zu zyten, so sy dem gesang zuhorten, von gotslesterung, ouch vom spyl vnd anderer weltlicher uppigkeyt gezogen": Gott, der Allmächtige, würde damit gepriesen, die Seelen würden getröstet, und die Menschen, wenn sie dem Gesang zuhörten, von Gotteslästerung, Spiel und anderen weltlichen Lastern abgehalten. In Rücksicht nicht zuletzt auf die "guettaeten, so den armen selen dardurch nachgeschechen mocht", wird diesem Ersuchen stattgegeben. Die Bittsteller dürfen ihre "bruderschaft" aber nur genau so einrichten, wie es eine "ordnung" im Detail vorschreibt, die dem Ersuchen an den Stadtrat von den Sängern beigegeben wurde und in der Gründungsurkunde in 17 Punkten "von wort zu wort" noch einmal festgehalten wird.
„[...] Goethe [liebte] die Herzogin Anna Amalia [...] und [blieb] ihr ein Leben lang treu“, so lautet die zentrale Hypothese des in Weimar lebenden Juristen und Schriftstellers Ettore Ghibellino, mit der sich angeblich sämtliche „Widersprüche“ in Goethes Leben und Werk erklären ließen. In seinem Buch „J. W. Goethe und Anna Amalia / Eine verbotene Liebe“, zuerst 2003 erschienen, unternimmt der Autor nichts Geringeres als den Versuch, die Goethe-Forschung auf eine ‚neue Grundlage‘ zu stellen. [...] Ghibellionos Ansatz ist historisch so fragwürdig, das zugrunde liegende Kunst- und Literaturverständnis derart einseitig biographistisch, der Umgang mit den Quellen so unreflektiert, ja manipulativ, die Kenntnisnahme und Einbeziehung der aktuellen Forschungsliteratur so selektiv, dass sich eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung eigentlich verbietet. In der Fachwelt hat Ghibellinos Veröffentlichung daher weder Interesse noch Unterstützung gefunden. Allerdings vermarktet der Autor mit seinem Buch geschickt das große allgemeine Interesse an der Person Goethes, dabei auch voyeuristische Bedürfnisse des Publikums bedienend. Inzwischen sind bereits zwei Nachauflagen (2004 und 2007) und eine englische Übersetzung (2007) erschienen. Aus diesem Grund muss diese neue ‚Weimar Legende‘ in aller Deutlichkeit als das benannt werden, was sie tatsächlich ist, nämlich eine Erfindung des Autors.