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Die Daten zu Erstbeobachtung (EB) bzw. Sangesbeginn (SB) für 97 Vogelarten aus dem Gemeindegebiet Kuhlen-Wendorf (Landkreis Parchim, Mecklenburg-Vorpommern) umfassen den Zeitraum von 1963 bis 1968 und von 1977 bis 2003. Neben der Länge des Untersuchungszeitraums von über vier Jahrzehnten ist hervorzuheben, dass die Daten über den gesamten Zeitraum von immer dem gleichen und einzigen Beobachter (ES) erfasst wurden. Das große Artenspektrum umfasst auch einige bisher nur spärlich dokumentierte Non-Passeres- Arten. Die Mediane von EB/SB haben eine Spannweite von Ende Januar bis Mitte Mai. Am frühesten sind EB/SB bei Kleiber Sitta europaea, Blaumeise Parus caeruleus und Kohlmeise Parus major, am spätesten bei Wachtel Coturnix coturnix,Gelbspötter Hippolais icterina und Zwergschnäpper Ficedula parva. Je später eine Art ankommt bzw. zu singen beginnt, umso geringer ist die Spannweite von EB/SB. Die größte Spannweite weisen Teichralle Gallinula chloropus, Hohltaube Columba oenas, Grünspecht Picus viridis und Wasserralle Rallus aquaticus auf, die geringste Gelbspötter, Klappergrasmücke Sylvia curruca, Wachtelkönig Crex crex, Gartengrasmücke Sylvia borin und Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus. Dabei ist die Spannweite der LZ signifikant geringer als die der beiden anderen Zugtypen. Für 80 Arten wird der Trend von EB/SB in Kuhlen-Wendorf in Form von Ausgleichskurven dargestellt, denn EB/SB vieler Arten zeigen keinen linearen Trend über den gesamten Untersuchungszeitraum. Zum Beispiel belegen die Ausgleichskurven für 21 Arten eine auffällige Abflachung einer vorhergehenden Verfrühung oder sogar eine Umkehr hin zu einer Verspätung gegen Ende des Untersuchungszeitraums. Ein annähernd linearer, wenn auch nicht signifikanter Trend zur Verspätung von EB/SB besteht bei nur vier Arten. Verspätungen von EB/SB stehen möglicherweise mit Bestandsabnahmen in Zusammenhang. Bei 15 Arten kann keine Veränderung über den Untersuchungszeitraum festgestellt werden. Generell überwiegt in Kuhlen-Wendorf ein Trend zur Verfrühung von EB/SB über den gesamten Untersuchungszeitraum. Die 43 Arten mit nahezu linearer Regression (positiv und negativ) verfrühen sich im Mittel um drei Tage pro Jahrzehnt, die 17 signifikant abnehmenden Arten um sogar sechs Tage pro Jahrzehnt. Dies liegt im Rahmen des bekannten Ausmaßes der Vorverlegung phänologischer Ereignisse im Frühjahr in den letzten Jahrzehnten. Dabei ist die Verfrühung bei den Standvögeln (SV) und den Kurz/Mittelstreckenziehern (KMZ) stärker ausgeprägt als bei den Langstreckenziehern (LZ). Möglicherweise beruht dieser Unterschied insbesondere zwischen den beiden ziehenden Gruppen, den KMZ und den LZ, auf der zunehmenden Nordverlagerung von Überwinterungsgebieten im Zuge des Trends zu immer milderen Wintern. Eine zunehmende Zahl von Beobachtungen überwinternder Individuen der KMZ suggeriert möglicherweise nur, dass die Verfrühung der KMZ stärker ist als die der nicht im Untersuchungsgebiet überwinternden LZ. Das unterschiedliche Ausmaß der Verfrühung von KMZ und LZ im Untersuchungsgebiet kann nicht durch unterschiedliche Abhängigkeiten von der lokalen Temperatur und/oder vom Winter-NAO-Index erklärt werden. EB/SB korrelieren signifikant negativ mit der lokalen mittleren Temperatur des Monats der mittleren EB/SB-Daten oder des den mittleren Daten vorhergehenden Monats bei 38 der untersuchten 97 Arten, ein Trend besteht bei 71 Arten. Dieser Zusammenhang ist bei den KMZ am häufigsten, gefolgt von den LZ und am seltensten bei den SV. Mit dem Winter-NAOIndex korreliert die EB/SB signifikant negativ bei 25 Arten, ein Trend besteht bei 53 Arten. Dieser Zusammenhang ist bei den KMZ am häufigsten und signifikant seltener bei den SV und den LZ. Signifikant positive Zusammenhänge gibt es weder mit der Temperatur noch mit dem Winter-NAO-Index. Im Vergleich zu früheren Angaben aus der Region (Kuhk 1939) kommen die Vögel im Untersuchungsgebiet nicht nur gegen Ende des gesamten Untersuchungszeitraums sondern auch schon in den 1960er Jahren früher an, was zum generellen Trend der Klimaerwärmung über das 20. Jahrhundert passt. Gegenüber der Erstankunft in Berlin (Fischer 2002) ist der Median von EB/SB von 30 vergleichbaren Arten in Kuhlen- Wendorf (berechnet über den gleichen Zeitraum ab Mitte der 1970er Jahre bis 2000) im Mittel gut acht Tage später. Dies kann mit der Eigenschaft der Großstadt Berlin als „Wärmeinsel“, mit methodischen Unterschieden (z. B. höhere Beobachterdichte) und der geographischen Lage erklärt werden. Ein gemeinsamer Trend zur Verfrühung des Medians von EB/SB über den gleichen Zeitraum kann bei der Hälfte der gemeinsamen Arten der beiden Gebiete beobachtet werden.