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Die vorliegende Studie bietet eingangs allgemeine Erwägungen über die Rolle des literarischen Kanons im 21. Jahrhundert und über eine mögliche Redefinition von Rollen der Akteur/innen der Kanonisierungsprozesse. Auf dieser Grundlage wird ein Konzept entworfen, dessen Ziel es ist, die Nützlichkeit und Notwendigkeit einer neuen Sicht auf vergessene und nichtkanonisierte Texte zu zeigen. Die Materialbasis bildet diesbezüglich die deutschgeschriebene Literatur aus der Mährischen Walachei, die auch in groben Zügen als literarisches Phänomen skizziert wird. Analysiert werden ausgewählte poetische Werke der aus diesem Gebiet der Böhmischen Länder stammenden und weitgehend unbekannten Autorin Susanne Schmida (1894–1981).
This paper presents an analysis of the novel 'Die fremde Frau' by the writer Paul Zifferer (1879-1929) who came from Bystřice pod Hostýnem in Moravian Wallachia. It is a largely unknown, late naturalistic text which addresses national and social issues that were topical at the end of the 19th century. The novel offers a critical reflection on both bourgeois society and national tensions in Moravian Wallachia. It oscillates between conservativism and revolution, between historical authenticity and fiction. Moreover, the analysis shows that German literature from Moravian Wallachia deserves a serious and comprehensive exploration - as does Paul Zifferer's work, especially in the context of German or Austrian naturalism and aesthetic modernism.
Der Beitrag enthält eine Analyse der Repräsentationsweisen der mährischen Walachei in den Werken der aus dieser Region stammenden, hier ebenden oder vorübergehend wirkenden deutschschreibenden Autoren. In der Lyrik Nina Wostalls (1901–1996) ist die Walachei Zentrum einer mythisch anmutenden Gemeinschaft mit multikulturellem Hintergrund. Marianne Bohrmann (1849–1916) zeigt die Walachei in ihrem Prosaband "Mährische Novellen" als beschauliche Idylle, die eine Gegenwelt zu allem Neuen und Authentischen darstellt, das sich gegen gesellschaftliche Konventionen stemmt. In Paul Zifferers (1879–1929) Roman "Die fremde Frau" entpuppen sich die idyllische Gegend als permanentes Konfliktfeld und die harmonische Gemeinschaft als Quelle für soziale und nationale Probleme. Walter Seidl (1905–1937) transformiert in seinem Roman "Der Berg der Liebenden“ die mährischwalachische Idylle in eine moderne Utopie.
Der Beitrag enthält eine Analyse des 1927 erschienenen Romans Der Sprung ins Ungewisse von Paul Zifferer, einem wenig bekannten, aus Mähren stammenden österreichischen Schriftsteller. Dieses Prosawerk bietet eine bemerkenswerte Auffassung des Phänomens Zentrum und Peripherie aus territorialer, sozialer, psychologischer, kultureller und politischer Sicht. Überdies stellt es ein wenig erforschtes Kapitel der literarischen Moderne dar.