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Das Naturschutzgebiet "Syenvenn" im Landkreis Grafschaft Bentheim umfaßt mit 194 ha Fläche den zentralen Moorkörper eines ehemals ausgedehnteren Hochmoorkomplexes. Die aktuelle Vegetation des Untersuchungsgebietes zeigt die verschiedensten Degenerations- und Regenerationsstufen der ursprünglichen Hochmoorvegetation. Neben ausgedehnten Pfeifengras-Beständen und Moorheide-Stadien prägt vor allem ein Birkenbuschwald als typische Sekundärvegetation entwässerter und teilabgetorfter Hochmoore das Vegetationsbild. In unregelmäßig über das Gebiet verteilten Torfstichen finden sich die bezeichnenden Verlandungsgesellschaften oligo-dystropher Moorgewässer. Die eindrucksvollsten Pflanzengesellschaften des Gebietes, das Erico-Sphagnetum magellanici und das Rhynchosporetum albae, kommen nur in wenigen regenerierenden Torfstichen vor, wo sie bereits deutliche Bult-Schlenken-Komplexe bilden. Ein Schema zur stufenweisen Degeneration intakter Hochmoorvegetation bis zum Birkenbuschwald vermittelt eine Vorstellung der Sukzessionsabläufe für das Gebiet bei anthropogenen Eingriffen in den Wasserhaushalt des Hochmoores. Der Mensch nutzte das Moor seit historischer Zeit zur Brenntorfgewinnung, zum Buchweizenanbau und zur Hudewirtschaft. Mitte des 20igsten Jahrhunderts begannen systematische Kultivierungsmaßnahmen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen, so daß im Schutzreservat nur der Kern des ehemals ca. 600 ha großen Hochmoores erhalten blieb. Torfabbau, Entwässerungs- und Kultivierungsmaßnahmen führten auch nach der Unterschutzsteilung zu gravierenden Störungen im Wasser- und Nährstoffhaushalt. Literatur Infolgedessen prägen heute verschiedene Degenerationsstadien ursprünglicher Hochmoor- und Feuchtheidegesellschaften das Vegetationsbild des Syenvenns. Pflanzengesellschaften des ehemaligen Hochmoorrandes besiedeln das Syenvenn deshalb nur noch in fragmentarischer Ausbildung oder sind gänzlich verschwunden. Heute spielen obendrein zahlreiche aerosolierte Stickstoff-Depositionen und andere Immissionen eine zunehmende Rolle für Veränderungen im Artenbestand der Hochmoor- und Heidegesellschaften (vgl. auch Twenhöven 1992). Künftige Entwicklungs- und Pflegekonzepte sollten zum Ziel haben, einen möglichst gebietstypischen Zustand wiederherzustellen. Dazu müssen vordringlich und möglichst rasch gezielte Wiedervernässungs- und Entkusselungsmaßnahmen durchgeführt werden. Für einen langfristigen Schutz reichen jedoch Pflege und Entwicklungsmaßnahmen allein nicht aus, vielmehr ist die Einbeziehung angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen in die Planung notwendig, um Nährstoffeinträge in das Schutzgebiet so gering wie möglich zu halten.
In Anerkennung des von Reinhold Tüxen aufgebauten Forschungszentrums hat nach seinem Tode die Niedersächsische Landesregierung den wissenschaftlichen Nachlaß im Jahre 1981 erworben. Der Erlös aus dem Ankauf des wissenschaftlichen Nachlasses mit ihrer Lehrbuchsammlung, mehr als 40.000 Separata, ihren Karteien, pflanzensoziologischen Originaltabellen und ihren als Dokumente unersetzlichen Diapositiven ist auf testamentarischen Beschluß Tüxens in die REINHOLD-TÜXEN-GESELLSCHAFT e.V. und die REINHOLD-UND-JOHANNA-TÜXEN-STIFTUNG eingegangen. Satzungsgemäßer Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Pflanzensoziologie in Forschung, Lehre und Anwendung sowie die Betreuung und finanzielle Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf der Grundlage der von R. Tüxen entwickelten wissenschaftlichen Grundsätze.
Mit zunehmender Nährstoffanreicherung der oligotrophen Gewässer in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft ist ein stetiger Rückgang der Littorelletea-Gesellschaften verbunden. Diese oligotraphenten Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften gehören zum speziellen Vegetationsinventar der nährstoffarmen Diluviallandschaft, sie werden aber in fortschreitendem Maße an ihren natürlichen Standorten durch eutraphente Pflanzen und Pflanzengesellschaften verdrängt.
Verbreitung und Geschichte der Schneitelwirtschaft mit ihren Zeugnissen in Nordwestdeutschland
(1983)
Die Schneitelwirtschaft diente der Laubheugewinnung für die Winterfütterung des Viehs. Sie war in kontinentalen Gebieten und in Bergländern mit langer winterlicher Schneebedeckung bedeutsamer als in maritimen Räumen. Ihre Geschichte lässt sich für Mitteleuropa anhand archäologischer und historischer Quellen von prähistorischen Zeiten bis in das 19. Jahrhundert hinein verfolgen. Wichtige historische Zeugnisse für die Schneitelwirtschaft Nordwestdeutschlands bilden die Holzordnungen der frühen Neuzeit bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Sie lassen aus Gründen der Waldverwüstung eine allmähliche Verlagerung der Schneitelwirtschaft aus den Markenwäldern auf Baumgruppen und Hecken außerhalb der Mark und eine Reduzierung der Laubheufütterung auf das Kleinvieh (Schafe und Ziegen) erkennen. Als Schneiteltypen waren Kopf-, Ast-, und Stockschneitelung sowie das Laubrupfen bekannt, wobei die Kopfschneitelung das gängigste Verfahren war.
Die xerothermen Vegetationseinheiten Mitteleruopas bilden in der Regel ein Mosaik aus Felstriften, Trockenrasen, thermophilen Saum- und Mantelgesellschaften und Eichenbuschwaldbereichen. Sie sind im temperaten Klima Mitteleuropas auf trockenwarme Sonderstandorte beschränkt, und ihre Pflanzengesellschaften setzen sich aus adaptierten, meist xerophytischen Pflanzenarten submediterran-mediterraner oder pontisch-sarmatischer Herkunft zusammen. Dem entspricht die pflanzensoziologische Unterscheidung der kontinentalen Festucetalia valesiacae- und der submediterranen Brometalia erecti-Trockenrasen und ihrer typischen Vegetationskomplexe. Es sind allesamt Relikte aus der postglazialen Vegetations- und Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa. Ihre geographische Verbreitung und die besondere Stellung für den Arten- und Biotopschutz werden vergleichend erläutert.
Die nacheiszeitliche Ausbreitung und heutige pflanzensoziologische Stellung von Ilex aquifolium
(1990)
Ursachen und Voraussetzung der Bildung von Ilex aquifolium-reichen Waldgesellschaften werden erörtert und diskutiert. Als atlantisch-submediterranes Gehölz, das vor allem früh- und spätfrostgefährdet ist, benötigt Ilex auf dem europäischen Festland fast überall eine schützende Baumschicht. Das ist wichtig für die postglaziale Ausbreitung von Ilex aus seinen eiszeitlichen Refugien. Die Wege und naturräumlichen Etablierungstendenzen werden nach aktuellen pollenanalytischen Befunden dargestellt. Diese zeigen die multifunktionellen Wirkungskomplexe bei der Ausbreitung von Ilex und dessen Einnischung in verschiedene Waldgesellschaften der Quercetalia robori-petraeae sowie der Fagetalia sylvaticae. Pflanzensoziologisch erfaßt und ausgewertet werden Waldgesellschaften mit reichlichem Ilex-Unterwuchs, so das Fago-Quercetum, das Luzulo-Quercetum, Luzulo-Fagetum-Wälder, Carpinion-Gesellschaften und anspruchsvollere Kalkbuchenwälder des Galio odorati-Fagenion. Dabei zeigt Ilex keine direkte Bindung an eine Waldgesellschaft; vielmehr sind die Ilex-reichen Wälder weitgehend als Relikte der ehemaligen Waldnutzung, vor allem der Waldweide, aufzufassen.
Aus der "Gesellschaft der Freunde und Förderer der Pflanzensoziologie", die für Reinhold Tüxen den Hintergrund der "Arbeitsstelle für theoretische und angewandte Pflanzensoziologie" bildete , ist nach dem Tode von R. Tüxen die "Reinhold-Tüxen-Gesellschaft" entstanden. Sie zählt zur Zeit etwa 70 Mitglieder des In- und Auslandes.
Im Rahmen eines Projektes über die Niederwälder des Landes Nordrhein-Westfahlen wurden am Südrand des Teutoburger Waldes Hoch- und Niederwälder des Fagion silvaticae untersucht. Als natürliche Waldgesellschaften dominieren in diesem Raum: 1.) das Melico-Fagetum typicum, 2.) das Asperulo-Fagetum circaeetosum, 3.) das Melico-Fagetum lathyretosum.
Die Lemnetea-Gesellschaften niederrheinischer Gewässer und deren Veränderungen in den letzten Jahren
(1985)
Für die Gewässerlandschaft des Niederrheingebietes werden auf pflanzensoziologischer Basis folgende Lemnetea-Gesellschaften (mit ihren spezifischen, synökologisch bedingten Subassoziationen und Übergangsbereichen) beschrieben: Riccietum fluitantis, Ricciocarpetum natantis, Lemnetum trisulcae, Spirodeletum polyrhizae, Lemnetum gibbae. Diese meist eutraphenten Wasserlinsendecken sind durch zunehmende Nährstoffanreicherung bereits in einigen Gesellschaftsausbildungen gefährdet. Vor allem das Riccietum fluitantis, das Ricciocarpetum natantis sowie das Lemnetum trisulcae werden in fortschreitendem Maße durch die stärker eutraphenten bis hypertraphenten, konkurrenzfähigeren Gesellschaften des Lemnion gibbae verdrängt.
Acht Lebensjahrzehnte vollenden Sie, lieber Herr Preising, in diesem Jahr und Sie könnten sich nun geruhsam in Ihrem Landhaus inmitten der Lüneburger Heide auf ein ausgefülltes persönliches und wissenschaftliches Leben zurückbesinnen. Ihre Schaffensfreudigkeit und Ihre Zuversicht sind trotz zahlreicher gesundheitlicher Rückschläge aber immer noch Motor und Kraftquelle für Sie, um das wissenschaftliche Werk weiterzuführen und die Pflanzengesellschaften Niedersachsens mit ihrer Bestandsentwicklung, ihrer Gefährdung und ihren Schutzproblemen zu vollenden.