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Eine gute Biografie sollte ein Schlüssel sein zu einer Zeit, ihren Strukturen und Charakteristika. Die Doppelbiografie der Brüder von Eichthal aus der Feder von Hervé Le Bret erfüllt diese Forderung in besonderer Weise. Denn die mannigfachen Tätigkeits- und Interessengebiete der beiden ungleichen und doch innig verbundenen Brüder geben Einblick in weite Bereiche des europäischen Geistes- und Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts. In der Verflechtung der beiden Biografien ergibt sich so ganz von selbst eine enge Verbindung von internationaler Banken- und Kulturgeschichte. ...
Korinna Schönhärl und Florian Kerschbaumer fokussieren praktische Formen von Solidarität, indem sie das Engagement des Schweizer Bankieres Eynard für die griechische Sache beleuchten. Schönhärl und Kerschbaumer fragen auch, wie der Wiener Kongress Formen des europäischen Philhellenismus beeinflusste. Die historische Situation in Wien war auch im Hinblick auf restaurative und liberale Tendenzen sehr viel offener als bisher angenommen. Auch wenn die Furcht vor einer Revolution wie der in Frankreich sich bei den meisten Diplomaten fest eingebrannt hatte, so vertraten doch einige von ihnen durchaus im moderaten Rahmen liberale Ideale und Überzeugungen. Manche unterstützten später, nach Ausbruch des griechischen Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1821, die griechische Sache oder traten sogar als überzeugte Griechenfreunde hervor. Trat diese philhellenische Bewegung, die sechs Jahre später eine enorme gesellschaftliche Dynamik in ganz Europa entfalten sollte, auf dem Treffen der führenden europäischen Politiker in Wien bereits in Erscheinung? Wurde in Wien die Frage nach dem weiteren politischen Schicksal Griechenlands diskutiert? Wer setzte sich für die Belange der Griechen ein? Inwiefern vernetzten sich diese Persönlichkeiten während des Kongresses? Zur Klärung dieser Fragen soll im Folgenden paradigmatisch eine Persönlichkeit aus der Finanzelite Genfs untersucht werden: Der Bankier Jean Gabriel Eynard, der als Sekretär der Genfer Gesandtschaft in Wien dabei war und dort seine politische Sozialisation erfuhr. Die These des Aufsatzes lautet, dass der Grundstein von Eynards überzeugtem Philhellenismus auf dem Wiener Kongress gelegt wurde.