Refine
Year of publication
Document Type
- Doctoral Thesis (13)
- magisterthesis (5)
Language
- German (18)
Has Fulltext
- yes (18)
Is part of the Bibliography
- no (18)
Keywords
Institute
Die lutherische Reformation war nicht nur eine Reformation von Glauben und Leben, sondern auch eine solche von Tod und Sterben. Mit den Predigten Luthers bei den Begräbnisfeierlichkeiten für die sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen (1525) und Johann den Beständigen (1532), der Predigt bei Luthers eigenem Begräbnis (1546) und den jeweils begleitenden biographischen orationes Philipp Melanchthons formte sich eine neue Gattung der Totenmemoria aus, die von den Wittenberger Theologiestudenten an ihre späteren Wirkungsorte getragen wurde. Sie selbst waren es dann, in ihrer Funktion als Prediger, die das neue Medium der Leichenpredigt zu ihrer eigenen Verortung in der frühneuzeitlichen Gesellschaft nutzten, indem sie die Gruppe der evangelischen Geistlichen, in der Gestalt des jeweils Verstorbenen, als nachahmenswertes Vorbild christlicher Tugend priesen und ihre Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt herausstellten. Das so gezeichnete Bild bringt nicht nur das Amtsverständnis zum Ausdruck, sondern wirft auch Licht auf die jeweiligen Zeitumstände, den Bildungsweg der Verstorbenen, ihre Berufung als Prediger, Heiratsstrategien, Kinder und deren Entwicklung, Zuständigkeitsverteilungen im Amt, gesundheitliche und andere Beschwerden, ihren seelsorgerlichen Einsatz, ihre konfessionelle Ausrichtung und schließlich das ritualisierte Sterben. Somit sind gedruckte Leichenpredigten eine vielseitig auswertbare Quelle zur frühneuzeitlichen Alltagskultur, insbesondere hinsichtlich der Bevölkerungsgruppe, die uns sowohl als deren Autoren, wie als Verstorbene gegenübertritt. Die lutherische Reichsstadt Frankfurt am Main, deren Geistliche sich zur gemeinsamen Beratung in einem „Predigerministerium“ zusammenfanden, bietet hier ein besonders lohnendes Untersuchungsfeld. Die gute Überlieferungslage, die Bedeutung Frankfurts im Alten Reich, wie auch das, gerade am Beginn der Reformationsepoche, spannungsreiche Miteinander von Rat und Predigern ermöglichen es, an ausgewählten Beispielen die Etablierung, das Selbstverständnis und die wechselnden theologischen Herausforderungen der mit der Reformation entstandenen neuen Sozialgruppe der evangelischen Geistlichkeit im Wandel dreier Jahrhunderte zu verfolgen.
Der westdeutsche Arbeitsmarkt war zwischen den Jahren 1960 und 1990 einem Pendeln zwischen zwei Extremen ausgesetzt. Nach dem 2. Weltkrieg und dem sich anschließenden Wiederaufbau folgte durch die Früchte des so genannten Wirtschaftswunders eine Periode der Vollbeschäftigung, in der Arbeitskräfte zu einem so raren Gut geworden waren, dass Produktionsengpässe durch die Anwerbung von migrationswilligen Ausländern gelöst werden mussten. Zum Ende der 1960er Jahre und mit dem Einsetzen der Ölkrise 1973 zeichnete sich der Beginn der heute noch vorhandenen Massenarbeitslosigkeit ab. Gerade durch diesen letzte Punkt gewinnt die vorliegende Arbeit an Aktualität, da sich das wiedervereinigte Deutschland, legt man die Arbeitsmarktzahlen zugrunde, immer noch in einer Phase der Massenarbeitslosigkeit befindet. Der zeitlich aktuelle Bezug birgt aber gleichzeitig die Gefahr den Rahmen der historischen Betrachtung zu verlassen. Aus diesem Grund soll diese Arbeit aus einer gegenwärtigen Perspektive räumlich und zeitlich differenziert werden. Diese Arbeit beschränkt sich räumlich auf das Gebiet der alten Bundesrepublik Deutschland. Da in der Deutschen Demokratischen Republik von 1949 bis 1990 nach offiziellen Angaben keine Arbeitslosigkeit herrschte, bzw. der Arbeitsmarkt durch Planwirtschaft staatlich gesteuert war, fällt dieses Territorium für die in dieser Arbeit vorliegende Betrachtung heraus. Zeitlich bezieht sie sich auf die Phase der einsetzenden Vollbeschäftigung in den 1960er Jahren. Die 1950er Jahre werden dabei nur kurz als Ausgangspunkt beleuchtet, da diese Dekade mehr von der Restauration als von Strukturwandelprozessen geprägt ist. Die Betrachtung des westdeutschen Arbeitsmarktes endet mit der Erweiterung der alten Bundesrepublik durch die Wiedervereinigung 1990, die wiederum eine Zäsur darstellt: Einerseits liegt dieses Ereignis für eine historische Betrachtung zeitlich noch zu nahe und ist als Prozess nicht abgeschlossen. Andererseits ist der Arbeitsmarkt der neuen Bundesrepublik durch das Hinzukommen der ehemaligen planwirtschaftlich organisierten östlichen Bundesländer nicht unmittelbar mit den bis zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Daten vergleichbar. Strukturell spaltet sich die Arbeit in drei große Blöcke. Zunächst sollen Definitionen, Arbeitsfragen und Methoden zur Beleuchtung des Arbeitsmarktes in den Jahren zwischen 1960 und 1990 aufgestellt werden. Anschließend wird mittels dieser Voraussetzungen der Arbeitsmarkt analysiert. Dafür werden statistische Erhebungen sowie Literatur aus der Arbeitsmarktforschung vor allem der 1970er und 1980er Jahre verwendet. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich dabei auf die Abwägung zwischen Arbeitsmarktnachfrage sowie Angebot an Arbeitskräften mit Bezug auf Bildung, Entlohnung, Branchen und Sektoren. Gleichzeitig wird in diesem Kontext die Migration ausländischer Arbeitskräfte nach Deutschland analysiert. Im dritten Teil werden gezielt die verschiedenen Theorien der Arbeitslosigkeit dargestellt und die dazugehörigen Prozesse aufgezeigt. Aus der Betrachtung des Arbeitsmarktes und den Theorien zur Arbeitslosigkeit soll schließlich ein Modell entwickelt werden, das die verschiedenen Mechanismen des Arbeitsmarktes und der Arbeitslosigkeit für den analysierten Zeitraum darstellt. Der Fokus der Arbeit ist dabei ein sozialwissenschaftlich-historischer. Wirtschaftswissenschaftliche oder mathematische Erwägungen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wirtschaftsmathematische Formeln zur Darstellung der Bewegung auf dem Arbeitsmarkt werden folglich nicht konzipiert. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es vielmehr, die verschiedenen Strukturwandelprozesse und ihren Einfluss auf den Arbeitsmarkt in positiver, gegebenenfalls auch negativer Richtung darzustellen. Zusätzlich soll die Semantik verschiedener Begriffe aus dem Bereich des Arbeitsmarktes und deren Wandel in der Zeit berücksichtigt werden. ... Strukturell gliedert sich die Arbeit in insgesamt fünf Teile. Zunächst werden verschiedene methodische Vorüberlegungen angestellt. Da zu dem Thema Strukturwandel und Beschäftigung bereits Veröffentlichungen vorliegen, die im Kapitel 1.3 beleuchtet werden, muss eine Abgrenzung zu diesen vollzogen werden. Danach erfolgen Begriffsdefinitionen und relevante Arbeitsfragen, die zum Abschluss der Arbeit verifiziert oder falsifiziert werden. Im zweiten Kapitel erfolgt eine kurze Darstellung der Nachkriegssituation bis zum Jahr 1960; sie demonstriert die Ausgangslage für den betrachteten Zeitraum von 1960 bis 1990. Den ersten Block des Hauptteils bildet das drittel Kapitel, das sich den Veränderungen des Arbeitsmarktes von 1960 bis 1990 widmet. In ihm wird das Zusammenspiel zwischen der Nachfrage nach Arbeitskräften seitens der Arbeitgeber und dem Angebot seitens der Arbeitnehmer dargestellt. Grundlage dafür bildet die Auswertung von statistischem Material. In diesem Kontext werden demographische Daten mit Bezug auf die Arbeitnehmer und deren Bildung und Alter ausgewertet und mit den Vorstellungen der Arbeitgeber verglichen. Zusätzlich werden Themen wie Mismatch3 zwischen den angeführten Vorstellungen, regionalen Unterschieden in der alten Bundesrepublik und der in den 1960er Jahren einsetzenden Migration relevant. Weiterhin erfolgt eine Darstellung des Einfluss der im Verlauf der Arbeit noch zu analysierenden Strukturwandelprozesse auf den bundesdeutschen Arbeitsmarkt im Wandel der Zeiten. Als zweiter Block erfolgt die spezielle Betrachtung des Übergangs der beiden Extremzustände Vollbeschäftigung in den 1960er Jahren und Massenarbeitslosigkeit seit den 1970er Jahren. Dabei wird die Entwicklung der Arbeitsmarktstatistik in Zusammenhang mit verschiedenen Theorien von neoklassischen Ansätzen über die Ansätze von Keynes bis hin zur These vom Ende des Kapitalismus zur Arbeitslosigkeit dargestellt. Auch in diesem Zusammenhang erfolgt eine Analyse des Einflusses von Strukturwandelprozessen, die im Bereich der Arbeitsmarkttheorien von besonderer Bedeutung sind. Ein Umstand, der sich leicht daran erkennen lässt, dass in Form der strukturellen Arbeitslosigkeit eine eigene Theorie vorliegt. Zum Ende dieses Kapitels werden die gewonnenen Erkenntnisse in Form eines grafischen Modells aufbereitet. Abschließend wird die Beziehung zwischen Strukturwandel und Beschäftigungsverhältnissen in Form eines Fazits zusammengefasst. Ziel ist, einen sozialhistorischen Erklärungsansatz für die Arbeitslosigkeit zu finden und ihn mit anderen Theorien, wie dem neoklassischen oder keynesianischen Ansatz, zu vergleichen.
Die vorliegende Arbeit untersucht das nationale Selbstverständnis der gesamten Konföderation und behandelt insbesondere Aspekte der Innenpolitik sowie bestimmte soziokulturelle und sozioökonomische Charakteristika, aus denen sich die nationalistische Ideologie der Konföderierten konstituierte. Es bleibt zu betonen, dass sich der Fokus der hiesigen Untersuchungen auf innerstaatliche Ereignisse und Phänomene während des Bürgerkrieges richtet und somit vom großen Feld der konföderierten Außenpolitik beinahe vollständig absieht. Die Außenpolitik bildet zweifelsohne ein ebenso spannendes Forschungsgebiet, sie wird hier aber zu Gunsten einer expliziteren Betrachtung des innerstaatlichen Kontexts außen vor gelassen, da die inneren Umstände für die Genese des konföderierten Nationalismus unmittelbarer und somit von größerer Tragweite waren.
In der familienbiographischen Studie „Bürgerliche Lebenswelten im Spiegel eines familiären Briefwechsels“ wird eine bürgerliche, nicht-prominente Familie aus Hamburg über drei Generationen hinweg in der Zeit von 1840 bis 1930 untersucht. Als Quellen wurden knapp 3000 Privatbriefe sowie mehrere Familienchroniken ausgewertet.
Thematisch gehört die Arbeit zum Kontext der deutschsprachigen Bürgertumsforschung und hat eine Schnittmenge mit mehreren thematischen Unterbereichen: Sie legt einen starken Fokus auf geschlechtergeschichtliche Themen und Problemstellungen und weist interdisziplinär Schnittmengen mit der Soziologie auf. Gerade bei der Beschreibung von biographisch hochemotionalen Momenten nähert sie sich bewusst der bislang wenig beachteten ,Gefühlskultur’ bürgerlicher Menschen und ihrer je nach Persönlichkeit sehr individuellen Ausprägung an.
Die Zigarettenalben entwickelten sich in den 1930er Jahren zu einem vitalen Instrument der Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation. Da sowohl die Zigarettenindustrie als auch das NS-Regime manipulativ auf soziale Gruppen einwirken wollten, war es folgerichtig, dass Wirtschaft und Politik das beliebte Massenmedium als Kommunikationsinstrument einsetzten, um von dem propagandistischen Synergieeffekt zu profitieren. In den Zigarettenbildern mit NS-Inhalten manifestiert sich die Assimilation ökonomischer und propagandistischer Interessen, die seit Beginn der Professionalisierung von Werbung und Propaganda eingesetzt hatte. Die NS-Propaganda knüpfte bei der strategischen und operativen Planung an die Forschung der Weimarer Zeit an, die sich mit den sozialpsychologischen Grundlagen der Propaganda, Massenkommunikation und Werbewirkung sowie der Propaganda der Entente während des Ersten Weltkrieges auseinandergesetzt hatte.
Die kommunikationspolitische Allianz zwischen Politik und Wirtschaft beruhte nicht auf gesellschaftspolitischer Konformität, sondern auf einem vielschichtigen, beidseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Die Beteiligung der Zigarettenindustrie an der NS-Propaganda war bis auf wenige Ausnahmen kein Ausdruck einer politischen Gesinnung, sondern rein monetären Motiven geschuldet oder wie bei Reemtsma auch unternehmenspolitische Strategie. Letztendlich profitierten die Zigarettenfabrikanten wirtschaftlich, denn sie konnten an dem gesellschaftpolitischen Interesse der Bevölkerung in Bezug auf NS-Themen im Rahmen der Sammelwerke partizipieren. Aber auch das NS-Regime profitierte wirtschaftlich. Neben den finanziellen Vorteilteilnahmen und der Multiplikation der NS-Ideologie profitierte das NS-Regime von den Zigarettenbildern auch als psychologisches Instrument der Truppenbetreuung, denn das Oberkommando der Wehrmacht erachtete die Zigarettenbilder für die Betreuung der Soldaten als unerlässlich.
Mit der Nutzung der Zigarettenalben begab sich aber auch das NS-Regime in Abhängigkeit zur Zigarettenindustrie, denn Populärkultur erfordert effektive Produktionsmittel und Distributionskanäle, die die Multiplikation der Medien gewährleisten sowie ambitionierte Unternehmer, die eine Gewinnmaximierung verfolgen. Das RMVP musste der Wirtschaft daher einen gewissen Freiraum bei der Themenwahl belassen, damit das Medium insgesamt nicht an Akzeptanz bei der Bevölkerung verlor. Angesichts der Tatsache, dass die so genannte Bekenntnisliteratur bei der Bevölkerung nie auf große Resonanz gestoßen und ab 1934 kaum noch nachgefragt war, bildeten die Zigarettenalben eine der wenigen Plattformen, auf der das NS-Regime über soziale Schichten hinweg Bevölkerung erreichen konnte. Die Einflussnahme des NS-Regimes war damit ebenso begrenzt, wie die der Unternehmen, denn beide mussten den sozialpsychologischen Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung tragen. Sowohl Wirtschaft als auch Politik mussten, um Akzeptanz zu finden, die Themen bedienen, die vom Rezipienten nachgefragt wurden.
Die Untersuchungen belegen, dass die Zigarettenalben, die in den 1930er Jahren publiziert wurden, nicht ausschließlich zur Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda verwendet wurden, sondern auch von Gemeinschaften genutzt wurden, die ihre spezifischen politischen und ideologischen Interessen vertreten wollten. Neben den Vertretern des sozialistischen Lagers war es die SA, die die Zigarettenalben als Sprachrohr für ihre eigenen Interessen in Anspruch nahm. Bei der Parteiarmee war es insbesondere der sozialistisch geprägte Flügel um Ernst Röhm, der mit den Alben der sympathisierenden Firma Sturm seine Interessen vertrat, die primär darin bestanden, eine Partizipation an der Macht zu legitimieren und einzufordern. Darüber hinaus boten die Zigarettenalben der Parteiarmee die Möglichkeit, die eigene Historie in der deutschen Geschichte zu verorten und eine Traditionslinie bis zu den Freiheitskriegen zu ziehen. Damit konnte die SA mit den Sturm-Alben sowohl eine faschistische Bewegungskultur etablieren, als auch eine eigene Historie installieren. Die SA und ihre Mitglieder erhielten so einen Identifikationsraum, der ihnen die Möglichkeit bot, sich als selbstbewusste und eigenständige Organisation zu definieren.
Die Lenkungshoheit über die Medien und die nationalen Symbole erlaubte es dem NS-Regime, die kommunikationspolitischen Maßnahmen stringent nach den eigenen politischen Zielen auszurichten. Da die Autonomie des Öffentlichkeitssystems völlig aufgehoben und alle Publikationen der staatlichen Kontrolle unterlagen, mussten auch die Zigarettenfabrikanten die Inhalte der Sammelalben regimekonform ausrichten. Den-noch konnten weder Politik noch Industrie bei der Kommunikationspolitik völlig autark agieren, denn aufgrund der Wechselbeziehung zwischen Kommunikator und Rezipient waren beide Parteien gezwungen, die Bedürfnisse der Bevölkerung und ihre sozialpsychologischen Identifikationsräume zu berücksichtigen. Die Propaganda des Nationalsozialismus war daher, wie in den Kommunikationswissenschaften vielfach dargestellt, kein dispositionales Konzept, bei dem das Individuum einem Reiz-Reaktions-Schema folgt.
Die Berücksichtigung der sozialpsychologischen Bedürfnisse der Rezipienten wurde insbesondere bei der Integrationspropanda verfolgt.
Die Arbeit gibt einen Einblick in die Rolle, die Wochenschau und Wahlwerbung während der 1920er Jahre im Zuge der politischen Propagandaarbeit in der ersten deutschen Demokratie einnahmen. Zu diesem Zweck werden nicht nur politische Filme analysiert, sondern es wird auch ein Blick auf die Verbindungen der Weimarer Politik in die Filmbranche und die vorherrschende Zensurpraxis geworfen.
Am Ende dieser Arbeit ist zum Leitthema Die Frau im Dritten Reich eigentlich, betrachtet man die Vergleiche und Zusammenfassungen in den Kapiteln 4 und 6, nicht mehr allzu viel hinzuzufügen.
In dem hier gesteckten Zeitrahmen, von dem Kriegsende 1918 über den Beginn und Verlauf der Weimarer Republik bis hin zum Übergang der Republik in das Dritte Reich und dem Ende des Letztgenannten, haben sich die Lebensbedingungen, sowie die Berufs- und Aufstiegschancen der Frauen auf deutschem Boden prinzipiell nicht oder nur minimal verändert.
Einen Bruch oder gar Diskontinuitäten lassen sich dabei nicht ausmachen. Vielmehr gab es eine Kontinuität der Unterdrückung und Bevormundung der weiblichen deutschen Bevölkerungsmitglieder, und zwar durchgehend von der Republik bis in den Nationalsozialismus. Aufbauend auf der, in der Weimarer Phase geschaffenen, Gesetzeslage war es für die nationalsozialistisch-anti-semitisch-rassistische und anti-feministische Gefolgschaft Hitlers ein Leichtes, sich das Potential der weiblichen Arbeitskraft, gemäß Bedarfslage, nutzbar zu machen. Das geschlechterspezifische Denken (männliche Dominanz im Vergleich zu weiblicher Unterordnung) änderte sich unter diesen Rahmenbedingungen, wenn überhaupt, nur marginal (beziehungsweise kann hier eher von einer Fortschreibung und Verfestigung der daraus resultierenden Hierarchie zwischen den Geschlechtern bis in die frühen 60er Jahre gesprochen werden). Der Weg des Karrieristen, der die berufliche Leiter kontinuierlich und zielgerichtet empor klettert, war nach wie vor exklusiv den männlichen Arbeitnehmern vorbehalten. Die Frauen, meist Angestellte, konnten höchstens im Wohlfahrtswesen eine bescheidene Karriere machen oder ihren gesellschaftlichen Status durch die Ehe-schließung mit einem gesellschaftlich und sozial höher gestellten Partner „upgraden“ (sozialer Aufstieg in die nächsthöhere „Klasse“).
Unter Bezugnahme dessen auf die Arbeiterinnen und Hausgehilfinnen kam dies überhaupt nicht in Frage, dass heißt, dass deren Situation in einer Stasis hängen geblieben war und daher praktisch keinerlei Veränderungen aufwies. Ein kleiner Ausbruchs- oder Wiederbelebungsversuch wurde hierbei durch die beginnende Gewerkschaftsbewegung in der Weimarer Republik ermöglicht, was jedoch nach der Machtübernahme Hitlers, speziell aber nach dem Erlass des Ermächtigungsgesetzes, wiederrum zum Erliegen kam. Die Frauenbewegungen (Bund Deutscher Mädel, Winterhilfswerk etc.) wurden danach staatlich „organisiert“ (zwangsverstaatlicht) und dem System nahtlos unter- beziehungsweise beigeordnet. Dies ging natürlich mit dem Verlust eines jedweden Selbstbestimmungsrechts einher. Das Bild der Frau oder die Sicht auf dieselben ver-engte sich unter den Nationalsozialisten insofern, dass sie versuchten, die Existenz-berechtigung der Frauen auf Familie, Mutterschaft und Fortpflanzung (selbstver-ständlich orientiert an dem rassischen Merkmalskatalog) zu reduzieren. Im Grunde also, so bewerte ich es, nicht mehr als ein pervertiertes Zentrierungsunterfangen des Regimes.
Ein Ausnahmekapitel stellte vor diesem Hintergrund eine verschwindend geringe Minderheit von Frauen dar, als deren Exponat ich die Person Leni Riefenstahl ausgewählt habe. Der Vergleich mit den oben erwähnten Angestellten, Fabrik-arbeiterinnen und Hausgehilfinnen muss daher zwangsläufig (da Ausnahme) scheitern, was bedeutet, dass er – angesichts der Tatsache, dass weder bei den finanziellen noch bei den bildungsmäßigen Hintergründen der gleiche Maßstab zugrundelegbar ist, noch nicht mal im Entferntesten – nicht vollzogen werden kann. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Personenkreis um Riefenstahl um einen winzigen Bruchteil der Gesamtmasse der weiblichen Bevölkerungsmitglieder, die sich praktisch in einem Zwischenstadium (oder Limbo) befanden. Veranschaulicht dargestellt, lässt sich dies so zusammenfassen: Männliche Rolle – Riefenstahl’scher Typus – Weibliche Rolle.
Das Statement zur Lage der Frauen im frühen 20. Jahrhundert muss deshalb, wie folgt, lauten:
Zur Weimarer Republik und dem nationalsozialistische Regiment, über die Jahre hinweg zusammen betrachtet, kann man, so meine ich, sagen, dass die Situation des weiblichen Geschlechts, sowohl im familiären Bereich als auch im Arbeitsleben, sich nicht gravierend geändert hat. Sie blieben, wie bereits weiter oben angeführt, was sie schon seit langer Zeit (Beginn der Industrialisierung) waren: biologische „Brutmaschinen“, die mikrokosmisch gesehen benötigt wurden für den Erhalt der Keimzelle Familie und makrokosmisch für das Fortbestehen des Volkskörpers, und darüber hinaus, in bestimmten wirtschaftlichen Extremsituationen (Krieg etc.) benutzte und missbrauchte, Lückenbüßer und Bedarfseinheiten für die Magnaten in der harten Arbeitswelt. Alles Handeln, war es nun politisch, wirtschaftlich, oder sozial motiviert, folgte dem Zwang des, über der gesamten Szenerie schwebenden, Bedürfnisses der Widerherstellung, beziehungsweise der Rückkehr zur alten, männlichen Ordnung der Welt und der auf ihr existierenden Gesellschaften. Weder Weimar noch das Reich konnten oder wollten sich dem entziehen.
Die Geschichte von Sklavenhandel und Sklaverei im britischen Einflussgebiet ist in den letzten Jahrzehnten intensiv behandelt worden. Dabei ging es in der öffentlichen Wahrnehmung um das – nicht zuletzt ‚erinnerungspolitische‘ – Problem der Verstrickung britischer Kaufleute und Politiker in den Sklavenhandel, um die Bedeutung der Sklaverei für die britische Wirtschaft und den britischen Aufstieg zur Weltmacht, schließlich um die Motive der Pionierrolle, welche die britische Öffentlichkeit und die britische Regierung für die Kritik an und die Abschaffung von Sklavenhandel und Sklaverei einnahmen. Die vorliegende Dissertation nimmt sich vor, das Bild zu ergänzen, in dem sie nach einer nur auf den ersten Blick marginalen Gruppe fragt: Afrikanerinnen und Afrikanern, die sich weder auf ‚Staatsbesuch‘ noch als Arbeitskräfte in Großbritannien aufhielten, sondern die danach strebten, in England eine britische bzw. europäische Bildung zu erhalten. Die Gruppe erscheint Ries aus zwei Gründen besonders signifikant: Zum einen, weil sie eine entscheidende Funktion für ‚Kulturkontakte‘ zwischen Großbritannien und Afrika hatte, da sie möglicherweise dazu beitragen konnte, britische Bilder und Perzeptionen von Afrika und Afrikanern in anderer Weise zu prägen, als Sklaven oder lokale Potentaten; zum anderen, weil sie die Möglichkeit bietet, die Veränderungen der Haltung(en) der britischen Öffentlichkeit im Allgemeinen und besonders an Afrika interessierter Gruppen im Besonderen abseits der (bereits hinreichend erforschten) Debatten zum Sklavenhandel genauer zu untersuchen.