BDSL-Klassifikation: 03.00.00 Literaturwissenschaft > 03.16.00 Literarisches Leben > 03.16.05 Literaturarchive. Museen. Forschungsinstitute. Gesellschaften. Sammlungen. Stiftungen
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"Wiederholte Spiegelungen" heißt die neue Ständige Ausstellung im Goethe-Nationalmuseum. Sie wurde durch die politische Wende Anfang der neunziger Jahre nötig und zum Weimarer Kulturstadtjahr 1999 fertig und eröffnet, ist damit nun seit sieben Jahren zu sehen. Der Titel geht - natürlich - auf Goethe selbst zurück, auf ein kurzes Dankesschreiben an einen Bonner Professor, der ihn im Jahre 1822 durch ein kleines Büchlein über Sesenheim an seine eigene Jugendzeit und Jugendliebe dort zurückerinnert hatte. ...
Die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) steht zur Sächsischen Akademie der Wissenschaften in einer speziellen Beziehung: Sie ist deren Archivbibliothek. Außerdem versorgt sie natürlich die Wissenschaftler der Akademie mit der von ihnen gewünschten wissenschaftlichen Literatur. Seit dem 19. Jahrhundert – dem Jahrhundert der Gründung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig – hat die Universitätsbibliothek Leipzig eine große Zahl an Schätzen des Weltschrifterbes erhalten, die sie bis heute bewahrt. Nun kommen im 21. Jahrhundert neue technische Möglichkeiten hinzu, und eine kleine Revolution ist perfekt: Alte Texte können in neuen Medien präsentiert bzw. veröffentlicht werden, die Erschließungsleistung der Bibliothekare kann unmittelbar für die Forschung bereitgestellt werden, darüber hinaus sind die Originale im Tresor der Bibliotheca Albertina gerade durch ihre erheblich verbesserte Zugänglichkeit über digitale Sekundärformen besser geschützt. Die laufenden Projekte der Universitätsbibliothek kann man seit Anfang 2008 auf der Homepage der UBL (www.ub.uni-leipzig.de) eigens aufgelistet finden (s. dort unter ›Projekte‹). Sie lassen sich in vier Gruppen gliedern und sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Neuere Projektvorhaben werde ich im Anschluss daran erläutern. Die vier thematisch-kulturellen Gruppen, innerhalb deren Katalogisierungs-, Erschließungs- und Forschungsleistungen an der Universitätsbibliothek Leipzig erbracht werden, sind 1. Texte der Antike, 2. Texte und Textträger des Mittelalters, 3. Texte aus dem orientalischen Kulturraum und 4. Quellentexte zur Wissenschaftsgeschichte der Neuzeit.
Heiner Boehncke beschreibt in seinem kurzen Aufsatz die Entwicklung des Kulturprojekts >Literaturland Hessen<, das mittlerweile zum Begriff geworden ist und über Hessen hinaus für gelungene Kultur-Kooperation steht. Heute handelt es sich bei dem Projekt >Literaturland Hessen< um eine Kooperation des Hessischen Rundfunks mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, dem ADAC Hessen/Thüringen, dem Hessischen Literaturrat und der Kulturstiftung der Sparkassen Hessen/Thüringen.
Das "Carl- und Gerhart-Hauptmann-Haus" und das "Gerhart-Hauptmann-Haus / Haus Wiesenstein" sind zwei von vier Museen in Polen und Deutschland, die heute an Leben und Werk jenes Dichters erinnern, der als Enfant terrible des Kaiserreiches galt und laut einer Umfrage von 1906 der zweitbekannteste Deutsche nach dem Kaiser war. Auf der Ostsee-Insel Hiddensee entstand im "Haus Seedorn", dem ehemaligen Sommerhaus Hauptmanns und heutigen "Gerhart-Hauptmann-Haus", bereits 1956 eine Gedenkstätte, und in Erkner bei Berlin existierte 1957 im heutigen "Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner", der so genannten "Villa Lassen", die Hauptmann von 1885 bis 1889 als junger Autor mit seiner Frau Marie bewohnte, ein erster bescheidener Gedenkraum. Jedes der vier – polnischen und deutschen – Museen repräsentiert eine je unterschiedliche Phase im Leben des Nobelpreisträgers, der bereits zu Lebzeiten in die Riege der Klassiker aufstieg und in der Weimarer Republik gar als Reichspräsidentschaftskandidat gehandelt wurde. 2003 vereinbarten die Museen eine verstärkte Zusammenarbeit und gründeten einen bislang einzigartigen grenzüberschreitenden Verbund, um mit vereinten Kräften für Gerhart Hauptmann und sein Werk werben zu können.
Wer in ein Museum geht, um zu lernen, was wichtig ist, was ‚man wissen sollte‘, ist von Marbach sicher enttäuscht. Vieles dort hat mit Literatur im engeren Sinn nichts zu tun, ist weder Manuskript noch Buch, sondern Nachlass von Menschen, die mit Literatur zu tun hatten. Das Archiv sammelt die Vergessenen genauso wie die Bekannten, das Bedeutungslose ebenso wie das Bedeutungsvolle, das Kanonische und Teure. Es erinnert immer daran, dass die Bedeutung der Dinge in uns selber liegt oder wenigstens in dem Zettel, der erklärt, was es ist, nicht aber in den Gegenständen selbst. In der Dauerausstellung des Literaturmuseums der Moderne sind aus diesem Grund alle ausgestellten Exponate unvermittelt ausgestellt, die Vermittlung ist radikal Menschen überlassen, die als Ciceronen tatsächlich Geschichten erzählen können, und auf eine Art digitales Buch, das dem Besucher jedes Exponat als Bild in die Hand gibt, für ihn entziffert und knapp kommentiert und verschiedene, deutlich subjektiv formulierte Führungen anbietet, zum Selberlesen und Finden, aber auch zum Hören, für Leser, Schaulustige, Kinder, Eilige und seit neuestem für Liebhaber verdächtiger Objekte.
Gedächtnis und Erinnerung sind für die Herausbildung kultureller Identitäten von entscheidender Bedeutung. Das gilt für Gesellschaften genauso wie für den einzelnen Menschen. Ohne das Wissen um die eigene Geschichte ist man im Gestrüpp der Gegenwart verloren. ‚Wo komme ich her‘ ist eine der Leitfragen menschlichen Existierens. Blicken wir zurück, orientieren wir uns an Fotographien, Briefen, Dokumenten, Zeugnissen, Gegenständen. Neben den schriftlichen Spuren geben uns aber auch Geschichten, Erinnerungen und Erfahrungen Anhaltspunkte bei der Dechiffrierung der eigenen Geschichte. Doch wer kann uns bei der Spurensuche unterstützen, wenn die eigenen Erinnerungen lückenhaft sind oder gar versagen? Im Informationszeitalter sind wir zwar über Mobiltelefon, Internet und Satelitenschüssel mit der ganzen Welt vernetzt und können aus einer Unmenge von Informationen auswählen, verlieren dabei aber leicht den Überblick, was fundiert ist und was nicht. Den Archiven und Literaturarchiven wächst dabei eine besondere Aufgabe zu. Denn sie verfügen über die Ressourcen, um Gedächtnis und Erinnern auf eine sichere Basis zu stellen.