Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück, Band 3 (1877)
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Im Frühling dieses Jahres machte mich der leider seitdem verstorbene Conducteur Peters hier darauf aufmerksam, dass in einem Muschelkalk-Steinbruche, östlich der sogenannten Quellenburg, Versteinerungen ziemlich häufig vorkämen. Da bekanntlich die Muschelkalkschichten der nächsten Umgebung hiesiger Stadt dem mittleren Muschelkalke (dem Dolomit) angehören und sich durch einen gänzlichen Mangel an Versteinerungen auszeichnen; so war mir die erhaltene Mittheilung äußerst wichtig und versäumte ich nicht, den betreffenden Steinbruch einer näheren Untersuchung zu unterziehen.
In dieser Arbeit geht es um die Korallen Micrabacia senoniensis und Cyclabacia Fromenteli. Diese wurden in der sog. Böllerts-Kuhle in der Honschaft Speldorf unweit Mühlheim a. d. Ruhr in Schichten gefunden. Weiterhin werden noch die Korallen Thamnastraea tenuissima, Dimorphastraea cf. parallela und Dimorphastraea Deickei, welche in einem Steinbruche in der Stadt Mühlheim selbst gefunden wurden, beschrieben. Die letzten genannten drei Specien lagen über dem Kohlensandsteine und sind einem an Glaukonit sehr reichen, weissen Pläner eingebacken.
Die betreffenden Schichten gehören ohne Zweifel zur Tourtia. Aus derselben waren bis jetzt aus Westphalen nur drei Species von Korallen bekannt, nämlich Synhclia gibbosa Münst. sp., Micrabacia coronula Goldf. sp. und Anthophyllum conicum Reuss. (s. Bölsche, Korallen des unteren Pläners im sächsischen Elbthale in: Geinitz, Elbthalgebirge, Dd. I, p. 5G).
Als ich in diesem Jahre meine Sammlung einer genaueren Durchsicht unterwarf, fand ich, dass in derselben genügendes Material vorhanden war, um dasselbe für einen kleineren Beitrag zur Paläontologie der Juraformation verwerten zu können. Nicht allein zeigte es sich, dass manche Species, wenn auch schon beschrieben, doch von neuen Fundorten vorlagen, und dass andere noch ganz neu für die jurassischen Schichten des nordwestlichen Deutschland waren, sondern die Untersuchung des vorliegenden Materials gab auch für die Kenntnis und Auffassung mancher bekannter Species neue Gesichtspunkte an die Hand. In dem folgenden ersten Theile, der Versteinerungen des unteren und teilweise des mittleren Jura (bis zu den Coronaten - Schichten inclus.) behandelt, habe ich in Bezug des geognostischen Vorkommen der Species die Einteilung des Jura den Werken von Brauns (der untere Jura im nordwestlichen Deutschland 1871, der mittlere Jura 1869) entnommen. Um eine spätere Kritik zu ermöglichen, ist bei den Species das Werk angegeben, nach dem dieselben bestimmt sind. Von Fundorten sind meistens nur die neuen angeführt.