Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 37 (2000), Sonderheft
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Die Region der Mansfelder Seen trägt die Spuren intensiver Besiedlung, bergbaulich-industrieller und landwirtschaftlicher Nutzung. Vielerorts ist die ursprüngliche Oberflächengestalt nur noch zu erahnen - der ehemalige Salzige See, aber auch weitere Gewässer in seinem Umfeld, existieren nicht mehr. Die heutige Landschaft der Mansfelder Seen mit ihrer Eigenart und ihren Problemen ist das Produkt einer Jahrtausende währenden kulturgeschichtlichen Entwicklung. Besonders die Ereignisse der beiden letzten Jahrhunderte prägten ihr heutiges Aussehen stark.
Zwischen den Städten Halle (Saale) und Eisleben im Süden Sachsen-Anhalts liegt das Niederungsgebiet der Mansfelder Seen. Von den ursprünglich zwei Seen existiert heute nur noch der Süße See. Der Salzige See wurde am Ende des 19. Jh., nachdem es zu starken Wassereinbrüchen in die Schächte des Mansfelder Kupferschieferreviers und einem rapiden Abfall des Wasserspiegels kam, trockengelegt.
Über die Avifauna der Mansfelder Seen liegt ein reichhaltiges Datenmaterial vor. So bereiste schon vor 1800 J. F. Naumann mit seinem Vater das Seengebiet, zahlreiche Beobachtungen sind in seinem Werk "Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" (171) überliefert. Die Mansfelder Seen wurden im 19. Jahrhundert häufig zur Jagd auf Wasservögel und zum Eiersammeln aufgesucht.
Die bergbauliche Wasserhaltung der ehemaligen Mansfelder Kupferschiefergewerkschaft führte vor über 100 Jahren zur Trockenlegung des Salzigen Sees und zu einer umfassenden Umgestaltung der Vorflutverhältnisse. Bei der Wiederentstehung des Salzigen Sees müsste der Mensch ein zweites Mal gravierend in den Wasserhaushalt der Region eingreifen. Bei diesem Prozess ist zu beachten, dass sich die wasserwirtschaftlichen Bedingungen unter denen der See bis Ende des 19. Jahrhunderts bestand, durch die vielfältigen Aktivitäten des Bergbaues, der Landwirtschaft und der Siedlungsentwicklung verändert haben. Als Beispiele dafür seien die heute viel geringere Bewaldung des Einzugsgebietes, die durch Grundwasserausleitung über den Schlüsselstollen dem See heute fehlende Wassermenge sowie die durch die gestiegene Wassernutzungen ebenfalls gestiegenen Nährstoffbelastungen der Zuflüsse angeführt.
In den vorangehenden Kapiteln wurde die besondere Charakteristik sowie die bundes- und europaweite Bedeutung des Schutzgebietssystems um die Mansfelder Seen und vordringlich des ehemaligen Salzigen Sees herausgestellt. Es wurde ebenfalls deutlich, dass die Wiederentstehung des Salzigen Sees einen schwerwiegenden Eingriff in den bestehenden Gebietswasserhaushalt darstellt, dessen langfristige Konsequenzen noch nicht in allen Aspekten absehbar sind. Welche Auswirkungen kann dieses Vorhaben nun auf die hoch schutzwürdige Fauna und Flora haben und welche Vorkehrungen müssen getroffen werden, damit die Chancen für den Arten- und Biotopschutz, die der Wiederentstehung des Sees zweifellos innewohnen, zum Tragen kommen?
Das Gebiet des ehemaligen Salzigen Sees verfügt über eine ausgesprochen mannigfaltige Raumausstattung, die Pflanzengemeinschaften und Arten unterschiedlichster Ansprüche optimale Lebensbedingungen bietet. Entsprechend dieser Strukturvielfalt an Lebensräumen ist auch die Anzahl verschiedener Vegetationsbestände beachtlich. Eine große Zahl von Florenelementen kommt in Deutschland nur im Herzynischen Trockengebiet vor oder bleibt auf das Mansfelder Hügelland beschränkt. Besonders kontinental verbreitete, wärme- und lichtliebende Trockenrasen- und Salzsteppenpflanzen prägen das Artenspektrum dieses Raumes (122). Auch heute noch bietet das Gebiet optimale Einwanderungs- und Ausbreitungsmöglichkeiten, so dass eine erhebliche Zahl südlich und südöstlich verbreiteter Neophyten anzutreffen ist.
Die Landschaft des östlichen Harzvorlandes ist im Bereich des Salzigen Sees und seines unmittelbaren Umfeldes von zahlreichen Besonderheiten geprägt, auf die in den vorangegangenen Kapiteln bereits eingegangen wurde. Die geologischen und klimatischen Verhältnisse prägten gleichermaßen diese Landschaft wie auch der Bergbau. Darauf ist zurückzuführen, dass sich neben intensiv genutzten Landschaftsteilen auch Bereiche entwickelten, die über eine beachtliche Artenmannigfaltigkeit der Flora und Fauna verfügen. Gerade die Vielfalt an Feucht-, Salz- und Xerothermstandorten mit Vorkommen extrem seltener bzw. vom Aussterben bedrohter Arten begründet den hohen naturschutzfachlichen Wert des Mansfelder Seengebiets. Diese Tatsache erklärt auch den derzeit hohen Anteil an Schutzflächen im Gebiet.