Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 10 (1990)
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Es wird eine pflanzensoziologische Übersicht über die Erlenbruchwälder (Alnion glutinosae Malc. 1929) des Süderberglandes (Nordrhein-Westfalen) vorgelegt. Die submontan-montane Höhenlage drückt sich beim Torfmoos-Erlenbruch im höheren Anteil von Vaccinio-Piceetea-Arten aus. Im anspruchsvolleren Flügel dominieren Quell-Erlenwälder, während das planar-colline Iris-Erlenbruch fast ganz ausfällt.
Der Bärlauch verbreitet sich vorwiegend durch Samen. Daneben gibt es noch die vegetative Vermehrung mit Tochterzwiebeln. Solche Pflanzen mit vegetativer Vermehrung lassen sich leicht erkennen, weil sie mit drei Laubblättern und dem Blütenstand von einem Niederblatt umgeben sind. Dies ergibt sich nach der morphologischen Untersuchung. Der Anteil der vegetativen Vermehrung im Melico-Fagetum kann 5% im Durchschnitt, ausnahmsweise bis 37% erreichen. Im Herbst und Winter erkennt man Zwiebeln mit vegetativer Vermehrung an ihrem hohen Gewicht.
Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald - anthropogene Veränderung des Wuchspotentials
(1990)
Das Untersuchungsgebiet um die Ruine Stollberg ist bei einem Gesamtradius von 120 m — unterteilt in 12 konzentrische Kreise sowie 8 Sektoren — flächendeckend bearbeitet worden. Die 94 Vegetationsaufnahmen, angefertigt nach der Methode BRAUN-BLANQUET (1964), und die 151 erfaßten Arten sind in Tab. 1 entsprechend ihrer Entfernung von der Ruine angeordnet. Es wird der Informationsgehalt der verschiedenen Artengruppen und ihres Auftretens interpretiert. Der Zusammenhang zwischen den Deckungsgradsummen der Galium odoratum- bzw. der Urtica dioica-Gruppe und ihrer Entfernung zur Ruine veranschaulicht verschiedene Gradienten des anthropogenen Einflusses. Die reale Vegetation des Ruinengeländes wird in Bezug zum natürlichen Wuchspotential (potentielle natürliche Vegetation) gesetzt, und läßt so das Ausmaß an Ablenkung der Vegetationsentwicklung durch den anthropogenen Einfluß erkennen. Der hohe Anteil von Edellaubbäumen an der realen Vegetation wird durch die Basen- und Nährstoffanreicherung des Standortes ermöglicht. Er kann auf spontane Ansiedlung zurückgehen oder auch durch Anpflanzung gefördert worden sein.
Ausgehend von ursprünglichen Vorkommen der Ahorne, Acer pseudoplatanus und A. platanoides in mitteleuropäischen Waldgesellschaften werden spontane Acer-Gehölze auf anthropomorphen Böden untersucht (Tab. 1—4). Sie entwickeln sich zu naturnahen Ahorn-Parkwäldern: zum atlantischen Anthrisco-Fraxinetum Doing und subkontinentalen Anthrisco-Aceretum platanoidis ass. nov. (Tab. 5—6), im Anthrisco-Acerenion suball. nov. vereinigt. Die besondere Bedeutung für den Naturschutz wird hervorgehoben.
Saumgesellschaften auf Öland
(1990)
Die Saumgesellschaften der Ostseeinsel Öland werden beschrieben und mit Vegetationsaufnahmen belegt. Die sehr artenreichen Trifolio-Geranietea-Säume lassen sich dem Galio borealis-Geranietum zuordnen, das in seiner Verbreitung auf Nordeuropa beschränkt ist und dort vermutlich die einzige Assoziation der Klasse darstellt. Auf Öland ergibt sich eine Untergliederung in zwei Subassoziationen, die durch die Literatur aus anderen Gebieten Skandinaviens unterstützt wird. Aus der Gruppe der nitrophilen Saumgesellschaften wurden zwei Assoziationen festgestellt: das auf der Insel weit verbreitete Urtico-Aegopodietum podagrariae in zwei gut gekennzeichneten Subassoziationen sowie das seltene, nur durch eine Aufnahme wiedergegebene Alliario-Chaerophylletum temuli.
Die wärmebedürftigen und trockenheitsertragenden Saumgesellschaften der Klasse Trifolio-Geranietea im nördlichen Steigerwald (Nord-Bayern) werden beschrieben. Das Gebiet ist aus Tonen und Sandsteinen des Keupers aufgebaut und erreicht Höhen zwischen 270 und 450 m üNN. Wir können zwei Verbände (Geranion sanguinei und Trifolion medii) unterscheiden, deren typische Verbreitungsmuster von den verschiedenen klimatischen und edaphischen Bedingungen abhängen. Das Geranion (mit den Assoziationen Geranio-Peucedanetum und Geranio-Trifolietum) ist vor allem im klimatisch wärmeren Westen des Gebietes auf kalkreichen Böden konzentriert. Das stärker mesophile Trifolion ist nur schwach charakterisiert. Besonders im Osten finden wir weitverbreitet das Trifolio-Agrimonietum und seltener das Agrimonio-Vicietum cassubicae. Alle diese Säume stehen in Kontakt mit wärmeliebenden Gebüschgesellschaften (Berberidion). Die Verbreitung der unterschiedenen Saumgesellschaften wird auf zwei Karten, ihre floristische Zusammensetzung in einer synthetischen Übersichtstabelle gezeigt.
Für das "Schweinfurter Becken", eine flachwellige Keuperlandschaft mit subkontinentalem Klima, werden folgende Saumgesellschaften vegetationskundlich beschrieben: Geranio-Peucedanetum cervariae, Campanulo-Vicietum tenuifoliae, Geranio-Trifolietum alpestris, Melampyrum cristatum-Ges., Potentilla thuringiaca-Rosa gallica-Ges., Trifolio-Agrimonietum, Agrimonio-Vicietum cassubicae, Stachyo-Melampyretum nemorosi. Diese Origanetalia-Gesellschaften liegen in einer subkontinentalen Rasse vor. Reich an Azidophyten ist die Melampyrum pratense-Hieracium-Ges. Weiterhin wurden folgende Artemisietea-Gesellschaften nachgewiesen: Sonchus paluster-Ges., Convolvulo-Epilobietum hirsuti, Chaerophylletum bulbosi, Urtico-Aegopodietum, Chaerophylletum aurei, Alliario-Chaerophylletum temuli. Als kennzeichnende Lichtungsgesellschaft findet sich das Calamagrostio-Digitalietum grandiflorae.
Durch vergleichende vegetationskundliche Untersuchungen in den Jahren 1977/78 und 1989 sowie Dauerquadrat-Untersuchungen konnte belegt werden, dass 2 Indikatorarten: Antennaria dioica (L.) Gaertn. und Vaccinium vitis-idaea L. sehr viel rascher auf Düngungseinflüsse reagieren als die Phytocoenose (Festuco-Genistetum sagittalis).
Aktualistische Vergleiche der pflanzenverfügbaren N- und P-Gehalte im Oberboden belegen gering erhöhte Ammonium-Werte in Flächen, denen die beiden Arten inzwischen fehlen. Stärkere Rückgänge in Flächen mit Düngereinfluss zeigt auch Calluna vulgaris.
Schon bei geringen Intensitätssteigerungen der Rinderbeweidung wird Antennaria in dem dichter werdenden Rasen verdrängt, Vaccinium vitis-idaea stirbt bei Faeces-Einwirkung ab.
In Brachen verhalten sich beide Arten verschieden: Antennaria vermag sich in höherwüchsigen Brachen nicht zu halten; Vaccinium vitis-idaea zeigt auch in Brachen gute Vitalität.
Antennaria dioica hat in extensiv beweideten Flächen und in Brachen unterschiedliche Wuchsformen: an offenen Stellen bildet die Pflanze oberirdische plagiotrop wachsende Stolonen; es können sich hier pro Jahr und Altrosette bis zu 5 junge Rosetten bilden. In höherwüchsigen Brachen wachsen die Stolonen orthotrop und bilden einen Rosettenschopf, der bald sein Wachstum einstellt. Die Keimraten sind nach experimentellen Untersuchungen sehr gering; eine Samenbank wird nach allen bisherigen Befunden auch anderer Autoren nicht aufgebaut.
Floristische Änderungen in Brachen, die auf atmogene N-Immissionen zurückgeführt werden könnten, sind (noch) nicht festzustellen. Auch die Calluna-Populationen haben sich hier halten können, und die Standorte weisen in den Brache-Untersuchungsflächen keine Vergrasungserscheinungen auf.
Antennaria dioica und Vaccinium vitis-idaea eignen sich als Monitor-Organismen für N-Dünger-freie Bewirtschaftung.
Borstgrasrasen treten in Rheinland-Pfalz vor allem in den Höhenlagen der Mittelgebirge auf. Auf trockenen bis frischen Böden gehören die Bestände dem Violion caninae Schwick. 1944 an. Innerhalb des Verbandes zeigt sich ein starker Gradient in den Basengehalten. Das Juncetum squarrosi Nordh. 1923 besiedelt feuchte Böden. Unterschiedliche Ausbildungsformen im gemähten Grünland, Brachland und als Pioniergesellschaften auf Waldwegen werden beschrieben.
In den Allgäuer Alpen wurde 1978 ein Dauerquadrat in einem Kalk-Halbtrockenrasen (Carlino acaulis-Caricetum sempervirentis) angelegt. Die jährlich bis 1989 wiederholten Untersuchungen ergaben folgendes: Die Vegetation änderte sich von Jahr zu Jahr, hervorgerufen vor allem durch die zeitweilige Beweidung durch Rinder. Die Tiere verhinderten die Weiterentwicklung zum Buchenwald.