Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 1 (1981)
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In der weiteren Umgebung Göttingens wurden biologisch bewirtschaftete Äcker im Vergleich zu benachbarten konventionell bewirtschafteten Flächen pflanzensoziologisch und bodenkundlich unter Anwendung einfacher Feldmethoden untersucht. Die biologisch bewirtschafteten Hackfruchtäcker wurden dem Veronico-Fumarietum Tx. ap. Lohm. 1949, die Halmfruchtäcker dem Aphano-Matricarietum Tx. 1937 em. Pass. 1957 zugeordnet. Krumenfeuchte- und Staunässezeiger sind weit verbreitet und werden zur Abgrenzung von Varianten und Subvarianten benutzt. Die konventionell bewirtschafteten Flächen sind durch artenärmere Unkrautbestände gekennzeichnet, die als verarmte Gesellschaften den genannten Assoziationen angeschlossen oder als Fragment-Gesellschaften bezeichnet und den ihrer Artenzusammensetzung entsprechenden höheren systematischen Einheiten zugeordnet werden. Die mittlere Artenzahl der biologisch bewirtschafteten Halm- und Hackfrucht-Unkrautgesellschaften ist 30, die der konventionellen Hackfruchtkulturen 16 und die der konventionell bewirtschafteten Halmfrüchte 10. Dennoch ist die floristische Ähnlichkeit zwischen biologisch und konventionell bearbeiteten Flächen im Gesamtbild noch recht groß, was mit der lückenhaften Verbreitung vieler Unkräuter im konventionellen Bereich zusammenhängt. Von den mit Stetigkeiten II-V insgesamt vorhandenen Unkräutern gehen ca. 68% als Folge des Herbizideinsatzes auf den konventionell bewirtschafteten Flächen im Vergleich zu den biologischen stark bis völlig zurück, 26% verhalten sich unverändert und 6% nehmen unter konventioneller Bewirtschaftung zu. Zu letzteren gehören Lamium purpureum, Galium aparine, Apera spica-venti und Equisetum arvense. Die Widerstandsfähigkeit dieser Arten konnte durch Literaturvergleich auch für andere Gebiete Mitteleuropas bestätigt werden. Besonders empfindlich auf Herbizide reagieren Arten mit enger ökologischer Amplitude, wie Staunässe- und Krumenfeuchtezeiger sowie Differential- und Charakterarten der Assoziationen und Subassoziationen. Seltene Unkrautarten (z. B. Centaurea cyanus) finden sich in nennenswertem Maße nur noch im biologischen Bereich. Der Anteil mehrjähriger Unkräuter an der Gesamtartenzahl beträgt in biologisch bewirtschafteten Hackfrüchten ungefähr ein Drittel. In den konventionell bewirtschafteten Halmfruchtbeständen beträgt er nur 18%. Die mittlere Unkrautgesamtdeckung ist im biologischen Hackfruchtbereich zweimal, im Halmfruchtbereich drei- bis zehnmal so hoch wie in den konventionellen Vergleichsparzellen.
Im Jahre 1975 wurde (von G. Meyer) der Unkrautbestand der Kalkäcker bei Göttingen und im östlichen Meißnervorland aufgenommen. Zum Vergleich wurde der frühere Bestand soweit möglich nach der Literatur und Herbarbelegen rekonstruiert.
Während vor 1900 die Ackerunkrautflora um Göttingen mindestens so reich war wie im Meißnervorland, ist sie jetzt viel stärker verarmt. Von den 39 insgesamt untersuchten Arten (überwiegend typische Kalkacker-Unkräuter) sind heute im Göttinger Untersuchungsgebiet nur noch 16 anzutreffen, von denen nur eine (Euphorbia exigua) noch als häufig zu bezeichnen ist, während im Meißnervorland noch 25 Arten vorkommen und 4 davon häufig sind.
Die Ursachen für den Rückgang im allgemeinen und für die Unterschiede zwischen den beiden Gebieten werden diskutiert. Die Auflassung von Äckern auf flachgründigen Böden bei intensiverer Bewirtschaftung der restlichen ist als Grund für den besonders starken Rückgang um Göttingen anzusehen.