Das Relationspotential von Sprachen, Literaturen und Kulturen (Colloquium Helveticum ; 49.2020)
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Factualité et littérarité
(2020)
The paper engages with the works of Thomas Kling (1957-2005) and elaborates on the specific incorporation of history in Klings poetics. Kling was both known for his wild style of lyrical performance as well as for his vast knowledge of history. Kling aptly puts the style of his lectures in the tradition of the "histrion", the actor in ancient Rome. The paper argues that the connection of history and the theatricality of the histrion becomes fundamental to his poetics. History is for Kling a material that combines linguistic, cultural and literary references that need a performative elaboration. The paper traces this constellation of performativity and history within Klings early poems and essays. It then turns towards a reading of his poems "Manhattan Mundraum" and "Manhattan Mundraum Zwei". In these poems Kling intertwines the performative aspects of his poetics with an inquiry into the history that has shaped the island of Manhattan and the language of its "Mundraum".
The development of extended and multimedia narrative forms has changed our conception of reading. When we read or watch a text, we realize that surrounding elements are just as important as those placed at the center of our attention. Based on two case studies, a webdocumentary entitled "Prison Valley" and the concept of 'hyper reading' elaborated by N. Katherine Hayles, this article demonstrates how simultaneity turns out to be a determining parameter in the reception of non-linear narrative forms. By accentuating the spatial aspect of the page/screen, simultaneity crystallizes the two fundamental components of the contemporary, which are differentiation and contiguity, within the limits of the individual reading experience. What I call "simultaneous reading" becomes thus a laboratory to fully grasp the heterogenous nature of the contemporary, in both its subjective and its paradigmatic dimensions.
Der Umgang mit dem Übersetzen lebt traditionellerweise von einem Reflexionsdefizit, das sich weitgehend der Identifizierung mit zwei Grundpfeilern der abendländischen Kultur verdankt: der Schöpfungsgeschichte und der Auffassung von der Sprache als bloßem Medium bzw. Werkzeug. So bildet das Verhältnis zwischen Original und Übersetzung das theologisch bedingte Mann/Frau-Modell und dessen Wertvorstellungen nach. Konkretisiert wird diese ideologiekritische Diagnose am Beispiel des Diskurses von Ladmiral, der beide Richtungen akzentverschiebend radikalisiert und entsprechend positiv rezipiert wird. Anschließend wird der für das Übersetzen zentrale 'Treue'-Begriff kritisch überprüft und ein Alternativmodell entwickelt, das an zwei deutlich unterschiedlichen Kurzbeispielen erprobt wird. Im Schlussteil wird eine Definition der Übersetzeridentität herausgearbeitet, die auf theologisch-metaphysische Implikationen verzichtet und die Übersetzertätigkeit funktionsgerecht beschreiben soll.
Lors d'une migration, le passage d'une langue maternelle à une langue étrangère suscite plusieurs questionnements identitaires, culturels et politiques. Ceci d'autant plus si la situation linguistique est complexe dans le pays d'origine et dans le pays d'accueil. En l-'occurrence, dans son roman autobiographique "Die undankbare Fremde" (2012), Irena Brežná crée à partir de deux trames narratives alternantes un lieu de rencontre entre deux mondes différents. Elle donne une importance considérable à la langue qu'elle prend comme point de départ pour démontrer les différences culturelles et politiques entre l'ex-Tchécoslovaquie et la Suisse en même temps qu'elle remet en cause les crises identitaires qui peuvent résulter d'une migration ou d'une fuite. Le présent article a pour objectif de mettre en évidence les différentes fonctions attribuées à la langue dans un contexte plurilingue et de migration tout en argumentant qu'Irena Brežná invite, à travers la lecture de son roman critique, à une participation active dans la construction d'une société ouverte à l’immigration.
Elsa Triolet (1896-1970), geb. Ella Kagan, Ehefrau von Louis Aragon und Schwester von Lili Brik, war eine französische Schriftstellerin russischen Ursprungs. Ihr Werk "Roses à crédit" ("Rosen auf Kredit"), der erstes Band der Trilogie "L'âge de nylon" ("Das Nylon-Zeitalter"), schreibt sich in mehrere Gattungsformen ein. Der Verlag Gallimard bezeichnet das Werk im Untertitel der ersten Auflage von 1959 als Roman. Das für die 1994 erschienene Übersetzung ins Russische verantwortliche Verlagshaus Khorda bezeichnet ihn genauer als einen "Roman für Frauen". Mit Hilfe der von Ute Heidmann etablierten Methode des "differenzierenden Vergleichs" analysiert der vorliegende Beitrag die generischen und stilistischen Merkmale der russischen Märchen im Band "Roses à crédit". Dazu bediene ich mich seiner Übersetzung ins Russische ("Розы в кредит"), der Märchen Afanassjews, und A. Puschkins "Märchen vom Fischer und Fischlein" ("Сказка о рыбаке и рыбке"). Die vergleichende Analyse zeigt deutlich, sich das literarische Schreiben einer mehrsprachigen Autorin sich keineswegs auf eine einzige Sprache reduzieren lässt. In Elsa Triolets "Roses à crédit" lassen sich eindeutige Spuren der russischen Sprache in Form von stilistischen Merkmalen finden, die sich der Einschreibung in die Gattung der russischen Märchen verdanken.
In der Kritik geht das immer wiederkehrende Lob des rumänischen Schriftstellers Emil Cioran, wenn er auf Französisch schreibt, damit einher, dass seine rumänische Vergangenheit nicht berücksichtigt wird. Ein Teil der Kritik schafft dabei eine einsprachige Darstellung seiner Schriften. Wenn Cioran seine Schreibpraxis evoziert, etabliert er eine Rhetorik, deren Zweck es ist, an seinem Image zu arbeiten, um im französischen Literaturbereich Erfolg zu haben. Nachdem er sich mit einer faschistischen Bewegung in Rumänien beschäftigt hat, verbindet er ständig Sprache, Ideologie und Identität, um sich in Frankreich verändert und reuig zu zeigen. Dieser Artikel verteidigt somit die Betrachtung der gesamten mehrsprachigen literarischen Karriere von Cioran, wenn wir seine Arbeit so objektiv und vollständig wie möglich angehen wollen.