740 Zeichnung, angewandte Kunst
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Künstlerisches, schöpferisches Handeln hat vielfältige Dimensionen und kann unter verschiedensten Gesichtspunkten betrachtet und thematisiert werden. In der vorliegenden Arbeit richtet sich das Interesse insbesondere auf die Frage, welche Rolle und Funktion das künstlerische Gestalten – und hier speziell das Zeichnen und Malen – zum einen in der Diagnose und Therapie von psychisch auffälligen Kindern sowie zum anderen in der schulischen Sozialisation und Förderung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der kulturellen Bildung, der Kunstpädagogik und des Kunstunterrichts übernehmen kann.
Als eine der Pionierinnen der psychotherapeutischen Arbeit mit Kinderzeichnungen hat Sophie Morgenstern in den 1920iger Jahren als erste den besonderen Wert der Zeichnungen als Ausdrucksform des Unbewussten entdeckt und sie systematisch sowohl zu diagnostischen als auch zu kurativen Zwecken eingesetzt. An der Klinik Vaugirard in Paris ist Morgenstern ab 1925 bis zu ihrem Tod im Jahr 1940 als Leiterin des Klinik-Annexes für Kinderneuropsychiatrie in der Patronage Rollet tätig und dort verantwortlich für das Beobachtungszentrum und die psychoanalytische Ambulanz. Im Rahmen ihrer Arbeit mit den jungen Patientinnen und Patienten entwickelt sie auf der Grundlage der Freud’schen Psychoanalyse ihre besondere therapeutische Methode, bei der die Interpretation von Zeichnungen der psychotisch erkrankten Kinder im Mittelpunkt der Analyse und Behandlung steht. Eine Schlüsselrolle spielte in diesem Zusammenhang der Fall des kleinen Jacques,
bei dem Morgenstern einen kindlichen psychogenen Mutismus diagnostiziert: Infolge familiärer Konflikte ist der Junge bei seiner Einlieferung in die Patronage schon seit mehreren Monaten verstummt. Sein Fall stellt insofern eine besondere therapeutische Herausforderung dar, als das zu behandelnde Symptom seiner psychischen Probleme, nämlich der Mutismus, zugleich die Behandlung erschwert, denn diese ist in der Regel auf die verbale Kommunikation zwischen Therapeut und Patient angewiesen. Unter diesen erschwerten Behandlungsbedingungen entdeckt Sophie Morgenstern jedoch einen besonderen Ansatzpunkt: Jacques zeichnet gerne, und die Psychoanalytikerin erkennt schon bald das diagnostische und therapeutische Potenzial der von ihm angefertigten Zeichnungen und entwickelt eine Methode, um sie als Kommunikationsmedium zwischen Patient und Therapeutin zu nutzen. So gelingt es ihr über die Deutung der in diesen Zeichnungen auftauchenden Motive und der besonderen Charakteristika des Gezeichneten Aufschluss über die Zusammenhänge und Gründe für die psychischen Nöte des Kindes zu gewinnen.
Anhand von weiteren Fallbeschreibungen, basierend auf Morgensterns eigenen analytischen Aufzeichnungen, zeichnet die vorliegende Arbeit im Detail die kunstfertige empirische Vorgehensweise der Psychoanalytikerin nach: Als „Informant des Seelenlebens“ eröffnen die Zeichnungen ihr einen Zugang zum Unbewussten des Kindes, indem sie gemeinsam mit den kleinen Patient/innen die darin verborgenen symbolischen Bedeutungen herausarbeitet. Neben der Deutung von Träumen, Tagträumen, Fantasiegeschichten und Spielen kristallisiert sich so in der Arbeit Sophie Morgensterns die Kinderzeichnung als eine weitere Zugangsmöglichkeit zur Innen- und Fantasiewelt des Kindes heraus. Überdies wird deutlich, dass das Zeichnen als schöpferischer Akt von den Kindern auch aktiv für die Bewältigung ihrer psychischen Konflikte genutzt werden kann. Selbst wenn das Kind den Sinn seiner eigenen Zeichnungen nicht versteht und auch kein Interesse hat, diesen zu verraten, bietet das Zeichnen ihm eine Möglichkeit, seine zurückgedrängten Gefühle und seinen Kummer – in symbolisch verschlüsselter Form – nach außen zu bringen, ihnen Ausdruck und Gestalt zu geben. Indem das neurotische Kind im Akt des Zeichnens von seinem eigenen, zum Ausdruck drängenden Unbewussten gleichsam überlistet wird, verrät Kinderzeichnung für die psychoanalytische Diagnose und Therapie einerseites und der Förderung und Nutzung kreativer Aktivitäten im Schulunterreicht andererseits: Beide offenbaren das ausgleichende, heilende und entwicklungsfördernde Potenzial, welches im künstlerischen Ausdruck und dessen Reflexion liegt. Es ist auch ein Verdienst Sophie Morgensterns, dieses Potenzial in ihrer psychoanalytischen Arbeit mit ihren jungen Patient/innen sichtbar gemacht und praktisch umgesetzt zu haben.
Magnus Wieland untersucht in seinem Beitrag die Bedeutung von Hüten, die sich als motivischer und biographischer roter Faden durch die Kunst der Avantgarde ziehen. Vielsagend ist die etymologische Anspielung auf die 'Vor-Hüte' der Avantgarde, da sich anhand kopfloser oder fortfliegender Hüte die antibürgerliche Ästhetik der Avantgarde 'in nuce' skizzieren lässt.
Emmanuel Alloa stellt mit Alois Riegl einen Pionier des kunsthistorischen Umgangs mit materiellen Objekten - Textilien, Schmuck- und Gebrauchsgegenstände aus aller Welt - vor. Diese bedürfen, so die These, eines eigenen, anderen Modus der Rezeption, als ihn die Kunstgeschichte für ihre klassischen Gegenstände, vor allem Gemälde und Skulptur, entwickelt hat: eines haptischen Sehens. Alloa rekonstruiert diese komplexe, weil eben nicht einen Sinn durch einen anderen ersetzende, Näherungsweise und diskutiert sie vor dem Hintergrund der altmeisterlichen niederländischen Malerei.